|
Das Mädel, das ich meine
Zu Mollys Geburtstag, 24. August, gedichtet und am 22.Aug. 1776 an Goeckingk für den
Almanach gesandt:
“Ein Liedlein, meiner Schöne zu Ehren, an ihrem Geburtstage ganz leise gesungen. Meine Frau
würde mich bas kuranzen, wenn sie alles wüßte, was wir zwei und noch zwei wissen.
Damit kein Argwohn entstünde, so sollte wohl gut sein die Jahreszahl 1770 drauf zu setzen, wie
wohl auch das wieder bei andern Leuten Nachdenken erwecken würde, die wohl wissen, daß wir ao. 1770 solche Lieder noch nicht machen konnten.
Mach Ers, wie Er will!” 6
Bürgers Molly (Auguste Leonhart) Nach einem von ihr selbst 1781 gemalten Pastellbilde.
Die Gartenlaube 1884 Nr.1, S.12: Aus dem Lebens- und Leidensbuche eines Dichters. Von Adolf Strodtmann, 2. Molly
O was in tausend Liebespracht, Das Mädel, das ich meine, lacht! Nun sing, o Lied, und sag mir an! Wer hat das Wunder aufgetan: Daß so in tausend Liebespracht
Das Mädel, das ich meine, lacht? [...]
Die Hexe, die ich meine. In: Poetische Blumenlese Auf das Jahr 1779, Göttingen
Von Bürger gemeinsam mit Lichtenberg geschrieben, dazu Bürger am 22. Okt. 1778; “Zu der Parodie: Die Hexe die ich meine, hat
Lichtenberg blos die Idee und Grundlage hergegeben. Die ganze Ausführung bis auf ohngefähr 2 Strophen gehört mir.” [Bürgers
Gedichte in zwei Teilen, Zweiter Teil , Hrg. Consentius,Ernst, Berlin 1914, S.345 ]
O was in tausend Zauberpracht, Die Hexe, die ich meine, lacht! Nun sing, 0 Lied, und sag's der Welt:
Wer hat den Unfug angestellt; Daß so in tausend Zauberpracht Die Hexe, die ich meine, lacht?
der vollständige Text
Ausforderung an Bürger von K. E. S. In: Litteratur- und Theater-Zeitung, 11. September 1779
Ausforderung an Bürger.
Schöner, B ü r g e r ! reim ich ein, Süßer mag Dein Liebchen seyn: Schöner ? süßer ? - mag es doch ! Wär es zehnmal schöner noch:
Lieber, holder, als das Deine, Ist das Mädel, das ich meine. [...]
der vollständige Text
Das Mädel, das ich minne, von M-r. In: Blumenlese Auf das Jahr 1779, Göttingen. Später in Gedichte von Levin Adolf Moller,
Göttingen 1786
Das Mädel, das ich minne, Ist treu und from und schön; So ist's von Anbeginne Der Erde kaum geshn.
[...]
der vollständige Text
Eine Parodie auf ein Gedicht ´Der Jüngling, den ich liebe´ eines anderen Autors. Dazu Bürger an Dieterich (Brief vom 20. Juli 1780): ´Zu
dem holdseeligen Ziele, der Jüngling den ich liebe, das ich ja mit aufnehmen soll, weil es so sehr gefält, habe ich in der beliebten Manier
des Verfassers einige Zusätze gemacht, die Euch und allen Euren Mitkennern, denen alles geschissene gemalt heisset, nicht minder
gefallen werden:[...] Seht, passen der große Satler, der große Kanonier, der große Kürschner, der große Gärtner, der große Schäfer, der
große Beutler, der große Drechsler, nicht gar scharmant zu dem großen Färber, dem großen Juwelier, dem großen Lackirer,
Emaillemacher u.s.w. des beliebten und belobten Herrn Verfasser?...Zeigt doch die schönen Zusäze Lichtenbergen.” [Bürgers Gedichte
in zwei Teilen, Zweiter Teil , Hrg. Consentius,Ernst, Berlin 1914, S.248-249]
Carl Schüddekopf bringt diesen Brief Nachlese zu Bürger, Euphorion, Drittes Ergänzungsheft 1897. Allerdings druckt er das Gedicht
nicht, sondern bemerkt nur: [Hier folgen sieben sechszeilige Strophen einer geradezu unflätigen Parodie auf ein unbekanntes Lied "Der
Jüngling den ich liebe", das nicht im Musenalmanache steht und seinerseits wieder eine Nachahmung von Bürgers "Das Mädel, das ich meine" gewesen sein muß.]
Wer hat die Arsback ausgestopft, Die sich so prall' anfühlt und klopft? - Der große Satler hat's gethan, Der Pferdelenden polstern kan;
Der hat die Arsback ausgestopft, Die sich so prall' anfühlt und klopft.
der vollständige Text
Stoßseufzer bei der Heimkehr (1818.) von Adelbert von Chamisso [Titel in der Werkausgabe von 1870]
Als Brief an Hitzig "Aus England", Dienstag 16. Juni im Jahre 1842 veröffentlicht.
Wer gab mir jenen Carabus, *) Den Unalaschka nähren muß?
Der Doctor Eschholtz hats getan, Der Läus' und Wanzen geben kann. Der gab mir jenen Carabus,
Den Unalaschka nähren muß!
Wer gab auf Peru's reicher Flur Mir Achyrantes**) Unkraut nur? Der junge Kunth hat es gethan,
Der Palmen selbst austheilen! Der gab auf Peru's reicher Flur Mir Achyranthes Unkraut nur!
*) Insect. Carabus Chamissonis Schscholz in M. Sept. habit. Unalaschka. *) Pflanze. Chamissoa, Kunth in plantis aequinoctiallibuis. Humboldt. et Consort. Achyranthea species.
[Unalaschka = Insel im Südwesten von Alaska, die Chamisso als Wissenschaftler auf dem Schiff Rurik unter Kapitän Otto von Kotzebue besucht hat]
der vollständige Text
|
Der Bauer. An seinen Durchlauchtigen Tyrannen.
Wer bist du, Fürst, daß ohne Scheu Zerrollen mich dein Wagenrad, Zerschlagen darf dein Roß? [...]
Aus dem Lehrerblog von Herrn Rau vom 25.3.2009 mit freundlicher Erlaubnis: “Kann man viel mit machen: Politische Lyrik, Rollenlyrik; Kommunikationssituation, rhetorische
Fragen, Parallelismen in Auf- und Satzbau.Meine Schüler haben Parallelgedichte geschrieben: “Der Schüler an seinen durchlauchtigen Lehrer”. Zuerst sammelten die Schüler an der Tafel Kriterien, nach
denen man die Qualität der Parodien beurteilen kann, und suchten die wichtigsten heraus. Dann sagte ich ihnen, welche Kriterien für mich die wichtigsten sind. Und dann lasen einzelne Schüler ihre
Gedichte vor, und die waren alle so gut, dass ich gleich alle haben wollte und sie mir schicken ließ. Hier ein paar davon:”
Caroline:
Wer kannst du sein? Dass ohne Scheu
Zermalmen mich dein Blick aufs neu Zerquetschen mich deine Wissbegier?
Wer kannst du sein? Dass in mein Heft
Dein Freund, dein Rotstift, ungebremst Darf zerstreichen, zerstörn?
Wer kannst du sein? Dass durch die Tests
Durch sie mich Tag und Nacht treibst Nimmst mir meine Zeit? -
Das was du da zerstörst
Was dir egal so scheints mir manchmal Ist mein Leben!
Du musst nicht die Freiheit opfern
Statt schwimmen du musst nicht rechnen, malen, dichten Ich will wieder was du nimmst! -
Ha! Du bist Obrigkeit vom Staat!
Wohl eher von deiner selbst Der Staat ist nicht wie du, Tyrann!
Anna:
Wer bist du, Lehrer, dass ohne Scheu Erreichen mich dein Mahnungsbrief, Ereilen der Verweis?
Wer bist du, Lehrer, dass auf mein Blatt Dein Freund, der Rotstift, ungebläut Darf Punkt und Fehler mal’n?
Wer bist du, dass durch Frag’ und Wort Du meinen Tag bestimmen tust
So herrisch wie ein Fürst?-
Der Spaß, der schnell vorübergeht Bei Schulaufgaben, Exen Sollt ein Begleiter sein
Du Lehrer musst nicht Tag und Nacht In deinen Kopf viel Wissen füll’n Mein, mein ist dann dies Wissen!-
Ha! Du wärst schlauer noch als wir? Wir lernen noch – du auch?
|
Werner:
Wer bist du, Lehrer, dass ohne Scheu
zerschlagen mich dein Zeigestab verletzen mich der Schwamm
Wer bist du, Lehrer, dass in mein Heft
dein Freund der Rotstift ungebläut darf über Schrift und Zeichen streichen
Wer bist du, Lehrer, dass durch Tasche und Beutel
das Hurrah deiner Suche mich treibt entatmet wie im Sport
Du, Lehrer, hast nicht bei Ex und Test
hast nicht die Schulaufgabe durchgeschwitzt mein, mein sind die Noten
Ha! Du wärst Obrigkeit vom Staat
der Staat macht Gesetze, du unterdrückst du nicht vom Staat, Lehrer
Johanna:
Die Schülerin an ihren durchlauchtigsten Lehrer
Wer bist du, Herr, dass ohne Scheu Verstören mich dein laut Geschrei,
Ängstigt mich dein Zeigestab?
Wer bist du, Herr, dass nur ein Wort Aus deinem Mund mich zwingt zu tun
Jeglich schwere Übung auch?
Wer bist du, dass den ganzen Tag Von Früh bis Spät der Stoff mich quält,
die Leere meines Schädels stört?
Intelligent und klug sagst du So möchtest du wohl sein, jedoch So klug wie du bin auch ich!
Dein Wissen willst du teilen, doch – Auf diese Weise geht das nicht, es fehlt die Freude und der Witz!
Ha! Du willst guter Lehrer sein? Bist du nicht, denn man schläft ein! Du bringst nur Langeweile!
|
Bastian:
Wer bist du, Lehrer, dass ohne Scheu Zerrollen mich dein Wutgeschrei
Zerschlagen darf dein Stoff?
Wer bist du, Lehrer, dass in mein Kopf Dein Chef, dein Kollege ungestraft
Darf Wort und Formeln haun?
Wer bist du, dass, durch manches Fach Der Ruf deines Unterrichts mich treibt,
Entatmet wie ein Läufer? -
Das Wissen so dein Wort vertreibt, Was Chef, Kollege und du verbrauchst
Der Fleiß, du Lehrer, ist mein.
Du Lehrer hast nicht bei Nacht Hast nicht den Schultag durchschwitzt.
Mein, mein ist Fleiß und Lohn! -
Ha! du wärst Wissender? Wissender lehrt mich; du quälst!
Du nicht wissend, Tyrann!
|
|
|
|
Der Bruder Graurock und die Pilgerin Ein Pilgermädel, jung und schön,
Wallt auf ein Kloster zu. Sie zog das Glöcklein an dem Thor; Ein Bruder Graurock trat hervor,
Halbbarfuß ohne Schuh.
Sie sprach: “Gelobt sey Jesus Christ! - “ “In Ewigkeit!” sprach er. Gar wunderseltsam ihm geschah;
Und als er ihr ins Auge sah, Da schlug sein Herz noch mehr.
Die Pilgerinn mit leisem Ton, Voll holder Schüchternheit: “Ehrwürdiger, o meldet mir,
Weilt nicht mein Herzgeliebter hier In Klostereinsamkeit?”
...
Gedichte von Gottfried August Bürger. Zweyter Theil. Mit Kupfern.
Göttingen bey Johann Christian Dieterich 1789 Stich von Daniel Chodowiecki
Die Linzer-Nanni und der schöne Pepi. Parodie der Ballade: Der Bruder Graurock und die Pilgerin, Wien. 1837
Die Linzer-Nanni, jung und schön, Geht schnell der Herberg zu; Sie zog die Glocke an dem Thor, Im Schlafrock Einer trat hervor,
Pantoffeln statt der Schuh.
der vollständige Text
Der Graurock und die Pilgerin in memoriam Gottfried August Bürger von Carl Georg von Maassen. In: Diotimas Blumenkörbchen 1919
I. Des Nachts am Kirchturm rechts und links,
Die Fahne knarrt, das eitle Dings, Bald rechts, bald links - bald rechts, bald links.
der vollständige Text
|
Der große Mann
Es ist ein Ding, das mich verdreußt, Wenn Schwindel oder Schmeichelgeist Gemeines Maaß für großes preist.
Du, Geist der Wahrheit, sag' es an:
Wer ist, wer ist ein großer Mann? Der Ruhmverschwendung Acht und Bann! [...]
Glossen-Kranz von August Grebe. In: Frankfurter Konversationsblatt, 7. Juli 1843
Es ist ein Ding, das mich verdreußt,
Das tief mich kränkt und zürnen macht, - Die nied're Sucht, die groß das heißt, Was Edelsinn als klein verlacht, Die, was ein Mächtiger gelobt, Nicht minder rühmt, und nichts erprobt!
Der vollständige Text
|
Der kluge Held
Tags vor der Schlacht gerät ein junger Held In allerlei bedenkliche Bewegung;
Nimmt dies und das in ernste Überlegung Und bringt heraus: Dein bißchen Löhnungsgeld Und Lumpenruhm, mein guter König, Reizt wahrlich unsereinen wenig, Daß er dafür im Mordgemetzel fällt!
[...]
Der kluge Held von Bürger ouder des Kernounefieber von Christian Heinrich Gilardone. In: Parodiee, Gedichtches und prousaische Uffsätz,
Speyer 1832
De Tag vor der Betallche kriegt der Schmuhl Uff ahnmoul ganz entsetzlick Moure, Sein Bisselche Curasch geiht ganz kepoure
[...]
der vollständige Text (S. 120)
|
Der Raubgraf ...
Wohl manchem wässerte der Mund, Doch mancher ward geprellt. Denn, Herr, Gott sey bey uns! Ein Hund
Bewacht das schöne Geld. Ein schwarzer Hund, die Zähne bloß, Mit Feueraugen, tellergroß !
Nur immer alle sieben Jahr´ Läßt sich ein Flämmchen sehn. Dann mag ein Bock, kohlschwarz von Haar,
Die Hebung wohl bestehn. Um zwölf Uhr in Walpurgis Nacht, Wird der dem Unhold dargebracht.
...
Ursteindruck von Franz Kolbrand G. A. Bürger Balladen
München 1920. Herausgegeben und mit einem Nachwort von Erich Ebstein
Der Graf von Bärentatzentunke und die Ysebrücker Hexe (Berlinisch.) In: Museum komischer Vorträge, Band II, Berlin.
Hg. F. E. Moll. Erstdruck: Die Humoristen in der Westentasche, Bändchen 11 bei B. S. Berendsohn in Hamburg
Zitiert in Die Bayerische Landbötin 2. November 1847, S. 1087: Die Humoristen in der Westentasche, 11. Bändchen:
Der Ritter Graf von Bären-Tatzen-Tunka und die Bannernickerhexe, (Parodie von Bürgers "Raubgraf", im Berliner
Volksdialekt). [...]
Ein Graf besaß das Rittergut Alt-Bärentatzentunke Und war bei schwerem Jeld und Jut Een rechter Erzhalunke, Er röberte noch döller schier,
Als wie Kartusch und Käsebier, Und wat er moppsen konnte - prums! Det schmiß er jleich in seinen Bums.
Der vollständige Text
Das kleine Hexchen und die modernen Walzer.
In: Ein zwölfter Beitrag zur heiteren Deklamation in gesellschaftlichen Zirkeln, Wien. Im Verlag bei Franz Wimmer. 1840
Es liegt nicht weit von hier ein Land,
Da reist' ich einst hindurch, Am Weg auf hohem Felsen stand, Vor Alters eine Burg. Die alten Rudera davon Wies mir der Schwager Postillon.
Der vollständige Text
|
Der Kaiser und der Abt.
Ich will euch erzählen ein Märchen, gar schnurrig: Es war mal ein Kaiser; der Kaiser war kurrig;
Auch war mal ein Abt, ein gar stattlicher Herr; Nur schade! sein Schäfer war klüger, als er. [...]
Die Zeichensprache von W.....m.In: Neue Flora, 7. Februar 1835
Ihr kennt Bürgers Mährchen vom Abt aus St. Gallen? So laßt Euch ein Seitenstück dazu gefallen; Ihr seht daraus, wie der Gelehrsamkeit Wahn,
Hochweise oft irr' führt auf ebenster Bahn.
der vollständige Text
Der Chozef und der Row. Jüdische Parodie des Gedichtes der Kaiser und der Abt von G. A. Bürger. Travestirt für unsere Leut.
von Reb Schamsche Zoreles Leipzig 1846
Der Chozef1) und der Row2)!
Iach wer thün enck messapere3) e gor groiße Schmüe4): Emol wor N'Oischer5); der hot gehand'lt mit Twüe6), Es wor ach e Row, mit e sehr groißen Bort: Nur hot er! Vorn Schammes7) nischt klären8) getort9).
1) Arroganter Mensch. 2) Rabbiner, 3) Erzählen. 4) Mährchen. 5) Reicher. 6) Frucht. 7) Schuldiener. 8) Philosophiren. 9) Dürfen.
der vollständige Text
Aber von Carl Friedrich Hartmann. In: Alsatische Saitenklänge. 1848.
“Der Mann, der das Wenn und das Aber erdacht Hat sicher aus Häckerling Gold schon gemacht” Bürger. [Strophe 30 aus der Kaiser und der Abt]
Wer das A b e r hat erfunden, Ward im Widerspruch erzeugt; Hat des Wirkens Trieb gebunden, Manchen Freudengott verscheucht.
Der vollständige Text
Ein Mährchen. In: Kladderadatsch 28. August. Berlin 1859
Ich will euch erzählen ein Mährchen gar schnurrig, Es war ´mal ein Kaiser, der Kaiser war kurrig: Ein fliegendes Blättlein das ärgerte ihn,
Und doch las er's jedes Mal wann es erschien.
Es kochte dabei ihm das Blut in der Ader. Was hilft mir - so rief er - mein Kriegesgeschwader?
Was hilft mir mein Pulver, was hilft mir mein Blei, Mein Ruhm, mein Triumph und das Vivatgeschrei?
Der vollständige Text
Der Kaiser und der Abt (Frei nach Bürger). In: Humorist, Wien 5. März 1860
"Und kann ich die italienische Frage nicht lösen, So bist Du zum Längsten hier König gewesen: So laß Ich Dich führen, auf einem Esel durch's Land,
Verkehrt, statt des Zügels, den Schwanz in der Hand."
Eine traurige Geschichte. In: Wiener Funken, 4. Mai 1870 (Frei nach Bürger.)
Die neue freie Presse
Macht Skandal jetzt und Excesse. Sie wüthet und sie schmäht, Weil sie nicht mehr am Brett, Weil sie nicht hoch zu Rosse Vorreiten kann dem Trosse, Weil man, was sie jetzt sagt,
Gar anzuzweifeln wagt. Weil officiös sie nimmer Ihrem Haupte fehlt der Schimmer, Mit dem sie cokettirt Und nebstbei - profitirt. Das sind zwar große Plagen,
Doch wären sie zu tragen, Wenn der geheime Fond, o weh, Nicht pfutsch wär' für die holde Fee. Das ist die schauderhafte Mähr' Woraus sich ziehen läßt die Lehr':
"Bist Du auch wie ein Leintuch groß, Setz niemals Dich aufs große Roß, Sonst kannst Du reiten per Esel durch's Land Verkehrt statt des Zaumes den Schweif in Hand."
Eine alte Historia. In: Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 15.1910
(Frei nach Bürger „Der Kaiser und der Abt")
Es war 'mal ein Kurfürst. Der Kurfürst war schnippig. Es war 'mal 'n Triarier. Der Triarier war üppig.
Drum dachte der Kurfürst beim vollen Pokal: Den dicken Triarier, den kauf' ich mir mal.
der vollständige Text
Der Pächter von Cadinen. In: Illustrierte Unterhaltungs-Beilage des Wahren Jacob, 1913
Es war mal ein Kaiser, der Kaiser war heiter. Es war mal ein Pächter, der fiel von der Leiter. Der Kaiser, der tat es der Welt zu wissen, Er habe den Pächter hinausgeschmissen.
der vollständige Text
Der Müller und der Bischof von Barthélémy Imbert. In: Die gepuderte Muse. Französische Verserzählungen des Rokoko, Berlin 1922
Zur Zeit, da noch der Wert des Wissens unbekannt, Ward ein Prälat, der offenbar Der Günstling einer sehr verehrten Dame war, In Frankreich ziemlich viel genannt.
Mit schwülstiger Beredsamkeit War ihn zu rühmen sie beflissen Und pries besonders weit und breit Ihn als ein Phaenomen an Wissen.
der vollständige Text
Das Märchen von der Dnjepr-Flotte. In: Oberdonau-Zeitung, 1. März 1944. S. 2
"Ich will Euch erzählen ein Märchen gar schnurrig ..." So lustig wie weiland der alte Gottfried August Bürger muß man schon beginnen,
wenn man die kuriose Geschichte von der Dnjepr-Flotte berichten will, die das schwedische Blatt "Aftontidningen" seinen Lesern
aufzutischen wagt. Im Jahre 1941 hätten die Bolschewisten beim Vormarsch der Deutschen die Dnjepr-Flotte tief im Strome versenkt.
Selbstverständlich hätten die dummen Deutschen die lieben Schifflein all die Jahre der Besetzung hindurch nicht gefunden. So gut hatten
die braven Bolschewisten, denen die ganze Sympathie dieses schwedischen Blattes gehört, sie versteckt. Kaum aber waren die
Bolschewisten am Dnjepr angelangt, da begann man die Flotte zu heben, und jetzt, wenige Monate später, arbeite man schon fieberhaft
an der Instandsetzung. Tüchtige Leute müssen das sein! Und noch tüchtigere Schiffe, die nach drei Jahren Lagerung am Grunde des
Flusses sich so leicht wiederherstellen lassen. Aber gewissen schwedischen Blättern ist eben kein Märchen zu albern und kindisch -
wenn es für die Bolschewisten vorteilhaft klingt, setzen sie es ihren Lesern vor. Für soviel Aufmerksamkeit muß man sich bedanken -
wahrscheinlich war also das der Grund, warum die Moskowiter kürzlich ohne jede Vorwarnung nachts Bomben auf das hell erleuchtete Stockholm geworfen haben. Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft.
|
Der wilde Jäger
...
Ein schwefelgelber Wetterschein umzieht hierauf des Waldes Laub, Angst rieselt ihm durch Mark und Bein.
Ihm wird so schwül, so dumpf, so taub! Entgegen weht ihm kaltes Grausen, Dem Nacken folgt Gewittersausen.
Das Grausen weht, das Wetter saust, Und aus der Erd´ empor, hu hu! Fährt eine schwarze Riesenfaust;
Sie spannt sich auf, sie krallt sich zu, Hui! Will sie ihn beim Wirbel packen, Hui! Steht das Angesicht im Nacken.
...
Bürgers Ballade Der wilde Jäger gezeichnet von Joseph Führich, radiert von Anton Gareis. 1827
Die blonde Sepherl und die schwarze Baberl.
In: Ein Beitrag zur heiteren Deklamation, Im Verlage bei Franz Wimmer, Ein elfter Beitrag zur heitern Deklamation. Wien 1834 - 1839
Der Franzel hat ein Ambo g´macht, Zecht d`raussen jetzt im Lerchenfeld, Heut gibt er nicht auf´s Sparen acht, Denn leicht erworben war das Geld,
Noch will er - kann nicht grad mehr stehen, Ins Branntweinhaus auf Währing gehen.
der vollständige faksimilierte Text mit Original
Mirth, with thee I mean to live von Anonym. In: The Port Folio, Vol. III, Philadelphia, 1807.
Edward Ziegler Davis schreibt in seinem Translations of German Poetry von 1905:
“On the other hand there were unsympathetic writers who ridiculed the Germans and their literature. The Monthly Magazine published a letter entitled Literary Industry of the Germans, which decried their
pedantic scholarship in unprofitable directions. This attack is also expressed in the form of parodies, of
which the following were found: [...] Parody on Bürger's Earl Walter (1807) [...].”
Parody. Mirth, with thee I mean to live.
Earl Walter kicks the waiter's rump, Down stairs! down stairs! halloo, halloo!
They sally forth, they wheel, they jump, And fast the scampering watch pursue.
der vollständige Text
|
Des Pfarrers Tochter von Taubenhain
...
“Lieb Närrchen, ich halte dir´s, wie ich´s gemeint: Mein Liebchen sollst immerdar bleiben.
Und wenn dir mein wackerer Jäger gefällt, so lass´ ich´s mir kosten ein gutes Stück Geld. Dann können wirs ferner noch treiben.”
”Daß Gott dich! - du schändlicher, bübischer Mann! - Daß Gott dich zur Hölle verdamme! -
Entehr´ ich als Gattin dein adliges Blut, Warum dann, o Bösewicht, war ich einst gut Für deine unehrliche Flamme? -”
...
Gedichte von Gottfried August Bürger. Zweyter Theil. Mit Kupfern.
Göttingen bey Johann Christian Dieterich 1789 Stich von J.H. Meil
Das Schicksal des Junkers von Falkenstein. Eine Ballade nach Bürger*. In: Blüten Anhaltischer Muse. Erste Sammlung. 1792.
(Sammlung Helmut Scherer) *) Verzeihung erwarte ich von diesem verehrten Dichter, daß ich dagegen sündigte, wovor er in der Vorrede zu seinen Gedichten warnte
. Ueberdem Strafe genug für mich, daß ich mich eben hierinn so oft getroffen finde! Anm. d. Verf.
Im Schlosse der Junker von Falkenstein geht´s irre bei Nacht auf dem Walle; da haußt ein schwarzer zottiger Bär. und wüthet mit funkelnden Augen umher;
da peitscht es die Pferde im Stalle.
der vollständige Text.
Der Junker von Falkenstein, als Seitenstück zu Bürgers Pfarrers Tochter zu Taubenhain von Gotthold Friedrich Stäudlin. Angekündigt im Journal für Fabrik, Manufaktur Handlung und Mode
, Leipzig 1796 Ob dieses Werk vollendet, begonnen oder nur geplant war, ist nicht bekannt.
Junker Rudolf von Falkenstein von Johann Ernst Daniel Bornschein [d. i. Johann Jakob Brückner] 1799
Von Bornschein wurden viele weitere Ausgaben vertrieben, z. B. Des Pfarrers Tochter zu Taubenheim eine wahre Geschichte nach Bürgers Ballade neu bearbeitet Eisenberg und Leipz 1801
Dort drüben am Hügel von Falkensteins Schloß, Gings voll auf bey Nacht und bey Tage; Da trieb es der Junker gar stattlich und hehr
Und dachte des armen Rosettchen nicht mehr, Fortschwelgend beym Freudengelage. [...]
der vollständige Text aus einem Druck von 1810
Die schöne Advocaten-Tochter zu Wacholderleben : ein Seitenstück zur Pfarrers-Tochter zu Taubenhayn von Gottlieb Bertrant
[d. i. Georg Carl Ludwig Schöpfer] Nordhausen 1829 216 S
Kein Digitalisat verfügbar
Leben, Thaten und Liebschaften des Rittmeisters von Strabaloff. Ein Gegenstück zur schönen Advocaten-Tochter zu
Wacholderleben und zur Pfarrers-Tochter zu Taubenhayn von Gottlieb Bertrant
der vollständige Text
Des Pfarrers Tochter in Taubenhayn. Volkssage nach Bürgers Ballade dargestellt von Dr. Ew. Dietrich. Zweite Auflage, Meißen 1834
Kein Digitalisat vorhanden
Des Pachters Tochter von Schöpfenhain. Von Eginhardt.
In: Z. Funck [d.i. Carl Friedrich Kunz], Das Buch deutscher Parodieen und Travestieen, Zweiter Cyclus, Erlangen 1841
Im Holzstall des Pachters von Schöpfenhain Da spukt es allmählich um Zwölfe, Da flüstert und stöhnt´s so ängstlich; Da zerret, da reistet und sträubet es sich,
Wie Schöpfe sich gegen die Wölfe.
der vollständige faksimilierte Text
Die Pfarrose, Trauerspiel in fünf Aufzügen von Otto Ludwig. 1846
In Anselm Salzers Illustrierten Geschichte der Deutschen Literatur von 1912 wird die Verbindung von Bürger zu Otto Ludwig gezogen:
"Auf seinem eigensten Gebiete zeigt sich der Dichter zuerst in der Pfarrose (1847), der dramatisierten und modernisierten Geschichte der
Pfarrerstochter zu Taubenhain, zu der Bürgers Ballade die Anregung bot. Hier haben wir bei noch leise fortdauernder Abhängigkeit von
der Ifflandschen und Tieckschen Darstellung der dörflichen Welt teilweise schon die Sicherheit der realistischen Menschengestaltung, die Ludwig auszeichnet."
der vollständige Text
Im Grafenschlosse von Emanuel Geibel. In: Gedichte von Emanuel Geibel, Nijmegen 1846
Karl Ludwig Leimbach schreibt in seinem "Emanuel Geibels Leben, Werke und Bedeutung für das deutsche Volk" von 1894 zu Im Grafenschlosse: Der Inhalt ist ein Gegenstück zu der Bürgerschen allbekannten Schauerballade „Des Pfarrers Tochter von Taubenheim"
Sie waren alle in den Forst hinaus, Den Hirsch mit Büchs' und Messer zu erlegen; Ich sass allein im alten Grafenhaus Und harrt' im Saal der Jägerschaar entgegen.
Ein fahles Spätroth floss gedämpften Lichts Auf Wänd' und Hausrath durch die engen Scheiben; Rings Todtenstill' umher! Ich hörte nichts, Als vorn im Hof den Zugwind in den Eiben.
der vollständige Text
Die Rose von Taubenheim. In: Kladderadatsch, 7. April 1850
Personen: Junker von Falkenstein, Abonnent der Kreuzzeitung.
Der Pfarrer von Taubenheim, Patriot, mit der Aussicht auf eine Seminardirektorstelle in Berlin. Rosette, seine Tochter, leichtgläubiges Mädchen aus dem vorigen Jahrhundert. Ein Plätzchen wo kein Gras wächst, das vom Regen und Thau nicht naß wird und daher bei jetziger Witterung ein geehrtes Publikum
um gütigen Zuspruch bittet.
Zeit der Handlung: Um 1750
der vollständige Text
Die Pfarrers-Tochter von Taubenheim. Volksdrama in 5 Abtheilungen, nach Bürger's Ballade und Schiller's "Kindsmörderin" frei
bearbeitet von Ferdinand Fränkel 1853
Des Pfarrers Tochter von Taubenhayn. Nach Bürgers Ballade bearbeitet von Wilhelm Schröter, Leipzig 1862.
kein Digitalisat verfügbar
Des Pfarrers Tochter von Taubenheim. Angeblich ein Volkslied - tatsächlich eine Bearbeitung von Bürgers Gedicht durch Eva
Padberg. In: Des Knaben Wunderhorn, Zweiter Band 1808
Da drunten auf der Wiesen Da ist ein kleiner Platz, Da thät ein Wasser fließen, Da wächst kein grünes Gras. [...]
der vollständige Text
Des Pfarrers Tochter von Streladorf, ein modernes Gegenstück zu Bürgers Des Pfarrers Tochten von Taubenhain von Max Dreyer 1909
kein Digitalisat verfügbar - Rezension in der Allgemeine Zeitung 2.10.1909
|
Des Schäfers Liebeswerbung. Für Herrn Voß vor seiner Hochzeit gesungen.
Komm, biß mein Liebchen, biß mein Weib! Und fodre Lust und Zeitvertreib, So oft und viel dein Herz begehrt,
Und Garten, Flur, und Hain gewährt.
Bald wollen wir von freien Höhn Rund um die Herden weiden sehn, Und sehn der Lämmer Fröhlichkeit,
Und junger Stiere Hörnerstreit;
Bald hören, durch den Birkenhain, Das Tutti froher Vögelein, Und, an des Bächleins Murmelfall,
Das Solo einer Nachtigall.
Bald rudern auf bekränztem Kahn, Den See hinab, den See hinan; Bald Fischchen angeln aus der Flut,
Bald locken junge Vögelbrut; [...]
Gedichte von Gottfried August Bürger. Zweyter Theil. Mit Kupfern. Göttingen bey Johann Christian Dieterich 1789.
Antwort der Schäferin auf des Schäfers Liebeswerbung. Von Johann Michael Hamann. In: Blätter des Gefühls und der Erinnerung,
Königsberg 1799
Blieb' alles jung auf dieser Welt, Spräch' jeder Schäfer unverstellt; Dann gnügte mir dein Zeitvertreib, Ich zöge mit und wär' dein Weib.
Der vollständige Text
Antwort auf des Schäfers Liebeswerbung (S. Bürgers Gedichte I.Thl. S. 235. Ausg. v. K. Reinhard.)
Nach dem Engländischen. In: Karl Philipp Conz, Gedichte. 1806.
Laß Lenz und Liebe nicht vergehn, Und jeden Schäferschwur bestehn; Dann locket mich dein Zeitvertreib, Dann zieh´ich mit, und bin dein Weib.
Der vollständige Text
|
Die beiden Liebenden
Ein Andrer werb' um Ehr' und Gold Ich werb' um Liebe bey Selinden. Mich kann allein ihr süßer Sold An allgetreue Dienste binden.
Das Glück läßt manchen Ehrenmann In seinem Dienst umsonst verderben. Allein bei treuer Liebe kann Der Hirt auch sichern Sold erwerben
[...]
Jeremiade eines Ehemannes. In: Görner, Karl August: Der lustige Deklamator. Eine Sammlung komischer
Vorträge in Versen und Prosa mit Originalbeiträgen von C. A. Görner. 4 Teile in einem Band. Altona, Verlagsbureau, ohne Jahr (1850).
Ein And'rer sing' von Lieb' und Glück!
Ich sing' von meinem Ungemache. Verdüstert ward mein freier Blick, Verzweiflung nur ist's, wenn ich lache. Das Glück läßt manchem Ehemann Auf seinem Pfad nur Rosen finden,
Doch was ich fand, das wahrlich kann Zu frohem Dank mich nicht verbinden.
Der vollständige Text
|
Die Entführung oder Ritter Karl von Eichenhorst und Fräulein Gertrude von Hochburg ...
Ach! Trudchen, wie voll Angst und Noth! Sah hoch die Säbel schwingen.
Hell funkelten im Morgenroth Die Damascener Klingen. Von Kling und Klang, von Ach und Krach,
Ward rund umher das Echo wach. Von ihrer Fersen Stampfen Begann der Grund zu dampfen.
Wie Wetter schlug des Liebsten Schwert Den Ungeschliffnen nieder. Gertrudens Held blieb unversehrt,
Und Plump erstand nicht wieder. - Nun weh, o weh ! Erbarm´es Gott ! Kam fürchterlich, Galopp und Trott,
Als Karl kaum ausgestritten, Der Nachtrab angeritten. -
...
Gedichte von Gottfried August Bürger. Zweyter Theil. Mit Kupfern. Göttingen bey Johann Christian Dieterich 1789
Stich von Daniel Chodowiecki
Berthold der Student von Ludwig Bechstein [über eine öffentliche Aufführung der Entführung durch Jenaer Studenten]. Halle 1850
“Das Stück spielte auf offener Straße; es war betitelt: Ritter Carl von Eichenhorst. Ein Trompetenstoß gab das Zeichen zum Anfang.
Aus dem Fenster eines Hauses neben Scheibens Apotheke legte sich, einen Papphelm auf dem Kopf, der Student W. W. und zitirte mit Stentorstimme Bürgers Strophe:
´Knapp sattle mit mein Dänenroß, Daß ich mir Ruh erreite! Es wird mir hier zu eng im Schloß,
Ich will, ich muß ins Weite!´ Sogleich kam aus dem nahen Mühlgäßchen der Student M. von etwas untersetzter Statur in einem Bauernwams, mit kurzen Lederhosen,
blauen Strümpfen und Schuhen auf einem magern Philisterklepper, ein ächter deutscher Sancho Pana, hervor geritten, und führte eine edle Rosinante am Zaum.
[...]
der vollständige Text
Die Entführung auf dem Zeiselwagen oder der Harfenist und der Bierwirth. In: Ein Beitrag zur heiteren Deklamation, Im Verlage bei
Franz Wimmer, Ein zehnter Beitrag zur heitern Deklamation. Wien 1838
“Ich spiel die Harfe heut nicht mehr, Und lehne sie bey Seite - Gebt noch ein Stutzen Bier mir her, Und dann geh ich ins Weite” -
Sprach ein berühmter Harfenist, Wie in Hernals nicht Jeder ist - Den Wenzel schiens zu plagen Kaum konnt´ ers mehr ertragen.”
der vollständige faksimilierte Text mit Original
Die Entführung oder Schneider Valentin Quend und Jungfer Rebecke Schach. Von Eginhardt.
In: Das Buch deutscher Parodieen und Travestieen, Zweiter Cyclus. Erlangen 1841
“Math´s, gib mir die Pantoffeln her, Kannst auch die Mütze holen; Es wird um´s Herz mir angst und schwer, Mir brennen meine Sohlen !” -
So rief der Schneider Quend in Hast, Voll Angst schier torkelnd, sonder Rast, Und ließ die Seufzer schallen, Als fühlt´er Satans Krallen.
der vollständige Text
Traurige Folgen. In: Fliegende Blätter Band LXXII Nro. 1821 München S. 198, 1822.
größeres Bild
Sentimentale Jurisprudenz. Das geliehene Pferd. In: Fliegende Blätter Nro. 983, 1864
"Freund, sattle mir Dein Dänenroß,
Daß ich mir Ruh' erreite, Mir ist verhaßt der Menschentroß, Ich such' das Einsam-Weite, Beim ersten Frührot laß' mich fort, Zur Nacht bin ich zurück am Ort!"
Der vollständige Text
Nachruf über die Festvorstellung "Oberon". In: Magdeburgische Zeitung, 18.10.1853
Knapp, sattle mir den Pegasus, daß ich mir Ruh erreite! Denn Oberon hat mir Verdruß gebracht statt Lust und Freude. - Es war ein wahres Gaudium die Art zu divertiren
Das Magdeburger Publicum nach dürftigem Probiren. - Der ganzen Direction ging's wie der Deutschen Flotte: Sie glich, zu ihres Meisters Hohn, ach! einer blauen Grotte,
Und während die Fatime krank und Oberon die Hosen Verlor, Herr Kretschy hüpft und sprang wie Peter untern Rosen. - Das Ganze - ach! zu matt und arm. - Es läßt sich schwer beschreiben
Ja, ja ich werde wahrlich warm, drum laß' ich's lieber bleiben - Und rathe der Direction in Wiederholungsfällen, Zu ihrem eig'nen Ruhm und Lohn, mehr Proben zu bestellen.
Die Verführing, onder der Lieferant Affroumche Speyer unn dem Benquier Itzig Mannem sein Schickselche von Christian
Heinrich Gilardone. In: Parodiee, Gedichtches und prousaische Uffsätz, Speyer 1832
"Nu Salmche, sattel mich de Gaul, Uff Mannem muß ich 'nunter, Wenn ich dehahm hock, bin ich faul -
Unn is es denn e Wunder? - [...]
der vollständige Text (S. 30)
Gmunden. (Zur liberalen Vereinsversammlung in Goisern.) In: Linzer Volksblatt 13.3.1877
Gmunden. (Zur liberalen VereinsVersammlung in Golfern.) „Knapp' sattle mir mein Dänenroß, zu eng' ist'S mir in diesem Schloß,
ich will und muß ins Weite!" Von ähnlichen Gefühlen wie der Held in Wielands Ballade mögen die Koryphäen des Gmundner liberalen Vereines, Herr Abpurg und Herr
Lindner, schon eine geraume Zeit beängstiget worden sein, bis sie endlich den kühnen Entschluß faßten, einen Ritt - wenn auch ohne Knapp' und Dänenroß - ins Weite, d. h. nach Goisern zu machen.
Congreß-Gedanken. In: Neue Freie Presse 13.10.1881
Wir glaubten, sie würden nur in Reimen girren oder wenigstens den Collegen zurufen: „Knapp', sattle mir mein Musenroß!" Die
poetischen Damen sprachen aber sehr vernünftig, sehr witzig von ihren Verlegern, von 500 Mark, von 1000 Mark, von Vorschuß und allem Erdenstaube, der an den wallenden Gewändern der Musen hängt..
|
Die Kuh ...
Frau Magdalis weint´auf ihr letztes Stück Brot. Sie konnt´es vor Kummer nicht essen.
Ach, Witwen bekümmert oft grössere Noth, Als glückliche Menschen ermessen.
“Wie tief ich auf immer geschlagen nun bin! Was hab´ich, bist du erst verzehrt?”
Denn, Jammer ! ihr Eins und ihr Alles war hin, Die Kuh, die bisher sie ernähret. -
...
Ursteindruck von Franz Kolbrand G. A. Bürger Balladen München 1920
Herausgegeben und mit einem Nachwort von Erich Ebstein
Der Schuldner. Von Eginhardt. In: Z. Funck [d.i. Carl Friedrich Kunz], Das Buch deutscher Parodieen und Travestieen, Zweiter
Cyclus, Erlangen 1841
Den letzten Kreuzer wohl hin und her Schob Veit mit verzweifelnden Klagen. Ach, Manche bekümmern die Schulden wohl mehr Als andere Leute sich sagen.
der vollständige Text
|
Die Weiber von Weinsberg ...
“Die Weiber sollten Abzug han, Mit ihren besten Schätzen, Was übrig bliebe, wollte man Zerhauen und zerfetzen.”
Mit der Capitulation Schleicht die Gesandschaft trüb´ davon.
Drauf, als der Morgen bricht hervor, Gebt Achtung! Was geschiehet? Es öffnet sich das nächste Thor,
Und jedes Weibchen ziehet, Mit ihrem Männchen schwer im Sack, So wahr ich lebe! Huckepack.-
Manch Hofschranz suchte zwar sofort Das Kniffchen zu vereiteln; Doch Konrad sprach: “Ein Kaiserwort
Soll man nicht dreh´n noch deuteln. Ha bravo! rief er, bravo so! Meint´unsre Frau es auch nur so!”.
...
Gedichte von Gottfried August Bürger. Zweyter Theil. Mit Kupfern.
Göttingen bey Johann Christian Dieterich 1789 Stich von Daniel Chodowiecki
Bürger´s Weiber von Weinsberg, im modernsten Geschmack hexametrisirt und stylisirt, mit classischer Sedulität emendirt und
castigirt, durch zahl- und lehrreiche kritische Glossen locupletirt und illustrirt, und zum Nutzen und Frommen angehender
Musenpfleglinge publicirt und promulgirt von den Scholiasten der Strigeliade von J.F. Ratschky, Wien 1799
Saget mir an, wo Weinsberg liegt, das Städtlein, (3.) das wackre ! (4.) Vormals hausten darin der frommen und züchtigen Hausfraun
(Also verkündigt der Ruf) (5.) und der Mägdelein viele. Gelüstet´s Je mich nach einer Gespons, so kies´ich sie traun ! mir aus Weinsberg.
der vollständige faksimilierte Text mit Original
Diese Parodie bedarf einer Erläuterung, wir folgen der Besprechung des Werkes [ Neue allgemeine deutsche Bibliothek. 1793-1806. 1800
, 51.Bd.,2.St. , S. 316 - 319] “Die Absicht dieses launichten Produktes weiß Rec. nicht besser anzugeben, als mit den Worten des Verfassers in der ersten Note seines
angehängten Kommentars: “Jeder nur einigermaßen aufmerksame Beobachter der neuesten schönen Literatur muß wahrgenommen
haben, daß die Metrik der alten Griechen und Römer die Reimschmiedekunst unserer barbarischen Voreltern, besonders seit einem
Jahrzehend, auf deutschen Grund und Boden beynahe gänzlich verdrängt hat. Inspirirt von einer rühmlichen Homeromanie, haben einige
vaterländische Lieblingsjünger des göttlichen Föbos Apollon das Geschäft der Germanisierung des Hexameters und der Organisirung der
Statuten der Grammatik nach den jeweiligen Bedürfnissen der Prosodie so glücklich betrieben, ut sibi nemo speret idem. Indessen ist es
doch immer zu bedaueren, daß durch diese plötzliche Revolution manche beliebte Produkte unsrer bisherigen Anhänger des Reimzwangs
, denen man, wie z.B. Hagedornen, Wielanden, Uzen, u.a.m. einiges poetisches Verdienst nicht abzusprechen vermag, für die leselustige
Coátaneität und Posterität auf immer verloren seyn sollen. Um nun dieses, so viel an mir ist, zu hindern, folge ich dem, mir in einer
genialischen Stunde von dem Dämon des guten Geschmacks geoffenbarten, Berufe, den gesammten verlegenen Reimwaarenvorrath
unsrer klassischen Musenpriester dem Geiste des Zeitalters gemäß umzuarbeiten.” - Zur Probe wird hier nun solch eine Umgestaltung
der bekannten Bürgerschen Ballade geliefert. Es ist damit besonders auf Nachbildung der Manier und Sprachbehandlung in der
Vossischen Uebersetzung Homers, und in Göthe´s Herrman und Dorothee, abgesehen! Unter andern wird die in beyden Gedichten häufig
vorkommende Stellung des Adjektivs hinter dem Substantiv zum öftern parodiirt, die, wie in einer Note gesagt wird, bey dem, der dieses
Wagestück zuerst unternahm, einen nicht geringen Heldenmuth voraussetzte,...”
Zu den im Text eingefügten (x) gibt Ratschky im Anhang umfangreiche Erläuterungen, wovon nur eine (unvollständig) als Beispiel angefügt werden soll:
(3.) In den altdeutschen Diminutiven Städtlein, Mägdlein, Weiblein, Männlein u.s.f. liegt meines Bedünkens eine so liebenswürdige
Treuherzigkeit, und sie haben einen so ganz eigenen Wohllaut für mein Ohr, daß ich sie den der sächsischen Mundart abgeborgten,
durch die Sylbe c h e n gebildeten Verkleinerungswörtchen allenthalben vorziehe. Diese meine Vorliebe rechtfertigt unter andern die berühmte Altonaer Übersetzung der Ilias,.....
Parodie der Weiber von Weinsberg von August von Kotzebue. Der Text konnte noch nicht ermittelt werden, jedoch schreibt von
Kotzebue in seiner Selbstbiographie von 1811: “[S. 37] Es kam nähmlich ein Seiltänzer nach Weimar, der seine schöne, herkulische
Gestalt durch die mannigfaltigsten Biegungen seines Körpers, in das vortheilhafteste Licht zu setzen wußte. Die Verleumdung streuete
aus, er habe - um dem Chevalier Boufflers einen Ausdruck abzuborgen - das Herz mancher Dame gewonnen, und mir kam dabey die
lustige Idee in den Sinn, Bürgers Lied: die Weiber von Weinsberg zu parodiren. Ich muß bekennen, daß ich noch heute, nach sechzehn
Jahren, diese Parodie für eines meiner witzigsten Produkte halte; aber um so mehr zog es mir den gerechten Haß der Damen zu.”
Das Werk konnte noch nicht ausfindig gemacht werden.
Die Weiber von Winsperg (1831) von Adelbert von Chamisso
Der erste Hohenstaufen, der König Konrad lag Mit Heeresmacht vor Winsperg seit manchem langen Tag; Der Welfe war geschlagen, noch wehrte sich das Nest,
Die unverzagten Städter, die hielten es noch fest.
der vollständige Text
Die Ische vun Weinsbargk
von Christian Heinrich Gilardone in Parodiee, Gedichtches unn prousaische Uffsätz', Zweites Bändchen, Speyer 1834
Wer waaß, wu Moukem Weinsbargk liegt? - Nu, waaß es Kaaner, Leute,? - Aß Aaner nergends Aane kriegt ; - Süll er uff Weinsbargk reite:
Dort wouhnt é feiner, noubler Schlag, - Das hoert´ ich all mein Liebestag. -
der vollständige Text
Das Prädikat, oder Weiberlist über Alles. In: Ein zwölfter Beitrag zur heiteren Deklamation in gesellschaftlichen Zirkeln, Wien. Im
Verlag bei Franz Wimmer. 1840
Erzählen hörte ich einmahl, Von einem wackern Städtchen, An Schönheit hat man dort die Wahl
Von Weiberchen und Mädchen. Und daß sie superklug und fein, Soll die Erzählung Zeuge seyn.
der vollständige Text
D´Wjwer von Weinsberg von Carl Friedrich Hartmann. In: Alsatische Saitenklänge. 1848.
O saaue merr wo Weinsberg lejt? Wer isch schunn dort gewese? Brav müen dort d´Wibslydd sinn unn g´scheit,
Nooch dem was ich gelese! Kummt mir emol´s Hyrothe-n-yn, So reis´ ich, werzina, dort nyn.
der vollständige Text
De Weiwer von Weinsbärch von: Lene Voigt. In: Säk’sche Balladen Band 1, ca. 1930
Dr Gaiser Gonrad hatte Wut
Uffs Städtchen Weinsbärch sähre: «Wänn sich das nich ergäm mir dut, Da gibts 'ne Mordsaffäre !» So ließr dorch sein Häröld blasen Nach Weinsbärch nein in alle Schtraßen.
der vollständige Text
Zur Landtagswahl in Wien am 5. November.
In: Welt-Neuigkeits-Blatt, Wien 9. November 1902
Zur Landtagswahl in Wien am 5. November
Die Wiener »Weiber von Weinsberg"
Frei nach Gottfried August Bürger. -- Von Schartenmeier.
Wer sagt mir, wo Wiens City liegt? Soll sein ein wackres Städtchen, Soll haben, fromm und klug gewiegt,
Viel Weiberchen und Mädchen. Kommt mir einmal das Freien ein, So werd’ ich eins von dort nur frei’n.
Einsmals Lueger Karol war
Dem guten Städtlein böse Und rückt’ heran mit Kriegesschaar Und Reisigengetöse; Den Liberalen galt sein Zug, Den Sozi und dem Judentrug.
»Hinaus mit Euch aus dem Landthing!« Ließ er da austrompeten, — »Vom Kärntner- bis zum Schottenring Soll’s aus sein mit den Nöthen!
D'rum gebe Jeder seine Stimm' Den Meinigen, sonst wird es schlimm!«
Drob’, als er den Avis also Hinaustrompeten lassen, Gab’s lautes Zetermordio
Zuhaus und auf den Gassen, Besonders in der innern Stadt Da war gar theuer guter Rath.
Es schrie'n ob weh die Juden all’, Die Kohn und die Merores,
Zu hoch wird uns der Christenwall, Wir gehn wir geh’n kapores! - Doch wenn’s Mathä’ am Letzten ist, So rettet oft noch Weiberlist.
Es fanden sich im Rottach’-Saal Zusamm’ die schönen Seelen, Zum Präses thaten sie zumal Die Daisy M i n o r wählen, Und Frau Marie L a n g sodann
Gibt einen klugen Einfall an.
Als kluges Weibchen hat sie doch Den Bürger einst gelesen Und weiß, wie’s einst —- sie weiß es noch —
Zu Weinsberg ist gewesen. »W i r t r a g’n z u r W a h l i n F r a c k u n d K l a c k
D i e M ä n n e r a l l e H u c k e p a c k!«
So sprach Frau Lang: Das Bild von Schwind, Das unser Blatt heut zieret, Hat vor den Augen ihr geschwind
Sich ganz modernisiret. Allheil! und: Bravo! riefen sie - So ward das Bild zur Parodie.
Und Parodie, das ist es auch In Wirklichkeit geblieben;
D e r F r a u e n b u n d nach altem Brauch Hat still zur Wahl getrieben. Die Judenweiber blieben z’haus: Mit Weinsberg-Spielen war es aus.
Der vollständige Beitrag
|
Frau Schnips
Ein Märlein halb lustig, halb ernsthaft, samt angehängter Apologie
Frau Schnipsen hatte Korn im Stroh, Und hielt sich weidlich lecker; Sie lebt' in dulci jubilo, Und keine war euch kecker.
[...]
Frau Surpf von Carl Friedrich Hartmann. In: Alsatische Saitenklänge. 1848.
Mit Stroßburrjer Cräyon getreu abkaltiert uff d´F r a u S c h n i p s in G. A. Bürgers Gedichte.
D´Frau Surpf, by iehrer sechste Tass´ Unn nooch em achte Wecke, Macht plötzli de koriose G´spaß
Unn thuet sich langs hienstrecke.
der vollständige Text
|
Herr Bacchus
Herr Bacchus ist ein braver Mann, Das kann ich euch versichern; Mehr, als Apoll, der Leiermann, Mit seinen Notenbüchern.
Des Armen ganzer Reichtum ist
Der Klingklang seiner Leier, Von der er prahlet, wie ihr wißt, Sie sei entsetzlich teuer. [...] Fürwahr! sie ließen nicht mit Müh
Zur kleinsten Gunst sich zwingen, Und ungerufen würden sie Uns in die Arme springen.
Parodie auf Herrn Bürgers Lied: Herr Bacchus ist usw. von E. In: Taschenbuch für Dichter und Dichterfreunde, Erste Abtheilung, Leipzig 1774
Apollo ist ein braver Mann, Und würdiger zu preisen Als Bacchus, der betrunkene Mann, Das will ich euch beweisen.
der vollständige Text
Bachus Vereinigung mit Apoll, ein Mittelstück zwischen H. Bürgers und H. Blumauers Liedern.
In: Blüten Anhaltischer Muse. Erste Sammlung. 1792 (Sammlung Helmut Scherer)
Herr Bachus sey ein braver Mann, doch Herr Apoll nicht minder! denn Beiden bin ich zugethan, auch sind ja Beide Kinder.
der vollständige Text.
Bacchus von Gottfried August Bürger. In: Gottfried August Bürger's Gedichte, Erster Theil, Göttingen 1796
Hoch, drei Mahl höher als Apoll, Soll Vater Bacchus leben! Zehn Berge, dicht von Lorbern voll, Gilt Einer mir voll Reben.
der vollständige Text
nach Blumauer. Gegenstück zu Bürgers Lied: Herr Bachus ist ein braver Mann. In: Aloy's Blumauer's sämmtliche Werke, Vierter
Band, Wien 1809
Herr Bachus ist ein schlechter Mann, Ein schmutz´ger grober Bengel, Und Herr Apoll, der Leyermann, Ist gegen ihn ein Engel.
der vollständige Text
Lob des Bacchus. Zur Weinlese. von Johann Gottlieb Seume. In: Tisch- und Trinklieder der Deutschen, Erster Theil, Wien 1811
Herr Bacchus ist der beste Mann Zu einem Schutzpatrone; Wir nehmen ihn zum Heil'gen an: Bringt her die Epheukrone.
der vollständige Text
Herr Bachus. (Gegenstück zu Bürger's bekanntem Liede.) von Ernst Woldemar. In: Der Sammler, 10. Juni 1824, Wien
Herr Bachus ist ein armer Wicht, Das mög´t ihr sicher glauben, Dem sie, bei hellen Tageslicht, Jetzt Nas´auf Nase schrauben.
der vollständige Text
Frau Venus. Parodie auf Bürgers Lied: Herr Bachus ist ein braver Mann von v. X. In: Didaskalia, 27. August 1825
Frau Venus ist ein braves Weib, (Das kann ich klar beweisen.) Mehr als Minerva, die den Leib Bedeckt mit Stahl und Eisen.
der vollständige Text
|
Hummel-Lied
Die Buben sind den Hummeln gleich: Ihr Mägdlein mögt euch hüten! Sie schwärmen durch des Lenzes Reich, Um Blumen und um Blüten.
Sie irren her, sie schwirren hin, Mit Sehnen und mit Stöhnen, Und können ihren Leckersinn Des Honigs nicht entwöhnen. [...]
Parodie von Bürger's "Hummel-Lied". von - k. In: Der Gesellschafter, 12. April 1826
Die Kritiker sind Hummeln gleich. Ihr Dichter mögt euch hüthen ! Sie schwärmen durch Apollo´s Reich, Vernichten Blum und Blüthen.
Sie irren und sie schwirren hin, Mit Wähnen und mit Höhnen, Und wollen ihren kecken Sinn Zur Freiheit schnell gewöhnen.
der vollständige Text
|
Lenardo und Blandine
...
“Lenardo, du Armer! Blandine, mein Kind! - O heiliger Himmel! Verzeih´ mir die Sünd`!
Verklaget nicht mich auch vor Gottes Gericht! Ich bin ja - bin Vater ! - Verklaget mich nicht!” -
So weinte der König, so reut` ihn zu spat, Schwer reut´ ihn die himmellanschreyende That.
D`rauf wurde bereitet ein silberner Sarg, Worein er die Leichen der Liebenden barg.
Ursteindruck von Franz Kolbrand G. A. Bürger Balladen München 1920
Herausgegeben und mit einem Nachwort von Erich Ebstein
Lenardo und Blandine. Ein Melodram. von Joseph Franz von Götz, Zweyte verbesserte Auflage, München 1779 [...]
In dem Geleite ähnlicher Ideen fielen mir Bürgers Seelen Ergiessungen mit dem ganzen Reiz der Neuheit plötzlich auf, ich weidete mich
recht nach Küntler Art an ihren manichfaltigen kraftvollen Bildern.
der vollständige Text
Versuch einer zalreichen Folge leidenschaftlicher Entwürfe für empfindsame Kunst- und Schauspiel-Freunde von Joseph
Franz von Götz. Augsburg, 1783
die vollständige Serie von Kupferstichen
Leonhardtel und Blondinel. Parodie (von Bürgers Leonard und Blandine) mit Ges. in 1 Akt. Musik von Franz Joseph Volkert. Aufgef.
Wien, Th. in der Leopoldstadt 19. Jan. 1819 (Wien ThZtg 1819, S. 52; Sammler 1819, S. 40).
Text nicht verfügbar
Ludwiga von Caroline Lessing. In: Schlesischer Musen-Almanach 1829. (Sammlung Helmut Scherer)
Als Held in der Schlacht, und als Edler im Land War Hugo, der stattliche Ritter, bekannt. Viel Narben verschönten sein stolzes Gesicht,
Hoch glüthen die Wangen für Ehre und Pflicht.
der vollständige Text.
Der Hausknecht und die Wäscherin, oder Leonhartl und Gatschinka. Wien 1832 (ein Geschenk von Herrn Heinrich Tuitje (Göttingen)
Gatschinka sah her, Leonhartl sah hin, Mit Augen, erleuchtet vom zärtlichsten Sinn, Sie, d´niedlichste Wäsch´rinn am Alserbach,
Er, Hausknecht, gab Keinem an Schönheit was nach.
der vollständige faksimilierte Text mit Original
|
Liebeszauber
...
Schelmenauge, Schelmenmund, Sieh’ mich an und thu mirs kund; He! Warum bist du die Meine,
Du allein und anders keine? Sieh’ mich an und thu mirs kund, Schelmenauge, Schelmenmund!
Sinnig forsch ich auf und ab; Was so ganz dir hin mich gab? Ha! Durch nichts mich so zu zwingen,
Geht nicht zu mit rechten Dingen. Zaubermädel auf und ab, Sprich, wo ist dein Zauberstab?
...
Gedichte von Gottfried August Bürger. Erster Theil. Mit Kupfern.
Göttingen bey Johann Christian Dieterich 1789 Stich von Daniel Chodowiecki
Magentyranney. Von Eginhardt. In: Z. Funck [d.i. Carl Friedrich Kunz], Das Buch deutscher Parodieen und Travestieen, Zweiter
Cyclus, Erlangen 1841
Magen, höre auf mein Wort! Fahr´nicht stets zu plagen fort! Magen, merke was ich sage, Gieb Bescheid auf meine Frage! Holla, höre auf meinn Wort!
Fahr´nicht stets zu bellen fort!
der vollständige faksimilierte Text
|
Macbeth. Schauspiel in fünf Aufzügen. Vierter Aufzug.
Erste Hexe Dreimal hat der Kater miaut.
Zweite. Dreimal schrie das Leichhuhn laut!
Dritte. Dreimal hat der Frosch geköckert, und der schwarze Bock gemeckert,
Urian ruft: ´s ist Zeit jetzunder!
Erste. Trippelt, trappelt, Tritt und Trott rund um unsern Zauberpott!
Werft hinein den Hexenplunder.
Erst den Kellerlorck, der tief Mondenlang im Winkel schlief,
und von Gift geschwollen quappelt: hussa! wie er zuckt und zappelt!
Schmiert! Schmiert! Schmiert!
Von Friedrich Heinrich Bothe. In: Parodien, gesammelt und herausgegeben von Karl Müchler. 1820 . (Sammlung Helmut Scherer)
Erste Hexe. Dreimal hat´s im Morgen miaut.
Zweite. Dreimal boll´s vom Abend laut.
Dritte. Dreimal ist gebrüllt aus Norden, dreimal Weh geheulet worden. Urian ruft: “´s ist Zeit jezunder!”
Erste. Trippelt, trappelt, Tritt und Trott um den Hexenmusenpott! Werft hinein den Zauberplunder!
Erst das Hirn von Lohenstein, Neukirchs Finger dann hinein! Wasser drauf, auch ohne Flammen,
kocht´s in heiße Flut zusammen.
der vollständige Text.
Die Kunst Falkische Taschenbücher zu machen. In: Berlinisches Archiv der Zeit und ihres Geschmacks. Berlin
1800
Freie Parodie von der ersten Scene vierten Akts von Macbeth, nach Bürger und Eschenburg.
Viel Monden sind vom Jahr vergangen, Noch ist das Buch nicht angefangen, - meint ´s ist Zeit jetzunder.
Laß dir nun schnell die Bücher kommen, Sonst ist dir aller Witz entnommen, Und bald muß fertig sein der Plunder.
der vollständige Text.
|
Männerkeuschheit
Wem Wollust nie den Nacken bog Und der Gesundheit Mark entsog, Dem steht ein stolzes Wort wohl an, Das Heldenwort: Ich bin ein Mann!
[...]
Kastraten und Männer. In: Schiller, Friedrich Sämtliche Werke in 10 Bänden, Berliner Ausgabe Band 1, Gedichte, bearbeitet
von Jochen Golz, S.98-102, Aufbau-Verlag Berlin 1980
Überarbeitet und verkürzt um die Strophen 9, 18 und 22-27 fand das Gedicht unter dem Titel “Männerwürde” im Zweiten Teil der Schillerschen Gedichtsammlung (II/2,S.
171-176) Aufnahme
Ich bin ein Mann! – wer ist es mehr? Wers sagen kann, der springe Frei unter Gottes Sonn einher Und hüpfe hoch und singe!
der vollständige Text
Dei Wörde det Manns. In: Dei Wörde det Manns, Im Jahr Christi 1793 sassisch verposselt, nach Bürgers Männerkeuschheit [1812]
Wem Wollust nie den Nakken bog, Nich der Gesundheet Mark entsog; Nur Geist dei Wundersenne strafft, Nich brunftet Bull- un Bären-Kraft;
der vollständige faksimilierte Text
die Transkrition des Vorwortes
|
Mollys Wert
Ach, könnt' ich Molly kaufen Für Gold und Edelstein, Mir sollten große Haufen Für sie wie Kiesel sein.
Man rühmt wol viel vom Golde, Was ich nicht läugnen kann; Doch ohne sie, die Holde, Wie hätt' ich Lust daran? [...]
Eine besondere Kostbarkeit stellt eine Parodie von Johann Wolfgang von Goethe dar, über deren Entstehung Carl Schüddekopf13 in seinem Beitrag “Ein Goethisches Lied” berichtet: Der Musiker Carl Melchior Jacob Moltke spielte am Klavier Goethe seine Vertonung von Bürgers Gedicht “Mollys Wert” vor. Daraufhin notierte Goethe “eigenhändig mit lateinischen Buchstaben geschrieben [...], auf einem Quartbogen blaugrünen Conceptpapiers (mit dem Wasserzeichen C&I HONIG)...”
Was sagt hierauf das liebenswürdge Mädchen? Was sagt sie ? Was sagt sie ?
So singst du übertrieben, Wie mancher übertrieb; Doch nimmt das wahre Lieben
mit wenigem vorlieb. Wer will sich denn verbinden Wer nicht dem Glück vertraut Das andre wird sich finden. Gesetzt ! ich wär die Braut.
Von allen jenen Gütern
Ist freylich gar nichts dein; Drum singe den Gemüthern Nicht eingebildte Pein. Dass ich mich gar nicht scheue Diess schwör ich Angesichts. Nur immer Lieb und Treue
Und weiter braucht es nichts.
W d 18 Febr Goethe
1814
|
Münchhausen
Jäger-Latein, oder des berühmten Freiherrn v. Münchhausen [...]. Poetisch bearbeitet im Versmas von Blumauer's travestierter Aeneis
von Christian Heinrich Gilardone, 1839
Vorwort an die hochungeneigten Herren Rezensenten.
Weil mir die Sache selbst Vergnügen machte, Hab' ich in eigner Art sie ausgeführt;
Darum ihr Herren, sachte, sachte, - Nicht gar zu haarscharf rezensiert; Verschüttet nicht mein Kindlein sammt dem Bade, Ihr lieben Herr'n, - ich fleh' um Gnade.
[...]
Der vollständige Text
Münchhausen. In: Fliegende Blätter Nro. 994, 1864
Münchhausen redivivus. In: Kladderadatsch, 23. Juni 1918. Zweites Beiblatt.
|
Neue weltliche hochdeutsche Reime... auch: Prinzessin Europa ...
Die niedliche Gestalt, Die schlanken zarten Glieder Besah er auf und nieder.
Ihr Alter er gar bald Recht kunstverständig schätzte, Und es auf Sechszehn setzte.
Zum Blumenlesen war Ihr Röckchen aufgehoben. Das Perspectiv von oben
Sah alles auf ein Haar. Die Füßchen, Knie´, und Waden Behagten Seiner Gnaden.
...
Ursteindruck von Franz Kolbrand G. A. Bürger Balladen
München 1920. Herausgegeben und mit einem Nachwort von Erich Ebstein
Der Kunstreiter und sein Pferd.
In: Ein Beitrag zur heiteren Deklamation, Im Verlage bei Franz Wimmer, Ein achter Beitrag zur heitern Deklamation. Wien 1837
In Wien ein Schneider war, Von nicht geringem Ruhme In seinem Schneiderthume - Er konnte auf ein Haar Ohn´ Maß und solche Sachen
Die schönsten Kleider machen.
der vollständige faksimilierte Text mit Original
|
Spinnerlied
Hurre, hurre, hurre! Schnurre, Rädchen, schnurre! Trille, Rädchen, lang und fein, Trille fein ein Fädelein, Mir zum Busenschleier.
[...]
Parodie nach Bürgers Spinnerlied und deßen Melodie von D. In: Preußische Blumenlese für das Jahr 1780.
Hurre, hurre, hurre,
Schnurre, Rädchen schnurre, Trille, trille lang und fein, Trille mir ein Fädelein Unverfälschter Liebe.
der vollständige Text
Das Ganze von Dr. Debeck. In: Der Bazar für München und Bayern, 21. April 1833
Hurre, hurre, hurre;
Schnurre, Rädchen, schnurre Viele Fädchen groß und klein!
Der vollständige Text
Pokorny, Eduard. Eine Sau. Dritter oder eigentlich zweiter Act. In: Bücher für Herz und Scherz, Zweiter Theil, Prag 1855
1. Schnurre Rädchen, schnurre, Knurre Mädchen, knurre, Fließt ihr Thränen ungedämmet, Spinn' ich doch mein Leichenhemmed!
Schnurre Rädchen, schnurre.
2. Schnurre Rädchen, schnurre, Gurre Täubchen, gurre, Bist du noch so rein und sauber,
Nichts vereint dich deinem Tauber, Schnurre Rädchen, schnurre.
|
Trost
Meldung. In Kladderadatsch, 23. Juni 1918
Merzien (Kreis Köthen). W. W.: Die „Köthensche Zeitung" vom 8. April 1918 bringt einen Aufsatz über „Die Antwort an die dänischen Schiffsoffiziere": zum
Schlusse heißt es: „Wie sagt doch Bürger in seinem trefflichen Spruche?
Wenn dich die Wespenzunge sticht, Dann laß dir dies zum Troste sagen: Die schlechtsten Früchte sind es nicht,
Woran die Wespen nagen!"
Die „Köthensche Zeitung" sollte dem Gottfried August Bürger nicht alles glauben: Nur Lästerzungen können behaupten, daß Wespen mit der Zunge stechen.
|
|