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Bürger-Rezeption Volltexte 1862-1865
bis 1789 1790-1799 1800-1806 1807-1815 1816-1821 1822-1825 1826-1828 1829-1831
1832-1836 1837-1840 1841-1845 1846-1850 1851-1855 1856-1858 1859-1861 1862-1865
1866-1868 1869-1870 1871-1880 1881-1897 1898-1915 1916-1949 ab 1950
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1862
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Anonym. Bürgers Tochter. In: Extra-Felleisen. Ein belletristisches Unterhaltungsblatt des Würzburger Stadt- und Landboten. Würzburg, Digitalisiert von Google
“[S. 576] In der ´Leipziger Zeitung´ vom 16. November findet sich eine Todesanzeige, die auch weiteren Kreisen Interesse einflößen wird. In Remse im Königreich Sachsen ist nämlich
am 11. November G. A. Bürgers älteste hinterlassene Tochter, Friederike Marianne Bürger, nahezu 85 Jahre alt, unverheirathet gestorben. Die Todesanzeige nennt sie die Tochter ´Gottfried August Bürger´s, königl.
großbritannischen und kurfürstlich hannover´schen Hofraths und Professors der Poesie zu Göttingen.´ Bürger war bekanntlich dreimal verheirathet; seine erste Frau, Dorette Leonhart, heirathete er 1774; die zweite,
Auguste Leonhart (Molly), die jüngere Schwester der eben Genannten, 1785; die dritte. Elise Hahn (das Schwabenmädchen) 1790. Er starb 1794; die oben genannte Tochter, als Kind der ersten Ehe 1778 geboren, hat somit
ihren berühmten Vater um 68 Jahre überlebt.“
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1862
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Wildermuth, Ottilie. Auguste. In: Ottilie Wildermuth's Werke, Bände 7-8.
“[S. 166] Um so lebendiger war der Eindruck, den einzelne gute, oftgelesene Werke auf sie machten; noch sehr jung fand sie einst zufällig in einem Notenbuch Bürgers Ballade: des Pfarrers Tochter
von Taubenheim, die sie auf so furchtbare Weise erschütterte, daß sie fast krank davon wurde, und sich wochenlang nicht von dem Eindruck erholen konnte. “
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1862
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Marggraff, Hermann. Briefe der Brüder Schlegel an Schiller. [Rezension] In: Blätter für literarische Unterhaltung, Nr. 18, Mai
"[S. 335] Doch sah sich August Wilhelm [Schlegel] durch seine besondere Theilnahme für Frau Unzelmann veranlaßt, noch im Jahre 1801 aus Berlin einen längern Brief an Schiller zu
richten. Was in August Wilhelm´s frühern Briefen zumeist auffällt, sind die Ausdrücke fast überschwenglicher Bewunderung für Goethe und namentlich auch für Schiller. Selbst über Schiller´s Recension der Bürger´schen
Gedichte, die unmöglich seinen Beifall finden konnte, geht er sehr zart hinweg; doch kann man einen feinen Stich immerhin in den Worten erkennen: "Das Gewicht Ihres Ansehens hat vielleicht manchen Leser diesen
Dichter verleidet, deren eigenes Gefühl so weit entfernt war, ihn zu verwerfen, daß es vielmehr aus ihm noch vieles zu seiner Veredlung gewinnen konnte." Es ist hier besonders das Wort "Veredlung" zu
bemerken, da Schiller vor Bürger gerade als einem Dichter gewarnt hatte, dem man sich nicht zu sehr hingeben dürfe, wenn man nicht Gefahr laufen wolle, seinen Geschmack zu verderben oder doch zu vergröbern."
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1862
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Schönke, K. A. Gottfried August Bürger. In: Literaturgeschichtliches Lesebuch für Mittelschulen, Seminare und ähnliche Anstalten, sowie zum Hausgebrauch. Digitalisiert von Google.
"[S. 178] G.A. Bürger, der beliebte Volksdichter, würde weit berühmter geworden sein, wenn er nicht durch Leichtsinn, selbst verschuldete Armuth und Kummer einen frühen Tod
gefunden hätte.
[S. 179] Bürger hat Lieder, Oden, Balladen, Erzählungen und Epigramme gedichtet, und zeichnet sich durch Lebhaftigkeit und Deutlichkeit seiner Darstellung, durch Zartheit der Empfindung
und Wohllaut der Verse aus. Freilich kommen auch manche gar zu derbe, oft sogar unanständige Ausdrücke vor, die nicht zu billigen sind. In der Ballade wird man Bürger stets zu den ausgezeichnetsten Dichtern zählen
müssen. Am berühmtesten ist seine Lenore, die fast in alle Sprachen übersetzt worden ist. An sie schließt sich das Lied vom braven Mann und der wilde Jäger. - Als Mensch war Bürger wohlwollend gegen jedermann,
wohlthätig über Vermögen, sogar gegen seine Feinde und unbestechlich redlich. Schade, daß sein Leichtsinn, seine Sinnlichkeit und seine schlechte Wirthschaft ihn so früh (im 47sten Altersjahre) in´s Grab
brachten!"
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1862
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Goedeke, Karl. Grundrisz zur Geschichte der deutschen Dichtung aus den Quellen. Bd. 1 u. 2. Digitalisiert von Google.
“[S. 695] Bürger, in vielen Stücken dem schlesischen Günther ähnlich, führte wie jener die Poesie wieder aus dem Conventionellen zum Leben und gab das Beste, was er gab, als Ausdruck
wirklicher Lebensstimmungen; aber sein Leben selbst war ohne reine Poesie und seine Gedichte, auch die Balladen, in denen er nach den Mustern des englischen Volksliedes düstre Stoffe wieder ernsthaft behandelte,
sind innerlich nicht geläutert. Er suchte Ersatz in der möglichsten Vollendung der äußeren Form, strebte nach dem wahren, einfachen Ausdruck der Empfindungen, nach eigentümlicher und treffender Sprache, nach
pünktlichster grammatischer Richtigkeit und nach ungezwungnem, leichten Versbau.”
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1862
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Heine, Heinrich. Französische Maler. Gemäldeausstellung in Paris. In: Sämmtliche Werke. Elfter Band. Hamburg. Digitalisiert von Google
“[S. 20] [Ary] Scheffer's ´Leonore´ ist in Hinsicht der Farbengebung weit ausgezeichneter, als seine übrigen Stücke. Die Geschichte ist in die Zeit der Kreuzzüge verlegt, und der Maler
gewann dadurch Gelegenheit zu brillanteren Kostümen und überhaupt zu einem romantischen Kolorit. Das heimkehrende Heer zieht vorüber, und die arme Leonore vermisst darunter ihren Geliebten. Es herrscht in dem ganzen
Bilde eine sanfte Melancholie, Nichts lässt den Spuk der künftigen Nacht vorausahnen. Aber ich glaube eben, weil der Maler die Scene in die fromme Zeit der Kreuzzüge verlegt hat, wird die verlassene Leonore nicht
die Gottheit lästern und der todte Reiter wird sie nicht abholen. Die Bürger'sche Leonore lebte in einer protestantischen, skeptischen Periode, und ihr Geliebter zog in den siebenjährigen Krieg, um Schlesien für den
Freund Voltaire's zu erkämpfen. Die Scheffer'sche Leonore lebte hingegen in einem katholischen, gläubigen Zeitalter, wo Hunderttausende, begeistert von einem religiösen Gedanken, sich ein rothes Kreuz auf den Rock
nähten und als Pilgerkrieger nach dem Morgenlande wanderten, um dort ein Grab zu erobern. Sonderbare Zeit! Aber, wir Menschen, sind wir nicht alle Kreuzritter, die wir mit allen unseren mühseligen Kämpfen am Ende
nur ein Grab erobern? Diesen Gedanken lese ich auf dem edlen Gesichte des Ritters, der von seinem hohen Pferde herab so mitleidig auf die trauernde Leonore niederschaut. Diese lehnt ihr Haupt an die Schultern der
Mutter. Sie ist eine trauernde Blume, sie wird welken, aber nicht lästern. Das Scheffer'sche Gemälde ist eine schöne, musikalische Komposition; die Farben klingen darin so heiter trübe, wie ein wehmüthiges
Frühlingslied.“
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1862
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Eugen, [Herzog von Württemberg]. Memoiren des Herzogs Eugen von Württemberg. Erster Theil. Frankfurt a. O. Digitalisiert von Google
“[S. 10] Angenehmer zog mich auf derselben Stelle der Posaunenschall vom Schloßthurme an, und in eine Art Delirium von Entzücken gerieth ich, wenn ein Freund meines Lehrers Bürgers
Lenore recitirte, und dann Märsche aus dem siebenjährigen Kriege auf dem Klavier spielte. Mein musikalischer Trieb wurde damals wohl zuerst geweckt und später durch Kapelle und Theater in Carlsruhe genährt. “
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1862
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Hiemer, Karl. Graf Adolph. In: Zeit- und Lebensbilder. Freiburg im Breisgau. Digitalisiert von Google
“[S. 28] Der Winter war hereingebrochen. Himmel und Erde trauerten, und die Armuth hatte der mildern Jahreszeit unter bittern Thränen das Grabgeleite gegeben. Sie hatte den Sommer über
kaum die Mittel zusammengebracht, die dringendsten Bedürfnisse der Selbsterhaltung zu befriedigen: wie sollte sie während des Winters diese Mittel zusammenbringen? Die Nachfrage nach Arbeit nahm in demselben
Verhältnisse ab, in welchem die Theurung der Lebensmittel und die Zahl der Bedürfnisse zunahm. Die Mildthätigkeit der Besitzenden war über die Maßen in Anspruch genommen, sie nahte sich ihrer Erschöpfung.
´Frau Magdalis weint' auf ihr letztes Stück Brod, Sie konnt' es vor Thränen nicht essen. Ach, Wittwen bedränget oft größere Noth,
Als glückliche Menschen ermessen.´“
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1862
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Eckardt, Ludwig. Schiller´s Jugenddramen. W.-Jena und Leipzig. Digitalisiert von Google
“[S. 86] Es ist dabei nicht zu übersehen, daß Schiller lange Zeit sich mit Vorliebe und Selbstgefühl den Verfasser der Räuber nannte. Er fühlte, so sehr er die Form seines Jugendwerkes
verdammen mußte, doch die ideelle Bedeutung desselben. Die Kritik über Bürgers Gedichte (1791) enthält eine bisher übersehene sehr scharfe Aeußerung über die eigenen Frühleistungen, wo er das Ueberladene,
Aufgebauschte bekämpft: ´Wie wenig sagen Gemälde dieser Art dem verfeinerten Kunstsinn, den nie der Reichthum, sondern die weise Oekonomie, nie die Materie, nur die Schönheit der Form, nie die Ingredienzien, nur die Feinheit der Mischung befriedigt! Wir wollen nicht untersuchen, wie viel oder wenig
Kunst erfordert wird, in dieser Manier zu erfinden; aber wir entdecken bei dieser Gelegenheit an uns selbst, wie wenig dergleichen Kraftstücke der Jugend die Prüfung eines männlichen Geschmacks aushalten.´
Es ist erklärbar, daß Schiller in der Periode seiner Läuterung, da er das Geheimniß der schönen Form ahnte und zu erringen suchte, über diese kaum erst überwundenen ´Kraftstücke der Jugend sèhr streng
urtheilte; eben so erklärbar ist es, daß er später, als er einmal im sichern Besitze der schönen Form war, mit freierem Blicke auf seine ersten Versuche zurück sah und daher mit künstlerischer Weisheit die Feder, die den ´Räubern´ eine geschmackvollere Form geben wollte, wieder niederlegte. Er führte seine Dichtung, da er sie kurz vor seinem Tode für sein bei Cotta erscheinendes Theater durchging, möglichst auf die ursprüngliche Gestalt der ersten Ausgabe zurück, auf den ungekünstelten Erguß seiner ersten Muse. Er erkannte, daß das Drama durch eine mühsame Vermittlung mit dem feinern Geschmacke doch nie ein formgerechtes Kunstwerk würde, dagegen das verlöre, was dasselbe immer auszeichnen wird: das Feuer der Jugend. “
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1862
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F. H., Salzburg, den 14. April. In: Deutsches Theater Album, 27. April. München. Digitalisiert von Google
“[S. 62] Am vorletzten Abende fand die Benefiz-Vorstellung des allgemein hochgeschätzten Kapellmeisters Herrn Eberl statt, wobei zwei Operetten zur Aufführung kamen - die erste ´Mozart
als Factotum´ (auch unter ´Winzer und Sänger´ bekannt), die Musik von W. A. Mozart, Text von J. P. Lyser - die zweite ´Lori´ nach Bürgers Leonore, Musik und Text von Wolfgang Passer einem Mitgliede des Mozarteums.
Beide Operetten waren hier neu und wurden von dem gedrängt vollen Hause sehr beifällig aufgenommen. Ueber die Musik Mozarts ein weiteres zu erwähnen, ist dem unsterblichen Meister gegenüber überflüssig; selbst die
ganz komische Situation der Darstellung kann den großartigen Eindruck nicht beeinträchtigen. - Frau Schreiber sang ihren Part so kunstvoll, wie sie ihn vortrefflich spielte und alle Mitwirkenden schienen des großen
Meisters eingedenk zu seyn. Die Passer´sche Operette wird ihren Rundgang auf mehren Bühnen nicht verfehlen; sie beginnt mit einer imposanten vielversprechenden Ouverture und behauptet sich im musikalischen
Theile durchaus melodienreich, frisch instrumentirt, mit ganz schönen Einzeln-Nummern, Terzett und effektvollem Chore, die Handlung angenehm und nur durch die minder günstige Textirung etwas kraftloser; wird nun
letztere verbessert und die Operette sorgfältig ausgestattet mit Tanz u.s.w. glauben wir ihr überall eine günstige Aufnahme vorhersagen zu können. Die dabei beschäftigten Mitglieder gaben sich alle Mühe; einen
vorzüglich guten Eindruck machte das wohlbesetzte Orchester, welches mit Rüchsicht auf Herrn Eberl durch mehre Mitglieder des Mozarteums verstärkt wurde, selbst der Concertmeister desselben, Herr Bennewitz, wirkte
mit und trug das kleine Violin-Solo mit gewohnter Künstlerschaft unter lauter Anerkennung vor. Das Publikum nahm die Operette beifällig auf und beehrte Herrn Passer mit dem Hervorruf, dessen sich schlüßlich auch
Herr Eberl zu erfreuen hatte.“
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1862
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Schaefer, Johann Wilhelm. Reinhold Lenz. In: Bremer Sonntagsblatt, 11. Mai. Bremen. Digitalisiert von Google
“[S. 153] Wie es eine Zeit gab, in der man alles Ernstes Bürger für ein größeres Dichtertalent hielt, als seinen strengen Beurtheiler, der noch keinen Wallenstein verfaßt hatte,
so gab es auch für Reinhold Lenz eine goldene Zeit der Bewunderung, wo selbst ein Klopstock eines seiner anonym erschienenen Dramen für ein Werk Goethe's halten konnte und der einsichtsvolle Schröder in
Hamburg, der die Dramen Shakspere's zuerst auf die deutsche Bühne brachte, sie vor allen andern als ´theatralisch´ auszeichnete. Der Nation ist Lenz ziemlich fremd geblieben. [...] Weniger
vermag ich Herrn Gruppe in dem beizustimmen, wo sie sein ästhetisches Urtheil über Lenz als Dichter geleitet hat. Nach meiner Ansicht - und ich glaube, daß die meisten Beurtheiler auch nach dem Erscheinen von
Gruppe's Schrift sie theilen werden, - hat Lenz auf die hohe Stellung, die ihm Herr Gruppe in unserer Literatur anweisen möchte, kein Anrecht. Wer wollte in seinen Dichtungen den mächtigen poetischen Drang eines
begabten Jünglings verkennen? Allein die kühnen, überall hervorleuchtenden Blitze der Genialität gleichen doch nur einzelnen Streiflichtern, die mit der Sonnenklarheit des echten Künstlergeistes wenig gemein haben.
Man sagt wohl von solchen früh zu Grunde gegangenen Talenten, sie seien in ihrer Entwickelung gehemmt, sowie Bürger von sich selbst urtheilt, seines Lebens Keime seien gestorben, werth eines besseren Lenzes. Allein
so wenig Bürger in einer glücklicheren Lebenslage etwas Höheres erreicht hätte, als da er mit seiner Lenore sich die Herzen in ganz Deutschland eroberte, eben so wenig würde aus Lenz´ dramatischen Jugendarbeiten
eine Iphigenie, ein Wallenstein sich entwickelt haben; die Grenzen waren ihm früh genug gezogen.“
Der vollständige Beitrag in der ONLINE-BIBLIOTHEK
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1862
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Anonym. Erzeugung von Gedanken. In: Morgenblatt für gebildete Leser, 10. December. Digitalisiert von Google
“[S. 1191] Es ist eine Eigenthümlichkeit des Genies, daß es gerade aus den gemeinsten und kleinsten Dingen, die von allen Andern unbeachtet bleiben, etwas Großes macht. Das Genie nährt
sich so zu sagen recht gut von Disteln, und übt die Kunst, aus Häckerling Gold zu machen, wie denn auch ein Goethe oder sonst ein ächter Dichter die unscheinbarsten Vorfälle des Lebens zu den wundervollsten
Dichtungen ausstaffirt, und wie denn auch die alltäglichsten Erscheinungen auf die Spur der großartigsten Erfindungen geführt haben, ein vom Theekessel abgehobener Deckel zur Dampfmaschine, ein vom Luftzuge hin und
her bewegter Kirchenkronleuchter zu der Entdeckung der Gesetze der Pendelschwingungen.“
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1862
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Anonym. Rez. ´Neues Pitaval´. In: Wissenschaftliche Beilage der Leipziger Zeitung, 8. Juni. Leipzig. Digitalisiert von Google
“[S. 219] Einige Aehnlichkeit hat damit der in dem russischen Finnland spielende Fall: ´Eine Walpurgisnacht in Finnland´ (1852), wo ebenfalls eine bis zur unbezähmbaren
Leidenschaft entwickelte sinnliche Liebe das Motiv der grauenvollen Ermordung eines schönen, jungen Bauernmädchens bildet. Der Umstand, daß die Ermordete, zu welcher der Mörder in sinnlicher Neigung entbrannte, die
Schwester seiner eignen Frau ist, stempelt den Fall zu einer ´Bürger und Molly-Situation im Bauerngewande´.“
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1862
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Anonym. In: Wissenschaftliche Beilage der Leipziger Zeitung, 16. November. Leipzig. Digitalisiert von Google
“[S. 426] Die Grabstätte Bürger´s auf dem Friedhof vor dem Weenderthore in Göttingen ist von dem dortigen Todtengräber, als er im Auftrage einer Familie das Grab eines von deren Angehörigen suchen sollte, aufgefunden worden. Bei der Entzifferung alter Leichensteine kam er auch an ein Denkmal, da neben dem bisher als Bürger´s Grab bezeichneten Hügel stand, dicht von Gestrüpp eingehüllt und dick von Moos umkrustet. Nach Entfernuug des Mooses kam die Aufschrift: ´Die Stadt Göttingen dem Dichter August Bürger´, nebst dem Geburts und Sterbejahr des Dichters, zum Vorschein. Das Denkmal besteht aus einer kannelirten dorischen Säule, welche eine Urne trägt.“
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1862
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Sartorius, Joh. Bapt. Eintrag. In: Die Mundart der Stadt Würzburg. Würzburg. Digitalisiert von Google
“[S. 105] Sasa, Ausruf. Hopsasa! Tausedsasa! - Tausedsasa als Hauptwort ist ein Hauptkerl, Wundermensch. Hör, Balz, du bist a Tausedsasa, deß kann kee
Annerer. - Der Dichter Bürger ist mit solchen Ausrufen: Hopp, hopp! holla, holla! klinglingling! trapp, trapp! sehr freigebig, z. B. in der Entführung, im Lied vom braven Manne, im wilden Jäger. So heißt es denn auch in Lenore:
Sasa! Gesindel, hier! Komm hier! “
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1862
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Hansen, Th. Rezension Der Deklamator. Hundert deutsche Gedichte [...] Hannover 1860. In: Zeitschrift für das Gymnasialwesen. Berlin. Digitalisiert von Google
“[S. 192] Wir kommen jetzt, auf die Auswahl der Gedichte. [...] Was Bürger betrifft, so können wir, bei aller Volkstümlichkeit dieses Dichters, nicht umhin, Kurz Recht zu geben, dass er oft ´Volksmässigkeit mit gemeiner Popularität verwechselte und in bänkelsängerischen Ton versank.´ Wenn er auch das musikalische Element der Sprache mit grossem Glücke ausgebildet (Kurz), ja eine Sprache hat voll hinreissender Musik (Masius),
so überwogen doch Sinnlichkeit und Einbildungskraft in seinem Dichten, und seiner glänzenden Begabung fehlte das harmonische Gleichgewicht (Derselbe Leseb. II S. 786). Die Bestätigung dieses Urtheils finden wir auch, wie in dem berühmten Gedicht ´Lenore´, so in ´Karl von Eichenhorst´ und ´d. wilde Jäger´. So sehr wir überzeugt sind, dass man in reiferen Jahren auch in diesen Gedichten freudig überrascht seiner Sprache ungeahnte Schönheit sehen kann und wird, um mit Ludwig's K. v. Baiern Worten zu reden, so wenig können wir es für angemessen halten, die bezeichneten Gedichte zur Declamation für die Jugend zu wählen. Für diesen Zweck bleiben uns immer noch andere Gedichte von Bürger, z. B. ´der Kaiser und der Abt´, ´das Lied vom braven Mann´, oder ´Weinsberg´.“
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1862
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Clarus, Ludwig. Simeon, Zweiter Band. Schaffhausen. Digitalisiert von Google
“[S. 264] Wenn, meint dieser weiter, in Werken andrer Reisebeschreiber die politischen und socialen, die Handels- und Verkehrsverhältnisse der von ihnen besuchten Länder eine
Hauptrolle spielen, so träten diese Verhältnisse in meinem Buche gänzlich in den Hintergrund, um dem luftigen Gesindel, das in Bürgers Lenore spukt und tanzt, im Vordergrunde freiern Raum zu lassen.“
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1862
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Anonym. Kunst- und Literatur-Notizen. In: Isar-Zeitung 23. September, München. Digitalisiert von Google
“[o.S.] Einen merkwürdigen Originalbrief Gottfried August Bürger's aus dem Jahre 1791 finden wir in der Septembernummer 38 der Hamburger Jahreszeiten abgedruckt. Ein geh. Justizrath in
Marburg hatte am Neujahrstage von drei Freunden drei nach gegebenen Endreimen verfaßte Glückwunsch-Carmina erhalten und, da er als Schiedsrichter eines für das beste erklären sollte, das ästhetische Urtheil des
Prof. Engelschall angerufen. Letzterer erkannte der Nr. 2 den Preis zu. Der Justizrath war aber damit nicht einverstanden und wandte sich an den Prof. Bürger in Göttingen. Dieser gab nun ein sehr ausführlichis
Gutachten ab und erklärte Nummer 1 für das beste der drei Gedichte, was, wie er zum Schlusse ausdrücklich hervorhob, auch die Meinung seiner Frau Elise (die er kurz zuvor im Jahre 1790 geheirathet hatte) sei. Er
schrieb nämlich: ´Schon hatte ich soweit geschrieben, als ich erst Gelegenheit fand, die drei Gedichte meiner schwäbischen Elise, der es nicht an Geist und ästhetischer Beurtheilungskraft fehlt, ohne weiteres nur
ganz flüchtig vorzulesen. Der Laut meines Mundes war noch nicht verklungen, als sie sich schon für Nr. 1 entschied. Eine solche Bestätigung mag nun freilich für viele hochgelehrte Herren wenig Kraft haben. Aber
wahrlich, ich sage Euch, Ihr hoch- und tiefgelehrten Herren, bei mir gilt in Geschmacksachen das Urtheil und die Entscheidung eines geistreichen, von theoretischem Schulwitz noch nicht verstimmten oder abgestumpften
Weibes mehr, als zehn nicht ganz schlechte Männerurtheile. Kein Mann trifft das Fleckchen so schnell und sicher, als ein wohlorganisirtes Weib! Gott segne mir nun und immerdar die Weiber! Ich liebte ihrer in meinem
Leben nicht wenige und von nicht wenigen bin ich auch wieder geliebt worden!´ “
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1862
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Innsbruck, 25. Juli. (Rückkehr der Schützen aus Frankfurt. Dekorierung des Prof. Dr. W ildauer mit dem Orden der eisernen Krone).
In: Volks- und Schützen-Zeitung, 28. Juli. Innsbruck. Digitalisiert von Google
“[S. 564] Ich habe nur als Organ gedient zum Ausdruck von Gedanken, die Sie Alle mit mir theilen. Se. Majestät haben nun mich mit Allerhöchst Ihrer Gnade auszuzeichnen geruht. Ein
Kaiserwort darf man nicht drehen noch deuteln! Herr Graf haben mir gütigst mitgetheilt, daß Seine Majestät mir diese Auszeichnung in Anerkennung bewiesenen Patriotismus huldvollst zu verleihen geruhten. “
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1862
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Wirth, Johann Georg August. Die Geschichte der Deutschen, Vierte Auflage, Vierter Band, Stuttgart. Digitalisiert von Google
“[S. 160] Neben ihm [Klopstock] wirkte von 1772 an in Göttingen ein Verein junger Talente, der sogenannte Bardenbund, welchen heitere Lebenslust, Liebe zur Dichtkunst und freisinnige
Denkart zusammengeführt hatte. Boje, Hölty, Leisewitz, die beiden Müller, die beiden Grafen von Stolberg, und vornämlich Voß, gehörten diesem Bunde an. Indem die jungen, strebenden Geister den ernsten Klopstock zu
ihrem Vorbild erwählten, trat ihre Thätigkeit gleich von vorneherein in organischen Zusammenhang mit der Entwicklung der neuen Zeit, bewahrte sie vor Frivolität und Einseitigkeit, und leitete sie auf den wahren Weg
zu noch höheren Kunstleistungen, dem Studium tüchtiger Muster und dem Eindringen in die Tiefen der deutschen Sprache. Den Mitgliedern des Bardenbundes ward es noch nicht gegeben, die deutsche Poesie und Literatur
auf die Höhe zu heben, zu welcher sie kurze Zeit nachher empordrang; aber sie beförderten um Vieles dieses großartige Ergebniß. Voß vorzüglich erwarb sich durch enges Anschließen an die Klopstock'sche Auffassungs-
und Behandlungsweise der deutschen Sprache, so wie durch die nationale Haltung, die Sittenreinheit und patriarchalische Einfalt seiner Produktionen unvergängliche Verdienste.
Während in dieser Weise reiche Triebkräfte einer neuen Zeit in freundlichem Verkehr ihrem Ziele entgegenstrebten, drang, mehr vereinzelt und gedrückt von äußeren Umständen, ein noch
reicherer Genius zu demselben Ziele vor, Gottfried August Bürger. In ihm war die Dichtkunst, welche bei den Göttinger Barden, namentlich bei Voß, und zum Theil selbst bei Klopstock, noch etwas an die Schule streifte, schon völlig frei geworden, stürzte sich unmittelbar in das Leben und gab dasselbe in frischen, reichen Strömen zurück. Bürger war durch und durch ächter, freier Dichter, und bestimmt, der Liebling des Volkes zu werden, dessen treuestes Organ er darstellte; seltsam daher, daß alle Lorbeeren, die ihm gehörten, später auf ein anderes Haupt niedergelegt wurden.”
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1862
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Kutzen, Joseph. Aus der Zeit des siebenjährigen Krieges. In: Deutsche National-Bibliothek, Achter Band, Berlin. Digitalisiert von Google
“[S. 39]
Und doch, wie weit stand er in Wirklichkeit von diesem Ziele entfernt! Wie lange dauerte es noch, und welche Qualen von Widerwärtigkeiten, Sorgen und Entbehrungen mußten noch durchgekämpft werden, ehe der ersehnte
Zustand eintrat, von dem später der gefeierte Volksdichter sang: „Der König und die Kaiserin, Des langen Haders müde, Erweichten ihren harten Sinn
Und machten endlich Friede; Und jedes Heer mit Sing und Sang, Mit Paukenschlag und Kling und Klang, Geschmückt mit grünen Reisern,
Zog heim zu seinen Häusern." So soll der Mensch, wie hochgestellt auch, wie begabt und glücklich er sei, den Tag nicht vor dem Abende loben!”
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1862
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Anonym. Deutschland. In: Der Volksbote, 10. Januar, München. Digitalisiert von Google
“[S. 30] Aus Frankfurt wird von einer Note gemeldet, welche das österreichische Kabinet schon in der ersten Hälfte Dezembers von wegen der preußischen Besteurung der deutschen Zeitungen nach Berlin gerichtet hat, und zwar mit Berufung auf den Zoll- und Handelsvertrag vom Jahr 1853; allein alle schönen Redensarten dieser Wiener Note sind keinen Schuß Pulver werth, da, wie der Volksbote nur neulich nachgewiesen hat, die österreichische Zeche für deutsche
Zeitungen sogar noch unverschämter ist, als die preußische. Wenn man von Berlin drauf zur Antwort gibt: "Ach zupfte sich Herr Erdenkloß doch selbst an eigener Nase", so ist man für dies Mal dort im Recht. Sich 13 Gulden für das Blättl des Volksboten zahlen zu lassen, das geht über den Schellenkönig.”
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1862
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Trocken, Anselm Frhr. Groß v. Allerlei aus der Feder eines Touristen. In: Würzburger Stechäpfel, 14. Juni. Würzburg
“[S. 187] In der neuesten Zeit ward im Staate Bayern viel Neues geschaffen. Die Meisten dieser Schöpfungen haben sich der Zustimmung der Intelligenz zu erfreuen. Das Sprüchlein:
´Wer das Wenn und Aber erdacht, Hat sicher aus Häckerling Gold schon gemacht´
soll keiner näheren Beleuchtung unterstellt werden, aber ohne Wenn und Aber geht es einmal auf dieser Welt nicht ab.”
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1862
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Anonym. Anzeige. In: Der Commissionär, 21.09.
"[S. 54] Unbekannter bekannter Collega Schwammerling!
Wenn dich die Lästerzunge sticht, So laß dir das zum Troste sagen:
Die schlechen Früchte sind es nicht, Woran die Wespen nagen. Ein armer, aber absonders ehrenwerter Mann, der das neidlose Mißgeschick hat, seinen Lebensunterhalt durch Verleumdung Anderer sich erwerben zu müssen, da er aus Arbeitsscheu als ehrlicher Handwerker sein Brod nicht verdienen mag und als fiktiver Poet es nicht kann,
hat unter vielen andern Leuten, die er nicht zu fürchten braucht, auch die Commissionäre mit seinem Kleister wiederholt etwas besprengt.”
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1862
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Kleeberger, Klement. Herr Fortunat Winter. In: Der Sammler (Augsburger Abendzeitung), Der Sammler 10.05.
“Dieser
lange Weg war es auch, den jetzt ein Kurier und zwar des Posthalters eigener Sohn im rasenden Galopp dahinflog. Und was war geschehen? Warum diese schwindelnde, diese unerklärliche Eile? Warum fort, fort, daß Kies
und Funken stoben und Roß und Reiter schnoben?”
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1862
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Anonym. Freimüthige Erklärung gegen eine offenen, anonymen Brief an F. B. Hamma. In: Neustadter Zeitung, 28.01.
“Wenn
Sie, Herr Kritiker, vom Standpunkte der Kunst aus es ferner nicht ´unter Ihrer Würde´ halten, so moralisiren Sie nur immer fort! Nach Ihrem ersten unglücklichen Debüt werden Sie hier wenig oder gar keine gläubigen
Zuhörer mehr finden, denn wir sind der Ueberzeugung, daß es die schlechtesten Früchte nicht sind, woran die Wespen nagen!!! Bis hierher - und nicht weiter! Neustadt a/H., im Januar 1862!
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1862
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Dresdner Nachrichten 31.5.
“Am Donnerstag Abend war an einem Baume des Blasewitzer Birkenwäldchens folgendes Heldengedicht angeheftet:
„Du lieber guter Räcknitzplatz, Dir geht's, wie der Straße nach Blasewatz. D u bist sehr widerwärtig —
und d i e wird niemals fertig. Du unbekannter Schiller, bedenke die Mahnung: 'Geduld, Geduld, wenn's Herz auch bricht,
Mit der Commune had're nicht!'"
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1862
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Dresdner Nachrichten 08.9.
"Stadtpostprief. der 'alte Wohlbekannte.' Saft und Kraft im ganzen Artikel Geht aber
nicht, Freundchen, geht nicht; höchstens nur dann, wenn mir mit dem Streichstift in der Hand den Neuntödter spielten; dies aber hieße dem Weizenkorn den lebendigen Keim ausbeißen und den Lesern das todte Mehl übrig
lassen. Geduld, Geduld, wenn's Herz auch bricht, Mit Stadtverordneten hadere nicht!"
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1862
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Anzeige. In: Cochemer Kreis-Anzeiger 13.8.
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1862
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Anzeige. In: Cochemer Kreis-Anzeiger 16.08.
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1862
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Theater in Ettlingen.Gasthaus zum Hirsch. In: Karlsruher Anzeiger 10.10.
“Freitag, 10. Oktbr. Lenore. Romantisches Schauspiel in drei Abtheilungen, nach Bürger's Ballade 'Lenore', bearbeitet von Hollbein. Wolff, Direktor."
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1862
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Anzeige. In: Glauchauer Tageblatt und Anzeiger 7.5.
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1862
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Anzeige. In: Hallesches Tageblatt 16.10.
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1863
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Schneider, Karl Ernst. Dritte Periode: das strophische Stimmungslied . In: Das Musikalische Lied in geschichtlicher Entwicklung. Digitalisiert von Google.
“[S. 14] Auch in der zweiten, poetisch bessern Hälfte der Periode fehlt es anfänglich und selbst später neben dem Gehaltvollen nicht an Trivialitäten in der Textdichtung, indem der
damalige Zeitgeschmack Aufklärung und praktische Nutzbarkeit für unzertrennlich von der Dichtkunst hielt und von der Kunst im Ganzen einen sittlichen oder nützlichen Zweck forderte. Poetische Belegstellen hierfür
beizubringen ist überflüssig, da die betreffenden Texte ganz den obigen gleichen. Im großen Maßstabe haben wir eine solche Mischung von Gutem und Trivialem in Nicolai's ´Allgemeiner deutscher Bibliothek´, obwohl
diese anderseits wieder das höhere Verdienst hat, die erste Sammlung alter und neuer Volkslieder überhaupt zu sein. Allmälig aber, schon in den Graun’schen Oden (um 1750), wo Texte von Geßner, Hagedorn, Christ.
Weiße auftreten, und noch mehr seit den siebziger und achtziger Jahren wird's allmälig wieder jung uud grün im verödeten Garten der deutschen Lyrik: in den buntesten Farben und den mannigfaltigsten Wohlgerüchen
duften seine Blumen; kleine, lichte Blümchen im Sonnenschein, wie ernste Trauergewächse im einsamen Schatten stehen ringsumher. Die frostige Verstandeskälte ist gewichen: wir athmnen wieder in der warmen Luft der
Empfindung, Trink- und Liebeslieder sind auch jetzt wieder vorherrschend, aber edler und poetischer als die frühern. Hagedorn hatte zuerst das kleine, gefällige Lied gepflegt und in direkter Verwandtschaft Gleim und
seine Geistesgenossen das sogen. ´anakreontische Lied´ angeschlossen. während diesen der gemüthliche Gellert seine innigen religiösen Lieder zur Seite stellte. Am Glücklichsten aber und besonders am
Volksthümlichsten sproßte das eigentliche Lied im Kreise des Göttinger ´Hainbundes´, wo Hölty den schwermüthigen, Claudius den kindlichen und humoristischen Ton anschlug, während in des frühern und einer andern
Landschaft angehörenden Lavater's Schweizerliedern schon der echte Naturton stellenweise auf das Täuschendste erklungen war. Der geniale Bürger aber, alle diese Seiten in sich vereinigend und nicht minder
glücklich im gefühlvollen und anmuthigen Liede, wie vornehmlich in der dramatisch schwungvollen ´Ballade´. brachte diese ganze Produktion erst zu voller Blüthe. [Hervorhebung von K.D.] Streift er gleich mitunter
in Stoffen und Ton an's Gemeine, so wiegt doch der echt volksmäßige, anschaulich drastische Charakter seiner Gedichte diesen Mangel hinlänglich auf. Keiner der damaligen Poeten ist so wahrhaft poetisch, keiner
musikalisch so brauchbar und daher auch in den Liederwerken jener Zeit so stark vertreten, als er; die volksthümlichsten Lieder jener Tage, die noch jetzt beim Volke und bei der Jugend theilweise in Ehren stehen,
wie ganz besonders die sagenhafte oder aus dem wirklichen Leben gegriffene Ballade, die, wie wir später sehen werden, auch in der Entwickelung des musikalischen Liedes eine besondere Stufe repräsentirt - sind
regelmäßig von Bürger. Und dabei ist diese ganze Dichtung rein deutsch, rein menschlich und populär, ohne Bezugnahme auf das Alterthum, ohne mythologische Anspielungen, ohne gelehrten Apparat. Fast
die ganze Göttinger Schule behandelte ausschließlich volksthümliche Stoffe in fließenden Versen, deren stillschweigendes Vorbild das Volkslied war. In dieser Poesie ist nichts Hohes und Erhabenes, nichts symbolisch
oder allegorisch Dunkles, das zum Verständniß eines Kommentars bedurft hätte: die Stoffe sind vielmehr durchweg der volksvertrauten National- und Lokalsage, den Vorkommnissen des Alltagslebens und der Volkserfahrung
entnommen; Anspielungen an Fremdes und Alterthümliches fallen nur selten dazwischen. Die Sprache aber ist von einer Reinheit, von einem Fluß und Schwunge, der sich in das unverbildete Ohr des Laien unausbleiblich
einschmeichelt, aber ebensosehr auch edlere Kunstansprüche befriedigt. Was sich aus fremden Sprachen in der Poesie unserer Periode findet, wie z. B. lateinische und griechische Verse (bei Kirnberger 1773 und 1780),
will weniger zeitgemäßes Lied sein, als nur eine gesangliche Deklamationsstudie, wie deren die Tonsetzer schon in der Epoche der Mehrstimmigkeit mit Vorliebe angestellt hatten. Man begreift, wie diese verjungte,
rein deutsche Dichtung, besonders in den Händen der Göttinger, zünden und begeistern mußte, nachdem das Lied 200 Jahre lang entartet und dem Volke entfremdet geblieben war.
[S. 17] Im Ganzen jedoch steht es
fest, daß unsere größten Dichter im Fache des volksthümlichen Liedes die kleinsten sind, und daß, umgekehrt, die bescheidensten Ansiedler am deutschen Parnaß zu den beliebtesten Poeten zählen, wenn sich's um das
kleine, populäre Lied handelt. Bürger, Hölty, Claudius u. A. haben ungleich weniger ideale Begabung, aber unendlich mehr Naturnähe und Naturton, als Herder, Schiller oder Göthe, und haben sich daher auch musikalisch
ungleich verwendbarer gezeigt, als die auf höherm Kothurn wandelnden Klassiker.
[S. 42] Von Kunstgesängen haben die Auszeichnung eines Separatdrucks - denn diese Form der Veröffentlichung blieb auch noch
später in Kraft - meist solche Lieder erfahren, welche sich durch eigenthümlichen Inhalt, etwa durch die Verherrlichung eines bedeutsamen Zeitereignisses, oder auch bloß durch ihren Umfang zu einer gewissen
Selbständigkeit hervorhoben. Für sie durfte man schon an und für sich auf Beachtung von Seiten des Publikums hoffen und hielt es daher auch für lohnend, ihnen eine besondere Ausstattung und Veröffentlichung zu
geben; die Bürger-Zumsteeg´schen Balladen z. B. sind gleich Anfangs als selbständige Gesangstücke erschienen. Manche von den Liedern kamen zuerst in den Sammlungen gemeinschaftlich mit andern Liedern heraus und
wurden erst später als Separatdrucke abgesondert und veröffentlicht. Man weiß, daß diese Sitte selbst ein einzelnes kleines Lied in besonderer Ausgabe zu ediren, ein lukratives Spekulationsverfahren des neuern
Musikalien-Handels geworden ist. [S. 46] Wirklich verdiente aber der Text auch, vor dem Gesange bevorzugt zu werden, da er, künstlerisch geschätzt, ungleich besser war, als die Komposition. Von Hölty,
Claudius, Bürger u. A. leben noch gar manche Gedichte in der Gegenwart fort, sind jedem Gebildeten vertraut, werden in der Unterhaltung citirt, werden besonders von der Jugend noch mit Eifer gelesen und gelernt und
zu Deklamationsstücken benutzt u.s.w. Wo in der Welt aber sänge man noch eine Komposition aus jener Zeit zu einem dieser Gedichte?”
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1863
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Zitz, Kathinka Halein. Eine literarische Novität. In: Der Roman eines Dichterlebens, Band 2, Ausgaben 1-3 Digitalisiert von Google.
“[S. 47] Weniger angenehm schloß sich dieser Tag für die Frau Rath, denn ihr Mann hielt ihr vor Schlafengehen eine Gardinenpredigt, deren Inhalt ihr wenig zusagte. Da sie nicht auf
den Mund gefallen war, so hielt sie ihm zwar eben so wacker Stand, wie die Frau Schnips in Bürger's Ballade dem heiligen Petrus - aber wenn die Predigt zu Papier gebracht worden wäre, so würde die Frau Rath sie doch
schwerlich zur Erbauung an den Spiegel gesteckt haben.”
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1863
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Förster, Ernst. Geschichte der deutschen Kunst. Bd. 5. Digitalisiert von Google.
“[S. 529] Aus demselben Jahre [1838] datirt seine "Lenore" nach Bürger. In diesem Bilde hat Oesterley sicher erreicht, was er gewollt. Die angstvolle Hast des Mädchens, das
von der Mutter vergebens zur Ruhe gemahnt und zurückgehalten wird, ist sprechend ausgedrückt und als Gemälde vortrefflich ausgeführt. Aber die Wahl des Momentes ist nicht glücklich. Wer mag den Anblick einer ohne
Hoffnung gemarterten Seele zur Kunstbetrachtung wählen! Der Dichter kann den Augenblick schildern: er hat die Folge in seiner Gewalt; aber der bleibende Schmerz muß Beruhigung und Versöhnung in sich haben.”
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1863
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Marggraff, Hermann. Neueste Literatur über Goethe. Erster Artikel: Goethe und Karl August. In: Blätter für literarische Unterhaltung, Nr. 35 August: Digitalisiert von Google
"[S. 638] Ein durch einen äußern Umstand veranlaßtes Schreiben Goethe´s an den Herzog, nunmehr Großherzog, betrifft die weimarische Subscription für die von Bürger projectirte
Uebersetzung des Homes, eine Angelegenheit also, bei der sich ebenfalls Goethe´s Edelmuth manifestirte. Goethe bemerkt, daß man die Summe von 65 Lousdor in seine Hände niedergelegt gabe und fährt dann fort:
Allein weder die Theilnahme des Publikums, noch Bürger´s Beharrlichkeit stimmten in den wohlgemeinten Vorsatz; die Sache
gerieth in Schwanken und Stocken, wo denn zuletzt wenig Hoffnung übrig blieb. Da aber einmal das Geld zu Bürger´s Gunsten
bestimmt worden, der sich aus kümmerlichen Umständen nie zu erholen wußte, so beschloß die ansehnliche Gesellschaft,
ihm diese bedeutende Unterstützung angedeihen zu lassen, wenn auch die Bedingung unerfüllt geblieben war. Ich sendete ihm das Geld, erhielt seinen Dank und richtete ihn aus.
Man weiß, wie unedel sich Bürger durch ein bekanntes Epigramm an seinem Gönner und Wohlthäter gerächt hat."
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1863
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Roquette, Otto. Der Göttinger Dichterbund. In: Geschichte der deutschen Literatur. Zweiter Band. Digitalisiert von Google.
“[S. 240] Jene schrankenlose Subjektivität, die auf ihr "Naturrecht" pochend gegen das Recht gesetzlicher und sittlicher Grenzen Sturm lief, sollte in einem und zwar in dem
begabtesten Dichter des Göttinger Kreises in trauriger Weise zu Falle kommen, in Bürger. Was Göthe im Werther, was Klinger und Lenz in ihren Dramen, was die Dichter der Sturm- und Drangzeit nur in Bildern und
Gestalten der Phantasie hinstellten, das gewaltsame Zerreißen ehrwürdiger Bande, durch die das Genie sich beengt fühlte, das trat mit Bürger, wenigstens nach einer Seite hin, in die Wirklichkeit. Aber schwer wie die Sünde gegen die sittliche Ordnung wurde die Buße.
[S. 242] Wir haben Bürger als das größte Talent des Göttinger Kreises bezeichnet, aber mehr noch, er war nächst Göthe die lyrisch am tiefsten angelegte Natur dieser Zeit. Formbildung, Reichthum der
Empfindung, Ausdrucksfähigkeit der Stimmung stehen ihm im vollen Maaß zu Gebote. Er versteht es, den kräftigsten Ton anzuschlagen, und wieder in einer melodischen Weichheit zu singen, daß man die bloße Sprache zur
Musik erhoben glaubt. Dies wird, wie er leider nach keiner Seite hin ein Maaß kennt, auch wohl Weichlichkeit, die die jungen Göttinger Genossen an ihm auszusetzen hatten. Allein die Fähigkeit, dichterische Form und
Stimmung in Harmonie zu bringen, ist bei ihm wenig, gegen die erstaunliche Gewalt, mit welcher er Leidenschaft Sprache zu geben versteht.
[S. 243] Zu schwach und willenlos, sich aus dieser Hölle empor zu
reißen, zieht die gegen alle Sittlichkeit betäubte Leidenschaft den qualvollsten Genuß vor. Sie glaubt an keine Schuld, sie glaubt nur an ein inneres Gesetz, das nichts andres ist, als die Gesetzlosigkeit, und
flucht dem äußeren Gesetz, das jenem gebieten will. Bei einer so tief angelegten dichterischen Natur, wie Bürger, gewann diese Dialektik der Leidenschaft, dies Toben des Glücks und diese
Qual des Ringens einen Ausdruck, der wahrhaft erschütternd wirkt. Alles, was seine Poesie an den Namen Molly knüpft (und es ist idie Hälfte seiner Lyrik), gleicht einem Strom von dämonischer Gewalt, der alles
Denken, Wollen, Empfinden der menschlichen Natur mit sich fortreißt. Da giebt es kein Verschleiern, kein Verhehlen; Freude, Schmerz, die unbändigsten Regungen des Herzens treten unverhüllt, oft mit erschreckender
Wahrheit ans Tageslicht und zeigen in verführerischen Rhythmen alle Ergüsse des Gemüths nach einem einzigen Ziele hingelenkt.
[S. 244] Den Mond anzusingen, war von jeher Poetenart, und auch der gar
nicht sentimentale Bürger konnte nicht umhin, ihm seinen Tribut zu bringen. Aber sehr unterscheidet sich sein Lied an den Mond von denen der Göttinger Bundesfreunde, denn während jene meist mit feierlicher Wehmuth
anheben, sagt er ihm "Ei schönen guten Abend dort am Himmel!" und fängt eine gemüthliche Plauderei mit ihm an. Der Tyrannenhaß in seiner Abstraktion war ihm fremd, dagegen wendete er denselben einmal mit
schärferem Blick auf den konkreten Fall an, in dem Gedicht: "Der Bauer an seinen durchlauchtigen Tyrannen," worin der Verzweiflungsruf des von seinem Junker gepeinigten Leibeignen viel eindringlicher zum
Gewissen spricht. Auf andre Lieder, wie das Feldjägerlied ("Mit Hörnerschall und Lustgesang") und das Trinklied ("Ich will einst bei Ja und Nein"), die noch frisch im Gesang der Jugend fortleben,
braucht nur hingewiesen zu werden.
[S. 245] Wenn jemals das Bestreben, volksthümlich zu sein, mit Erfolge gekrönt wurde, so war es hier [Lenore] der Fall. Schon öfter sprachen wir es aus, wie mißlich, meist
unberechenbar und vom Zufall abhängig es für die Dichtung ist, ein Volkslied hervorzubringen, wie selten ein solches Ziel vom Standpunkte der Kunst aus erreicht wird. Gilt es doch nichts Geringeres, als ein
Verzichten auf alle üblichen Kunstmittel, ja auf das Kunstgesetz selbst, dem die Dichtung nicht entsagen zu können scheint, ohne ihr eigenstes Wesen zu zerstören. Das ganze Geheimniß volksthümlicher Wirkung liegt
aber für den Dichter in der Versetzung seines Standpunktes. Nicht von oben herab für das Volk, sondern mitten im Volke stehend und wurzelnd muß er singen, alles Wissen und Können, alle Begriffe des Kulturlebens unberührt lassen, und ganz in den naiven Anschauungen des Volkes aufgehn. Versteht er dies, so kommt ihm jedes Verzichten auf übliche Kunstmittel zehnfach zu Gute, denn die natürlichen Mittel der Volkspoesie sind so reich und nachdrücklich, daß bei treffender Verwendung eine künstlerische Wirkung ebenso bedeutend, ja bedeutender abzusehen ist. Das keck von einer Situation in die andere Springende der Darstellung, welches alle unwesentlichen Vermittlungsglieder voraussetzt, giebt den Vortheil, daß die Hauptmomente kräftig auf einander folgen. Aber diese Hauptmomente liegen weniger in der Ausprägung äußerer Vorgänge, als in der Betonung innerer Zustände. Das Gemüth muß zum Gemüthe sprechen. Ein andres Element des Volksliedes ist das Dialogische der Form, welches, kundig behandelt, den Gang der Handlung zu dramatischer Lebendigkeit zu steigern vermag. Alle diese Vortheile faßte Bürger sicher auf, und da er in der volksthümlichen Anschauung durchaus zu Hause, der poetischen Form aber in hohem Grade Meister war, löste er auf dem Gebiet der Ballade ein Problem, das immer zu den schwierigsten gezählt werden muß.
[S. 246] Und wirklich fühlte sich die ganze Nation von diesem großartigen Gedicht sogleich ergriffen. Es wurde populär im vollsten Sinne, es hatte die gleiche Wirkung, ob es in hohen oder niederen
Bildungskreisen vorgetragen wurde. Was die Volksballade zu leisten vermag, das zeigte Bürger's Lenore in Deutschland zuerst, und in glänzendster Weise. Die Balladendichtung wurde allgemein, und auch im Göttinger
Kreise übte man sich, wie wir gesehen, in der Nachahmung.
[S. 247] An englische Stoffe knüpfte er gern an, so im "Graf Walter," in "Suschens Traum," in der "Entführung"
und in den noch vorzüglichen Gedichten "der Bruder Graurock" und "der Kaiser und der Abt." Zu seinen schönsten Dichtungen dieser Zeit gehört auch noch "der wilde Jäger,"
und sehr populär wurden die mehr auf moralischer Grundlage aufgebauten: "Das Lied vom braven Mann" und "die Kuh." In anderen dagegen, wo er es mehr auf eine breite novellistische
Entwicklung absah, war er, da sein Kompositionstalent nicht ausreichte, nicht eben glücklich. Je mehr Bürger in seinem eignen Leben das menschliche Maaß verlor, desto mehr, wie wir gesehen, schwand ihm auch das
künstlerische. Denn ein künstlerisches Maaß hatte er taktvoll auch auf seine volksmäßigen Balladen der besseren Zeit anzuwenden verstanden. Aber dieses ließ er immer mehr aus den Augen, er verfiel in Manier, und
schlimmer noch, die alten Fehler seiner frühsten Zeit tauchten wieder auf. Die Stoffe wurden gräßlich, die Ausführung verweilte gern bei dem Haarsträubenden, und überschritt jedes ästhetische Maaß. Balladen, wie
"des Pfarrers Tochter von Taubenheim," machen nur noch den Eindruck des Häßlichen und Abstoßenden. Ebenso unglücklich fielen diejenigen Gedichte aus, worin er den humoristischen Ton vorwalten ließ.
Hier kam er gradezu wieder bei der alten Bänkelsängerei an, wie im "Raubgrafen," vor Allem in dem cynischen Machwerk "Frau Schnips." [...] Aber seine dichterische Bedeutung
ist nicht hinwegzuläugnen, selbst wenn man zugesteht, daß die wenigsten seiner Dichtungen einen reinen und wohlthuenden Eindruck hinterlassen. Er war ein Talent, wie die Literatur deren an Tiefe und Kraft des
Ausdrucks nicht viele aufzuweisen hat, und ein einziges seiner Gedichte, die Lenore, reicht hin, seinen Dichterruhm zu verewigen. -”
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1863
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Schiller, Friedrich. Brief an Iffland.26. April 1800. In: Johann Valentin Teichmanns Literarischer Nachlaß. Stuttgart. Digitalisiert von Google
“[S. 209] Ich übersende Ihnen hier eine neue Bearbeitung des Macbeth für's Theater, wenn Sie davon Gebrauch machen wollen. Die bisherigen sind leider gar zu jämmerlich ausgefallen,
und ich hielt es der Mühe werth, noch einen Versuch zu machen, ob dieses Stück, eins der vollkommensten von Shakespear, sich doch noch auf dem Theater erhalten ließe. Von Reichardt's
Composition zu dem Bürger´schen Macbeth möchte sich außer der Ouvertüre manches einzelne brauchen lassen, besonders in der dritten Hexenscene im vierten Aufzug, wo die Beschwörungen vorgehen.“
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1863
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Wilbrandt, Adolf. Heinrich von Kleist. Digitalisiert von Google.
“[S. 173] Und wie wir wissen, daß Schiller in jenem harten Gericht über Bürger seine eigene Vergangenheit bekämpft hat, so begreifen wir auch, wie Göthe vor der Erscheinung Kleist's wie
vor einer unheimlichen Erinnerung zurückwich.”
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1863
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Knüttell, August. Wettstreitgesang des Hexameters und der Nibelunge um die Verdeutschung Homers. In: Die Dichtkunst und ihre Gattungen.
“[S. 18] Die Nibelunge. Ich zittere nie vor Fersen, am wenigsten aber vor ihr, Der Ferse des Sohnes Peleus´: da war er sterblich schier.
Zwar heute prunkst du im Festkleid und funkelst blaß vom Golde, Und redest die Zunge der Götter, wie einst Homeros´ Solde;
Doch baut dich noch so kunstreich des deutschen Meisters Hand, Du wirst doch nimmer heimisch in meinem deutschen Land. Dich muß der Ionier flöten, dich darf kei fußerstarrter
Hilfaus-Trochäus löthen, geschultem Ohr zur Marter. Trotz Fritzen, dem Grafen zu Stolberg, trotz Bodmer und seinem Troß, Trotz Gottfried August Bürger und Johann Heinrich Voß,
Die deutschhomergestammelt und deutschhomergesungen, Mit dir hat Keiner von Allen das deutsche Volk durchdrungen. Auch schlägst du mich nicht mit dem Klopstock, dem heiligen Christ-Homer,
Er war ein Dichter, wahrlich, nur du chikanirtest ihn sehr. Den Rothschilds Ahnen weiland gekreuzigt ohne Gnade, Du hast ihn gerädert, den Heiland, in Klopstocks Messiade.
Die wollte Herameter tanzen mit hölzernem Bein und Schuh´! Vernahm's Homer, der blind schon: er wurde noch taub dazu. Ich glühe dem glühenden Sänger vom großen Sohne Gottes,
Nur bloß dem Hexameterdrechsler galt jener Biß des Spottes.”
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1863
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Anonym. Deutsche Literatur im Auslande 1797 und 1863. In: Blätter für literarische Unterhaltung. Nr. 49 December: Digitalisiert von Google
"[S. 902] Am 3. December 1796 schreibt der londoner Correspondent, daß Bürger´s "Lenore" in der "hiesigen poetischen Welt in den obern Regionen" ein
Modegegenstand geworden sei. Zu den drei bereits vorhandenen, zum Theil sehr prächtig gedruckten und mit Kupferstichen gezierten, aber auch "gewaltig anglisirten" Uebersetzungen sei nun noch eine vierte in
Begleitung der Ballade vom Wilden Jäger unter dem Titel: "The Chase and William and Helen, two ballads from the German of Burger" (London 1796) hinzugekommen. Die "Lenore" machte so viel
Aufsehen, daß englische Literatoren sich bemühten, dem deutschen Dichter wenigstens die Originalität der Erfindung abzustreiten und sie auf eine englische Quelle zurückzuführen, wass dann die in einem spätern Stück
der Wieland´schen Zeitschrift abgedruckte bekannte Mittheilung A.W. Schlegel´s hervorrief, wonach Bürger selbst versichert: er habe dazu einige Winke aus einem ihm nie vollständig vorgekommenen plattdeutschen
Volksliede benutzt."
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1863
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Sandvoß, Franz. Graf Friedrich Leopold Stolberg. [Rezension des Buches von Theodor Menge]. In: Blätter für literarische Unterhaltung. Nr. 20. Digitalisiert von Google.
"[S. 358] Sehr treffend heißt Bürger ein zweiter Günther. Von der moralischen Mängelei hält sich Menge fern, wie er es auch bei Gentz im zweiten Bande ist; dennoch hat er, glauben
wir, kein Recht, Schiller ein Verbrechen aus seinem allerdings harten Urtheil zu machen. Im letzten Grunde gehen wir nämlich doch auf den sittlichen Menschen zurück, und war einer zu diesem Urtheil gegen den
Lebenden berechtigt, so war es Schiller gewiß, denn er hatte sich selbst gebildet, um sich selbst zu geben, das Edelste, was der Dichter kann. Freilich ein gefährlich Ding ist es immer, diesen Maßstab anzulegen, und
ihn sollte man anzulegen nur dem besten Kenner des ganzen Wesens, dem nächsten Freunde, gestatten."
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1863
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Lexikoneintrag Joseph Jacob Jungmann. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oestrreich. Zehnter Theil. Wien. Digitalisiert von Google
“[S. 321] Die in Zeitschriften und anderen Sammelwerken zerstreuten Arbeiten [Joseph Jacob] Jungmann's, darunter die trefflichen Uebersetzungen von Bürgers ´Lenore´, von Schillers ´Lied an die Freude´ und ´Lied von der Glocke´ u. a, sind in einer schon früher veröffentlichten Sammlung seiner Schriften unter dem Titel: ´Jos. Jungmanna sebrané spisy wersem a prosau´ (Pra 1841, Verlag des böhmischen Museums) und als 1. Band der ´Novoceska biblioteka´ erschienen.“
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1863
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Buchner, Wilhelm. Gottfried August Bürger. In: Lehrbuch der Geschichte der deutschen Nationalliteratur. Mainz. Digitalisiert von Google
“[S. 194] Gottfried August Bürger, ´der Condor des Bundes,´ war geb. in der Neujahrsnacht 1747—48 zu Molmerswende bei Halberstadt. Eines Pfarrers Sohn, für die Theologie
bestimmt, verfiel er als Student zu Halle in ungeordnetes Leben, ging 1768 als Student der Rechte nach Güttingen und ward 1772 Amtmann in Altengleichen bei Göttingen, dann zu Wolmershausen. 1774 verheirathet, aber
von heißer Liebe zu Auguste Leonhart (Molly), der Schwester seiner Gattin verzehrt, uuwirthschaftlich, mit Gram und Noth ringend, versank er selbst in der Alltäglichkeit seines Amtes und Umgangs. Nach der Frau Tod
mit Molly vereinigt, ging er 1784 als Docent nach Göttingen; 1789 ward er Professor. Durch Mollys frühen Tod, durch die unglückliche Ehe mit der dritten Frau Elise ´dem Mädchen aus Schwaben´ tief gebeugt, durch
Mangel, Krankheit und Kummer früh gebrochen, starb er 1794. — B. hing nur locker mit dem Bunde zusammen, von welchem er sich, wenn auch der Begabteste, in der ganzen Richtung des Lebens und Dichtens schied. Unstät,
ernsten sittlichen Gehaltes entbehrend, leidenschaftlich, gelangte B. durch das Schwankende seines Willens, durch Schuldbewußtsein und schwerlastendes Unglück nicht zur vollen Entfaltung seiner reichen Dichtergabe.
Geistreicher Meister des Gedankens und der Sprache, hatte B. eine seltene Begabung für das Volksmäßige. Kraft und Vollklang der Dichtung, lebendige Frische, glänzende und dabei feingearbeitete Sprache, prächtiger
Versbau zeichnen seine theilweise ganz vollendeten Balladen aus; auch viele seiner Lieder sind ganz vortreffich; andere Gedichte sind durch Roheiten desAusdrucks und Unreinheit des Inhalts verunstaltet; viele der
Sonette sind vorzüglich. Lenore 1773 ist die berühmteste der zum Theil durch Percys Reliques of ancient english poetry 1765 hervorgerufenen Balladen, welche dieser bisher nur
possenhaft behandelten Dichtungsart Ernst und Würde gaben. Daneben der großartige wilde Jäger 1785, der brave Mann 1776, Kaiser und Abt, die Kuh 1784, die Weiber von Weinsberg, u. a. Schillers harte Beurtheilung
1791, aus dessen streng sittlichem Wesen hervorgegangen, hat den Dichter zu sehr die Schwächen des Menschen entgelten lassen und ihn tief gebeugt; doch erkennt sie dessen ´Fülle poetischer Malerei, die glühende
energische Herzenssprache, den bald prächtig wogenden, bald lieblich ftießenden Poesiestrom, das biedere Herz´ an.“
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1863
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Eichenfels, Hans von. Das Erbschloß. Zweiter Band. Leipzig. Digitalisiert von Google
“[S. 171] Er wandte darum seine Schritte wieder zurück in das Musikzimmer, zur Seite des Spielzimmers, öffnete den Flügel und begann die Ritterromanze von Stollberg zu singen: ´Knapp´,
sattle mir mein Dänenroß.´ ´Herrlich! Herrlich! Musterhaft einstudirt!´ applaudirte der Kriegs- und Forstrath im Spielzimmer. “
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1863
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Galen, Philipp. Der Sohn des Gärtners. Dritter Theil. Leipzig. Digitalisiert von Google
“[S. 221] Diese Erklärung, die, als sie bekannt wurde, alle Welt in Entzücken versetzte und der Fürstin die letzten ihr noch verschlossenen Herzen des Volkes gewann, war aber gerade
dazu angethan, sie mit einer der alten Zeit anhängenden Partei im Lande in Confliet zu bringen, und hatte sie bis jetzt nur wenige ruhige und sorgenlose Stunden gehabt, jetzt sollte sie bald gar keine mehr haben.
Kampf, Widerspruch, Unzufriedenheit brachen aus allen Ecken hervor, die früher die Herbergen der frommsten Gesetzmäßigkeit gewesen waren, und was früher vor der Regentin auf den Knieen rutschte, um nur seine Demuth
und Hingebung zu beweisen, das warf sich jetzt in den schwersten altväterischen Harnisch, holte die verrosteten Waffen aus den Schränken und rief: ´Knapp, sattle mir mein Dänenroß!´ um ein siegreiches Turnier mit
der Fürstin selbst zu halten, die, wie man überall schrie, die Revolution von Unten herausfordere, wenn sie so kategorisch mit ihren ersten Räthen umgehe und unzugänglich für ihren erprobten Rath und ihre
weltbekannte Weisheit bleibe. “
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1863
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Anonym. Mannigfaltiges. In: Pfälzische Blätter für Geschichte, Poesie und Unterhaltung. 20. September. Digitalisiert von Google
“(Die Straßenlokomotive und ihre Folgen.) [...] Ein Berliner Blatt widmet diesem Ereignisse folgende prophetische Zeilen: ´So haben wir es denn
endlich erreicht, daß der Wunsch nach Siebenmeilenstiefeln im vollsten Maße erfüllt wird. Wir sind von nun ab eben so unabhängig von dem Willen der Eisenbahn-Direktionen, als von der Laune und Ausdauer der Pferde,
und statt des Rufes: ´Knapp, sattle mir mein Dänenroß!´ wird in Zukunft des Junkers Kommando klingen: ´Heizt mir den zweisitzigen Phaeton.` “
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1863
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Anonym. Landwirthschaftliche Ausstellung in Hamburg. In: Landshuter Zeitung, 5. August. Landshut. Digitalisiert von Google
“[S. 717] Es ähnelte eines dem andern, alle waren einander wie aus den Augen geschnitten, nur daß sie in der Farbe ihre Kleides von Weiß bis zu Schwarz verschiedene Schattirungen
zeigten. Amüsant war nur das junge Volk der noch ganz unerzogenen kleinen Ferkel in ihrer drolligen Derbheit. Sie spielten ohne Ausnahme ihren geduldigen Müttern sehr übel mit, und führten dabei ein Concert auf,
gegen welches ´Unkenruf in Teichen´ Sphärenmusik ist.“
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1863
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Bornhagen, C. Rózsy. In: Unterhaltungs-Blatt zum Lindauer Tagblatt. 14. Februar. Digitalisiert von Google
“[S. 22] In unglaublich kurzer Zeit lernte sie lesen und schreiben. Aber Frau Hedwiga ließ es nicht dabei bewenden, sie unterrichtete das, wie es sich immer mehr und mehr zeigte,
auffallend gelehrige Mädchen auch noch nach Kräften in Geographie, Geschichte, Naturkunde u. s. w. Auch las sie mit Rózsy mitunter in den Poesieen der beliebten deutschen Dichter, sorgte aber auch dafür, daß ihr die
des eigenen Vaterlandes, vor allen Sándor, Kisfaludy, Vörösmarty und Petöfi, der Lieblingsdichter der Ungarn, nicht ganz fremd blieben. Natürlich sichtete und wählte sie sorgsältig aus, was eben in Rózsys
Gesichtskreis passen konnte. Aber wie froh erstaunt war sie, auch hier bei dieser so große Theilnahme, so viel Sinn für das Schöne und Edle zu finden. Wohl hatte sie schon früher bemerkt, mit wie viel Jnteresse
Rózsy gelauscht, wenn sie Irma ´klein Roland, des Sängers Fluch, die Bürgschaft, das Lied vom braven Mann, Frau Magdalis´ und anderes dergleichen hergesagt hatte, aber es zeigte sich bald, daß Rózsys Phantasie nicht
blos durch die Erzählung romantischer oder rührender Begebenheiten, sondern auch durch die Schönheit der Dichtung selbst entzückt wurde.“
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1863
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Anonym. Noch eine Glosse über die letzte Ansprache des Nationalvereins-Ausschusses an seine Mitglieder. In: Wochenblatt des Deutschen Reformvereins, 14. Juni. Frankfurt a.M. Digitalisiert von Google
“ [S. 173] Das ist die nationalvereinliche bundesstaatliche Einheit! - Ganz im Einklang steht auch damit der verschwommene Ausdruck der nationalvereinlichen Zuversicht in der Erklärung
vom 4. Septbr. 1860: ´Deutschland werde willig dem Oberhaupt des mächtigsten deutschen Staates die politische und militärische Leitung anvertrauen, wenn diese Macht durch energische Vertretung aller nationalen
Interessen sich fähig erweise, ihren geschichtlichen Beruf thatkräftig zu erfüllen.´ - ´Wenn´! - Es ist das wohl das erste Mal, daß von Leuten, die ernst sein wollen, ein politisches Programm auf das Wort ´Wenn´
gebaut wurde. Oh! ihr Staatsmänner - ´Der Mann, der das Wenn und das Aber erdacht, Hat sicher aus Heckerling Gold schon gemacht.´
Und so schaffen auch diese großen Staatsweisen und Staatsdoctrinäre mit ´wenn´ ein Kaiserreich! “
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1863
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Wagner, Heinrich. Schillers-Kritik. In: Sylvester-Blüthen oder Gedichte. Stuttgart. Digitalisiert von Google
“[S. 5] ´Sind Witz und Launen ausgeschlossen Von Poesie,´ dacht ich bei mir, - ´Wie kommt's, daß, wo sie dir geflossen,
Als Dichtung sie erscheinen dir?´
Und las, wie meinem Liebling, Bürger, - Weil der nur will ´Volksdichter´ sein, -
Gleichsam sein eifersücht´ger Würger, - Drückt Schiller fast die Luftröhr´ ein.
Er borgt Volksdichter-Ideale
Willkürlich von der Sonne Glanz, Damit vor ihrem hellern Strahle Erbleiche Bürgers Sternenkranz.
Und älteren Collegens Flecken Schulmeisterlich er kritisirt, Und - statt sie helfen zuzudecken -
Sie juvenalisch illustrirt.
Ich las, wie er an Bürger rüge, - Wie kleinlich! einen schlechten Reim,
Vergessend, daß aus seiner Wiege Ein noch viel grellerer sich bäum´.
Ha! - dacht´ ich, - Schiller! - Ideale
Hast du zwar reifend stets erstrebt; Doch Sättigung aus ihrer Schaale Auch nicht ganz ausnahmslos erlebt.
Zum Beispiel! Sag´, ob ´Männerwürde´ Besteht allein in Zeugungskraft, - Der Liebe werth der ´Frauenwürde,´
Die du besungen zauberhaft -
Was war dein Ideal? - gestehe! Doch hoffentlich nicht ein Gestüt? -
Beschälung nur? - In heil´ger Ehe, Welch´ Anstoß christlichem Gemüth!
Hat nur Gefühl der Zeugungs-Würde
Begeistert dich in Laura's Lieb´ - War's denn nur thierischer Begierde Verzuckung, welche sie beschrieb? - “
Der vollständige Beitrag in der ONLINE-BIBLIOTHEK
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1863
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Anonym. Leipziger Theaterbericht. In: Wissenschaftliche Beilage der Leipziger Zeitung, 16. April. Leipzig. Digitalisiert von Google
“[S. 138] Ein günstigeres Loos wurde Herther's ´Abt St. Gallen´ zutheil, einem zwar leicht gearbeiteten, aber Melodiosität und Einfachheit der Formen unwillkürlich einnehmenden
Tonwerk. Wesentlich unterstützt wird dieser befriedigende Eindruck durch das überaus treffliche Textbuch, unstreitig eins der besten, die in Deutschland je ein Componist zu bearbeiten das Glück hatte. Der Stoff ist
dem bekannten volksthümlichen Gedicht Bürger´s ´Der Kaiser und der Abt´ entnommen, dessen sachlicher Inhalt mit einem ungewöhnlichen Geschick und einer das Original fast noch überbietenden Launigkeit verwendet
worden ist. [...] Die Aufführung der Oper war eine der besten Leistungen dieses Winters und alle darin auftretenden Personen merkte man gewissermaßen die innere Freudigkeit an, bei der Aufführung mitwirken und durch
die eigene Leistung das Werk selbst in ein besonders vortheilhaftes Licht setzen zu können.“
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1863
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Paul, Oscar. ´Der Abt von St. Gallen´, komische Oper von G. Franz und Herther. In: Niederrheinische Musik-Zeitung 20. Juni Köln. Digitalisiert von Google
“[S. 198] Die Musik von Herther legt zwar nicht von grosser Originalität Zeugniss ab, sie zeigt aber, dass der Componist tüchtige Studien gemacht hat. Im ersten Acte ist namentlich die komische Scene in der Laube, wo Hans Bendix seine Liebeserklärung anbringt, von reizender Wirkung. Auch das Jägerliedchen der Gudula ist formel gewandt und natürlich componirt. Im zweiten Acte sind die Kriegerchöre mit dem Solo des Abtes als gut gearbeitete Musikstücke hervorzuheben, und im letzten Acte zeichnet sich das Finale durch Kraft und Frische aus. Die Gewandtheit, mit Kenntniss für die Singstimmen zu schreiben, ist in der Oper durchweg wahrzunehmen; doch verleitet sie den Componisten, manche Nummern, die recht hübsch angelegt sind, durch allzu viel italiänische Wendungen zu beeinträchtigen. “
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1863
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Twesten, Karl. Ästhetik / Geschichte. In: Schiller in seinem Verhältniß zur Wissenschaft. Berlin. Digitalisiert von Google
“[S. 125] Wie für die Geschichte der Literatur hat er für die Kritik tiefgreifende Anregungen und leitende Gesichtspunkte gegeben, ein Fundament gelegt, auf welchem fortgebaut worden
ist. Man kann wohl sagen, daß seine Kritik — nicht blos in den kritischen Bemerkungen der Schrift über naive und sentimentalische Dichtkunst, sondern auch in den größeren Rezensionen über Bürger und Mathisson —
weniger darauf ausging, den Sachen allseitig erschöpfend gerecht zu werden, als einzelne wichtige Punkte, auf die es ihm gerade ankam, durch anknüpfende Erläuterungen in das Licht seiner Begriffe zu stellen und
diese selbst in der Anwendung auf konkrete Beispiele zu erhärten; aber sie bezeichnet den auf allen Gebieten erfolgenden Uebergang der damaligen Zeit von vagen Empfindungen und Stimmungen zu wissenschaftlicher
Strenge.
[S. 145] Vergeblich hat Bürger in seiner Antwort Schiller's Ideal als den leeren Traum eines Metaphysikers bekämpft. Schiller zeigte die Realisirbarkeit durch die eigene That, durch die
Läuterungsarbeit, die er an sich selbst vollzog, um geistig erneut und gekräftigt zur Dichtung zurückzukehren. Aber darin hatte Schiller Unrecht, daß er wie er selbst später gestand, die allgemeinsten Normen zu
unvermittelt auf die Leistungen des einzelnen Dichters anwandte und daß er zwischen der gelungenen Lösung der höchsten Aufgabe und dem Verwerflichen nicht die Mittelstufen gelten ließ, deren jede doch für bestimmte
Bildungssphären das gerade ihrem Verständniß noch zugängliche Maaß von idealischer Erhebung enthält.“
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1863
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Anonym. Leipzig. In: Neue Berliner Musikzeitung, 15. April, Berlin. Digitalisiert von Google
“[S. 125] Eine Opernnovität, die in unserer an guten und zugleich lebensfähigen neuen Werken dieser Art leider so sehr armen Zeit als eine höchst erfreuliche Erscheinung zu begrüssen
ist, kam am 28. März überhaupt zum ersten Male zur Aufführung: die komische Oper in 3 Acten ´der Abt von St. Gallen´, Text von H. Franz, Musik v. F. Herther, und hatte einen so durchgreifenden Erfolg, dass es gar
keinem Zweifel unterliegt, das Werk werde auch auf andern Bühnen gegeben und bald allgemein beliebte Repertoir-Oper werden. Das Libretto reiht sich dem Besten an was in diesem Genre in Deutschland geschrieben worden
ist. Der ursprünglich nur kleine Stoff, wie ihn das Gedicht von Bürger ´der Kaiser und der Abt´ liefert, ist mit grossem Geschick und vieler Bühnenkenntniss verwendet und erweitert, so dass das Werk einen ganzen
Theaterabend ausfüllt, ohne gedehnt und ermüdend zu erscheinen, vielmehr bleibt man der Handlung gegenüber in fortdauernder Spannung “
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1863
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Habenicht. Die Reformfrage. In: Freimaurer-Zeitung. 23. Mai. Leipzig. Digitalisiert von Google
“[S. 162] was aber den Umstand betrifft, dass unsere Geheimhaltung oft genug allerdings zum Anlass der Verleumdung und Verdächtigung unseres stillen, dem Auge der Welt sich entziehenden
Wirkens wird, so haben wir uns einfach darüber hinwegzusetzen in dem Bewusstsein des Adels unserer Bestrebungen, in dem Gedanken, dass die Welt gerade das Strahlende zu schwärzen und das Erhabene in den Staub zu
ziehen liebt, und dass es eben nicht die schlechtesten Früchte sind, an denen die Wespen nagen, [...]. “
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1863
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Gutzkow, Karl Heinrich. Verloren. In: Unterhaltungen am häuslichen Herd, Erster Band. Leipzig. Digitalisiert von Google
“[S. 430] ´Verloren.´ Ein deutsches Sprachbild. Wol wenige gibt es auf Erden, die dieses Wort nicht schon geseufzt - geseufzt in mehr oder minder schwerem
Leid - ausgestoßen im tiefsten Herzens- und Seelenweh. ´Verloren ist verloren!´ ruft im wildesten Schmerz Leonore. Sie weiß, ihr Glück ist hin, auf ewig hin.
Verloren das Kind, das schönste Hoffen! Verloren den Gatten, des Lebens Schirm! Verloren die Mutter, den Schatz aller Schätze!
Verloren - das Schrecklichste von allem! - wenn der Mensch sich selber verloren. Von den Verlorenen spricht die Kirche als den in alle Ewigkeit hin Unglückseligen.
Es gibt kein tieferes Wort in der Sprache, keinen wahrern Schmerzensschrei im Leben als Verloren! “
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1863
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Holtei, Karl von. Der letzte Komödiant: Roman in drei Theilen, Band 2. Breslau. Digitalisiert von Google
“[S. 282] Binnen vierzehn Tagen entließ mich der Kammerherr, dem das herzogliche Schauspiel unterstand, aus meinem Engagement, obschon der Kontrakt noch lief. Einwendungen zu machen,
untersagte mir mein Stolz. Ich ging. Seitdem hab ich keinen festen Halt mehr gefunden und werde ihn nicht eher finden, als bis ich von den Brettern in die Bretter gelange; Sie wissen: ´Sechs Bretter und zwei Brettchen,´ wie unser viel verkannter Bürger singt. Dabei bleib' ich heiteren Sinnes! “
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1863
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Rolle, Friedrich. Moses. In: Chs. Darwin's Lehre von der Entstehung der Arten. Frankfurt am Main. Digitalisiert von Google
“[S. 8] Viele Geologen haben an ihm gedreht und gedeutelt, um ihm eine solche Auslegung zu geben, die ihm das mindeste Maß des Widerspruchs mit der Wissenschaft verleiht. Doch hat man
damit wenig erreicht, und weder die strenge Naturwissenschaft noch die strenge Orthodoxie erkennen ein solches Machwerk an. ´Ein Kaiserwort soll man nicht drehen noch deuteln,´ sagte der Kaiser Konrad vor Weinsberg,
ein ähnliches ließe sich auch sehr wohl von der Auslegung unsrer Religionsurkunden sagen. Ueber die Wahrheit marktet man nicht. “
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1863
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Breier, Eduard. Die Rache des Posaunisten. In: Wien in der Nacht, Wien. Digitalisiert von Google
“[S. 67] Die Rache des Posaunisten folgte ihm bis hieher!
Herr Riano sprang auf — Aurora schnellte vom Sitze empor, wie einst jene Leonore, die um's Morgenroth fuhr. Was ist das? fragte sie.
Der Lump! der Schuft! polterte der Alte, der bereits wußte, was es sei?”
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1863
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Gravenreuth, Charlotte Baronin von. Das Kind der Diebin, Wien und Leipzig. Digitalisiert von Google
“[S. 164] ´Donner und Teufel!´ schrie er
plötzlich, den zitternden Diener loslassend, ´das soll ihnen nicht gelingen! Noch ist der alte Hartung da, noch gilt sein Wille etwas, noch vermag er dazwischen zu fahren wie der alte Ziethen aus dem Busch, wie sie
in der weinerlichen Comödie, der die alberne Fabel ´Lenore fuhr um's Morgenroth' zum Gegenstand diente, hundertmal sagen.”
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1863
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Schuller, Johann Karl. Todesfall und "Leichenbestellung." In: Programm des evangelischen Gymnasiums in Schätzburg, Kronstadt. Digitalisiert von Google
“[S. 53] Sobald der bestellte Sarg fertig ist, wird der Leichnam in diesen gelegt, womit dann auch die Vollendung der Ausstattung in Verbindung steht. Die Form des Sarges ist im Wesentlichen fast überall dieselbe: ein entsprechend langes, gegen das Fussende sich verengendes Sechseck 47). Sie wird zum Fünfeck, wo - wie z. B. in Bootsch - der Deckel oben spitz zuläuft.
47) ´Sechs Better und zwei Brettchen,´ wie es in Bürgers Lenore heisst; sachlich richtiger wäre jedoch: Sechs Bretter und vier Brettchen - Viereckige, truhenförmige Särge kommen nur bei ganz mittellosen Personen vor; in Rode und sonst heissen solche scherzweise ´násekwátscher´ (Nasenquetscher).”
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1863
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Anonym. Der Kaiser von Oesterreich und die Bundesreform. In: Tag- und Anzeigeblatt für Kempten und das Allgäu, 28.08.
“Das ist fürwahr! ein Kaiserwort, und an einem solchen soll man bekanntlich nicht drehn, noch deuteln.”
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1863
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Anzeige. In: Der Volksbote für den Bürger und Landmann, 23.08.
“[S. 777] Für die Abgebrannten in Furth. ´Germania fuhr beim Morgenroth
Empor aus mehr als Träumen: 's ist Wilhelm untreu oder todt. Denn sonst dürft er nicht säumen.´”
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1863
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Verschiedenes. In: Lindauer Tagblatt für Stadt und Land, 13.08.
“[S. 799] Aus der landwirthschaftlichen Ausstellung in Hamburg [...]. Es ähnelte eines dem andern, alle waren einander wie aus den Augen geschnitten, nur daß sie in der Farbe ihres Kleides von Weiß bis zu Schwarz verschiedene Schattierungen zeigten. Amüsant war nur das junge Volk der noch ganz unerzogenen kleinen Ferkel in ihrer drolligen Derbheit. Sie spielten ohne Ausnahme ihren geduldigen Müttern sehr übel mit, und führten dabei ein Concert auf, gegen welches ´Unkenruf in Teichen´ Shärenmusik ist.”
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1863
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Rühle, Konrad. Schmiedemeister und Wagenfabrikant. In: Augsburger neueste Nachrichten, 22.07.
“Soll man denn eher dem Grabe zueilen und nicht ein
Recht haben, seine Gesundheit zu suchen, wo man sie findet? Wenn Einsender jenes Artikels dieses auch noch Pfuscherei nennt, dann müßte ich glauben, Kurzsichtigkeit oder Brodneid würde die Triebfeder bei ihm sein,
und es ist zu bedenken, daß dieß die schlechtesten Mittel nicht sind, an welchen die Wespen nagen.”
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1863
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Für die Abgebrannten in Furth. In: Der Volksbote für den Bürger und Landmann, 19. August
“131) Lenore fuhr um's Morgenroth
Empor aus süßen Träumen: "Bist, Wilhelm, untreu oder todt, Wie lange willst du säumen?" (Bürger's Lied, vom Nationalverein zu singen.)”
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1863
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Anzeige. In: Fränkischer Kurier, 19. Juni
“Sommertheater Tullnau.
Freitag den 19. Juni. Zum ersten Mal: Die Pfarrerstochter von Taubenheim. Volksdrama in 5 Akten nach Bürgers Ballade von L. R.”
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1863
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Jörgel, Hans. Zweiter Brief. In: Hans Jörgel von Gumpoldskirchen, 21. Nov.
“[S.
7] Wenn er mit seinen Freunderln, dem Fiaker und dem Federnhandler spazieren reitet, da werden unterwegs alle Bauernmadeln abgefangt, wenn's auch grad mit sauber sein. Der Schneider setzt sie zu sich auf's Pferd,
wie der g'spenstische Reiter die Lenore, die um's Morgenroth gefahren is. Sträubt sich die Lenore, so wird sie nach allerlei Spässen, die i nit näher erzählen kann, losgelassen geht sie aber auf diesen Jux ein, so
reitet der gespenstische Schneider mit ihr und den beiden Freunderln in's nächste Ort, zum Beispiel nach Gösting und da wird dann traktirt und Sauglocken geläutet in einer Art, daß sich alle Leut aufhalten.”
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1863
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Erzgebirgischer Volksfreund 07.6.
"Marionetten-Theater im Gasthaussaale zur goldenen Krone in Beierfeld,
wird Unterzeichneter die Ehre haben, Sonntag, den 7. Juni, aufzuführen: Die Seeräuber, oder: Der Sclavenmarkt zu Kairo. Lustspiel in 3 Akten von Kotzebue. [...] Dienstag den 9. Juni: Leonore, oder: 'Das Ende des
siebenjährigen Krieges.' Schauspiel mit Gesang in 3 Akten von Holtei."
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1864
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Meyr, Melchior. Literarische Briefe. In: Freya. Illustrierte Blätter für die gebildete Welt. Digitalisiert von Google
“[S. 153] Allen Dreien [Lessing, Goethe, Schiller] hat das geistige Streben und die Betheiligung an der Wissenschaft nicht nur für ihre dichterischen Erzeugnisse den eigenthümlichen
Gehalt erringen helfen, sondern auch die Geheimnisse der Form reiner aufgeschlossen. Sie haben sich in Folge davon höhere Aufgaben gestellt auch in Hinsicht der künstlerischen Organisation, — und sie haben diese
Aufgaben gelöst. Jedem von ihnen, und jedem in seiner Art, ist die Wahrheit und der Fortschritt in der Erkenntniß Herzenssache gewesen. Jeder wollte der Menschheit nicht nur das geben, was ihr
Vergnügen machte und die Zeit vertrieb, sondern was sie nach ihren höchsten Anlagen förderte und kräftigte. Jeder bildet, jeder erwärmt für die höchsten Ziele und erleuchtet heute noch, und darum sind sie unsere
Klassiker vorzugsweise. Es wird eben gegenwärtig nicht überflüssig sein, aus diese Thatsache hinzuweisen. Ein großer Theil unseres Publikums hat sich fast ausschließlich wieder dem bloß
Unterhaltenden zugewendet, und es sieht aus, als ob in Folge davon das ästhetische Urtheil auch in den bessern Köpfen eine Trübung erfahren hätte. In der Dichtung, zumal in der lyrischen, zieht man das Malerische
und Musikalische vor, und die Poeten suchen jenes oder dieses vorzugsweise herauszubringen, statt im spezifisch Poetischen dem Gedanken seine Ehre zu geben. Vielen der Jetztlebenden scheint die Gefühlspoesie die
einzig poetische Poesie zu sein, und sie möchten die Elemente, welche der denkende Geist zum dichterischen Werke liefern soll, nicht nur als unnöthig, sondern als schädlich verrufen. Allein eben diese Elemente sind
es, welche unsere größten Dichter zu dem gemacht haben, was sie sind! Wie richtig dieß ist und wie sehr es bei dichterischen Erzeugnissen auf den Geist und den Wahrheitsgehalt ankommt, erkennen
wir am deutlichsten, wenn wir mit jenen Dreien einen andern Autor und seine jetzige Geltung mit der ihrigen vergleichen. Ist Gottfried August Bürger nicht eine ächte poetische Kraft gewesen? Hat er nicht mit seinem
lyrischen Gestaltungsvermögen aus frischester Empfindung einzig schöne Dichtungen geschaffen? Warum steht er aber entschieden hinter Lessing zurück, vor dem er doch wahrlich den unmittelbaren Gefühlsausdruck, die
Herzlichkeit und Wärme des lyrischen Tons voraus hat? Weil er zu seinen vorzüglichen poetischen Gaben nicht den Geist besaß, der seinem Leben und Dichten das ewige Ziel gewiesen hätte! Seine
Poesien sind nur Ausdruck individueller Erlebnisse, Gefühle, Neigungen; es geht darin nicht um ewige Dinge; er gibt keine Ideen, keine Antworten auf die Fragen, die uns immer wieder beschäftigen, es fehlt also das
geistig Anregende — und darum sind sie, da wir nun statt der frühern Empfindungsweise eine andere angenommen haben, dem Publikum wieder in die Ferne geschwunden. Die vorzüglichsten der Bürger'schen Gedichte werden
freilich nie vergehen, vielmehr immer zu den Perlen deutscher Lyrik gezählt werden; denn sie sind klassisch. Aber der Autor selbst ist kein Klassiker im vollen Sinne des Worts — er gehört nicht zu den bleibenden Lehrern der Menschheit.
Der Dichter soll in seinen Werken nicht nur sich selbst aussprechen, sondern auch seine Zeit; er soll den Standpunkt, die Denk- und Gefühlsweise der Mitwelt poetisch wiedergeben — eben
damit wird er zum Klassiker. In dem Ganzen, dem der Einzelne angehört, in der Gattung, liegt das Wesentliche, das Ewige. Wer einen Standpunkt vertritt, welcher zugleich Standpunkt der Mitwelt
ist, der erweckt Interesse auch als Spiegel eben dieser; und wenn er es in künstlerischen Formen thut, wird er schon darum bleiben — weil er für die kommenden Zeiten unersetzlich ist! Dieß ist
eine Haupteigenschaft klassischer Poeten. Indem sie das Material, das die Zeit ihnen bietet, mit einem Geist verklären, der in der Zeit wurzelt und, wie hoch er sich auch erheben möge, den Zusammenhang mit ihr stets
bewahrt, sind sie die besten und umfassendsten Spiegelbilder ihrer Zeit. Wir erkennen aus ihren Werken nicht nur, was die Zeit war und dachte, wie sie lebte und litt, sondern auch, was sie wollte und sollte. Wir
erhalten mit ihrem Realbild zugleich ihr Idealbild, ihr geistiger Horizont wird uns erschlossen, schön, anregend, herzerfreuend. Es führt uns nun auch der historische Trieb immer wieder zu ihnen zurück und steigert
unsere Liebe zu ihnen. Die zufälligen Gedanken und Gefühle eines einzelnen Menschen können die spätere Zeit nicht interessiren; die wesentlichen Gedanken und Gefühle einer ganzen Epoche, die im Geist eines Einzelnen
den individuellen Ausdruck erlangt haben — die Gedanken und Gefühle mithin einer ihrer eigenen frühern Entwicklungsstufen — müssen der Menschheit immer bedeutend erscheinen. Die Werke, die von einer solchen
Entwicklungsstufe ein dichterisches Bild geben, gehören zur Literatur der Menschheit. — Damit glaube ich nun den klassischen Dichter im Unterschied von dem nicht klassischen und vorübergehenden
deutlich genug bezeichnet zu haben. Es ist zugleich gesagt, daß es unter den klassischen selber Unterschiede gebe, daß man klassische Poeten im engern Sinne anerkennen müsse, und damit ist auf die folgenden
Betrachtungen gewiesen. Sollte ich zu den bisherigen Zügen noch einen hinzufügen, so würde ich sagen: klassische Autoren sind diejenigen, die es nicht so gemacht haben, wie es die meisten der jetzt lebenden machen.
Heutzutage strebt man unmittelbar dem Publikum zu gefallen und damit Weltehre und Geld zu erwerben. Der Poet aber, der Klassiker geworden, strebte vor allem einem Ideal der Kunst nach, muthete den Lesern zu, sich
mit ihm zu diesem zn erheben, trotzte den Schwächen des Publikums, kämpfte mit ihm und überwand es endlich. Nicht der Buhler um die Gunst, nicht der Wohldiener - der Sieger über das Publikum ist der klassische
Dichter! “
Der vollständige Beitrag in der ONLINE-BIBLIOTHEK
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1864
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Anonym. Kladderadatsch. Nr. 10
“[S. 38] In Bezug auf den Feldzug der Franzosen in Mexico hat sich ein gewisser Herr Gottfried August Bürger in einem Gedicht wie folgt vernehmen lassen:
´Für Tugend, Menschenrecht und Menschenfreiheit sterben, Ist höchst erhabner Muth, ist Welterlöser-Tod; Denn nur die göttlichsten der Heldenmenschen färben
Dafür den Panzerrock mit ihrem Herzblut roth!
Für Diplomaten nur, und weiter nichts, verbluten, Wer das für groß, für schön und rührend hält, der irrt´ - -
Und so weiter, - und so weiter - Der bürgerliche Reimschmied hat zwar aus Besorgniß gesandtschaftlicher Reclamationen unter seinem Erguß die Jahreszahl gefälscht und statt 1864 - die Jahreszahl 1764 geschrieben. Den franzosenfreundlichen Joppenherzögen in Coburg und Kiel
wird aber dadurch der Aerger schwerlich erspart sein! ”
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1864
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Herzberg, Wilhelm. Zur Geschichte und Kritik der deutschen Uebersetzungen antiker Dichter II. In: Preußische Jahrbücher. Digitalisiert von Google
“[S. 362] Den schlagendsten Beleg aber für die siegende Kraft und die innere Wahrheit der neu gewonnenen Methode bietet Bürger. Er stand von dem ganzen Göttinger Kreise, sowohl
seiner Naturanlage als seinem poetischen Entwicklungsgange nach, Klopstock am fernsten. Die nationale Richtung des letzteren fand allerdings in ihm eine Analogie vor; aber auch sie hatte doch eine wesentlich andere
Wendung genommen - die auf das Volksthümliche. Es kann daher nicht auffallen, daß er die Aufgabe einer Homer-Uebersetzung anders faßte, als seine Mitstrebenden; daß er es für sein eigentliches Ziel, und ein
erreichbares Ziel hielt, den Homer zu ´einem alten Deutschen´ zu machen. Damit ist zuerst der bewußte Abfall von dem Princip, die Auflehnung gegen dasselbe und die Absicht ausgesprochen, sich in bequemeren,
modernen oder wenigstens dem deutschen Ohr näher liegenden Formen zu bewegen. Bürger machte sich sofort an´s Werk und übersetzte nahezu die sechs ersten Bücher der Ilias in fünffüßigen Jamben; ja er that mehr. Mit
all´ den Argumenten, die sein für Kraft und Milde der deutschen Rede gleich empfindliches Ohr, und sein Bewußtsein der Meisterschaft in der Handhabung Beider ihm suppeditirte, suchte er den Beweis zu führen, daß
eine Uebersetzung des Homes in Hexametern ein Unding, der fünffüßige Jambus das dafür recht eigentlich geschaffene Maaß sei [...]. In der That, wir wüßten nicht, daß die Gründe gegen den deutschen Hexameter jemals erschöpfender zusammengestellt und kräftiger geltend gemacht wären, als in den betreffenden Aufsätzen. Der unermüdliche Fleiß und die treue Sorgfalt, womit Bürger an der formellen Vollendung seiner poetischen Schöpfungen arbeitete, ist bekannt genug. Aber dieser Fleiß und diese Sorgfalt verliehen ihm einen literarischen Muth, der schätzenswerther ist als beide, den Muth, nach sechsjähriger Arbeit einzugestehen, daß er sich geirrt habe, geirrt in der Theorie sowohl wie in der Ausführung. Im Jahre 1784 veröffentlichte er (im Journal von und für Deutschland) die vier ersten Gesänge der Ilias in Hexametern übersetzt. Für alle die, welche seitdem, ohne es selbst zu wissen, die von Bürger verworfenen Argumente wieder aufgetischt haben, giebt es kein beherzigenswertheres Wort als das des Vorberichtes. ´Unverblümt und treuherzig von der Sache zu reden, so muß ich bekennen, daß ich zwar vielleicht, ohne Ruhm zu melden, kein schlechtes Gedicht würde zu Stande gebracht haben, aber nimmer und nimmer Homer´s Ilias,
wenn ich auch unumschränkter Beherrscher beider Sprachen gewesen wäre. Die jambische Verdeutschung war meine erste Jugendidee, und ich trieb die Hartnäckigkeit ziemlich weit, auch den eigenen besseren Einsichten des
Mannes nicht nachgeben zu wollen.´ “
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1864
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Anonym. Zerfall der Vereinigten Staaten von Nord-Amerika, nachgewiesen in ihren religiösen, moralischen und socialen Zuständen
[...] Verfaßt von einem Deutschen [...]. Zweite Ausgabe. Münster
“[S. 168] XVI. Fortsetzung: Umtriebe fanatischer Freimänner und aufwiegelnder Antichristen.
[S. 169] Ueberall, wohin diese fremden Besucher kommen, erregen sie Störungen der
öffentlichen Ruhe und Ordnung; indem sie unter den schon seßhaft gewordenen Landsleuten leider zu viel willfährige Gehülfen finden. Wäre es nicht so, dann würde das Amt eines Polizeibeamten in diesem Lande eine
´Sinecure´ sein, oder es müßten die aufrührerischen Italiäner und Deutschen dasselbe zuvor verlassen haben.
[S. 170] Dieses vermögen sie um so leichter, als die Sucht zu genießen, von Alters her schon den
Menschen angeboren ist. Und da die Mehrzahl der dem Glauben Entfremdeten sich weder Ziel noch Maß setzen lassen will, so ist's nicht zu verwundern, daß nun Saufereien und Raufereien sich wie eine epidemische
Krankheit über die ganze Union ausbreiten und daß man beim Becherklang überall ihre Sauflieder erschallen hört: 1. Echtes Bier ist echtes Oel Zur Verstandes Lampe:
Gibt dem Geiste Kraft und Schwung Bis zum Sternenkampfe. Witz und Weisheit dunsten auf Aus gefüllter Wampe.
Baß glückt Harfenspiel und Sang Wenn ich brav schlampampe. 2. Nüchtern bin ich immerdar Nur ein Harfenstümper; Mir erlahmen Hand und Spiel,
Welken Haupt und Wimper. Wann das Bier in Himmelsklang Wandelt mein Geklimper, Sind Sam Patsh und Redbutlein Gegen mich nur Stümper.
3. Nimmer hat durch meinen Mund Hoher Geist gesungen, Bis ich meinen lieben Bauch Weidlich vollgeschlungen. Wann mein Capitolium
Bachus Kraft erschwungen, Sing´ und red´ ich wundersam Gar in fremden Zungen!´ “
[Ersetzt man Bier durch Wein, Sam Patch durch Homer und Redbutlein durch Ossian, sind das die Strophen vier, fünf und sechs aus Bürgers Zechlied. K.D.]
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1864
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Chambers,R. The Book of Days. A Miscellany of polpular Antiquities. Vol. 1. Digitalisiert von Google.
“[p. 24] To the poet Bürger belongs the honour of having, by two ballads, impressed the poetical mind of England, and conduced in some measure to its being turned into new channels. A
translation of these ballads, which appeared in 1796, was the first publication of Scott. The ride of the spectre bridegroom with his mistress, in Scott's version of Lenore, is a splendid piece of painting: [...].”
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1864
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Kahle, Hermann F. Claudius und Hebel nebst Gleichzeitigem und Gleichartigem. §8. Claudius in Kopenhagen. Klopstock. Der Hainbund. Wieland.
“[S. 62] Die Palme des Volksgesanges gebührt jedoch zwei Männern, die dem Bunde nahe standen, ohne ihm selbst anzugehören: Bürger und Claudius. Bürger war der Sohn eines
Predigers in Molmerswende bei Halberstadt. Nach einer wilden Jugendzeit, in welcher sich eine Scheu vor jeglicher ernsten Anstrengung, ein Hang zum Schauerlichen, aber auch schon eine Neigung zu poetischer
Gestaltung offenbarte, besuchte er die Schulen zu Aschersleben und Halle und demnächst die Halle´sche und Göttinger Universität. Bald gerieth er in böse Gesellschaft, seine Sittlichkeit wurde gänzlich untergraben,
und nie hat er sich wieder dauernd aufgerichtet. Drei durch Leidenschaft und Unbesonnenheit zerrüttete Ehebündnisse, fortwährende Nahrungssorgen, harte Schicksalsschläge vernichteten endlich sein, was das
Volksmäßige betrifft, ausgezeichnetes dichterisches Talent und stürzten ihn früh ins Grab. Seine dritte Gattin, die an seinem Unglück einen großen Theil der Schuld trägt, zog nach seinem Tode, die Gedichte des
Gatten declamirend, in der Welt umher. Bürgers Lenore, zu welcher Lehrer eine recht gute Erläuterung finden in Gude's ´Erläuterungen deutscher Dichtungen´, ist bis heute in Bezug auf echt volksmäßige Haltung,
Wohllaut der Sprache, Lebendigkeit der Entwicklung noch nicht übertroffen; sein ´Lied vom braven Mann´ ist unsern Volksschullesebüchern geradezu unentbehrlich; sein ´Kaiser und Abt´ lebt noch heute im Munde des Volks; dasselbe gilt in fast gleichem Grade von der Kuh, dem wilden Jäger, dem Feldjägerlied, dem Spinnerlied, den Weibern von Weinsberg, dem Lied
von Treue; das Dörfchen muß man den Göthe´schen kurzzeiligen Gedichten an die Seite stellen; die Bürgerschen Sonette endlich sind bis heute die besten deutschen Producte dieser
Dichtungsart. Sie sind ´Muster ihrer Art die sich auf den Lippen des Declamators in Gesang verwandeln´ (Vilmar). Das vorzüglichste, das uns zugleich einen Blick in des Dichters Inneres gewährt, stelle ich, weil es
doch wohl weniger bekannt sein möchte, hierher .
An da Herz. Lange schon in manchem Sturm und Drange Wandeln meine Füße durch die Welt. Bald den Lebensmüden beigesellt,
Ruh ich aus von meinem Pilgergange. Leise sinkend faltet sich die Wange; Jede meiner Blüthen welkt und fällt. Herz, ich muß dich fragen: Was erhält Dich in Kraft und Fülle noch so lange?
Trotz der Zeit Despoten-Allgewalt Fährst du fort, wie in des Lenzes Tagen Liebend, wie die Nachtigall, zu schlagen. Aber ach! Aurora hört es kalt,
Was ihr Tithons Lippen Holdes sagen. - Herz, ich wollte, du auch würdest alt!
Die letzten Zeilen finden ihre Erklärung in der griechischen Mythologie. Aurora, die Göttin der Morgenröthe, vermählte sich
dem Tithon, einem Sterblichen, den sie so sehr liebte, daß sie für ihn von Zeus, dem obersten Gott, Unsterblichkeit erflehte. Aber sie hatte es unterlassen, zugleich um ewige Jugend für ihren Liebling zu bitten, und
so verwelkte dieser mit den Jahren, seine Glieder vertrockneten, und seine Stimme schwand. Da verwandelte ihn Aurora in eine Cicade, konnte aber damit die laute Klage Tithon's nicht dämpfen, denn fort und fort
beginnt die Cicade beim Erscheinen der Morgenröthe ihr Gezirpe. Wer mit demjenigen aus dem Bereich der Poesie bekannt werden will, was dem Volke gefällt, der muß Bürgers
Gedichte lesen; denn keines deutschen Dichters Werke mögen in dem Umfange und mit der Begier vom Volke auswendig gelernt worden sein, als die Bürgerschen; was dem Volke frommt, das läßt sich aus ihnen
freilich leider nicht lernen; in dieser Beziehung steht Claudius unendlich höher; denn man kann dem Volke den ganzen Claudius geben und wird ihn ihm geben und erhalten müssen; wo immer man auf dessen Veredlung sein
Augenmerk richtet; aber die Bürgersche Muse liefert hierzu gar wenig Beiträge; vielfach sind Bürgers Gedichte ein nur zu treues Abbild seiner verunsittlichten Persönlichkeit. So ist also die innere Verwandtschaft
Bürgers mit den Mitgliedern des Hainbundes und mit dem Könige desselben, Klopstock, äußerst gering. Bürger steht Wieland viel näher als Klopstock .”
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1864
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Hub, Ignaz. Gottfried August Bürger. In: Deutschland´s Balladen- und Romanzen-Dichter. Erster Band Digitalisiert von Google.
“[S. 56] Bürger's hohe Verdienste um Wiederherstellung, Veredelung und Verbreitung vaterländischer Volksdichtkunst, besonders des epischen Volksliedes, - der während des ganzen
siebenzehnten Jahrhunderts brach gelegenen Ballade und Romanze - für das er zuerst unter den Kunstdichtern Deutschlands die richtige Behandlung fand, nicht minder zugleich um Wiederbelebung einheimischer Sage,
wodurch er vaterländischen Sinn aus seinem Schlummer zum Bewußtsein rief, sind vom deutschen Volke dankbar gewürdigt. Nach dem gründlichen Irrthum der Verwechselung des Pöbelhaften mit dem Volksthümlichen, z. B. in
Bearbeitung des Mythus von Jupiter und Europa und anderer niedrigkomischer burlesker Darstellungen im Geschmack und Styl der Romanzen des Gongora aus Cordova (von Jacobi 1767 übersetzt) und französischer Vorbilder,
wie Gresset, Desmaret, Chaulieu u.A., ward er mehr und mehr geheilt. Jene an ihm so oft gerügte "flanderische rohe Derbheit in Versinnlichung der Stoffe und Betrachtungen oder Empfindungen" war gewiß
weniger die Folge einer durch Verirrungen verunreinigten sittlichen Denkart und Phantasiebildung, als vielmehr eines noch allzu wenig geläuterten Geschmacks; in seiner Individualität war jene plattnaive
Darstellungsweise nicht allein begründet, so wenig als bei den Brüdern Stolberg, welche doch auch im Aufsuchen des Volksmäßigen so oft auf Abwege geriethen, namentlich in ihren nun fast sämmtlich der Vergessenheit
verfallenen geschmackwidrigen Romanzen. Wenn er nicht immer das Gold von den Schlacken zu scheiden wußte, so traf er doch auch wieder die Natur edler Volksdichtung mit richtigem Gefühle, und hat nach dem Erscheinen
der berühmten Herder’schen Sammlung noch bis heute unübertroffene Volksballaden geliefert, oben an die Lenore, dann das Lied von Treue, Lied vom braven Mann, den wilden Jäger, Kaiser und Abt
(nach Burcard Waldis) u.a., voll phantasiereicher Lebendigkeit, Gestaltungskraft, Naturwahrheit und wahrhafter Deutschheit. Von seinen sonstigen lyrischen Erzeugnissen (z. B. Mannerkeuschheit, - Blümchen Wunderhold,
- Die Holde die ich meine, - Straflied, u.s.w. voll edler, sittlicher und patriotischer Haltung, mit überaus feinem Takt für den Wohlklang, müssen wir hier absehen. Diese und andere
Musterleistungen haben mit Goethe's Liedern den neuen Geist deutscher Dichtung aus pedantischen Formen entfesseln helfen (er brachte zuerst auch wieder das Sonett zu Ehren), und sind um so mehr auch für den Kritiker
bewundernswerth, da sie in einer Zeit im Gemüthe des Dichters sich bildeten, wo die Poesie noch in den Resultaten gelehrter Bemühungen, nicht in einfachen Lauten des Naturgefühls gesucht wurde. So hat er den
deutschen Volksgesang wieder geschaffen, wie A. W. Schlegel in einem Sonette von ihm singt, und durfte nicht gelehrte Weisen borgen. Er schuf aber auch - wie Lessing die reinste, kräftigste uud beredteste Prosa
- die reinste kräftigste und rascheste Dichtersprache.”
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1864
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Schopenhauer, Arthur. Aphorismen und Fragmente. In: Aus Arthur Schopenhauer´s handschriftlichem Nachlaß. Leipzig. Digitalisiert von Google
“[S. 63] Mit welchem Fug und Recht maaßen sich die Zeitungsschreiber und Journalisten einer litterarisch heruntergekommenen Periode an, die Sprache zu reformiren? Sie thun es aber nach
dem Maaßstabe ihrer Unwissenheit, Urtheilslosigkeit und Gemeinheit. Aber Gelehrte und Professoren, die ihre Verbesserungen annehmen, stellen sich damit ein Diplom der Unwissenheit und Gemeinheit aus. —
Wer ist denn dieses Zeitalter, daß es an der Sprache meistern und ändern dürfte? — was hat es hervorgebracht, solche Anmaaßung zu begründen? Grosse Philosophen, — wie Hegel; und grosse Dichter, wie
Herrn Uhland, dessen schlechte Balladen zur Schande des deutschen Geschmacks 30 Auflagen erlebt haben und 100 Leser haben gegen Einen, der Bürgers unsterbliche Balladen wirklich kennt. Danach messe man die Nation und das Jahrhundert, danach.
[S. 466] Sie setzen Leuten Monumente, aus denen einst die Nachwelt gar nicht wissen wird, was sie machen soll. - Aber Bürgern setzen sie keines.“
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1864
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Anonym. Revue. In: Neue Berliner Musikzeitung, 20. April. Berlin. Digitalisiert von Google
“[S. 123] Fräul. Bertha Augsberger declamirte, unter melodramatischer Begleitung von Liszt, Bürgers ´Leonore´ mit Schwung und dramatischem Feuer.“
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1864
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Waldstein, Max. Locusta. Schauspiel in fünf Aufzügen. Wien. Digitalisiert von Google
“[S. 45] Marius. Mit Vergnügen! (für sich.) Knauser! (Ab.) Cäsar. Ungebildetes Volk - Seiltänzer - Rabenbrut - sogenannte Künstler - was heißt man heut zu Tage nicht alles Künstler!
(Nach links rufend.) John! Man sattle mir mein Dänenroß! Eulalia. Wo steckt die Madame? “
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1864
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Passauer, W. Die Jungfer vom See. In: Die Illustrirte Welt. Stuttgart. Digitalisiert von Google
“[S. 502] Aus Nacht und Morgen ward der folgende Tag. In den Frühstunden hatte Martha, die keinen Schritt und keine Bewegung im Hause unbeachtet ließ, im Zimmer der Gnädigen einen
heftigen Disput vernommen, der richtig wieder damit endete, daß es dem Rittmeister, wie weiland dem Ritter Karl von Horst, zu enge im Schlosse ward, und er wie wild hinaus rannte, sein Dänenroß satteln ließ, und, um
sich Ruhe zu erreiten, hinunter von dem Hofe sprengte, daß es Funken stob.“
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1864
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Klaiber, J. Wie sollen wir den Homer übersetzen? In: Correspondenz-Blatt für die Gelehrten- und Realschulen. Stuttgart. Digitalisiert von Google
“[S. 131] Der Grieche sah die Kuh in der Freiheit auf den Bergen weiden, sah sie festlich geschmückt zum Altare führen, sie spielt als Sinnbild des
Monds eine wesentliche Rolle in seinen religiösen Vorstellungen, sie ward von einem seiner ersten Künstler zu einem bewunderten Kunstwerk gestaltet, und in dieser Form in zahllosen Gedichten besungen; kurz, sie ist
für ihn von der Kunst geadelt und eine Vergleichung zwischen der stillen Würde, die aus ihren großen Formen spricht, und der hoheitsvollen Erscheinung der olympischen Herrscherin hatte für das Gefühl des Griechen so
wenig etwas Verletzendes, als z. B. die Zusammenstellung von Alexander und dem Löwen. Ganz anders bei uns; wir haben die Stallfütterung, wir sehen die Kuh nur im schmutzigen Gewand und harten Dienst des gemeinen
Lebens, und wenn sie tropisch genannt wird, denken wir nicht zunächst an ihre körperliche Schönheit, sondern an ihre geistige Armut; kurz, es ruht auf der deutschen Kuh, in der Einzahl wenigstens, ein Fluch der
Prosa, der sie für die Verwendung auf dem idealen Gebiete der Dichtkunst unfähig macht, und sie erscheint auch meines Wissens in der ganzen deutschen Poesie im Singularis nur in Bürgers Frau Magdalis, wo sie gewiß
nicht dazu beiträgt, das Gedicht weniger prosaisch zu machen.“
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1864
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Beethoven, Ludwig van. Brief an Gleichenstein vom 18. März. In: Nohl, Ludwig. Beethovens Leben. Erster Band. Wien. Digitalisiert von Google
“[S. 301] Nun kannst Du mir helfen eine Frau suchen; wenn Du dort in F. [Freiburg im Br.] eine schöne findest, die vielleicht meinen Harmonien einen Seufzer schenkt, doch müsste es
keine Elise Bürger seyn, so knüpf im Voraus an. - Schön muss sie aber seyn, nichts nicht schönes kann ich nicht lieben - sonst müsste ich mich selbst lieben. Leb wohl und schreibe bald. Empfehle
mich Deinen Eltern, Deinem Bruder. - Ich umarme Dich von Herzen und bin Dein treuer Freund Beethoven. “
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1964
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Wiesinger, Albert. Geschichte oder Roman. In: Aphorismen gegen Renan´s Leben Jesu. Wien. Digitalisiert von Google
“[S. 40] G. A. Bürger sagt in einem seiner bekannten Gedichte, daß der Mann, der das ´Wenn´ und das ´Aber´ erdachte, sicherlich aus Häckerling Gold
gemacht habe. Der Mann ist wohl möglich, allein jener Mann, der das ´Vielleicht´ und das ´Wahrscheinlich´ so gut zu verwenden wußte, hat daraus ein ´Leben Jesu´ gemacht, und dieser Mann ist ein Mitglied der
französischen Akademie, und hält sein Buch für ein fünftes Evangelium, dem selbst Haneberg die Gewohnheitssünden seiner ´Vielleicht´ und ´Wahrscheinlich´ zu nachsichtig behandelte.“
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1864
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Kerner, Theobald. Der Tod Ahasveri. In: Tragische Erlebnisse. Hamburg. Digitalisiert von Google
“[S. 15] Leicht fand ich die alte Stelle; doch wo der Leichnam liegen sollte, da war nur ein Häuflein vermoderte Erde und Moos; der Schirm lag da rosenroth, lieblicher Unschuld, als ob
er kein Wässerlein trüben könnte, und gewiß hätte weder Scheve noch Bossard das Organ des Mordsinns an ihm vermuthet; dennoch äussert seit jener schrecklichen Begebenheit jeder Regenschirm, namentlich die
baumwollenen mit messingener Spitze, wie sie die Pietisten zu tragen pflegen, eine unheimliche Empfindung auf mich; den Platz des Schreckens aber, wo sich Ahasver freiwillig den grauenvollen Tod gab, vermeide ich
ängstlich auf meinen Spaziergängen; denn nie kann ich vergessen, welche Angst ich daselbst erduldet, und Nun tanzen dort im Mondenglanz Ringsum herum im Kreise
Die Geister ihren Kettentanz Und heulen diese Weise: ´Geduld! Geduld! wenn's Herz auch bricht! Mit Gott im Himmel had´re nicht! Des Leibes bist Du ledig.
Gott sei der Seele gnädig! “
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1864
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Gihr, Johannes. Uhland´s Leben. Stuttgart. Digitalisiert von Google
“[S. 57] Selbst auf seine frühesten Dichtungen scheinen die Romantiker keinen bestimmenden Einfluß gehabt zu haben, wohl aber Göthe, wie unser Dichter einst Tieck gegenüber bemerkt.
Auch ist anzunehmen, daß Schiller nicht ohne Moment für ihn blieb. An Bürgers Gedichten sprach ihn ihr volksmäßiger Ton an. Im Ganzen aber wuchs Uhland in seiner dichterischen Entwicklung wie in seiner
Charakterbildung mehr aus sich selber heraus, als daß er sich von Außen heraus seine maßgebende Geistesrichtung hätte aufdringen lassen.“
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1864
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Düntzer, Heinrich. Schiller als lyrischer Dichter. In: Erläuterungen zu den deutschen Klassikern. Dritte Abtheilung. Wenigen-Jena. Digitalisiert von Google
“[S. 91] Ebensowenig wie zu einem epischen und dramatischen Gedichte kam Schiller diese Jahre über zur Ausbildung eines lyrischen. Im Frühjahr 1789 hatte Bürger unsern Dichter
besucht, der ihm gerade und ehrlich erschien. ´Sein Aeußerliches verspricht wenig´, schrieb er damals, ´es ist plan und fast gemein; dieser Charakter seiner Schriften ist in seinem Wesen angegeben.´ Gleich am Anfang
des Jahres 1791 brachte die jenaer Literaturzeitung Schillers Beurtheilung von Bürgers Gedichten, worin er diesen die höchsten Forderungen entgegenhält, welche die Dichtkunst erfüllen müsse, wenn sie einen
veredelnden Einfluß auf das Jahrhundert nicht verfehlen solle. ´Es ist nicht genug, Empfindung mit erhöhten Farben zu schildern, man muß auch erhöht empfinden. Begeisterung allein ist nicht genug, man fordert die
Begeisterung eines gebildeten Geistes. Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese muß es also werth sein, vor Mit- und Nachwelt aufgestellt zu werden. Diese seine Individualität so sehr
als möglich zu veredeln, zur reinsten, herrlichsten Menschheit hinaufzuläutern, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft, ehe er es unternehmen darf, die Vortrefflichen zu rühren. Der höchste Werth eines Gedichtes
kann kein anderer sein, als daß es der reine, vollendete Abdruck einer interessanten Gemüthslage eines interessanten, vollendeten Geistes sei,´ Ein wahrer Volksdichter, wie Bürger sich ankündige, müsse dem eklen
Geschmack der Kunstkenner Genüge leisten, ohne dem großen Haufen ungenießbar zu sein er müsse sich an den Kinderverstand des Volk anschmiegen, ohne der Kunst etwas von ihrer Würde zu vergeben. Dazu sei glückliche
Wahl des Stoffes und höchste Simplizität in Behandlung desselben erforderlich. In stillschweigendem Einverständniß mit den Vortrefflichsten seiner Zeit müsse er die Herzen des Volks an ihrer weichsten und
bildsamsten Seite fassen, durch das geübte Schönheitsgefühl den sittlichen Trieben eine Nachhülfe geben und das Leidenschaftsbedürfniß, das der Alltagspoet oft so geistlos und oft so schädlich befriedige, für die
Reinigung der Leidenschaft nutzen. Als der aufgeklärte, verfeinerte Wortführer der Volksgefühle müsse er dem hervorströmenden, Sprache suchenden Affekt der Liebe, der Freude, der Andacht, der Traurigkeit, der
Hoffnung u. a. m. einen reinern und geistreichern Text unterlegen; er müsse, indem er ihnen den Ausdruck leihe, zum Herrn dieser Affekte machen und ihren rohen, gestaltlosen, oft thierischen Ausdruck noch auf den
Lippen des Volks veredeln. Selbst die erhabenste Philosophie des Lebens müsse ein solcher Dichter in die einfachen Gefühle der Natur auflösen, die Resultate des mühsamsten Forschens der Einbildungskraft überliefern
und die Geheimnisse des Denkers in leicht zu entziffernder Bildersprache dem Kinderstnn zu errathen geben.
Das war freilich nur eine schwärmerische Vorstellung von der höchsten Wirkung der Dichtkunst, die sie in Wirklichkeit noch nicht erreicht hatte, und deren Möglichkeit höchst fraglich
war, was freilich Schiller damals ferne lag, da er schon ein paar Jahre sich nicht mehr in der Lyrik versucht hatte. Auch hatte Bürger mit dem Namen Volkssänger offenbar etwas ganz anderes gemeint. Er hatte meist im wahren Volkston gesungen,
und diesen, dessen Wort auch Herder so beredt geführt hatte, glücklich getroffen, worin gerade seine dichterische Individualität lag. Daß er dabei nicht selten zu tief herabgestiegen war, besonders in
seinen scherzhaften, oft gemeinen Stücken, konnte man ihm freilich mit Recht vorwerfen. Schiller gesteht ihm auch wirklich zu, daß in der Balladendichtung es nicht leicht ein deutscher Dichter ihm zuvorthun werde,
wie er auch seine Sonette als Muster ihrer Art bezeichnet. Und doch hatte er vorher behauptet, unter allen bürgerschen Gedichten wisse er beinahe keines zu nennen, das ihm einen durchaus reinen, durch gar kein Mißfallen erkauften Genuß gewährt habe, wobei er freilich die sonderbare Einschränkung machte, es sei nur von den Gedichten die Rede, welche Bürger am reichlichsten ausgestreut.
Einen zweiten Punkt, den Schiller hervorhebt, bildet die Idealisirung des Gegenstandes, ohne welche der Dichter diesen Namen nicht verdiene. Er müsse das Vortreffliche seines
Gegenstandes von gröbern, wenigstens fremdartigen Vermischungen befreien, die in mehrern Gegenständen zerstreuten Strahlen von Vollkommenheit in einen einzigen sammeln, einzelne, das Ebenmaß störende Züge der
Harmonie des Ganzen unterwerfen, das Individuelle und Lokale zum Allgemeinen erheben. Er müsse Ideale bilden, die gleichsam nur Ideale eines in ihm wohnenden Ideals von Vollkommenheit seien, und daher um so
vollkommener, je größer die Reinheit und Fülle der innern Ideale. ´Diese Idealisirkunst vermissen wir zu sehr bei Herrn Bürger. Außerdem, daß uns seine Muse überhaupt einen zu sinnlichen, oft gemeinsinnlichen
Charakter zu tragen scheint, daß ihm selten Liebe etwas anderes als Genuß oder sinnliche Augenweide, Schönheit oft nur Jugend, Gesundheit, Glückseligkeit nur Wohlleben ist, möchten wir die Gemälde, die er uns
aufstellt, mehr einen Zusammenwurf von Bildern, eine Kompilation von Zügen, eine Art Mosaik als Ideale nennen. - Es kann nicht fehlen, daß dieser üppige Farbenwechsel auf den ersten Anblick hinreißt und blendet,
Leser besonders, die nur für das Sinnliche empfänglich sind und, den Kindern gleich, nur das Bunte bewundern. Aber wie wenig sagen Gemälde dieser Art dem verfeinerten Kunstsinn, den nie der Reichthum, sondern die
weise Oekonomie, nie die Materie, nur die Schönheit der Form, nie die Ingredienzien, nur die Feinheit der Mischung befriedigt! Wir wollen nicht untersuchen, wie viel oder wenig Kunst erfordert wird, in dieser Manier
zu erfinden; aber w ir entdecken bei dieser Gelegenheit an uns selbst, wie wenig dergleichen Kraftstücke der Jugend die Prüfung eines männlichen Geschmacks aushalten. Es konnte uns eben darum auch nicht sehr
angenehm überraschen, als wir in dieser Gedichtsammlung, einem Unternehmen reiferer Jahre, sowohl ganze Gedichte als einzelne Stellen und Ausdrücke wiederfanden (das Klinglingling, Hopp Hopp Hopp, Huhu, Sasa,
Tralirum larum u. dgl. mehr nicht zu vergessen), welche nur die poetische Kindheit ihres Verfassers entschuldigen und der zweideutige Beifall des großen Haufens so lange durchbringen konnte. Wenn ein Dichter, wie
Herr Bürger, dergleichen Spielereien durch die Zauberkraft seines Pinsels, durch das Gewicht seines Beispiels in Schutz nimmt, wie soll sich der unmännliche, kindische Ton verlieren, den ein Heer von Stümpern in
unsere lyrische Dichtkunst einführte?´ Die Idealisirung vermißt Schiller am meisten bei der Schilderung der Empfindungen. Der lyrische Dichter dürfe eine gewisse Allgemeinheit in den geschilderten Gemüthsbewegungen
um so weniger verlassen, je weniger Raum er habe, sich über die dieselben veranlassenden Umstände zu verbreiten. Wo er selbst bloß leidender Theil sei, müsse die Empfindung von ihrer idealischen Allgemeinheit zu
einer unvollkommenen Individualität herabsinken. Niemals dürfe er unter der gegenwärtigen Herrschaft des Affekts dichten, den er uns schön versinnlichen solle.
(Auch hier schwebte Schiller seine eigene dichterische Vergangenheit vor.)
Das Idealschöne werde schlechterdings nur durch eine Freiheit des Geistes, durch eine Selbstthätigkeit möglich, welche die Uebermacht der Leidenschaft ausschließe. Aus der sanftern und
fernenden Erinnerung möge er dichten, und dann desto besser für ihn, je mehr er an sich erfahren habe.
Hierin ging Schiller ganz fehl, wie ihm Bürger auch in seiner geharnischten Erwiederung vorwarf, da der leidenschaftliche Zustand keineswegs den freien, lebendigen Fluß des Gefühls
ausschließt; das, was ihm besonders die an Molly gedichteten Lieder verleidete, war die undichterische, weil unnatürliche, widerwärtige Seelenlage des Dichters, nicht daß sie von der Seelenlage selbst geboren
worden, die sie schildern sollte. Die ideale Ansicht von der Würde des Dichters und die theoretische Herleitung des Wesens der Dichtung führte Schiller hier irre, wie er mehr als zehn Jahre später selbst andeutete,
wo er bemerkte, sein Gefühl sei richtiger gewesen als sein Räsonnement. Bürgers Erwiederung hatte Schiller wirklich in die Enge getrieben, so daß er in seiner Entgegnung im März sogar ´die gefühlvollen Lieder eines
Denis, Göckingk, Hölty, Kleist, Klopstock, von Salis´ als solche ideale Kunstschöpfungen ihm entgegenzuhalten sich verleiten ließ, als Kunstzweck Rührung und Veredlung bezeichnete, und darauf drang, der Dichter
müsse ´ja vor allem ander jeden groben Zusatz von Sinnlichkeit, Unsittlichkeit und dergleichen abstoßen, womit man es im handelnden Leben nicht immer so genau zu nehmen pflege´, was Bürger leider persönlich zu tief
traf. Dieser ward dadurch zu den drei Gedichten der Vogel Urselbst, über ein Dichterregel des Horaz und Unterschied veranlaßt, von denen das zweite treffend schließt;
Deinem Genius Dank, daß er, o grübelnder Schiller, Nicht das Regelgebäu, das Du erbauet, bewohnt! Traun! wir hätten alsdann an Dir, statt Fülle des Reichthums,
Die uns nährt und erquickt, einen gar luftigen Schatz! “
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1864
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Moser, Otto. Aurora von Königsmark. In: Illustrirtes Familien-Journal Nr. 272. Leipzig. Digitalisiert von Google
“[S. 90] Im Sommer des vergangenen Jahres reiste ich mit dem französischen Maler Rour nach dem Unterharz. Glücklich hatten wir die schreckliche Ebene zwischen Leipzig und Magdeburg
passirt, unsern Ekel über die Coupénachbarn, sechs Juden, die von Schönebeck bis Halberstadt unaufhörlich Zwiebel-Würstchen aßen und Kirschkerne ausspuckten, überwunden, sowie ein Glas halberstädter Bier angetrunken
und rollten nun im Postwagen das reizende Thal nach Quedlinburg dahin. Bald lag die Stadt mit ihren Streitthürmen und Spitzgiebelhäusern, das echte Bild einer mittelalterlichen Reichsstadt, vor uns, überragt von dem
Felsen, der das uralte Stift Kaiser Heinrich´s des Finklers trägt und seine Gebeine birgt. Als wir den steilen Weg zum Stift hinauf stiegen, bemerkte ich oben am Thore eine alte Dame von
wenigstens dreihundert Pfunden Fleischergewicht, die, wie eine fette Gans auf uns niederschauend, ein Bund Schlüssel in der Hand hielt. Unter ihrer Leitung betraten wir die ehrwürdigen Räume, wo Kaiser Heinrich mit
seiner Mathilde und dem Hündchen Quedl schlummern, wo man neuerdings das eingemauerte Skelet einer Nonne fand und in einer wahren Hamsterhöhle ein Bischof drei Jahre lang als Gefangener schmachtete. Unsere Führerin
aber, welche an ihrer dicksten Stelle sich eines Durchmessers von mindestens zwei berliner Ellen erfreute, gab uns jetzt einen geheimnißvollen Wink. Wir durchschritten die Kirche, eine Fallthür öffnete sich und wir
stiegen hinab in die Todtengruft, wo Aurora von Königsmark ruht. Ein helles, fast freundliches Schlafzimmer, geziert mit Aurora´s Bildniß, einer sehr mittelmäßigen Copie, deren Costume an Bürger´s Molly erinnert! “
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1864
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Seifart, Karl. Blutnelken und Mandragorablüthen. In: Bremer Sonntagsblatt, 22. Mai. Bremen. Digitalisiert von Google
“[S. 175] Unsere außerordentlich regsame und strebsame Zeit mit ihren die Menschenwelt umgestaltenden Erfindungen wird das Bewußtsein des Volkes allgemach mit neuem Inhalt erfüllen und
das Dichten und Denken der Vorzeit ganz daraus verdrängen, welches bereits zahlreiche, alte, früheren Kulturperioden angehörende Anhaltspunkte verloren hat. Noch als Bürger die Verse dichtete:
Sieh da! sich da! Am Hochgericht Tanzt um des Rades Spindel, Halb sichtbarlich im Mondenlicht,
Ein luftiges Gesindel . . . . kannte jeder Leser derselben das von Raben umflatterte, radgekrönte Hochgericht aus eigener Anschauung, und manchem Göttinger, der Bürgers Gedichte aus
erster Hand hatte, mochten beim Lesen jener Verse Galgen und Rad der im Eingang erwähnten Göttinger Vehmstätte in schrecklicher Lebendigkeit vor der Phantasie stehen. “
Der vollständige Beitrag in der ONLINE-BIBLIOTHEK
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1864
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Anonym. Königsberg. In: Niederrheinische Musik-Zeitung, 10. December Köln. Digitalisiert von Google
“[S. 400] Franz Herther's komische Oper in drei Acten: ´Der Abt von St. Gallen´ ist, nachdem sie in Leipzig und Berlin gegeben wurde, auch hier zur Aufführung gelangt. Das Theater-Publicum, welches für neuere Werke stets nur ein mässiges Verständniss mitbringt, zeigte leider auch bei beiden Aufführungen der oben genannten Oper wenig Theilnahme; es mag sein, dass die Musik dieser Oper für ein ungeübtes Ohr etwas zu getiftelt ist, ausserdem für eine komische Oper durchweg ein zu ernstes Gepräge hat: doch bietet sie dem Kenner viel Originelles und Interessantes, und namentlich ist im ersten Acte das Lied der Gudula, ferner das reizende Terzett: ´Er schläft, er schloss die Augenlider´, und im dritten Acte die Arie des Abtes von ausserordentlicher Wirkung und als besonders gelungen zu bezeichnen. Der Text, dem bekannten Bürger'schen Gedichte entnommen, ist unterhaltend genug, um selbst solche, die an der Musik weniger Genuss finden, zu entschädigen.“
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1864
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Berlin. Revue. Neue Berliner Musikzeitung, 20. April. Digitalisiert von Google
[[S. 123] Fräul. Bertha Augsberger declamirte, unter melodramatischer Begleitung von Liszt, Bürgers ´Leonore´ mit Schwung und dramatischem Feuer. “
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1864
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Weimar, 4. Februar. In: Neue Berliner Musikzeitung, 10. Februar. Digitalisiert von Google
“[S. 45] Das Festprogramm lautete folgendermaassen: ´Orpheus´ (symphonische Dichtung, arrangirt für Violine, Harfe, Violoncell, Harmonium und Pianoforte von Zellner in Wien), zwei
Lieder von Lassen und Stör, ´Die Flüchtlinge´ vom Generalintendanten Dr. Dingelstedt, Liszt's ´Loreley´, Nocturno, Duett aus Berlioz's reizender Oper ´Beatrice und Benedict´, Phantasie aus F über Themen aus
´Euryanthe´ von B. Lossmann, Bürger's ´Leonore´ mit melodramatischer Begleitung von Liszt, Scene aus dem 2. Acte von Wagner's ´Tristan und Isolde´, Schiller's Punschlied, componirt von Lassen.“
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1864
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Ehrentheil. Beilage zum Jeschurun. [...] lose Blätter aus den Memoiren eines Bochurs. In: Jeschurun. Fürth. Digitalisiert von Google
“[S. VII] Doch hielt ich es für eine göttliche Eingebung, daß mir eben Rebb Kalman Lehrer in den Sinn gekommen war, und hatten wir uns einmal - so dachte ich - gegen den Codex der
Jeschiwa in so flagranter Weise aufgelehnt, daß wir deutsche Bücher lasen, so dürfte ein geheimer Besuch bei Rebb Kalman zu edlem Zwecke auch keine Sünde sein; sind wir aber - so calculirte ich weiter - einmal bei dem vielvermögenden Männchen, bei dem Stundenverschaffer par excelence, warum sollte er nicht einmal schon der Seltenheit wegen,
auch einem Bochur, der viele deutsche Bücher gelesen und Schillers Gedichte und Bürgers Balladen halb auswendig kannte, auch eine ´Stunde´ verschaffen können und wollen -; [...]. “
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1864
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Schloenbach, Arnold. Elefantine. In: Norisblüthen, 29. Mai. Sonntagsbeilage zur Nürnberger Abendzeitung. Digitalisiert von Google
“[S. 85] Er drückte unter dem Tische fast krampfhaft des Sprechenden Hand. Da flog es wieder hinüber und herüber zwischen Bruno und Käthchen und Wilhelm fragte:
´Warum heißen sie ihn denn Bürger, den jungen Baron?´ ´Weil er immerfort Bürgers Gedichte auswendig lernt und sie nach der Schnur hersagen kann, und
am liebsten in den Kneipen und Schenken, absonderlich den Bauern vorliest. Er macht auch selber so Bürgers-Vers.´
´Seltsam das! Da ist er doch wohl auch mehr feine bürgerliche als adelige Natur?´ ´Ja, hat sich was von bürgerlich! [...]´ “
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1864
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Bopp, Ph. Kindesmord. In: Das Staats-Lexikon, Neunter Band, Leipzig. Digitalisiert von Google
“[S. 80] Auch
die in der letzten Zeit des vorigen Jahrhunderts erlassene preußische Strafgesetzgebung dictirte Kapitalstrafe, vollzogen durch Enthauptung. Unter der Herrschaft dieser Gesetzgebung verfiel dem Schaffot jene
unglückliche Mutter, deren Geschick Hippel in seiner Schrift ´Beitrag über Verbrechen und Strafen´ (zweite Auflage, Königsberg 1797) so ergreifend darstellt, während es vielleicht unsern großen Dichter zu seinem
Gedicht ´Die Kindesmörderin´ anregte: Horch! Die Glocken hallen dumpf zusammen Und der Zeiger hat vollbracht den Lauf. Nun, so sei's denn - Nun in Gottes Namen!
Grabgefährten, brecht zum Richtplatz auf! Wer denkt dabei nicht an Bürger's Dichtung ´Des Pfarrers Tochter von Taubenhain´: ´O weh mir, daß du mich zur Mutter gemacht,
Bevor du mich machtest zum Weibe!´ ..... Da riß sie die silberne Nadel vom Haar, Und stieß sie dem Knaben ins Herze.”
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1864
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Anonym. Eine Kellnerin im Schuldenarrest. In: Stadtfraubas, 1. Oktober. Digitalisiert von Google
”[S.
317] Leonore hatte in ihrer kellnerischen Praxis wohl vom Ziel- und Liebhaber-Wechsel große Kenntnisse erlangt, aber von einem Solowechsel wußte sie nichts. Sie unterschrieb denselben in ihrem treuen Glauben auf die
redliche Denkweise ihres Richards, mit der von ihren Kalligraphen in Nebenstunden erlernten Handschrift, nahm Abschied von ihrem Geliebten, in der Hoffnung, in seiner Abwesenheit sich zu trösten wissen. So vergingen
einige Tage, da klingelte es einen schönen Morgens heftig an ihrer Thüre. Lenore fuhr zwar nicht um's Morgenroth, wohl aber aus dem Bette in ein Morgennegligé und öffnete. Draußen standen mehrere robuste Männer aus
dem Institute der Insassen, die wegen der allzu großen Höflichkeit auch noch nie gestraft wurden, und motivirten den Zweck ihres Kommens mit Abholung aller Möbel der so nobel eingerichteten Wohnung.”
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1864
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Anonym. Bayern. In: Landshuter Zeitung, 14. Februar. Digitalisiert von Google
“[S. 141] Bayern. München, 12. Febr. Die I sarztg. schreibt:
Es thut Noth, allen Ueberschwänglichkeiten in Deutschland zu entsagen. Mit der ´Heulmayerei,´ wie wir ihr in einigen Blättern begegnen, ist so wenig gethan, als mit der - wir haben kein anderes Wort - Schwärmerei,
welche glaubt, mit einem durch Sammelbeiträge aufgebrachten ´Volksheer´ und anderem Dergleichen noch einen Umschwung in die Verhältnisse bringen zu können. Wenn ein ´klarbesonnenes,´ fränkisches Blatt, heute eine
seltsame Paraphrase des ´Leonore fuhr um's Morgenroth´ als Leitartikel bringt und das ´Mutter, Mutter, hin ist hin, verloren ist verloren!´ glossirt, so ist die Gefahr nahe gelegt, daß man damit kaum den Ernst der
Erregung charakterisirt und eher sarkastische als bedenkliche Mienen auf den Schneemannsgesichtern der leitenden Staatsmänner hervorruft.”
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1864
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Anonym. Kurzer Schreibebrief des Füseliers Wilhelm Strammberger an die Köchin Auguste Kühlefett, zukünftige Lieutenantsfrau. In: Kladderadatsch, Berlin, 24. April. Digitalisiert von Google
“[S. 75] Und nu, Justeken, fährst Du plötzlich empor ums Morgenroth und seufft mir mit Sing und Sang und Paukenschlag und Kling und Klang, geschmückt mit grünen Reisern zu:
Bist untreu, Willem, oder todt? Ja, Kuchen! Todt is nich, und untreu is hier schon jar nich möglich. Aber Secundalieutnant vorne an 'n zweiten Zug von die dritte Compagnie mit Schärpe und Silbertroddel! Hurrje!
Wilhelm! Aber so flenne doch nich so, Mächen!”
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1864
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Nellenburg, R. Die Rappstute. Eine Erinnerung aus dem amerikanisch-mexikanischen Kriege.In: Erheiterungen, Sechsunddreißigster Jahrgang, Stuttgart
“[S. 304] Ich mußte daher wohl oder übel nur meinen Sitz behalten und mein Thier auslaufen lassen, was bei diesem tollen Rennen nicht allzu lange mehr anstehen konnte,
denn der Gaul sprengte daher, als liefe er um einen Wettrennpreis, und warf nur von Zeit zu Zeit den Kopf in die Höhe, um jenes seltsame wilde Wiehern auszustoßen, das ich schon bei seinem ersten Anblick bemerkt
hatte. ´Und weiter, weiter hopp, hopp, hopp, ging's fort in sausenden Galopp,´ durch die hohen Aloen, die mir im Vorüberreiten wie eine grüne Wand erschienen, an mehreren Ramsos oder Weilern
vorüber, wo die Leperos unter den Thüren lungerten, ihre Hüte in die Luft warfen und mir Viva zuriefen [...]”
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1864
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Anonym. Rez. Der Lehrgang des Rechenunterrichts von Seminar-Director Eisenlohr. In: Pädagogischer Jahresbericht, Sechszehnter Band, Leipzig.
Digitalisiert von Google
“[S. 60] Mit einer Polemik, die da fragt: ´Klingt es nicht in der That nonsensifikalisch (auch ein wundersames Wort!), wenn man sagen wollte: 6mal
Nichts ist Nichts —?´ ist hier nichts auszurichten, eben weil Null nicht Nichts ist. Am deutlichsten sieht man dies im Bereiche des elementaren Rechnens bei der Division. Was das
Praktische der Aufgaben anlangt, so verweise ich auf die Anzeige der vorigen Schrift. Wenn der Verfasser in seiner Polemik gegen das wissenschaftliche Denken den Ausspruch von Hans Bendix citirt:
´Was ihr euch, Gelehrte, für Geld nicht erwerbt, Das Hab' ich von meiner Frau Mutter geerbt.´ so fühle ich mich aus zwei Gründen nicht getroffen, wenn aber der
Verfasser vom wissenschaftlichen Denken etwas hielte, würden ihm manche grobe Verstöße gegen die Logik nicht passirt sein, so z. B. auf S. 58, und vor Allem würde er es mit der Begründung seiner Ansichten genauer
genommen haben.”
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1864
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Mahnke, E. Das Gesetzliche in dem Auftreten der Drehkrankheit der Schafe, Stettin. Digitalisiert von Google
“[S. 72] Leider ist diese mehr oder
weniger große Selbstständigkeit der Schäfer auch häufig in Wirthschaften anzutreffen, deren ganze, schließliche Rentabilität wesentlich auf die Schäfereien basiert ist. Ja, wir haben unlängst erst einen
Stammschäferei-Besitzer kennen gelernt, der, nachdem er bestritten, daß der Blasenwurm auch im Rückenmark der Schafe vorkomme, kein Geheimniß daraus machte, daß er in zweifelhaften Fällen den Rath seines ´erfahrenen
Schäfers´ einholt und denselben befolgte. Von ihm könnte man sonach mit vollem Rechte, wie der Dichter vom Abt von St. Gallen, sagen: ´Nur schade, ein Schäfer war klüger als er.´”
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1864
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K. F. Theaternotiz. In: Regensburger Anzeiger, 1, Januar. Digitalisiert von Google
“Die verehrl. Theaterdirection wird ersucht, demnächst das im vorigen Semester mit großem
Beifall aufgenommene Schauspiel ´Bürger und Molly´ zur Aufführung zu bringen. Im Namen mehrerer Theaterbesucher K. F.”
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1864
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Feuilleton. Prügelstaatliches. In: Neue Würzburger Zeitung, 14.06.
“Da öffnet sich dasselbe, eine gezüchtigte
Sklavin steigt heraus, und auf dem gesattelten Mecklenburger geht es über Stock und Stein, daß Roß und Reiter schnoben und Kies und Funken stoben, hin in das benachbarte Dominialamt, wo das Mädchen beheimathet ist.”
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1864
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Bayern. München, 12. Febr. In: Landshuter Zeitung, 14.02.
“Wenn ein ´klarbesonnenes,´ fränkisches Blatt, heute eine seltsame Paraphrase des
´Leonore fuhr um's Morgenroth´ als Leitartikel bringt und das ´Mutter, Mutter, hin ist hin, verloren ist verloren!´ glossirt, so ist die Gefahr nahe gelegt, daß man damit kaum den Ernst der Erregung charakterisirt
und eher sarkastische als bedenkliche Mienen auf den Schneemannsgesichtern der leitenden Staatsmänner hervorruft.”
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1864
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Flensburg, 29. Febr. In: Neue Würzburger Zeitung, 04.03.
“Der Seewind wird ihn forttragen, vielleicht weithin in ferne Lande, vielleicht in die
Heimat der Gefallenen als Blumengruß für die trauernden Lieben. Das alte Lied von der schönen Eleonore zieht mir wie eine Trauermelodie durch die Seele: ´Lenore fuhr um's Morgenroth empor aus schweren Träumen, lebst
Wilhelm oder bist Du todt, wie lange wirst Du säumen.´ ´Er war mit König Friedrich's Macht gezogen in die Prager Schlacht und hatte nicht geschrieben, ob er gesund geblieben.´ Ich will die Kirchhofsscene nicht
schildern, nicht den schnellen Todtenritt: ´Graut Liebchen auch vor Todten?´ Ach, der Freiheit, dem Vaterlande darf es vor Todten nicht grauen.”
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1864
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Landwirthschaftliches. In: Münchener Punsch, 19.06.
“In Betreff des Standes der übrigen Obsternte können wir nur so viel mittheilen, daß es auch heuer nicht die schlechtesten Früchte sein werden, an denen die Wespen nagen.”
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1864
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Struve, Gustav. 5. Rebell und Kaiser. In: Diesseits und Jenseits des Oceans, Coburg
“[S.
113] Die Versammelten begriffen es nicht, sie wußten, beide Brüder hatten die Kaiserkrone, ohne Zweifel aus Achtung vor Oesterreich, ausgeschlagen, warum kam nun Withelm I. nicht und huldigte dem Kaiser, ihrem
und seinem Herrn? Wie gesagt, sie begriffen es nicht. Sie warteten, sie machten noch einen gemeinschastlichen Versuch, ihn zum Kommen zu bewegen, und der König von Sachsen Johann Nepomut u. s. w. liest ihm mit
bewegter Stimme die Klage vor: Bist untreu, Wilhelm, oder todt? Wie lange willst du säumen? Aber der König Wilhelm kann nicht kommen.”
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1864
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Anonym. Nur vierzig Dukaten! In: Fliegende Blätter, No. 1002
“[S. 91] Sie näherte sich daher leise von
hinten dem Grafen, schlang plötzlich, wie Bürgers Leonore, ihre Lilienarme um den schlanken Reiter und drückte ihre warmen Lippen innig und fest auf seine Wange.”
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1864
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Der Sonntagsjäger. In: Neusatzer Lokalblatt, 23. April “(Humoristische Wochenbriefe von J. O. S.)
Knapp sattle mir mein Dänenroß, Daß ich mir Ruh erreite! Es wird mir hier zu eng im Schloß
Ich will und muß ins Weite.
Bürger. Wenn's auch kein Dänenroß ist - denn diese Rösser
werden ohnedieß nicht mehr lange traben - so nehme ich doch meine ´Elfer´ in Anspruch, um theils die ersten echten Frühlingstage zu genießen, theils im Fluge eine kleine Beute zu machen. - “
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1864
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Dresdner Nachrichten 22.1.
"Wir hören von Teplitz aus, daß es mit der Gesundheit des geschätzten
Schriftstellers Eduard Maria Oettinger im Ganzen viel besser geht; jedoch ist sein rechter Arm contract und gelähmt, daß ihm das Schreiben noch immer große Schmerzen verursacht. Unter solchen Umständen ist der
wackere Verleger seines neuen Romans 'Gräfin Kielmannsegge' zu bedauern, der jetzt, nachdem der Druck bereits bis zur Hälfte des zweiten Bandes vorgeschritten ist, einstweilen festsitzt. Doch: 'Geduld,Geduld, wenn's
Herz auch bricht' nur mit Contracten hadre nicht!"
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1864
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Dresdner Nachrichten 12.04.
"Während die „Drei" so an der Quelle saßen, dachte ein Vierter, der sich ganz gemüthlich draußen die schönen Rosse mit den schmucken Sätteln und den geflügelten Füßen ansah:
'Wie wär's, wenn ich auch einmal einen Ritt probirte?' Gedacht, gethan. 'Knapp, sattle mir mein Dänenroß!' Das war nicht von Nöthen, die Andalusier standen fix und fertig da."
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1864
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Kölnische Zeitung : mit Wirtschafts- und Handelsblatt 03.08.
"In der deutsch dänischen Frage stieß sie Anfangs ins große Horn und glaubte, daß die preußischen und österreichischen Soldaten vor diesen furchtbaren Hornklängen gleich den Mauern
von Jericho niederfallen würden. Da dem aber nicht so war und sie nicht niederfielen, stimmte die Times einen anderen, weit gelinderen Ton an und hat die Tonart auch jetzt noch nicht verändert, obgleich ihr das bei
ihrer erstaunlichen Verwandlungs-Fähigkeit ein Leichtes gewesen wäre. Es gab bessere Zeiten. Wer konnte kühner sein als sie zu der Zeit, wo sie ihr Dänenroß gesattelt hatte? Wie aber steht es jetzt um Roß und
Reiter?"
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1864
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Anzeige. In: Coblenzer Tageblatt 22.12.
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1864
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Anzeige. In: Der Ortenauer Bote Offenburger Tageblatt 01.01.
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1864
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Anzeige. In: Frankenberger Nachrichtsblatt und Bezirksanzeiger 25.05.
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1864
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Anzeige. In: Leipziger Tageblatt und Anzeiger 13.08.
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1865
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Banck, Otto. Ein deutsches Dichterleben, Schauspiel von Mosenthal nach Otto Müllers gleichnamigem Roman. In: Kritische Wanderungen in drei Kunstgebieten. Erster Band.
Leipzig. Digitalisiert von Google
“[S. 229] Es ist der Logik eines unmündigen Kindes zugänglich, daß eine ausnahmsweise große, ungeheure Potenz poetischer Schöpfungskraft dazu gehört, den Charakter eines Menschen
zu schildern, der der Welt mit Recht einen erhabenen, wundervollen Begriff von seinem innersten Wesen, seiner Gesammterscheinung eingeflößt hat. Um wie viel schwerer muß dies sein, wenn dieser Mensch ein Dichter,
ein Mann der zartesten, glühendsten Empfindung, ein Genius des geflügelten Gedankens und Wortes war. Wer einen solchen Geist ersten Ranges erschaffen will, muß ihm mindestens gleich stehen, muß wieder in Wahrheit
ein Dichter, in Wahrheit ein Genius sein. Wären unsere neuen Dramatiker bescheiden genug, einzusehen, daß sie bisher fast niemals im Stande waren, gewöhnliche, unter ihrem persönlichen Niveau stehende
Lebenscharaktere vollendet zu malen, so würden sie nicht so verblendet handeln, hoch über sich zu greifen, und Stosse trivialisirend zu verderben, die einer höheren Begabung vorbehalten sind.
[S. 230] Es
bleibt nach diesen allgemeinen Bemerkungen nur wenig über Mosenthal's Drama zu sagen. Seine unberufene Keckheit, sich an diesen Stoff zu wagen, läßt ihn das gewöhnliche Loos derjenigen Dramatiker theilen, welche
große Poeten auf die Bühne bringen, zumal solche, die uns noch im klaren Lichte nahe stehen. Er befindet sich schöpferisch noch unendlich tief unter seinem Helden und hat weder ihn, noch die anderen Hauptpersonen
mit wahrer poetischer Gestaltungskraft geschildert.“
Der vollständige Beitrag in der ONLINE-BIBLIOTHEK
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1865
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Lüben, August und Nacke, Carl. Einführung in die deutsche Literatur [...] Für den Schul- und Selbstunterricht. Zweiter Theil. Digitalisiert von Google.
“[S. 166, Das Lied vom braven Mann] In der 3. Strophe zählt der Dichter fünf durch den Sturm hervorgebrachte Erscheinungen auf, die nacheinander folgen, in der 12. dagegen drei, die sich gleichzeitig, gewissermaßen in einem Augenblick ereignen. Erstere sind, ganz den Erscheinungen entsprechend, asyndetisch verbunden, Letztere polysyndetisch, also wie zu einem Ganzen zusammengekittet.
Auch hierdurch beweist der Dichter, daß er es meisterhaft versteht, die Sprache der Sache auf's Innigste anzupassen. Besondere Anerkennung verdient auch die große
Lebendigkeit und Sinnlichkeit, welche in der Schilderung der Erscheinungen herrscht. Der Dichter hat sie dadurch erreicht, daß er Alles in Handlung setzte und Nichts bloß beschrieb. Am mustergültigsten ist in dieser
Beziehung die 2. Strophe.
[S. 171, Die Kuh] Abgesehen von diesen Kleinigkeiten, gehört das Gedicht wegen seiner ganzen Composition und seiner dramatischen Lebendigkeit zu den besten, die Bürger geliefert hat.
Der Stoff des Gedichts erscheint unbedeutend und bietet beinah gar nichts Poetisches dar. "Eine Kuh, sagt Götzinger, die von einem wohlthätigen Manne einer armen Frau in den Stall geführt wird - was macht das
auf die Phantasie weiter für einen Eindruck? Aber Bürger hat auch gar keinen Nachdruck auf diese wohlthätige Handlung gelegt, sondern schildert uns Frau Magdalis Seelenleiden ergreifend, wahr und schön. Das Geisterreich erscheint, und hier ist der Dichter in seiner Sphäre; keiner kann so gut wie er die geheimnißvollen Schauer desselben malen."
[S. 179, Der Kaiser und der Abt] Das Gedicht wirkt echt komisch. Der Grund hiervon ist theils in der Ursache der Feindschaft des Kaisers, theils in der ganzen Darstellung, in der überall hervortretenden
echten Volkslaune zu suchen. Die Sprache darin ist einfach, häufig auch ganz volksmäßig, [...] Sehr komisch wirkt es auch, wenn der Abt in seiner Wiederholung der Fragen bei jeder das mit
wiederholt, was der Kaiser hinzugefügt hat, aber natürlich ganz anders anwendet [...].
[S. 185, Der wilde Jäger] Der bedeutende Eindruck, den das Gedicht auf jeden gefühlvollen Leser macht, wird hauptsächlich
durch die Gegensätze oder Contraste, welche sich darin vorfinden, hervorgerufen.
[S. 186] "Der wilde Jäger" ist eine anschauliche Darstellung des Kampfes, den die sinnliche Lust des Menschen mit seinem auf das Gute gerichteten Willen, also mit dem Gotteswillen führt. Erster ist in dem linken Ritter personificirt, Letzterer in dem rechten.
[S. 188] In dieser Ballade herrscht eine epische Ruhe und Ausführlichkeit, die wir sonst bei Bürger nicht finden, und die Strophen sind alle mit großer Kunst gebaut und schreiten sehr gemessen einher. Die Behandlung des Verses und der Sprache, die Kunst der poetischen Malerei erinnert an den braven Mann. So wie uns hier in den ersten Strophen ein lebendiges Bild sichtbarer Verwüstung, in die lebendigste Handlung umgesetzt, entgegentritt: so in der ersten Strophe des wilden Jägers der tolle, wüste Lärm der Jagd, Hörner- und Jagdruf, Wiehern, Rasseln, Nachstürzen, Kliff und Klaff. Aus dem wilden Getümmel hebt sich nur e in Bild hervor, der Wildgraf auf seinem Hengste; denn es bleibt bei allgemeinen Ausdrücken wie Troß, bei Adverbien, wie zu Fuß und Roß,
bei unpersönlichen Wendungen (Str. 10). Hier, wie im braven Mann, wendet nun der Dichter seine große Kunst an, durch die Sprache nicht nur Vorstellungen zu wecken, sondern durch ihren Klang schon an die Sache zu
erinnern und das Gemüth dadurch zu stimmen.
[S. 189] So wenig sich das Gedicht seines starren Versmaßes halber zu einer Melodie schickt, so großen Eindruck macht es, wenn es gut vorgetragen.
[S. 203] Bürger's Balladen gehören zu den besten Dichtungen dieser Gattung; sie haben den Ruhm des Dichters begründet und für immer gesichert. In allen zeigt sich eine seltene Jugendfrische und Kraft. Ihr Ton ist volksthümlich, wie in den echtesten Volksliedern, hier und da etwas derb, so daß die Grenze der Schönheit wohl einmal überschritten wird. Sonst aber ist die Sprache darin trefflich, jeder Ausdruck sorgfältig geprüft und dem Sinne entsprechend gewählt. Die zu Grunde liegenden Stoffe sind meistens sehr einfach, ganz wie beim Volksliede. Die Begebenheiten reihen sich kunstlos an einander. Wo überhaupt künstlerische Anordnung erforderlich war, wie in "Lenardo und Blandine", da fallen Bürger's Balladen schwach aus. Seine Kunst beruht wesentlich auf der Darstellung des Einzelnen, sowohl der Situationen, als der Charaktere. Und hierin steht er noch jetzt unübertroffen da.
[S. 211] Nicht weniger treu, als in dieser Selbstschilderung, spiegelt sich Bürger's Leben und Seelenzustand in seinen Gedichten ab, da die große Mehrzahl derselben aus dem unmittelbaren Leben hervorgegangen ist. Wie nun aber sein Leben viel Unschönes und Unedles darbot, so trugen auch viele seiner Gedichte das Gepräge an sich, wie z. B. "das Dörfchen", "Frau Schnipps" u a. Die Zahl der wirklich guten Gedichte Bürger's ist daher nur klein. Was aber Bürger auch in den schwachen und verwerflichen Gedichten für sich hat, ist eine Leichtigkeit der Darstellung, Gefügigkeit und Geschmeidigkeit der Erzählung, besonders aber ein Wohllaut der Sprache, ein Fluß der Verse, wie wir sie selbst in vielen Dichtungen unsrer größten Meister umsonst suchen, so daß wir neben manche Strophen und Lieder Bürger's in dieser letzten Hinsicht nur die Gedichte unserer älteren Zeit, die Minnelieder, halten können.
[S. 213] Bürger hat zu den populärsten Dichtern gehört, die unsere gesammte Literaturgeschichte aufweisen kann. Seine Lenore durchflog in einem Augenblicke ganz Deutschland und wurde, was nicht stark genug hervorgehoben werden kann, im Kreise des Volkes eben so wohl gelesen und gesungen, wie im Kreise der Gebildeten und thut in beiden Kreisen noch jetzt, nach achtzig Jahren, ihre Wirkung. Dies Volksmäßige, Allen Zusagende war es, was Schiller in seiner oben erwähnten Recension allein verkannte und nach seiner Anschauungsweise verkennen mußte, während in allen übrigen Punkten die Nachwelt Schiller´s Urtheil auf das Vollständigste bestätigt hat.
[S. 621 Bürger und Schiller als Balladendichter] Aus Bürger's Balladen blickt uns Frische und Gesundheit, Lebhaftigkeit und Feuer, Jünglingskraft und kühner Muth entgegen; aus Schiller's Dichtungen schaut
uns Seelengröße und Herzensreinheit, stiller Ernst und himmlische Ruhe, männliche Kraft und fester Wille an. Jene Frische und Gesundheit artet oft in Derbheit, ja wohl gar in Rohheit aus, diese innere Seelenerhebung
in Schwärmerei und Unklarheit; immer aber wird uns die Wahrnehmung dieser Lebensreize angenehm und erfreulich sein.
[S. 623] Wir sehen in Bürger den Liederdichter, in Schiller den dramatischen. Feindliche Einwirkungen eines feindlichen Princips haben Schiller's Helden in der Regel zu bekämpfen, und mit der Schilderung dieses Kampfes haben es seine Balladen (Romanzen) zu thun; den Sieg des Edlen oder dessen erhabenes Unterliegen weiß er vortrefflich darzustellen. Fordert der Gegenstand eine unmittelbare Darstellung der heftigsten Leidenschaften, des bewegten Gemüths, so verliert er sich in erhabenen Wortschwall wie in Hero und Leander, oder er giebt nur schwache Umrisse, wie im Ritter
Toggenburg. Gewiß hätte Schiller aus Lenardo und Blandine ein schönes Kunstwerk gebildet, und Bürger aus Hero und Leander mehr gemacht, als jetzt daraus geworden ist. Der Dialog ist bei Bürger immer das
Schönste, die eigentliche Schilderung bei Schiller. [...] Den Charakter seiner Helden fand Schiller entweder schon in seinen Quellen, oder er bildete sie nach seinen Ansichten. Seinem Wesen entsprechend, sind sie alle ideal gehalten, d.h. allgemeine Gestalten, ohne besondere eigenthümliche Züge. Der Taucher, de Lorges (im Handschuh), Graf Rudolf, Möros, Deodat (im Kampf mit dem Drachen), Ritter Toggenburg sind im Ganzen immer dieselben Charaktere, nur jedesmal unter andern Verhältnissen, in einer andern Umgebung. - Bürger's Gestalten sind stets ganz individuell,
nie ideal. Lenore hat mit Frau Magdalis nichts gemein, obgleich die Umgebungen gerade dieselben sind, und wie unendlich verschieden sind der Wildgraf, der brave Mann, Hans Bendix und der Kaiser. Dieser Unterschied
zwischen den Helden beider Dichter spricht sich sogar darin aus, daß die von Bürger Namen haben, die von Schiller gewöhnlich keine.
[S. 625] Was endlich die Reinheit der Sprache, die Richtigkeit im Gebrauch der Sprachformen betrifft, so steht Bürger unfehlbar höher als Schiller.
Er wandte viel Fleiß auf den richtigen Sprachbau und den Wohlklang des Verses. Schiller ist in seinen Balladen (Romanzen) besonders in den Satzverbindungen nicht glücklich, wie wir mehrfach gesehen haben. Der Grund hiervon ist wohl darin zu suchen, daß er sich zu sehr an die philosophische Sprache und an die des dramatischen Dialogs gewöhnt hatte, die beide künstliche, verschlungene Perioden gestatten. Unwillkürlich verfiel er daher auch bei den Balladen, die, wie ihm wohl bekannt war, eine gedrängte Darstellung fordern, in diese Sprache und wurde dadurch unklar.”
Der vollständige Beitrag in der ONLINE-BIBLIOTHEK
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1865
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Wölffel, Heinrich. Ueber Shakespeare´s Macbeth. In: Album des Literarischen Vereins in Nürnberg. Digitalisiert von Google
“[S. 125] Es ist bekannt, daß wir von zweien unsrer großen Dichter, Schiller und Bürger, Übersetzungen unsrer Tragödie besitzen, die zugleich Bearbeitungen für die deutsche
Bühnendarstellung werden sollten. Nun ist merkwürdig, wie diametral sich beide, ganz der sonstigen Verschiedenheit ihrer Muse gemäß, in der Auffassung der Hexen gegenüberstehen. Während der Eine durch idealistische
Verklärung im Ton und Charakter sie geradezu zu antiken Schicksalsmächten zu erheben strebt, zieht der Andere sie ins derb Realistische und Triviale so tief herab, daß kaum noch etwas Anderes bleibt, als meckernde
häßliche schwätzende Gevatterbasen und Hökerinnen infernalischer Bosheitsgelüste. Beide haben sich gleichweit von Shakespeare entfernt, der die gemeine derb realistische Erscheinung seiner Geschöpfe mit dem Ernst
übernatürlicher Bedeutung ihres Wesens und Treibens auf das innigste zu verbinden weiß.
[S. 130] Rapp hat in seiner Übersetzung statt der Nase des Türken und der Lippe des Tartaren blos das häßliche und
völlig witzlose Beimengsel ´Tartarnasen breitgedrückt´, wie er denn überhaupt um des Reimes willen bald so bald so den Tert ändert, wobei natürlich alle Symbolik, aber auch aller Ernst des Höllengebräu's
verloren geht. Von Bürger ganz zu schweigen, der alles Beliebige - Rattenschwanz und Mäuseohr, Raupenquark und Teufelsdreck, Distelstich und Nessel — einschaltet oder an die Stelle setzt, so daß das Ganze alles Verstandes baar und aus der Sphäre eines unheimlichen Höllenspukes in die der niederen Komik und der bloßen Taschenspielerei herabgedrückt wird. Schillern scheint diesmal sein poetischer Instinkt von sonst so leichthin vorgenommeneu Aenderungen bewahrt zu haben, wiewohl auch er, wie nicht minder Tieck,
dem Reim und dem Verse manches den sinnigen Zusammenhang und die Symbolik schädigende Opfer bringt.“
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1865
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Schletterer, Hans Michel. Joh. Friedrich Reichardt. Sein Leben und seine Werke, Band I. Augsburg. Digitalisiert von Google
“[S. 613] Am 28. December 1787 wurde auf besonderen Befehl des Königs mit größtem Erfolge auf dem Nationaltheater Shakespear's ´Macbeth´ mit Musik von Reichardt aufgeführt. Die
Wirkung dieser Musik war eine ganz außerordentliche. Der Componist veröffentlichte unter 0p. 4 bei Rellstab in Berlin einen Theil seiner Tonsätze: Einige´Hexenscenen aus Shakespear's ´Macbeth´ nach Bürger's
Verdeutschung´. [...] Hören wir zunächst, was Reichardt selbst in einer kurzen Vorrede über seine Arbeit sagt: Im Jahre 1787 ersuchte mich die Direction des hiesigen Nationaltheaters die Hexenscenen
aus Shakespear's ´Macbeth´ nach Bürger´s meisterhafter Verdeutschung in Musik zu setzen, weil der König das Stück in seiner ganzen Pracht zu sehen wünschte. Lange schon war
mir diese höchst eigenmächtige, ungeheure Schöpfung Shakespear´s eine der interessantesten Natur- und Kunsterscheinungen, und Bürger´s fast unglaublich treue Nachbildung interessirte mich, wie´s sich gehörte.“
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1865
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Wirth, Johann Georg August. Die Geschichte der Deutschen. Vierter Band, Stuttgart. Digitalisiert von Google
“[S. 160] Während in dieser Weise reiche Triebkräfte einer neuen Zeit in freundlichem Verkehr ihrem Ziele entgegenstrebten, drang, mehr vereinzelt und gedrückt von äußeren Umständen,
ein noch reicherer Genius zu demselben Ziele vor, Gottfried August Bürger. In ihm war die Dichtkunst, welche bei den Göttinger Barden, namentlich bei Voß, und zum Theil selbst bei Klopstock, noch etwas an die Schule
streifte, schon völlig frei geworden, stürzte sich unmittelbar in das Leben und gab dasselbe in frischen, reichen Strömen zurück. Bürger war durch und durch ächter, freier Dichter, und bestimmt, der Liebling des Volkes zu werden, dessen treuestes Organ er darstellte; seltsam daher, daß alle Lorbeeren, die ihm gehörten, später auf ein anderes Haupt niedergelegt wurden. “
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1865
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Anonym. Schillers Werke. Erster Band, Stuttgart
“[S. LX] Diese Berührung zwischen den beiden Dichtern, von denen der weimarische das Volk auf der Stufe der Bildung, der Göttinger das Volk auf der Stufe sinnlicher Anschauung vor Augen
hatte, erinnert an die Kritik Schillers über Bürger und an seine Kritiken überhaupt. [...] Sehr unbedeutende Anzeigen über Dynasore u. dgl. erschienen auch in der Allgemeinen Literaturzeitung, die aber gleichzeitig
auch die sehr bedeutende Kritik über Goethes Egmont nnd Bürgers Gedichte brachte. Während jene hauptsächlich der Erörterung über das geschichtliche Schauspiel gewidmet war und erwies, daß das Kunstwerk nicht unter
der Idee der Geschichte bleiben dürfe, stellte die Recension der Bürgerschen Gedichte unerbittlich den vollkommen richtigen Satz auf, daß der lyrische Dichter vor allen Dingen sich selbst erst zu einem Kunstwerke
durch sittliche, ästhetische Erziehung zu bilden habe, wenn er eine dauernde Wirkung verdienen wolle. Daß diese Kritik, wie hart sie den verkommnen Göttinger Dichter auch traf, vollkommen gerechtfertigt war, bedarf
der heutigen Erkenntniß gegenüber keines Nachweises mehr. Aber auch schon in jenen Tagen waren die Einsichtigen und Unbefangenen auf Schillers Seite. Der jugendliche Hardenberg (Novalis) erkannte mit Enthusiasmus
den Werth dieser Erörterung an, die ewige, bis dahin unbeachtete Gesetze aufdeckte und für alle Zeit feststellte.“
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1865
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Lessing, Hermann. Die rechten Namen. In: Daheim und Draussen. Digitalisiert von Google.
“[S. 224] Das erste deutsche Genie, das seine Geliebte beim rechten Namen nannte, war Gottfried August Bürger, ein echter Volksdichter. Bisher wurden
nur in Schäfer-Idyllen die Daphne´s, die Chloe´s und Lalage´s besungen, aber ein Gedicht an Molli oder Elsbeth wird weit treffender und klarer sein, als an Anastasia und Eulalia. Wir wittern immer etwas Gemachtes
und Künstliches, wenn wir mythologischen oder zu romantischjen Namen begegnen, und glauben, daß der Dichter sich erst in die Stimmung versetzt, während jedes gute Gedicht, wie es Goethe verlangt, ein
Gelegenheitsgedicht sein soll, das bekanntlich mit Personen, die in den Wolken schweben, selten etwas zu thun hat. Seitdem Bürger seine Molly besungen hat, ist die Lyrik bei weitem gesünder geworden, und bewegt sich
nicht mehr in jenem sentimentalen Schwulst, der den Himmel als erste Bedingung für die Freuden der Erde ansah. So haben wir hier den besten Beweis, wie die richtige Bezeichnung unser Erbübel die Sentimentalität, die
Rückseite der Gemüthlichkeit, mit einem Schlage vernichtet, und der Dichter Bürger, der kein Blatt vor den Mund nahm, damit er am Küssen nicht gehindert werde, ist mit seiner Molly unsterblich geworden."
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1865
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Anonym. Westermann's Jahrbuch der illustrierten deutschen Monatshefte, Band 17
“[S. 440] Ein eben so interessantes wie auch in der Ausführung werthvolles Festgeschenk bildet das in F. Bruckmann's Verlag in München erschienene Porträt-Album deutscher
literarhistorischer Frauen. Es sind fünfundzwanzig Porträts von Frauen, die größtentheils in Beziehung zu unsern Dichterheroen und der classischen Periode in Weimar stehen. Luise Karsch, Luise Gottsched, Molly
Bürger und Meta Klopstock gehören einer früheren; Rahel Varnhagen, Charlotte Stieglitz, Henriette Herz und Elisabeth Stägemann einer später Zeit an. Die ganze Sammlung umfaßt den Zeitraum von hundert Jahren: 1740
bis 1840.“
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1865
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E. K. Rezension Lee - Soreh. In: Illustrirte Monatshefte für die gesammtem Interessen des Judenthums. I. Band. Wien. Digitalisiert von Google
“ [S. 327] Im Verlag von Herzfeld und Bauer in Wien ist eine kleine Novität erschienen, die der travestirenden uud parodirenden Dichtungsart angehört: ´Lee-Soreh´ nach Bürgers
´Leonore´. Man mag von der ganzen Dichtungsart, die hier in Rede steht, halten was man will, man mag ihr immerhin vorwerfen, daß sie, aller Selbständigkeit entbehrend, wie eine Schmarotzerpflanze von dem Fett und
Mark anderer Dichtungsgeschöpfe ihr unselbständiges Leben fristet: man wird aber darum doch einzelnen Erscheinungen derselben Gerechtigkeit widerfahren lassen dürfen, wenn sie aus der gewöhnlichen Manier
hervorragen, und ebenso wird man nicht leugnen können, daß die Travestie und Parodie doch auch schon manches Erheiternde und in dieser Art Treffliche zu Tage gefördert haben. Es gibt wie in der Religion so auch in
der Kunst neben der wahren Andacht und Pietät eine falsche Andacht, eine Art Pietismus; der künstlerische Pietismus kann darüber freilich nicht genug in ästhetische Entrüstung gerathen, daß gerade die bedeutendsten
Meisterwerke — wie er sich ausdrückt — in den Koth herabgezogen und profanirt werden. Der Kunstheuchler mag sich trösten und kann versichert sein, daß der travestirende oder parodirende Dichter — vorausgesetzt, daß
solcher wirklich dichterische Begabung hat — die Tiefe und Erhabenheit des von ihm benutzten Stoffes mindestens ebenso wol zu er fassen vermag als er. Wie die Poesie der Blume nicht verloren geht, wenn nun auch der
Botaniker dieselbe entblättert und die einzelnen Staubgefäße analysirt, wie ein Blick auf die lebendige Blume hinreicht, uns ihre volle Schönheit wieder empfinden zu lassen: also geht auch von dem parodirten
Meisterwerke kein Atom verloren, wie herzlich wir auch über die Parodie lachen mögen. Hebbel´s ´Judith´ und Wagner's ´Tanhäuser´ werden darum nicht mindern Eindruck auf uns machen, weil wir uns etwa im Karltheater
bei Nestroy's Parodien dieser Stücke eine Stunde verkürzten. Die ´Glocke´ von Schiller ist unzähligemale parodirt worden: Schiller's Gedicht hat darum in den Augen keines Gebildeten etwas von seinem Werth verloren.
Die hier in Rede stehende Travestie der ´Leonore´ ist von dem Verfasser des ´Gutsteher´ (nach Schiller's Bürgschaft). Der Verfasser hat eine ganz eigenthümliche, im jüdischen Leben wurzelnde Handlung erfunden, deren
einzelne Phasen genau denen des benutzten Gedichts analog durchgeführt sind. Der Strophenbau ist streng beibehalten, und nur im Rhythmus hat sich der Verfasser die dem Parodiker zustehende Freiheit erlaubt. Die
Sprache ist in manchen Strophen voll Leben, namentlich die erste Hälfte des Gedichts fließt ohne allen Zwang, natürlich ab; gegen das Ende tritt eine gewisse Mattheit ein. Die Strenge, die sich der Verfasser
aufgelegt, kein einziges Moment des Gedichts unbenutzt zu lassen, ist aber nicht durchgängig mit vollständig zwangloser Behandlung zu vereinen. In welcher Weise der Verfasser zu Werke gegangen, möge z. B. folgende
Strophe als Probe zeige. Mein Kind! mein Kind! Gott ist geracht, Er verloßt joi nie e Menschen, Sog´ immer Krieschmä früh ün bei Nacht,
Thu noch´n Essen benschen. ´Mach Mutter mir ´s Harz nit schwer, Mir helft gewiß ka Dawene mehr, Kümmt die Liebe über ´n Menschen,
Helft ka Krieschma ün ka Benschen.“
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1865
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Schott, Arthur. Briefe auc Yucatan. In: Das Ausland. 21. October. Augsburg. Digitalisiert von Google
“[S. 996] Wir saßen kaum zwei Minuten im Innern einer solchen Räderarche, so fühlten wir uns auch vollkommen wie in Abrahams Schooß und fort gieng's: ´hurre hurre, hop hop hop!´ als
gält es Bürgers Leonore auf ihrem Todtenritt einzuholen. Es war ein großes Glück wenigstens für den Beginn unserer Fahrt daß die Straße Mérida bei weitem weniger holpericht war als des alten deutschen Dichters
kraftvolle Verse.“
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1865
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Lessing, Hermann. Von den Ufern der Spree. Die Lichtseite der Residenz. In: Daheim und Draussen. Berlin. Digitalisiert von Google
“[S. 8] Sonst zwischen dem Ober- und Unterbaum eingesperrt, hat die jugendliche Hauptstadt diese Schlagbäume zertrümmert und ruht auf seinem Triumphzuge nicht eher aus, als dort, wo,
beschattet vom Baumschlag einsamer Pappeln, die letzten Häuser stehen. Keine Entfernung ist dem Jüngling zu groß. Knapp, sattle mir mein Dänenroß! ruft er vor sich hin, und in demselben Augenblick fliegen stolze
Gespanne vor seinem leiblichen Auge vorüber, die ihn nach allen Weltgegenden tragen wollen.“
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1865
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Block, M. Das Pariser Armenwesen. In: Magazin für die Literatur des Auslandes, 18. November. Berlin. Digitalisiert von Google
“[S. 647] Also, das Gesetz vom 25. Vendémiaire des Jahres II der französischen Republik (16. Oktbr. 1793) giebt dem Armen ein Recht, die Hilfe seiner Gemeinde in Anspruch zu nehmen,
allein die Gemeinde ist nur verpflichtet zu helfen, wenn sie die Mittel dazu hat. Der Mann, der das Wenn und das Aber erdacht, Hat sicher aus Häckerling Gold schon gemacht.
Ich habe noch nicht Gelegenheit gehabt, zu sehen, daß man in Frankreich aus Häckerling Gold zu machen verstehe, aber mit dem Wenn weiß man gut umzuspringen [...] “
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1865
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Wigand, Georg H. Der Rechtsstaat. In: Oesterreichische Wochenschrift für Wissenschaft, Kunst und öffentliches Leben. Wien. Digitalisiert von Google
“[S. 116] Wenn Bähr am Ende seiner ´geschichtlichen Rückblicke auf die Rechtsentwicklung in Deutschland überhaupt´ den Ausspruch fällt: ´Preußen nach seinen dermaligen Institutionen ist noch weit davon entfernt, Rechtsstaat zu sein,´ und sofort in der Note beifügt: ´Oesterreich freilich wohl noch viel weiter´; - so mag diese einfach und wie selbstverständlich hingeworfene Bemerkung, um mit Bürger zu sprechen, ´den durchlauchtigsten Stolz wohl bekehren´. “
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1865
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Anonym. Rez. Beethovens Lieder. In: Allgemeine Musikalische Zeitung, 11. Januar. Leipzig. Digitalisiert von Google
“[Sp. 29] Andere Gedichte reizten diesen durch ihre Naturschilderungen oder durch resignirte, trübe Stimmungen, mit denen sein Lebensgang ihn besonders vertraut gemacht hatte. Das
letzte Lied der Sammlung, das von dem Jammer, der in's verwundete Herz, in die verschlossene Brust geborgen wird, von der hartvertheilenden Liebe spricht, welche dem Einen die laute Jammerklage zum Trost, dem Andern
nur den verstummenden Gram giebt, dürfte die persönlichste Physiognomie im Ganzen tragen. Die brutale Rhetorik Bürger's, mit der er ausruft: Hast du nicht Liebe zugemessen
Dem Leben jeder Creatur? Warum bin ich allein vergessen, Auch meine Mutter du? Natur! Wo lebte wohl in Forst und Hürde
Und wo in Luft und Meer Ein Thier, das nimmermehr Geliebet würde? Geliebt wird Alles ausser mir! kann Beethoven's Aufmerksamkeit nur dadurch auf
sich gezogen haben, dass er ähnliche Fragen, wenn auch sicher nicht in so geschmackloser Form, aufgeworfen hatte. Die beiden letzterwähnten Werke sind übrigens erst nach seinem Tode publicirt. “
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1865
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Maltzan, Heinrich Freiherr von. Dschedda. In: Meine Wallfahrt nach Mekka. Erster Band. Leipzig. Digitalisiert von Google
“[S. 310] Zwar sah man sie nicht, aber man errieth an zwei mit Fett ausgepolsterten Vertiefungen unterhalb der Stirn und an etwas fettiger Feuchtigkeit, welche daraus hervor triefte,
dass im Hintergrunde derselben zwei Augen und zwar Triefaugen, die der Orientale besonders schön findet, vorhanden sein mochten. Der Mittelkörper dieses orientalischen Apollo war von einer solchen Rundheit, dass man
von ihm, wie von dem Abt von St. Gallen sagen konnte: ´Drei Männer umspannten den Schmerbauch ihm kaum .´ “
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1865
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Lomonossow und die Akademie der Wissenschaften. In: Baltische Monatsschrift. Riga. Digitalisiert von Google
“[S. 393] Als Lomonossow im Auslande studierte, feierte die schlesische Dichterschule ihre Triumphe. Rhetorisirender Schwulst, kalte Verständigkeit, das Streben der Kunst nach Brod zu
gehen, zeichnet diese Poesie aus. In glattfließende Jamben gegossen, correct, bei jeder Gelegenheit wie Unkraut emporwuchernd, durchaus nicht volksthümlich, sondern aristokratisch — so ist die Weise dieser
Schlesier, bei denen, wie Gervinus sagt, Poet und Gratulant, Bänkelsänger und Bettler gleichbedeutende Begriffe waren. Diese Gelegenbeilsdichter verhielten sich zu den wahren Dichtern wie die Tüncher zur Malerei,
die Bierfidler zur Musik. In dieser Reihe von schweifwedelnden und besoldeten Hofdichtern ragt Christian Günther (1693—1723) hervor, der geistige Ahnherr Bürgers und des ´jungen Deutschlands´ ebenso ausgezeichnet durch naturwüchsige Begabung und Kraft, durch Formtalent und leidenschaftliche Tiefe, wie der Sänger der Lenore, aber auch eben so wüst und zügellos in seinem Privatleben wie dieser — so war Günther, welcher Lomonossow bei einer bedeutenden Gelegenheit zum Vorbilde diente. “
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1865
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Banck, C. Dresden, Freitag den 15. December. In: Niederrheinische Musik-Zeitung 30. December Köln. Digitalisiert von Google
“[S. 416] Herr Maximilian unterstützte die Soiree durch wirksame Declamationen, von denen wir nur Bürger's ´Leonore´ mit melodramatischer Begleitung von F. Liszt hörten. Das höchst Bedenkliche und innerlich sich Widerstrebende dieser Art der Behandlung haben wir schon öfter hervorgehoben. Die Tonmalerei des Pianoforte - von Herrn Hess übrigens ausserordentlich exact und mit sehr charakteristischem Klang Effect gespielt - erdrückt in den Kraftstellen die Worte und den Ausdruck des Declamators, der seinerseits zu dem Bestreben gedrängt wird, sich für solche Unbill am Pianoforte zu rächen.“
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1865
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Ambros, August Wilhelm. Karl Löwe, der Romantiker. In: Culturhistorische Bilder aus dem Musikleben der Gegenwart. Leipzig. Digitalisiert von Google
“[S. 100] Diese Großballaden machen Löwe gewissermaßen zum Nachfolger Zumsteegs, der in der geschickten Anordnung der Gruppen, selbst in Anwendung von Malerei und in noch Manchem einen
ihm verwandten Zug besitzt, nur daß bei dem älteren Musiker Alles viel naiver, einfacher, ärmer, aber in seiner Bescheidenheit oft musikalischer ist als bei Löwe. Gleich wie Löwe trifft auch Zumsteeg den Ton des
Gespenstigen, Unheimlichen sehr bezeichnend (seine ´Una´ ist in dieser Hinsicht ein Meisterstück, ebenso ist das Nahen des Leichenzuges, das Nachsausen des luftigen Gesindels in der ´Lenore´ mit höchst
charakteristischen Farben gemalt), gleich wie bei Löwe reicht seine Kraft für Stärkstes nicht aus, wie denn z.B. die Ausbrüche der Verzweiflung seiner Lenore ziemlich zahm gehalten sind, und, wo sie sich zum
Aeußersten steigern, durch eine sehr triviale, überdies ganz flach charakterlose Melodie bezeichnet werden.“
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1865
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Kuh, E. Neuere Lyrik. In: Oesterreichische Wochenschrift [...] Wien. Digitalisiert von Google
“[S. 757] Aber dem Volkslied gleich in die Welt gucken, dessen abgebrochene Laute nachstammeln, dessen anscheinend linkische Geberden nachahmen wollen: das ist verkehrt, das kann
niemals poetisch gute Früchte tragen. Die Gedichte Lemcke's bezeugen es wieder auf das schlagendste. Lemcke greift daher fort und fort zu den Aeußerlichkeiten des Volkstümlichen, was schon an Bürger, der doch den
Volkston hatte, so herb getadelt wurde; er überbietet das ´Hop, Hop´ der ´Lenore´ mit ´Tanderadei´ und ´Ju ja ju´, so daß man sich häufig selbst nach der Etikette der dichterischen Sprache sehnt. Und überdies
verwechselt Lemcke oft das Burschikose mit dem Volksthümlichen, wie denn diese Gedichte mehr an Commers- und Turnerlieder als an des ´Knaben Wunderhorn´ erinnern. [...] Diese Manieren der Ursprünglichkeit nehmen
sich nicht minder langweilig und pedantisch aus als die Menuettschritte der antiken Lyrik des 18. Jahrhunderts. Da ladet man sich lieber gleich bei ´Frau Schnips´ zu Gaste, weil es dort wenigstens lustiger
hergeht. “
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1865
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Böttger, Adolf. Es herrscht ein düstrer Geist. In: Gesammelte Werke von Adolf Böttger, Erster Band. Leipzig. Digitalisiert von Google
“[S. 173] Es herrscht ein düstrer Geist -
Es herrscht ein düstrer Geist im Lebensgange Und läßt das Herz in Fiebergluten zittern, Der Liebe süßen Balsam zu verbittern
Dient ihm der Lockung täuschend glatte Schlange.
Solch gift'ge Schwüle, schwer und ahnungsbange, Die niederdrückt vor drohenden Gewittern, Empfand das arme Herz ihm zu zersplittern, Einst Bürger, jener Meister im Gesange.
Schon stand bei ihm Braut, den Kranz im Haare, Weh! als des Unheils Schlange kam gekrochen; Die schönre Schwester sieht er am Altare.
Ein Blick - er fühlt des Herzens heißes Pochen,
Nur Molly ist die Braut, die einzig wahre - Drei Leben waren hoffnungslos gebrochen. “
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1865
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Marbach, Hans. Zur Charakteristik der heutigen Pariser Theater. In: Recensionen und Mittheilungen über Theater und Musik, Wien. Digitalisiert von
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“[S. 273] Ein gelehrter Franzose sagte mir allen Ernstes: ´Wenn Sie sich amüsiren wollen, so müssen Sie einige Stunden täglich arbeiten´. Also die Arbeit ist nur Mittel
zum Zweck, eine Art gesunder Bewegung vor dem Diner, um den Appetit zu reizen. So fremdartig eine solche Anschauungsweise auch manchen gewissenhaften Menschen unseres arbeitsamen Jahrhunderts sein mag, so darf man
doch nicht verkennen, daß sie ihre Berechtigung hat. Denn abgesehen von ganzen philosophischen Systemen, die ihr eine solide Grundlage untergelegt haben (und die sich allerdings dadurch verdächtig machen, daß sie in
Frankreich entstanden sind), liegt auch in der Natur jedes Sterblichen ein gewisses Prinzip, das ihm ermuthigend zuflüstert: ´Freu' dich des Lebens, weil noch das Lämpchen glüht´. Wir brauchen uns
weiter darüber nicht den Kopf zu zerbrechen, ob diese Stimme aus der Tiefe mehr dem Ritter zur Linken oder dem zur Rechten in Bürgers Ballade [der wilde Jäger] zu vergleichen ist. Unstreitig reitet sie neben Jedem her und singt am lautesten in den Straßen des fröhlichen Paris.”
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1865
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Ulmayer, F. Der Raritäten-Sammler. In: Der Wiener Juxbruder, III. und IV. Heft, Wien. Digitalisiert von Google
“[S. 39] Nr. 2.
Hier in diesem irdischen Geschirr, welches so wie der Mensch aus Lehm gemacht wurde, befindet sich eine ganz gewöhnliche rothe Farbe; dieses Engelroth ist enorm theuer, denn es ist das berühmte Morgenroth von
Goethe und jedem bekannt, denn die Lenore fuhr um dieses Morgenroth drei Meilen hinter Czaslau auf einem Budweiser Stellwagen, weil es damals noch keine französische Eisenbahn-Gesellschaft gab.”
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1865
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Baudissin, Adelbert von. Apenrade. In: Schleswig-Holstein Meerumschlungen: Kriegs- und Friedensbilder aus dem Jahre 1864, Stuttgart. Digitalisiert von Google
“[S. 131] Ein halb vollendetes Schiff ragte über die niedrigen Häuser empor, und die Reiter salutirten lächelnd mit dem Säbel, während sie unter dem Kiel des Schiffes
durchzogen, das hoffentlich bald unter deutscher Flagge in See stechen wird. Schade, daß Bürger mir zuvorgekommen ist, sonst würde ich, glaube ich, - auch den Reim zusammengebracht haben:
´Der König und die Kaiserin, Des langen Haders müde, Erweichten ihren harten Sinn.
Und schlossen endlich Friede. Und überall, allüberall Auf Wegen und auf Stegen
Kam Jung und Alt mit Sing und Schall Den Kommenden entgegen!´ Es ist ein unendlicher Jubel in Hadersleben über die Lostrennung von Dänemark, und
wenn man die Geschichte dieser Stadt kennt, findet man es wohl begreiflich, daß sie sich nach Frieden und engem Anschlusse an Deutschland sehnt.”
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1865
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Winkler, W. Amerikanische Sommervergnügungen. In: Der Sammler, 5. September. Digitalisiert von Google
“[S.
410] Heinrich machte ein Gesicht wie ein Ehebrecher; was konnte, was würde Annemarei, sein Ideal, dazu sagen, wenn sie erfuhr - - aber da half kein Buckelmachen, der ´Bien muß!´ Und dahinwalzte das Opferthier der
menschlichen Gesellschaft, blaß, schwitzend wie die bekannte, ums Morgenroth gefahrene Lenore, als sie ins Grab walzte.”
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1865
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Anonym. Fragen, Anregungen, Antworten. In: Schlesische Provinzialblätter, Neue Folge. Vierter Jahrgang. August, Breslau. Digitalisiert von
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“[S. 502] 1. Als einstmals Herr Merkurius. In Bezug auf die Bd. II. S. 611 ausgesprochene Frage: ob das Lied: ´Als einstmals Herr Merkurius im Himmel
rapportirte etc´ irgendwo noch vorhanden, sei bemerkt, daß es sich vollständig gedruckt befindet S. 7 Sammlung III. des Preußenbuch es von Ferd. Kohlheim, Gymn.-Lehrer. - Berlin 1855 im Verlage des Herausgebers, Universit.-Str Nr. 2. Es hat dort die Ueberschrift: Friedrichs Ankunft im Olymp. (Gedicht aus dem J. 1786.) Melodie: Lenore fuhr ums Morgenroth etc Jacob, Cantor in Conradsdorf.”
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1865
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Anonym. Graf Adolph. In: Neue Augsburger Zeitung, 24.06.
“Die Mildthätigkeit der Besitzenden war über die Massen in Anspruch genommen, sie nahte sich ihrer Erschöpfung.
´Frau Magdalis weint' auf ihr letztes Stück Brod, Sie konnt' es vor Thränen nicht essen.
Ach, Witwen bedränget oft größere Noth, Als glückliche Menschen ermessen.´
Der Hunger thut weh; das weiß aber nur Derjenige, der ihn schon empfunden hat.”
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1865
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Drobisch, Th. Der Heimathschein. In: Erheiterungen (Aschaffenburger Zeitung), Erheiterungen 27.06.
“[S. 594]
Der Heimathschein ist oft so ein Individuum, von dem Leonore singt: ´Bist untreu, Wilhelm, oder todt, wie lange willst du säumen?´ - Ja, Gott sei der Seele gnädig, die darnach rennen, laufen und schreiben muß.”
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1865
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Anonym. Schleswig-Holstein. In: Nürnberger Abendzeitung, 09.11.
“Die ´Itzeh. Nachr.´ bemerken sehr treffend über die Resolutionen des
Nationalvereins: ´Die vielen Bedingungen und ´Wenn´, welche in die Resolutionen eingefügt sind, erinnern an den Abt von St. Gallen und die Worte: ´Der Mann, der das Wenn und das Aber erdacht, hat sicher aus
Häckerling Gold schon gemacht.´Mit ´Wenn´ kann man alles Mögliche resolviren, kann man sich sogar für den Kurfürsten von Hessen als deutschen Kaiser und Graf Bismarck als deutschen Reichsminister erklären.”
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1865
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Anonym. Bayern voran! In: Miltenberger Tagblatt, 15. April
“[o. S.] Für beide liegt ihre größte Stärke in einem Wenn - wenn die preußische Regierung in nationalem Geiste vorgeht, wenn die Mittelstaaten in nationalem Sinne handeln! Bis jetzt aber ist aus diesem Wenn und Aber, aus diesem Häckerling unsers Wissen noch kein Gold gemacht worden.”
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1865
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Anonyme Anzeige. In: Neueste Nachrichten aus dem Gebiete der Politik, 22.11.
“[S. 5677] 104878. Jene anonyme
Briefschreiberin ist so lange eine niederträchtige, schlechte, verläumderische Person bis Sie ihren Namen veröffentlicht. Babette Plötz. Wenn dich die Lästerzunge sticht,
Laß Dir zum Troste sagen, Die schlechtesten Früchte sind es nicht, Woran die Wespen nagen.”
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1865
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Fr. Hfm. Naturrechtliche Jagd. In: Die Gartenlaube, No. 009
“[S. 134] ´Halt auf! Brrrr! Ach Gott, meine
Milch!´- So hören wir den Jungen von seinem Karren herunter schreien. Aber - hurre hurre hopp hopp hopp - geht's fort in sausendem Galopp!”
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1865
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Anonym. Eine Ernte aus dem Meere. In: Die Gartenlaube, No. 050
“[S. 797] Dennoch freilich fragt am Ende jeder Ernte manche Lenore ´den Zug wohl
auf und ab´, steigt manche Mutter und Gattin an steilen Klippen empor, um weit hinauszuspähen, ob Vater und Ernährer mit dem Sohne nicht endlich doch noch zurückkehren werden.”
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1865
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Anzeigte. In: Altonaer Mercur
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1865
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Anzeige. In: Dresdner Anzeiger 02.10.
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1865
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Anzeige. In: Frankenberger Nachrichtsblatt und Bezirksanzeiger 14.10.
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1865
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Anzeige. In: Leipziger Tageblatt und Anzeiger 11.07.
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bis 1789 1790-1799 1800-1806 1807-1815 1816-1821 1822-1825 1826-1828 1829-1831
1832-1836 1837-1840 1841-1845 1846-1850 1851-1855 1856-1858 1859-1861 1862-1865
1866-1868 1869-1870 1871-1880 1881-1897 1898-1915 1916-1949 ab 1950
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01042023-155
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