Auf dieser Seite soll an die bedeutendsten Bürger-Ehrungen in Molmerswende erinnert werden. Charakterisiert werden sie durch die Jahreszahlen
1894 1903 1928 1965 1972 1973 1994 1997 Die Veranstaltung 1972 fand in Halle/Saale statt, deshalb die kursive Jahreszahl.
Allen, die
unterschiedliche Gesellschaftssysteme erlebt (oder erlitten) haben, ist es eine Selbstverständlichkeit, dass die Ehrungen ein und desselben Dichters sehr unterschiedlich ausfallen können. Es schmälert das Verdienst
des agilen Vorsitzenden des Dorfklubs in Molmerswende, Rudolf Rennecke, in keiner Weise, wenn wir aus dem Heftchen von Cäcilia Friedrich und Rudolf Rennecke aus dem Jahre 1989 zitieren:
"1969 führte der
Dorfclub, der am 3.2.1965 gegründet wurde, im Rahmen seiner jährlichen Dorffestspiele zum 175. Todestag des Dichters ein "Bürgerfest" mit einem großen historischen Umzug durch, bei dem 400 Mitwirkende
erforderlich waren. Mit Hilfe des Volkstheaters in Halberstadt wurden in 3 Gruppen und insgesamt 20 Bildern Leben und Werk des Dichters dargestellt. Die erste Gruppe zeigte Bilder aus dem Leben des Dichters:seine
Kinderjahre; als Schüler in Aschersleben und Halle; als Student der Theologie in Halle; mit seinen Freunden aus dem Hainbund in Göttingen; als Amtmann in Altengleichen; seine Helfer in Notlagen. Die zweite Gruppe
zeigte Münchhausen:im Kreise seiner Standesgenossen; als russischen Husarenkommandanten; den Ritt auf der Kanonenkugel; auf Entenjagd; bei der Begebenheit in Konstantinopel und beim Tauspaß in Rußland. Die dritte
Gruppe stellte die Enkel der Schatzgräber dar. Die Bilder verdeutlichen: Werktätige zur Zeit G. A. Bürgers; die herrschende Klasse; Bauern auf eigenem Boden; Streben nach Wohlstand; gemeinsame, erleichterte Arbeit
in Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften und Kooperationsgemeinschaften durch Einsatz der Technik im Komplex; Aufbau und Perspektiven; Der Wunsch der Schatzgräber geht in Erfüllung; Erholung
und Freizeit- gestaltung."
Sehr bemerkenswert, weil dadurch die Beteiligung der Dorfbevölkerung tatsächlich erreicht werden konnte, ist noch der folgende Eintrag in eben genanntem Heftchen:
"Einem Aufruf des Rates der Gemeinde und des Dorfklubs an die Schriftsteller, Bürgerballaden in Theaterstücke umzuschreiben, folgte der Schriftsteller Kurt Herbert Göttlich aus Bernburg mit dem Stück "Der
Bauer ist kein Adelsknecht". Es wurde mit ortseigenen Spielern unter der Regie von Arno Krüger uraufgeführt. Der Autor erhielt als erster den "Gottfried August Bürger Preis"."
Das Theaterstück ist noch im Museum vorhanden.
1894
“Gottfried August Bürger. Zu seinem hundertjährigen Todestage am 8.Juni 1894” ist der Titel eines in: Vom Fels zum Meer 2, S.309-314 erschienen Beitrages von Heinrich Pröhle. Hieraus
ein kurzer Ausschnitt
Danach hat es auch in Molmerswende eine Feier gegeben.
Hier der vollständige Beitrag
Die ausführlich dokumentierten Ehrungen ihres berühmtesten Sohnes begannen in Molmerswende mit einem Aufruf des Pastor Krahnert im Jahre 1894: Aufruf zur Errichtung eines Denkmals für den Dichter Gottfried August Bürger in Molmerswende bei Königerode im Harz.
Am 8. Juni des Jahres werden es hundert Jahre, daß der in Molmerswende geborene Dichter G.A.Bürger das Zeitliche segnete. Aus Pietät
gegen den unglücklichen aber talentvollen Dichter geht man hier mit der Absicht um, ihm ein, wenn auch bescheidenes Denkmal zu errichten.
Außer einigen Zuwendungen sind die Mittel zu gedachtem Zweck am Ort selbst durch kleine theatralische und Concert-Aufführungen
aufgebracht. Aber noch fehlt viel. An alle Verehrer des Dichters, deren sich gewiß auch unter den Mitgliedern des Harzclubs viele finden,
richte ich daher zugleich im Namen der Gemeinde Molmerswende die freundliche Bitte, uns zu dem geplanten Werke behilflich zu sein und ihr
Scherflein zu opfern. Beiträge, auch die kleinsten, nimmt der hiesige Schulze Carl Wiele, sowie auch der Unterzeichnete dankbar entgegen. A. Krahnert, Pastor
Vorsitzender des Harzclub-Zweigvereins Leinemühle-Pansfelde Harzer Monatshefte 5. Jahrgang 1894
1903
Die Einweihung des Bürgerdenkmals im Jahre 1903 ist im Museum gut dokumentiert, deshalb hier nur eine kurze Zusammenfassung:
Das 1903 eingeweihte Bürgerdenkmal in Molmerswende
1928
Die 25-Jahrfeier der Denkmalseinweihung 1928 wurde mit einem großen Programm begangen, das ebenfalls im Museum dokumentiert ist,
deshalb nur das Programm und ein Bild vom Festumzug durch den Ort.
Ein Teil des Festumzuges: "Der Kaiser und sein Abt" vor der Kirche
In dieser Zeitschrift erschien aus Anlaß der Bürger-Feiern ein Beitrag von Dr. Erich Ebstein:
“Worte, gesprochen an Bürgers Geburtshause in Molmerschwende am 29.Juli 1828”
1965
Die Überlegungen zur Einrichtung eines Bürgermuseums begannen im Herbst 1964. Mit der Gründung des Dorfclubs und der regelmäßigen
(jährlich!) Durchführung von Dorffestspielen begann eine Hochzeit der Kultur in Molmerswende. Unter heutigen Umständen (wir schreiben
das Jahr 2006) scheint das nicht wiederholbar zu sein. Im Rahmen des 1. Dorffestes fand auch eine Bürgerehrung statt. Auch in den
nächsten Jahren spielte bei allen diesen Festen der Dichter eine große Rolle (im Museum dokumentiert).
Einladung und Programm für 1965
Herr Dr. W.Friedrich (MLU Halle) bei seiner Festrede
Beim Umzug 1965
1972
Aus Anlass des 225. Geburtstages initiierte Herr Prof. Thomas Höhle (Halle/Saale) ein Konzert im Händelhaus Halle mit Vertonungen von
Gedichten Bürgers. Die Aufnahme dieses Konzertes wurde 2003 im Händelhaus restauriert und eine CD hergestellt. Da wir über keine
weiteren Unterlagen dieses Konzertes verfügen, geben wir hier nur das vollständige Programm wieder:
Die Künstler: Käthe Röschke, Mezzosopran
Dieter Streithoff, Klavier
R. Zumsteeg: Die Entführung J.F. Reichardt: Lenore
P. Cornelius: Der Entfernten “ Liebe ohne Heimat
“ Verlust CH.G. Neefe: Der Bauer an seinen durchlauchtigsten Tyrannen
L.V. Beethoven: Das Blümchen Wunderhold “ Mollys Abschied
“ Seufzer eines Ungeliebten und Gegenliebe R. Strauss: Muttertändelei
J.A.P. Schulz: Winterlied Liebeszauber
Herr Bacchus
Besonders zu beachten ist sicher die “Lenore” von Reichardt, zu der wir im Bürger-Archiv eine sehr interessante wissenschaftliche Arbeit von
Herrn Prof. Hartung aus Halle/Saale anbieten können. Sehr anrührend und melodisch sind die Vertonungen von J.A.P. Schulz - einfach
empfehlenswert. Besondere Hochachtung verdient natürlich der Vortrag von Käthe Röschke, die in einem Konzert (also ohne Möglichkeit von
Korrekturen im Studio) diese Lieder fast ohne Pause in bester Qualität gesungen hat.
1973
Aus Anlaß des 225. Geburtstages wurde eine Büste des Dichters aufgestellt.
Teil des Festprogrammes
Bürgerbüste des Künstlers Heinz Bebernis (Halle) vor dem Museum
1994
Aus Anlass des 200. Todestages des Dichters fanden in der Gemeinde Molmerswende zahlreiche Veranstaltungen statt. Der Freundeskreis
Kunst und Literatur Harz e.V. beschäftigte sich gemeinsam mit der Verwaltungsgemeinschaft und dem Landkreis Mansfelder Land schon seit
1992 mit der Idee einer Neugestaltung des Gottfried-August-Bürger- Museums, schließlich hatte er sich 1992 gegründet, um das bis 1990
rege Kulturleben in der Region zu erhalten und zu fördern. 1994, im Jahr des 200.Todestags Gottfried August Bürgers, sollte die
Neueinrichtung abgeschlossen sein. Mit finanziellen Mitteln des Landes Sachsen-Anhalt und des Landkreises gelang das Vorhaben. Am 30
.April1994 konnte das Literatur Museum in Bürgers Geburtshaus eingeweiht werden. Im Juni 1994 wurde eine Festwoche veranstaltet. Alle
ortsansässigen Vereine hatten sich an der Vorbereitung beteiligt. Der Freundeskreis Kunst und Literatur übernahm die Organisation.
Schon in den Jahren 1992 und 1993 fanden Veranstaltungen statt, die man als Einstimmung auf das "Bürgerjahr" verstehen kann, z.B.
Konzerte mit Musik aus der Bürgerzeit mit dem Händelfestspielorchester Halle, dem Barock- ensemble des Telemann-Kammerorchesters
Michaelstein, den Hallenser Madrigalisten u.a. Zum festlichen Auftakt der Feierlichkeiten wurde am 2. Januar das Opernintermezzo
"Pimpinone" von Georg Philipp Telemann mit Solisten der Komischen Oper Berlin aufgeführt. Die kulturellen Veranstaltungen erstreckten sich
über das ganze Jahr 1994. Es gab Konzerte zu erleben, Theateraufführungen, Buchlesungen und Buchpräsentationen. Am 8.Juni fand eine
Festsitzung statt und zum Abschluß der Festwoche ertönte die Feuerwerksmusik von Händel im Bürgergarten, die mit einem
Barockfeuerwerk ausklang. Am Historischen Markt im Stil der Bürgerzeit beteiligte sich fast das ganze Dorf. Silhouettenschneider hatten ihr
Zelt aufgebaut, alte bäuerliche Arbeiten vom Ziegenmelken und Buttern bis zum Dreschen auf alte Weise konnte man mitmachen oder
anschauen. Zinngießer, Glasbläser, Töpfer, Spanschachtel- malerinnen, Kostümschneiderinnen, eine Töpferin und die Kräuterfrau des
Klosters Michaelstein führten ihre Kunst vor und boten ihre Waren an. An der uralten Spritze der Freiwilligen Feuerwehr, die man in Aktion
erleben konnte, hatten alt und jung ihre Freude. Ein altes Karussell, ein Leierkastenmann, eine barocke Bläsergruppe und andere attraktive Darbietungen rundeten das historische Markttreiben ab.
Der Aufruf des Freundeskreises brachte Grafiken, Zeichnungen und Collagen vor allem zum Thema "Münchhausen". Die Ausstellung "Neues
zu Bürger I" entstand. Künstler aus ganz Deutschland und Dänemark beteiligten sich. Mit finanziellen Mitteln von Land, Kreis und der
Sparkasse Mansfelder Land war es möglich, 20 Grafiken und 5 Bücher für das Museum zu erwerben. Einige Künstler schenkten dem
Museum ihre Arbeiten. Die Ausstellung wurde außer im Bürgermuseum noch im Gleimhaus Halberstadt, in der Brauhausgalerie Hettstedt und
an anderen Orten gezeigt. Bis zum Ende des Jahres rundeten weitere Veranstaltungen, unter anderem ein Lügenwettbewerb das Bürgerjahr ab.
Programm, u.a. mit dem Eisleber Theater
Bei der Eröffnung des neu gestalteten Museums
Bilder vom historischen Markt
1997
Um die Feiern zum 250. Geburtstag des Dichters machte sich insbesondere der Freundeskreis Kunst und Literatur Harz e.V. unter Leitung
von Renate Koschitzki verdient. In den Jahren 1995 bis 1997 sammelte der Freundeskreis neue Bilder zu Bürger-Werken, dieses Mal zum Thema "Bürgers Liebeslyrik und
politische Dichtung". Zu Werken des Dichters mit diesen Inhalten hatte es bisher kaum Abbildungen gegeben. Wieder reichten Künstler aus
mehreren Ländern Europas ihre Werke ein. Die am Ende ausgewählten Arbeiten kamen aus ganz DeutschLand. Sammlung, Ausstellung und
Erwerb einiger Werke ermöglichten vor allem Fördermittel der Lotto-Toto GmbH und des Landes Sachsen-Anhalt. Im Dezember 1997 konnte
die Ausstellung "Neues zu Bürger II" präsentiert werden. Auch diese Exposition wanderte nach Halle, nach Hettstedt, ins Gleimhaus
Halberstadt und nach Weißenfels in die Schloßgalerie. Bis zum Ende des Jubiläumsjahres standen noch zahlreiche Veranstaltungen auf dem
Programm, u.a. die Präsentation des Buches "Bürgers Liebes- gedichte", Liederabende mit Vertonungen von Bürger-Balladen, die Ausstellung
"Silhouetten des 18. Jahrhunderts", Vorträge über Bürger und sein Werk und eine Darbietung der Sprechbühne der Universität Halle über des Dichters Leben und Wirken.
Ein hochkarätiges Konzert war Bestandteil der Feierlichkeiten. Vertonungen
von Bürgers Gedichten von namhaften Komponisten wurden geboten.
Veranstaltung in der Gottfried-August-Bürger-Bibliothek Hettstedt
Ein Resumee des Freundeskreises Kunst und Literatur über die Bürgerehrungen der Jahre 1994 und 1997, rechts der geistige Vater des Museums, Herr Prof. Th. Höhle (Halle), links Renate Koschitzki
vom Freundeskreis.
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