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Wir sind hier: Illustrationen Die Entführung - Die Nachtfeier der Venus
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Illustrationen zu Bürgers Werk - geordnet nach Werken Leonore (Anonym bis Brandt) * Lenore (Chodowiecki bis Müller) * Lenore (Nanteuil bis Rogier)
Lenore (Ruhl bis Zwecker) * Adeline * An die Menschengesichter * Das Dörfchen * Das Lied vom braven
Mann * Das Lied von Treue * Das Mädel das ich meine * Der Bruder Graurock und die Pilgerin * Der Hund
aus der Pfennigschenke * Der Kaiser und der Abt * Der Ritter und sein Liebchen * Der Raubgraf
Der wilde Jäger * Der wohlgesinnte Liebhaber * Des Pfarrers Tochter von Taubenhain * Des Schäfers
Liebeswerbung * Die beiden Liebenden * Die Entführung * Die Königin von Golkonde * Die Kuh
Die Nachtfeier der Venus * Die Umarmung * Die Unvergleichliche * Die Weiber von Weinsberg
Frau Schnips * Für wen, du gutes deutsches Volk * Graf Walter * Heloise an Abelard * Homers Ilias
Hummellied * Lenardo und Blandine * Liebeszauber * Macbeth * Mamsell La Regle * Männerkeuschheit
Nachruf an Friederiken * Naturrecht * Neue weltliche hochteutsche Reime * Notgedrungene Epistel
Ossian * Robert * Sanct Stephan * Schwanenlied * Sinnesänderung * Ständchen * Straflied
Trautel * Untreue über Alles * Veit Ehrenwort * Münchhausen * Hinweis auf weitere Illustrationen
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Die Entführung, oder Ritter Karl von Eichenhorst und Fräulein Gertrude von Hochburg von J. Blaschke.
In: Gottfr. Aug. Bürger´s sämmtliche Werke. Erster Band. Gedichte. Erster Theil. Wien 1812. Digitalisiert von Google
Strophen 31-32: Ach! Trudchen, wie voll Angst und Not! Verblüht´ in Todesblässe.
Vor Zorn der Freiherr heiß und rot, Glich einer Feueresse. -- Und Trudchen warf sich auf den Grund;
Sie rang die schönen Hände wund, Und suchte baß, mit Tränen, Den Eifer zu versöhnen.
“O Vater, habt Barmherzigkeit Mit Euerm armen Kinde! Verzeih´ Euch, wie Ihr uns verzeiht,
Der Himmel auch die Sünde! Glaubt, bester Vater, diese Flucht, Ich hätte nimmer sie versucht,
Wenn vor des Junkers Bette Mich nicht geekelt hätte.”
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Die Entführung, oder Ritter Karl von Eichenhorst und Fräulein Gertrude von Hochburg von Daniel Chodowiecki (nachgestochen von Riepenhausen). In: Gedichte von Gottfried August
Bürger. Zweyter Theil. Mit Kupfern. Göttingen bey Johann Christian Dieterich 1789. (Sammlung Helmut Scherer)
Strophen 26-27: Ach! Trudchen, wie voll Angst und Noth!
Sah hoch die Säbel schwingen. Hell funkelten im Morgenroth Die Damascener Klingen. Von Kling und Klang, von Ach und Krach,
Ward rund umher das Echo wach. Von ihrer Fersen Stampfen Begann der Grund zu dampfen.
Wie Wetter schlug des Liebsten Schwert Den Ungeschliffnen nieder. Gertrudens Held blieb unversehrt,
Und Plump erstand nicht wieder. - Nun weh, o weh ! Erbarm´es Gott ! Kam fürchterlich, Galopp und Trott,
Als Karl kaum ausgestritten, Der Nachtrab angeritten.
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Die Entführung, oder Ritter Karl von Eichenhorst und Fräulein Gertrude von Hochburg von Daniel Chodowiecki. Handcoloriert. Im Bestand der Herzog August Bibliothek
Wolfenbüttel.
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Die Entführung, oder Ritter Karl von Eichenhorst und Fräulein Gertrude von Hochburg von Adolf Ehrhardt. In: Deutsches Balladenbuch 1933. Neudruck der Erstausgabe von 1852
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Die Entführung
von Ph. Foltz im Servicezimmer der Königin (Königsbau der Münchner Residenz). In: Die Prunkappartements Ludwigs I. im Königsbau der Münchner Residenz. 1992.
Es handelt sich hier um ein Aquarell, das John Gregory Crace um 1843 angefertigt hat.
Die Anordnung der Illustrationen zu Werken G.A. Bürgers an der Ostwand des Servicezimmers der Königin zeigt eine Tafel aus dem Klenzewerk: Tafel XIII.
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Ostwand des Servicezimmer der Königin - Tafel XIII des Klenzewerk.
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Links oben: Die Entführung.
Mitte oben: Der Dichter Bürger im Lehnsessel.
Rechts oben: Das Lied von der Treue.
Links unten: Das Lied vom braven Mann.
Mitte unten: Der Bruder Graurock und die Pilgerin.
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Die Entführung oder Ritter Karl von Eichenhorst und Fräulein Gertrude von Hochburg von Carl von Heideck.
Wiedergabe ermöglicht durch eine Spende von Dr. med. Karl Kreikenbaum (Northeim) und Helmut Scherer (Berlin). Foto: Volker-H. Schneider.
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Die Entführung von Franz Kolbrand. In: G.A.Bürger Balladen, Hg. Erich Ebstein 1920. (Sammlung Klaus Damert)
Strophen 2-3:
Er sprengte, daß es Funken stob, Hinunter von dem Hofe; Und als er kum den Blick erhob,
Sieh da! Gertrudens Zofe! Zusammenschrack der Rittersmann; Es packt´ ihn, wie mit Krallen an, Und schüttelt´ ihn, wie Fieber,
Hinüber und herüber.
“Gott grüß´ Euch, edler junger Herr! Gott geb´ Euch Heil und Frieden! Mein armes Fräulein hat mich her
Zum letztenmahl beschieden. Verloren ist Euch Trudchens Hand! Dem Junker Plump von Pommerland Hat sie, vor aller Ohren,
Ihr Vater zugeschworen.”
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Strophen 16-17:
“Mein Vater! - - Ach! ein Reichsbaron! - - - So stolz von Ehrenstamme! - - -
Laß ab! Laß ab! Wie beb´ ich schon, Vor seines Zornes Flamme! Nicht rasten wird er Tag und Nacht,
Bis daß er nieder dich gemacht, Das Herz dir ausgerissen Und das mir vorgeschmisse.” -
“Ha, Kind! Sey nur erst sattelfest, So ist mir nicht mehr bange. - Dann steht uns offen Ost und West. -
O zaudre nicht zu lange! Horch, Liebchen, horch! - Was rührte sich? - Um Gotteswillen! tummle dich!
Komm, komm! Die Nacht hat Ohren; Sonst sind wir ganz verloren.” -
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Strophe 26-27:
Ach! Trudchen, wie voll Angst und Noth! Sah hoch die Säbel schwingen. Hell funkelten im Morgenroth
Die Damascener Klingen. Von Kling und Klang, von Ach und Krach, Ward rund umher das Echo wach. Von ihrer Fersen Stampfen
Begann der Grund zu dampfen.
Wie Wetter schlug des Liebsten Schwert Den Ungeschliffnen nieder. Gertrudens Held blieb unversehrt,
Und Plump erstand nicht wieder. - Nun weh, o weh! Erbarm´ es Gott! Kam fürchterlich, Galopp und Trott, Als Karl kaum ausgestritten,
Der Nachtrab angeritten. -
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Strophen 37-38:
“Komm, nimm sie hin, und sey mein Sohn, Wie ich dein Vater werde! Vergeben und vergessen schon Ist jegliche Beschwerde.
Dein Vater, einst mein Ehrenfeind, Der´s nimmer hold mit mir gemeint, That vieles mir zu Hohne. Ihn haßt´ ich noch im Sohne.
Mach´s wieder gut! Mach´s gut, mein Sohn, An mir und meinem Kinde! Auf daß ich meiner Güte Lohn In deiner Güte finde.
So segne dann, der auf uns sieht, Euch segne Gott, von Glied zu Glied! Auf! Wechselt Ring´ und Hände! Und hiermit Lied am Ende!” -
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Die Entführung von Friedrich Rosmaesler. 1794
Die Abbildung bildet die Titelvignette zu Zumsteegs Die Entführung. Eine Bibliographie von Dieter Manicke (Balladen von
Gottfried August Bürger in Musik gesetzt von André, Kunzen, Zumsteeg, Tomaschek und Reichardt / Teil II. VERLAG B. SCHOTT`S SÖHNE IN MAINZ. Seite 259) führt dieses Exemplar nicht auf, dort wird die Titelvignette als
unsignierter Stich geführt. Hier ist die Signatur spiegelverkehrt angebracht.(Sammlung Helmut Scherer)
Gespiegelte Signatur der Titelvignette.
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Das vollständige Titelblatt von Zumsteegs “Die Entführung”
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Die Entführung von Jos. Stöber. In: G. A. Bürger's sämmtliche Gedichte, Wien 1825, Mausberger's Druck und Verlag (Sammlung Klaus Damert)
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Die Entführung von Cl. Kohl. In Auswahl interessanter historischer Gedichte, bestehend aus Balladen, Romanzen und Mährchen, Wien 1808 (Digitalisiert von Google)
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Die Entführung von Johann Michael Volz (zugeschrieben). In: Deutsche Classiker, Nürnberg, um 1820. Bei Ebay angeboten.
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Die Königin von Golkonde von Lovis Corinth. In: Die Königin von Golkonde mit 12 farb. Lithographieen.
Nähere Angaben zu diesem Werk findet man in: Heinrich Müller - Die späte Graphik von Lovis Corinth Lichtwarkstiftung Hamburg [1960] Neben einem lesenswerten Vorwort von Charlotte Berend-Corinth, die auch
über Corinths Lithographie-Technik Auskunft gibt, findet man zu obigem Werk (leicht gekürzt, die Zahlen stehen für die Werknummern): Die Königin von Golkonde
12 farbige Lithographien schwarz, rot, blau und gelb. Die Anregung zu diesem Zyklus gab das gleichnamige Gedicht von Gottfried August Bürger. Verlag Fritz Gurlitt [...]
Gesamte Auflage bis auf Pergamentexemplar und wenige Probedrucke verbrannt. 499 Der junge Jäger erblickt Aline 500 Der junge Jäger begrüsst Aline
501 Aline gibt dem durstigen Jäger zu trinken 502 Aline kommt zu Fall 503 Aline und der Pfarrer 504 Aline und der Präsident
505 Wiedervereinigung mit der zur Gräfin emporgestiegenen Aline 506 Variante zu 505 (... nicht aufgenommen...)
507 König und Königin von Golkonde auf dem Thron 508 Die Wiederholung des Jugenderlebnisses 509 Aline wird wieder als Königin geschmückt
510 Aline fällt in die Hand der Korsaren 511 Aline und der Geliebte als alte Leute in ihrem Jugendtal
Von Kurt Tucholsky, alias Ignaz Vrobel, gibt es einen Beitrag in Die Weltbühne 25.11.1920 Nr.48, S.616. Dort beklagt er, aß bei Fritz Gurlitt in Berlin neben anderen Werken auch dieses
Buch von Gottfried August Bürger mit den Lithographieen von Lovis Corinth beschlagnahmt wurde - wegen Unzüchtigkeit.Corinths Kunst galt in der Nazizeit als “entartete Kunst” und seine Werke wurden aus öffentlichen
Sammlungen entfernt.Viele private Sammlungen wurden durch Kriegseinwirkung vernichtet.Um so erfreulicher ist es, daß im Buchmuseum der Deutschen National-Bibliothek in Leipzig ein Exemplar von Corinths Königin von
Golkonde erhalten blieb:
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Zeilen 68-148:
Die Luft war rein, der Himmel blau;
Die Bächlein flossen still und heiter; Es glänzten Blumen, Gras und Kräuter Noch von Aurorens Perlentau.
Die Sonne, kaum ein wenig weiter, Als durch ein Viertel ihrer Bahn, Ließ auch auf schattenlosem Plan
Ihr Strahlenlicht, gemildert von Zephyren, Die lebende Natur nur noch zur Wollust spüren. - Wo sind denn nun die Freunde der Natur,
Die einen Frühlingstag, ein Paradies zu sehen, Und Sinn und Herz dran zu laben recht verstehen? Denn ihretwegen mal´ ich nur.
Mich selber reizte diese Scene Weit weniger, als eine Bauerschöne, In weißem Wams und Rock; ein allerliebstes Ding,
Das muntern Schrittes dort, mit einem blanken Topfe Voll frischer Milch auf seinem Kopfe, Vermutlich seinen Weg zum nächsten Städtchen ging.
“Ach, falle nicht!” war plötzlich mein Gedanke, Als sie, bestimmt durch ihren Pfad, Die allzuschmale Brückenplanke
Quer über einen Bach betrat;
Der junge Jäger erblickt Aline
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“Und wenn du mußt, so falle lieber, Wenn du erst unversehrt herüber Und hier auf meinem Rasen bist,
Der trockner und auch weicher ist.” Der Schritt gelang. Bald sah ich mit Entzücken, Daß sie den Weg nach meiner Gegend nahm.
Je näher sie heran geschritten kam, Je näher schien sie mir ans Herz zu rücken. Unkundig des, was mir geschehn,
sprang ich empor, entgegen ihr zu gehen; Und immer reizender erschien sie meinen Blicken. So zart, so wohlgebaut, so frisch, so rosenschön
Hat Zeus auf Erden nichts, im Himmel nichts gesehn. Um ein Gespräch mit ihr nach Würden zu beginnen, Wußt´ ich sogleich auf nichts mich zu besinnen.
So voll das Herz mir war, so leer fühlt ich den Kopf. Jen´s glich dem Trunkenbold, und dieser war ein Tropf, Und beide wissen nicht besonders viel zu sagen.
Ins Mittel trat da noch Freund Magen:
Der junge Jäger begrüsst Aline
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Doch adressierte der sich nur an ihren Topf, Und bat, ihm einen Trunk daraus nicht abzuschlagen.
Sie bot ihn mir mit einer Anmut dar, Der sie allein nur fähig war. Dann fuhr ich fort, sie noch mit zwei, drei Fragen
Nach Namen, Alter, Dorf, und solcherlei, zu plagen; Und jedes Wort, das ich darauf vernahm, War wert, daß es aus ihrem Munde kam.
Sie war vom nächsten Dorf; ihr Name hieß Aline. “Ach! sprach ich, liebe süße Line, Ich möchte wohl dein Bruder sein.” -
Nicht dies gerade wollt´ ich sagen. - “Und ihre Schwester ich!” fiel sie mit Wohlbehagen Voll allerliebster Unschuld drein. -
“Doch lieb ich dich, bei meiner Ehre, Nicht weniger, als ob ichs wirklich wäre”, Erwidert´ ich, indem ich sie umschlang.
Aline gibt dem durstigen Jäger zu trinken
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Alinchen setzte sich zur Wehre, Und als sie mir entgegen rang, Fiel ach! ihr Topf; die Milch floß auf die Erde.
Welch Mißgeschick! - Sie weinte bitterlich; Rafft´ ihren Topf auf von der Erde Und wollte fliehn. “Ach, wär´ich erst zu Haus!”
Rief sie voll Angst, glitt auf der Milchstraß´ aus, Und fiel, so lang sie war, zu Boden auf den Rücken.
Ich flog, ihr beizustehn, doch wollte mir´s nicht glücken; Denn einer stärkern Macht als ich gelang es bald, sogar auch mich
In ihren Fall mit zu verstricken. - Man weiß, ich zählte sechzehn Jahr, Und fünfzehn Jahre war Aline. Dies Alter und dies Plätzchen war
Das rechte, wo am liebsten seine Mine Der Gott der Liebe springen läßt. - Aline trübte zwar durch Tränen erst sein Fest:
Bald aber wich der Schmerz der Wonne, Und lieblich durchs Gewölk der Tränen brach die Sonne.
Aline kommt zu Fall
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Zeile 238-284:
Nicht Sie, mein Herr, nicht ich bedachten, Was wir an jenem Tage machten: Doch ward es mir bald offenbar,
Daß es ein - kleiner Junker war. Auch meine Mutter ward es innen; Und jagte kurz und gut das Töchterchen von hinnen.
Kein Bitten half mir aus der Not. Ich ging, Als ein verwaistes armes Mädchen, Und bettelte mich bis ins nächste Städtchen,
Wo eine alte Frau mich mütterlich empfing. Der Menschenfreundlichkeit zum Ruhme, Erklärte die sich bald zu meiner guten Muhme.
Sie hegt´ und pflegte mich; sie putzte mich heraus; Und nahm, wohin sie ging, das Nichtchen mit sich aus. Die Kennerschaft fing an nach mir zu sehen,
Beehrte bald mit Zuspruch unser Haus, Und Tantchen gab mir gütigst zu verstehen, Ja hübsch mit Höflichkeit den Gästen vorzugehen.
Gehorsam richtet´ ich der Tante Willen aus. Der Pastor loci kam zuerst in unser Haus, Und auch am öftersten; drum mußte wohl vor allen
Ihr kleiner Sohn auf seine Rechnung fallen. Er machte nach der Zeit ein schmuckes Chorkind draus.
Aline und der Pfarrer
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Doch Tante, die auf unser Glück zu sinnen
Auch selbst im Glück nicht unterließ, Fand bald, wie sie mir klar bewies, In einer großen Stadt sei mehr noch zu gewinnen,
Und führte mich von dannen nach Paris. Hier ging ich durch verschiedne Hände, Und meinen Reiz besaß am Ende
Ein alter wackrer Präsident. Nun weiß, wer diese Herren kennt, Daß, wenn sie noch so hoch in Themis Tempel stehen,
Sie doch an Amors Hof vielleicht am letzten gehen. Von meinem Ehrenmann blieb, wann er blank und bar, Entstaatsperückt, enthalskraust, ausgewindelt
Aus seinem großen Amtstalar, Kurz, wann er ganz von dem, was er nicht selber war, Vom Haupt bis auf den Fuß entschindelt,
Vor mir erschien, blieb, sag´ ich, blank und bar So wenig, daß es kaum der Rede würdig war. Doch liebte mich dies Wenige nicht wenig;
Und überhäufte, wie ein König, Der sich an keine Glossen kehrt, Die Tante, so wie mich, mit Geld und Geldeswert.
Die Tante starb, und ihr Vermögen Vermehrte noch durch Erbschaft meinen Segen.
Aline und der Präsident
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Zeilen 316-327:
“Ich war Natur und Einfalt, als ich dir Mich schenkte, wenn ich gleich mir drob das Haar zerraufte. Das blieb ich nicht, als ich an Andre mich verkaufte.
Nicht mehr so jugendfrisch und schön, Mußt´ ich mein bißchen Reiz durch fremden Schmuck erhöhn, Und Tag für Tag die Kunst des Wohlgefallens üben.
Wie hätt´ ich da noch können lieben? Die Künstelei wird stets das Ziel Der reizenden Natur verrücken. Das Rot, womit wir unsre Wangen schmücken,
Zerstört das holde Farbenspiel, Durch welches wir zum ersten mal entzücken;”
Zeilen 341-353: Und nun begann, vor innigem Entzücken So unverhofft beisammen uns zu sehn,
Ein solches feuriges Umarmen, Herzen, Drücken Und Küssen hin und her, als wär´ es nie geschehn. Wir langten an bei ihr..; ich blieb zum Abendessen;
Und weil der Herr Marquis heut nicht zu Hause kam, So hielt ich aus, bis alles Abschied nahm; Und blieb die Nacht - wo? läßt sich leicht ermessen. -
Der Liebesgott verschmäht die Gold- und Seidenpracht Des Schlafgemachs, des Bettes der Marquise, Er fühlt sich nur auf blumenreicher Wiese,
Und in des Hains geheimer Schattennacht, Auf weichem Moos, in seinem Paradiese.
Wiedervereinigung mit der zur Gräfin emporgestiegenen Aline
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Zeilen 423-445:
Denn sie verstand die Kunst, die Treue zu belohnen, Und doch dabei den Schatz des Staates zu verschonen; Die holde Kunst, die stets ihr Ziel erreicht,
Und die, wie mir als Dilettanten däucht, Zu selten nur die Königinnen üben, Weil sie den Königen vielleicht
Nicht allerdings zu herzlichem Belieben Gereichen mag, wenn sie Notiz beschleicht. Den unsern hatte sie zum Glück noch nie erreicht.
Ich kam an diesen Hof und ward daselbst empfangen, So gut, als immer nur ein Fremdling mag verlangen. Erst hatt´ ich öffentlich beim Könige Gehör;
Dann bei der Königin, die ihren Schleier senkte. Darob verwundert´ ich nun freilich mich gar sehr: Denn nach dem Attestat, so das Gerücht ihr schenkte,
Erwartet´ ich hier keinen Schleier mehr: Indessen muß ich doch zu ihrem Ruhme sagen, Daß sie mich sonst mit aller Huld empfing.
Ich hatte weiter nichts zu klagen, Als daß der Schleier mir des Anblicks Lust verdarb, Wornach ich in der That fast vor Begierde starb.
Denn daß sie schöner wär´, als alle Huldgöttinnen, Hatt´ich von Jedermann gehört.
König und Königin von Golkonde auf dem Thron
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Zeilen 470-489:
Verfolg´ ich meinen Weg bis an des Wäldchens Rand. Auf Ein mal wird die Gegend mir bekannt; Und sieh! nach kurzem Weiterwandern,
Liegt eine Landschaft vor mir da, Die der, wo ich zuerst Alinen sah, So ähnlich ist, als kaum ein Ei dem andern. Bis auf das kleinste zeigen sich
Dasselbe Thal, dieselben Höhen, Bekränzt mit Birken und mit Schlehen. Es läßt dieselbe Lücke mich Denselben Flur- und Gartenstrich,
Und weiter hin dasselbe Dörfchen sehen. Und fehlt, wie sich verstehet, nicht Der Pfad, der Bach, die schmale Brückenplanke.
Nur Eins, das Mädchen noch gebricht. Kaum aber wünscht dies mein Gedanke, So tritt auch das daher. Es trägt denselben Topf,
Vermutlich auch voll Milch, auf seinem Kopf; Und ist an Kleidung, Wuchs, Gestalt und Gang und Miene, Von Haupt zu Fuß bis auf ein Haar - Aline.
Die Wiederholung des Jugenderlebnisses
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Zeilen 508-527:
Mein Herz vergaß die Königin im Grünen; Ich sah und hörte nur Alinen. Wir waren beide ganz allein,
Bedroht von keinem Freudenräuber. Auch Königinnen sind bekanntermaßen Weiber: Wie sollt´ es nicht die von Golkonde sein?
Ich fühlte mich am Leib´ und am Gemüte In meiner ersten Jugendzeit; Und unterhielt daher die Königin noch heut,
Als ob die Königin noch wie Aline blühte; Weil einer Königin, wie man gewöhnlich glaubt, Auch selbst das Alter nie der Jugend Blüte raubt.
Nachdem wir so das Fest des Wiedersehns gefeiert, Und kräftiglich durch Wort und That Den ersten Liebesbund erneuert,
Ließ sie sich ihren Hofornat Durch eine traute Zofe bringen; Die auf ihr Zeichen schnell aus dem nahen Buschwerk trat.
Sie entalinte sich; und unbefangen gingen Wir auf das Schloß zurück.
Aline wird wieder als Königin geschmückt
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Zeilen 545-567:
So zwang ein Ehrenpunkt, der sich nicht schlichten ließ, Den Herrn von Castelmont zum hitzigsten Duelle,
Und leider! blieb er auf der Stelle. Mir tief gebeugten Witwe blieb Kein andrer Trost für diesen Sensenhieb,
Als vierzigtausend Thaler jährlich, Die Herr von Castelmont mir sicher hinterließ. Und halb so viel noch drüber, wie es hieß,
Stand´s in Sizilien beinah etwas gefährlich, Wofern ich nicht ohn´ allen Zeitverlust, Zur Wendung der fatalen Krise,
Mich selbst an Ort und Stelle wiese; Auch diente zur Erleichterung der Brust, Behauptete mein Arzt, die Reise der Marquise.
So schifft´ ich denn mit vieler Lust Mich ein, um nach Palermo abzufahren. Doch ein konträrer Wind, der scharf nach Norden blies,
Verschlug uns von der Fahrt, und stieß Uns an die Küste der Barbaren, Wo der konträrste der Korsaren Sich weit konträrer noch bewies.
Das Schiff mit Mann und Maus, und mit der Frau Marquise, Wie sich von selbst versteht, ward der Korsaren Prise.
Aline fällt in die Hand der Korsaren
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Zeilen 718-735:
“O Himmel”, rief ich aus,” wie alt muß ich nicht sein! Denn eben jetzo fällt mir ein, Daß ich ein volles Jahr mehr als Aline zähle:
Allein, bei meiner armen Seele! Kaum kann man älter noch, als deine Runzeln sein.” - “Was kümmert, sprach sie augenblicklich
Mit ehrenfestem Ton, uns die Verrunzelung? Wir waren weiland schön und jung; Jetzt laß uns weise sein und glücklich! Wir haben in der Wollust Zeit,
Statt zu genießen, nur verschwendet. Sie ist dahin! Die Freundschaft aber spendet Uns ihre Güter auch noch heut: Nur hübsch genossen, statt bereut!
Nur flüchtige Minuten währet Der Wollust Honigsüßigkeit: Allein der Freundschaft Segen nähret Das Herz durch alle Lebenszeit.”
Aline und der Geliebte als alte Leute in ihrem Jugendtal
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Die Königin von Golkonde von Georg Emanuel Opiz. In: Urania 1829. (Sammlung Heinrich Tuitje)
Eine zeitgenössische Kritik zu den Illustrationen von G.E. Opiz von 1828.
Größeres Bild
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Die Königin von Golkonde von Ernst Ludwig Riepenhausen. In: Göttinger Musenalmanach 1794. (Sammlung Helmut Scherer)
Zeile 118-137: Sie war vom nächsten Dorf; ihr Name hieß Aline. “Ach! sprach ich, liebe süße Line, Ich möchte wohl dein Bruder sein.” -
Nicht dies gerade wollt´ ich sagen. - “Und ihre Schwester ich!” fiel sie mit Wohlbehagen Voll allerliebster Unschuld drein. -
“Doch lieb´ ich dich, bei meiner Ehre, Nicht weniger, als ob ichs wirklich wäre”, Erwidert´ ich, indem ich sie umschlang. Alinchen setzte sich zur Wehre,
Und als sie mir entgegen rang, Fiel ach! ihr Topf; - die Milch floß auf die Erde. Welch Mißgeschick! Sie weinte bitterlich;
Riß dann, mit zürnender Geberde, Voll Ungestüm, aus meinen Armen sich; Rafft´ ihren Topf auf von der Erde,
Und wollte flieh´n. “Ach, wär´ ich erst zu Haus!” Rief sie voll Angst, glitt auf der Milchstraß´ aus; Und fiel, so lang sie war, zu Boden auf den Rücken.
Ich flog ihr beizustehn, doch wollte mir´s nicht glücken,”
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Die Kuh von Franz Kolbrand. In: G.A.Bürger Balladen, Hg. Erich Ebstein 1920. (Sammlung Klaus Damert)
Strophen 1-4:
Frau Magdalis weint´ auf ihr letztes Stück Brot. Sie konnt´ es vor Kummer nicht essen. Ach, Witwen bekümmert oft grössere Noth,
Als glückliche Menschen ermessen.
“Wie tief ich auf immer geschlagen nun bin! Was hab´ ich, bist du erst verzehret?” - Denn, Jammer! ihr Eins und ihr Alles war hin,
Die Kuh, die bisher sie ernähret. -
Heim kamen mit lieblichem Schellengetön Die Andern, gesättigt in Fülle. Vor Magdalis Pforte blieb keine mehr stehn
Und rief ihr, mit sanftem Gebrülle.
Wie Kindlein, welche der nährenden Brust Der Mutter sich sollen entwöhnen, So klagte sie Abend und Nacht den Verlust
Und löschte ihr Lämpchen mit Thränen.
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Strophen 15-18:
Und als sie mit heiligem Kreuz sich versehn: “Gott helfe mir gnädiglich, amen!” - Da wagte sie´s zitternd zum Stalle zu gehen,
In Gottes allmächtigem Nahmen.
O Wunder! Hier kehrte die herrlichste Kuh, So glatt und so blank, wie ein Spiegel, Die Stirne mit silbernem Sternchen ihr zu.
Vor Staunen entsank ihr der Riegel.
Dort füllte die Krippe frisch duftender Klee Und Heu den Stall, sie zu nähren; Hier leuchtet´ ein Eimerchen, weiß wie der Schnee,
Die strotzenden Euter zu leeren.
Sie trug ein zierlich beschriebenes Blatt, Um Stirn und Hörner gebunden: “Zum Troste der guten Frau Magdalis hat
N. N. hieher mich gebunden.” -
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Die Kuh von Anonym. In: Der unbekannte Wohlthäter. Ein Volkslied, nebst einer lehrreichen Geschichte, welche sich über diesem Liede zugetragen hat.
Gedruckt im Jahre 1798. Liedflugschrift
Hier schlug ihr, indem sie im Schweiße zerquoll,
Das bebende Herz wie ein Hammer, Und drittes noch lauteres Brüllen erscholl, Als wär's vor dem Bett in der Kammer.
Nun sprang sie mit wildem Entsetzen heraus, Stieß auf die Laden der Zelle. Schon strahlte der Morgen; der Dämmerung Graus
Wich seiner erfreulichen Helle.
Und als sie mit heiligem Kreuz sich versehn: »Gott helfe mir gnädiglich, Amen!« –
Da wagte sie's zitternd, zum Stalle zu gehn In Gottes allmächtigem Namen.
O Wunder! Hier kehrte die herrlichste Kuh, So glatt und so blank wie ein Spiegel,
Die Stirne mit silbernem Sternchen ihr zu. Vor Staunen entsank ihr der Riegel.
Dort füllte die Krippe frisch duftender Klee,
Und Heu den Stall, sie zu nähren; Hier leuchtet' ein Eimerchen, weiß wie der Schnee, Die strotzenden Euter zu leeren.
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Die Kuh von Anonym. In: Freimaurer-Weise [d.i. Die Kuh], Lauter wahre Geschichten für Kinder, Nürnberg 1820
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Die Kuh von Jos. Stöber. In: G. A. Bürger's sämmtliche Gedichte, Wien 1825, Mausberger's Druck und Verlag (Sammlung Klaus Damert)
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Die Kuh von Koloman Moser. Illustrationen zu Felicie Ewarts "Jugendschatz. Deutsche Dichtungen", 1897.
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Die Nachtfeier der Venus von Johann Rudolf Schellenberg. In:Gedichte von Gottfried August Bürger. Erster Theil. Mit Kupfern.
Göttingen bey Johann Christian Dieterich 1789. (Sammlung Helmut Scherer)
Refrain:
Morgen liebe, was auch nimmer Noch geliebet hat zuvor ! Was geliebt hat längst und immer,
Lieb´ auch morgen nach wie vor !”
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Die Nachtfeier der Venus in Gottfried August Bürger's sämmtliche Schriften, Herausgegeben von Karl Reinhard. Erster Band 1796
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Die Nachtfeier der Venus im MUSEN ALMANACH 1796. Göttingen bei J. C. Dieterich.
Kupferstich von Riepenhausen nach einer Zeichnung von Nahl (Cassel)
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