Zu den Silhouetten ist eine Anmerkung nötig. Teilweise wurden sie nach Bildern oder Stichen angefertigt. Üblicherweise war das aber eine Art Handwerk. Wir folgen hier Lichtenbergs äußere
Erscheinung - Eine kritische Ikonographie von Bernd Achenbach und Ulrich Joost, Wallstein Verlag Göttingen: Auch wenn es sich nur um ein Profil handelt, vermittelt die Silhouette dennoch ein
der Wirklichkeit entsprechendes Abbild des Dargestellten insofern, als sie damals nicht aus freier Hand gezeichnet oder ausgeschnitten wurde wie heute auf den Jahrmärkten. Der Silhouetteur verfertigte vielmehr mit einer
sogenannten Silhouettenmaschine zunächst den Umriß in Originalgröße, um ihn dann mit Hilfe eines Storchschnabels maßstabgetreu zu verkleinern. Lavater beschreibt einen solchen Apparat ("Physiognomische Fragmente" 2,
1776,92 f.): "Vorher noch nur Ein Wort von der besten Art Silhouetten zu ziehen.Die gewöhnliche ist mit vielen Unbequemlichkeiten begleitet. Die Personkann schwerlich stille genug sitzen -der Zeichner ist genöthigt,
seinen Platz zu verändern -er muß der Person so nahe aufs Gesicht kommen, daß eine Störung auf irgend einer Seite beynah' unausweichlich ist -und überhaupt ist der Zeichner in der unbequemsten Stellung -und die Zurüstung ist
weder allenthalben möglich -noch simpel genug. Ich befinde mich daher weit besser bey einer geflissentlich zu diesem Zwecke verfertigten Sesselrahme; wo der Schatten auf ein Postpapier, oder besser, ein zartgeöltes und wohl
getrocknetes Papier fällt; wo man den Kopf und den Rücken fest anlehnen kann; der Schatten fällt aufs Oelpapier, dieß liegt hinter dem reinen flachen Glase, mit einer gevierten Rahme festgedrückt, die vermittelst einiger
kleinen Schiebergen los und festgemacht werden kann. Der Zeichner sitzt hinter dem Glase auf einem an dem Sessel, der allenfalls zusammengelegt werden kann, festgemachten, dem Theile, auf welchem der zu zeichnende sitzt, das
Gegengewicht haltenden Sitze; hält sich mit der Linken an der Rahme, und zeichnet mit der Rechten mit einem scharfen Bleystift. Man kann das Glas, das in einer besondern Rahme festgemacht ist, höher und tiefer stellen, nach der
Höhe der Person. Mitten über das Glas ist ein schmales Stück Holz befestigt, in dessen Mitte ein kleines rundes Küssen an einem kurzen, etwa 1 Zoll langen, Stiehl steckt, woran sich der anlehnt, der sich zeichnen läßt."
Es erforderte also einige Vorbereitung und etwas Geschick.
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