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Bürger-Rezeption
 

Bürger-Rezeption Volltexte 1800-1806

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1800

Anonym. Life of Godfred-Augustus Bürger. In:The Annual NECROLOGY for 1797-8; VOL. I.  Digitalisiert von Google.

“[p. 122] Here it was that Bürger first met with Herder's dissertation on the songs of rude nations, which drew his attention to the ballads of England, and with Percy's Reliques, which immediately became his manual. These books decided for ever the character of his excellence. From a free translation of "The Friar of Orders Gray" (Bruder Graurock), and "The Child of Elle" (Die Entführung), and from an imitation of Dryden's Guiscardo and Sigismunda (Lenardo and Blandine), he rapidly passed on to the production of "The Wild Huntsman," (The Parson's Daughter,) and "Lenore." The two latter are probably the finest ballads extant. No other minstrel communicates to the reader an equal degree of interest and agitation; it is difficult to peruse them in the closet without breaking loose into pantomime. Nor is he less master of the more difficultly arousable, rapid, and impetuous movements of the soul, than of the tenderer feelings of the heart. His extraordinary powers of language are founded on a rejection of the conventional phraseology of regular poetry, in favour of popular forms of expression, caught by the listening artist from the voice of agitated nature. Imitative harmony he pursues almost to excess: the onomatopœia is his prevailing figure; the interjection his favourite part of speech: arrangement, rhyme, sound, time, are always with him an echo to the sense. The hurrying vigour of his diction is unrivalled; yet is so natural, even in its sublimity, that his poetry is singularly fitted to become a national and popular song.”

Der vollständige Beitrag in der ONLINE-BIBLIOTHEK

 

1800

Mercy,J.A. Auch ein Wort zur Ehrenrettung des weiblichen Geschlechts, in Bezug auf die Berliner weibliche Welt. In: Berlinisches Archiv der Zeit und ihres Geschmacks. Berlin.  Digitalisiert von Google

“[S. 219] An Schriften, die nicht nur die Bildung, sondern vorzüglich auch die Würdigung des so lange verkannten und zurückgesetzten weiblichen Geschlechts zum Gegenstand haben, ist kein Zeitalter fruchtbarer gewesen, als das letzte Viertel des laufenden Jahrhunderts. Brandes, Madam Bürger, Ewald, Hippel, Lafontaine, Mauvillion, Meiners, Pockels, Frau von la Roche, Salzmann, Sprengel, Fr. Schulz u.a. m., selbst Catharina II, Kaiserinn von Rußland, in ihrem Versuche über die Weiber, haben den letzten und schönsten Triumph erfochten, über den ehemaligen Unsinn des weiblichen Materialism, so wie über alle daraus entstandenen unedlen Meinungen.
  Und dennoch erhob sich vor kurzem in Berlin, mitten in der schönsten Aussaat der theoretischen und praktischen Vervollkommnung dieses Geschlechts, ein Schriftsteller des Tages, der ihm geraden Weges alle Vernunft absprach, und aus bloßem Gefühle zu handeln gleichsam nur erlaubte.“

 

1800

Vetterlein, Christian Friedrich Rudolf. Handbuch der poetischen Litteratur der Deutschen, d.i. Kurze Nachrichten von dem Leben und den Schriften deutscher Dichter.

“[S.547] An den Angelegenheiten seiner Freunde nahm er herzlichen Anteil: und zum Besten seiner Familie war er unablässig beschäftigt; bei dem allen aber trieb er eigentlich nur die Arbeiten mit Lust, die sich auf seine Kunst bezogen; ihr war er mit ganzer Sele zugethan; in ihr fand er Vergnügen; von ihr erwartete er Ehre, und in ihr zu einer Stufe von Vollkommenheit zu gelangen, war sein heißester Wunsch und sein eifrigstes Bestreben. Dabei erkannte er das Verdienst anderer Dichter eben so bereitwillig an, als es ihn freuete, wenn seine eignen Gedichte von gebildeten Leuten gelobt wurden; aber gegen den Beifall des großen Haufens  ward er mit den Jahren immer gleichgültiger; diesen hielt er (nicht ohne Grund) für unfähig, über Dichterwerke zu urteilen, und es war ihm gar nicht recht, daß gerade seine Lenore, die er selbst nicht zu seinen bessern Gedichten zählte, das meiste Aufsehen gemacht hatte. - Bürger besaß übrigens viel Kentnisse in manchem Teile der Gelehrsamkeit; er hatte die besten Schriftsteller der Alten und Neuen in ihren Sprachen gelesen; er verstand diese gelehrten Sprachen sehr gut; noch im Alter lernte er die schwedische; und wie groß seine Stärke in der deutschen war, das beweisen seine Gedichte.

[S. 549] Ein Mann von der lebhaften Imaginazion, der Wärm des Gefühls, dem guten, menschenfreundlichen Herzen, dem reichen Humor, den ausgebreiteten Kentnissen, und dem Fleiß, dem Studium und der brennenden Liebe zur Kunst, wie Bürger, musste wohl ein vortrefflicher Dichter werden; seine Gedichte tragen unverkennbare Spuren von jenen Gaben und Eigenschaften und verdienen den allgemeinen Beifall, den sie fast in allen Ständen gefunden haben. Ihr Inhalt ist immer wahr, lehrreich und originell, die Darstellung warm, oft anschaulich und malerisch, der Ausdruck, wo nicht stäts erlesen, doch stark, klar und populär; und die Verse harmonisch, lieblich, fließend und gefeilt. - Ein Fehler manches Gedichts und mancher einzelnen Stelle ist das Derbe, Ueberstarke und Uebermäßige im Ausdruck der Empfindung und in der bildlichen Vorstellung der Gedanken; ein andrer, der noch häufiger vorkommt, war eine Folge seines sonst löblichen Bestrebens nach Popularität. Als er die erste Sammlung herausgab, hatte sein Geschmack die einseitige Richtung genommen, daß er, um dem großen Haufen recht verständlich zu werden, und den Ton zu treffen, der ihm das Herz rührt, aus dem Deutlichen oft ins Gemeine, Platt und sogar ins Ekelhafte fiel.

[S. 550] Trotz allem, was die Kritiker mit Recht und Unrecht gegen diese Lieder eingewandt haben, hat sie doch das lesende und singende Publikum seit ihrer Erscheinung in Schutz genommen; der wahre Volkston, die treffenden Selengemälde, die sie aufstellen, das warme Lob der Tugend und Unschuld, das sie enthalten, erwarben ihnen diesen Beifall, und manches wird vielleicht noch lange Volkslied, in edlerm Sinne des Wortes, bleiben.”

Vetterleins Handbuch in der ONLINE-Bibliothek.

 

1800

Bürklin, Johann. Auf Bürgers Manen. In: Bürklins auserlesene Gedichte, Zum Besten der verunglückten Schweizer.

„Du hast im Leben dir den Lorbeerkranz errungen;
Bewundert wirst du seyn im Tod, nicht bloß beweint,
Unsterblich hast du dich durch manches Lied gesungen,
Wer hat Geschmak, Gefühl, und ist nicht Bürgers Freund?
   [...]
Zwar sangest du nicht für die feine Welt,
Die ihres Beyfalls nur die Franken würdig hält;
Jedoch bist du Matronen, Greisen, Jungen,
Durch Lieder, wie sie nie der Franke, Britte sang,
Durch deiner Leyer malerischen Klang,
Durch Aug und Ohr ins Herz gedrungen.
   [...]
Du sangst für's Volk; doch für den Pöbel nicht;
Dem großen Haufen mag ein Bänkelsänger spielen!
Doch, wie dem Volk, gefällt dem Weisen dein Gedicht.
Wer wird dich nicht verstehn, wer deinen Werth nicht fühlen?
Denn niemals sangest du ein mittelmäßig Lied,
Und ohn´ Erröthen kann dich selbst die Unschuld lesen.”

Das vollständige Gedicht in der ONLINE-BIBLIOTHEK

 

1800

Schnurr,Baldrian. Abenteuer des Junkers aus der Haide.  Digitalisiert von Google.

“[S. 91] Junker Bernhard - - - doch wahrhaftig, die liebliche Stimme des Wächters ertönt, der allen getreuen Bürgern befiehlt, auf ihr Feuer wol Achtung zu geben, damit kein Schade geschehe; die Gespenster kommen aus den Gräbern hervor, und rasseln mit klirrenden Ketten durch das erschrockne Haus - kurz, es ist zwölf Uhr. Länger kann ich nicht aufbleiben, wahrhaftig nicht. Ich fürchte mich vor Gespenstern, wie Bürgers Leonore. Gute Nacht!

[S. 196] Nur eine Bedenklichkeit äußerte sie noch, auf die auch Trudchen in Bürgers Entführung hindeutet; aber unser Ritter sagte sein
   O Kind! auf meine Rittertreu
   Kannst du die Erde bauen,
mit eben so aufrichtiger Miene, als dort Karl von Eichenhorst, und Miekchen ergab sich. - ”

 

1800

Grétry, André Ernest Modeste. Gretry´s Versuche über die Musik. Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 188] Ein musterhaftes Beispiel dieser Art, wo Gesang und stille Lektüre mit einander abwechseln, je nachdem bloß erzählt wird oder Empfindungssprache eintritt, während im erstern Falle passende Instrumentalsätze fortgehen, ist Bürgers Leonore vom Kapellmeister Kunzen in Koppenhagen. “

 

1800

Anonym. Zum Schottischen Dichter Robert Burns. In: Englische Miscellen, Erster Band. Tübingen. Digitalisiert von Google

“ [S. 69] Die aber, welche noch nicht mit Burns bekannt sind, und doch seine Gedichte leicht erhalten können, würden sich bald von seiner Vortreflichkeit überzeugen, wenn sie folgende vorzüglich bewunderte Stüke lesen wollten: The twa dogs (wo sich zwey Hunde erzählen, wie die Menschen in der Stadt und auf dem Lande leben - ein hinreissendes Gedicht); Haloween (man findet da unsern Bürger wieder); to a Mountain daisey; On seeing a wounded hare, a fellow had shot at (ein Gedicht, das den guten Burns in seiner ganzen Liebenswürdigkeit zeigt, und das man unmöglich ohne Rührung lesen kann); on Capt. Grose´s peregrinations (in der Manier unsrer Göcking und Bürger, ein Meisterstük von gutmüthiger, trokner Laun!) “

 

1800

Batsányi, Gabriele. Ein Jugendtraum. In: Sämmtliche Gedichte Gabrielens von Baumberg. Wien. Digitalisiert von Google

“[S. 4] Diess wollt´ ihm gar nicht ein, - - Die leichte Reiterinn,
     Gab sich indess den Schwung erhöhter Phantasien,
        Und sah mit wonnigen Entziicken,
        Mit schwärmerischen Liebesblicken
     Schon ins Gebieth der fernen Zukunft hin; -
     Sie schmiegte sich wie Bürgers Leonore,
     In jenem Schreckenstraum am schwarzen Gitterthore,
     lm Geste fest an ihren Trauten an,
     Und hielt statt Willhelm des ersehnten Gatten,
     Nur sein Skelet und seinen bleichen Schatten
     In ihren Arm - o, grauenvoller Wahn! -
     So ging es mit verhängtem Zügel,
     Unaufgehalten über Thal und Hügel,
     Im sausenden Galopp durch Dorn und Distel fort;
     Auch luftige Gestalten, so wie dort,
     Umflattern ihren Weg, hier fletscht der Neid die Zähne,
     (Ich hielt mich an des Flügelpferdes Mähne) “

Der vollständige Beitrag in der ONLINE-BIBLIOTHEK

 

1800

Kotzebue, August von. Prolog zur Lenore, welche in Weimar im Jahr 1800 als Schattenspiel vorgestellt wurde*). In: Abendzeitung, 9. December. Dresden 1820. Digitalisiert von Google

 Hoch Gepriesene Damen und Herrn,
  Die Schale, wie Sie wissen, ist nicht der Kern.
  Es möchte scheinen ein Schattenspiel
  Solle bedeuten für Kinder und Weise nicht viel.
  Aber, mit Gunst, es sind nur Schalen,
  Welche gar treffliche Moralen,
  Gleich den Verschen in den Devisen,
  Als einen gewürzigen Kern verschließen.
  Für Alt und Jung, für Groß und Klein,
  Soll es ein kräftiges Momento seyn,
  Daß dieee Welt mit aller Glorie,
  So wohl die künftige, als die vorige,
  Mit allem, was uns schön und häßlich deucht,
  Doch oft nur einem Schattenspiele gleicht.
  Vom fernen Ganges bis zur Tibet,
  Wandeln wir Alle wie Schatten vorüber,
  Der eine steht ein wenig länger,
  Der andere breiter, der dritte enger,
  Doch werden wir alle des Dinges müde.
  Ein Schatten ist immer das End vom Liede.
  An Größ´ und an Bevölkerung gleich,
  Wird nie ein Staat dem Schattenreich,
  Dito in der moralischen Welt
  Der Schatten ein großes Ansehn behält.
  Denn überall - unter großen Debatten,
  Schnappen die Menschen nur nach dem Schatten.
  Auch steht, seit manchem tausend Jahr,
  Im Schatten das Verdienst sogar.
  Vom kühlen Schatten singen die Dichter.
  Des Esels Schatten verwirret die Richter,
  Im Schatten der Nacht man Liebende trifft,
  Nachtschatten ist auch ein gefährliches Gift.
  Kurz überall im menschlichen Leben,
  Sind wir ringsum mit Schatten umgeben.
  Sie sind es, die uns die Ehre vorgaukeln
  Und in der Wiege der Hoffnung uns schaukeln;
  Sie sind es, denen wir fröhlich nachhüpfen,
  Obgleich sie uns stets aus den Armen entschlüpfen.
  Drum sey mir auch heute großgünstig vergönnt,
  Ein Ding, das man ein Schattenspiel nennt,
  Der hohen Versammlung zu präsentieren,
  Und sie, wo möglich, zu amüsiren.
  Den Stoff hat ein Dichter abgehandelt,
  Der auch schon unter den Schatten wandelt,
  Getroffen vom großen Menschenwürger:
  Er heißt Gottfried August Bürger.
  Konnte Balladen und Lieder singen,
  War auch Professor in Göttingen.
  Das arme Mädchen, Lenore genannt,
  Ist jedermänniglich wohl bekannt.
  Drum bitt´ ich nunmehr die Ohren zu spitzen,
  Und zugleich die Aeuglein aufzuschlitzen.
  Soll es aber recht ordentlich nutzen,
  So muß man vorher die Lichter ausputzen.
  Nur schade daß so manche Schönheit
  Dadurch unsichtbar wird auf kurze Zeit;
  Doch da wir sie alle im Herzen tragen,
  So hat das so viel auch nicht zu sagen,
  Und wem der Stern der Liebe thut funkeln,
  Der sieht die Schöne auch im Dunkeln.

*) für einen kleinen Privatzirkel, im Augenblicke, als sich die darstellenden Personen in der Garderobe zur Vorstellung ankleiden.“

 

1800

Bilderbeck, Ludwig Franz Freiherr von. Die Urne im einsamen Thale. Zweiter Theil Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 120] Stämminger. Sonderbar! - sage mir, armes Weib, wer hat dich hieher gebracht?

       Das Weib. (indem es die Gemählde an der Wand der Reihe nach beleuchtet - singt mit leiser Stimme)
               Durch Nacht und Dunkel komm ich her, zur Stunde der Gespenster usw. - plözlich bleibt es vor einem Gemählde
               stehn, welches ein junges Mädchen vorstellt, das mit einem Hunde spielt) “

 

1800

Adelung, Johann Christoph. Besondere Arten des Styls. In: J. C. Adelung über den Deutschen Styl (Hg. Thoedor Heinsius). Berlin. Digitalisiert von Google

“[S. 276] Mehrere Dichter nehmen sich nämlich die Freiheit, kurze und lange Endsylben mit einander zu reimen, oder sie sind auch wohl mit Wörtern von einer oft nur sehr entfernten Aehnlichkeit im Klange zufrieden, wovon man selbst in Hallers, Kleist's und Bürgers Gedichten Beispiele antrifft. Allein diese Härten begründen nicht sowohl einen Vorwurf gegen den Reim, als vielmehr gegen den Dichter, und beweisen nur, daß dieser in dem Augenblicke, wo er schrieb, zu bequem war, oder daß ihm nicht der ganze Vorrath von Wörtern mit allen Wendungen der Rede zu Gebote stand. “

 

1800

Cramer, Carl Gottlob. Vorrede. In: Das Jäger-Mädchen. Erster Theil. Arnstadt und Rudolstadt. Digitalisiert von Google

“[XV] Dieß um der Schwachen willen! - Für andre Herrn, die sich ein Späßche daraus machen, immer an uns zu zwicken, und grob und klar unsre Machwerke zu beschniffeln, hab' ich nichts hinzuzusetzzen als das Trostsprüchlein unsers Bürger:
  Wenn dich die Lästerzunge sticht,
     So laß dir dieß zum Troste sagen:
  Die schlechtsten Früchte sind es nicht
    Woran die Wespen nagen.

 Meiningen, den 26. Junii, 1799.
         C. G. Cramer.
             Forstrath. “

 

1800

Funke, Carl Philipp. Praktische Geschichte des Menschen. Ein Anhang zu Funk's Naturgeschichte und Technologie. Wien und Prag. Digitalisiert von Google

“[S. 116] Drittes Kapitel.
 Natur der geistigen Kräfte des Menschen.

 Der Geist muß denken. Ohne Denken gleicht
 Der Mensch dem Ochs und Eselein im Stalle. “

 

1800

Hennings, August. Elegie. In: Annalen der leidenden Menschheit, in zwanglosen Heften. 1800, erstes Blatt. Digitalisiert von Google

“[S. 176] Wahre Tugend ist That, dichten von Tugend Betrug!
Also dacht ich, ergriffen von tiefer Bewunderung der Tugend,
Sehnend nach ihrem Genuß, ach! zu seltnem Genuß! 
Aber Dichtkunst, nicht Dichtung, verzeih, wenn in höherem Lichte
Augenbliklich ich dich, Tugendfreundin, verkannt.
Was ist des Liedes mehr werth, als alles was wahr und was gut ist,
So wie Bürger es einst von dem braven Mann sang,
So wie Voß es gedichtet in lieblicher Einfalt der Sitten,
Bald in edlem Gefühl, bald in höhrer Moral?
Wann die Dichtkunst beseelet den Dichter für Tugend und Wahrheit,
Dann ist Dichter und Lied werth unsterblichen Ruhms! “

 

1800

Cramer, Carl Gottlob. Das Harfen-Mädchen, Rudolstadt. Digitalisiert von Google

“[S. 125] Dazu mußten freilich jetzt ganz andre Veranstaltungen getroffen werden; denn - das Mädchen auf den Sattel-Knopf nehmen, und mit ihr, über Stock und Stein weg, in's Brautbett traben, kann nur Bürgers Wilhelm, in der Lenore. - Mips schaffte zu allem Rath; denn - er selbst hatte das Reiten herzlich satt. Es wurd' ein Chais'chen und Geschirr gekauft, das Mädchen, nebst Sattel und Zeug, hinein gepackt, und - heidi! dort gieng's hin.”

 

1800

Rambach, Friedrich Eberhard. Von dem Vortrage des epischen Gedichts. In: Fragmente über Deklamation, Berlin und Stettin. Digitalisiert von Google

“[S. 79] Das gesangartige entsteht überall durch rithmischen Gang und durch eine höhere Stimmung des Tons. Bey der Romanze, die von kleinerem Umfange und dem Charakter nach mannigfacher ist, als das romantische Epos, kann es noch stärker ausgedrückt werden. Manche dieser Romanzen sind von den Dichtern so charakteristisch componirt, daß sich dem Schwunge ihres rythmischen Ganges nicht widerstehen läßt; wie z. B. Bürgers Lenardo und Blandine, sein Lied vom braven Manne, und der Taucher von Schiller.”

 

1800

Friedrich Hattersdorfs Jugendgeschichte. In: Erzählungen und Gemälde aus dem häuslichen Leben, Frankfurt am Mayn. Digitalisiert von Google

“[S. 61] Er trauerte über sein Schicksal, daß es ihm nicht ebenfalls in eine solche glückliche Lage von Familien-Verhältnißen gesetzt; er verhehlte sich den Wunsch nicht länger, auch eine Julie zu finden, auch so geliebt zu werden, wie Torstendahl. Jetzt sang er oft mit rührendem Ausdrucke Bürgers Lied eines Ungeliebten.”

 

1800

Anonym. Leben und Thaten wie auch seltsame Abentheuer, Ränke und Schwänke der weiland weltbekannten Frauen Lieschen Eulenspiegel, Zwölftes Kapitel. Digitalisiert von Google 

"[S. 37] Ha, was da die Kerlchen - schmunzeln, denn nun, denken sie, wird es so was für ihren Schnabel geben, und man
wird lang und breit erzählen, was der Edelmann bei Lieschen machte, aber gehorsamer Diener! daraus wird nichts, denn
Wenn's der Pastor erführe,
Dann wehe meiner Ehre,
Ich kenne die Pastöre!”

 

1800

Berichtigungen und Streitigkeiten. In: Kaiserlich privilegirter Reichs-Anzeiger (Allgemeiner Anzeiger der Deutschen), 06.09.
“[S. 2614] Ob ich nun gleich mich wohl der zahlreichen Verläumdungen und Lügen, die er nicht nur darin, sondern auch in seinen an mich gerichteten verläumderischen Briefen ausgestreuet hat, in Ansehung des Publicums, unter welchem ich zunächst wohne, ganz ruhig hätte verhalten, und bey dem Motto, wenn dich die Lästerzunge sticht, so laß dir das zum Troste sagen: die schlechtsten Früchte sind es nicht, woran die Wespen nagen, mich begnügen lassen können, so durfte ich doch wegen des auswärtigen entfernten Publicums [...].”

 

1801

Anonym. Sommerschauspiel in Dresden. In: Zeitung für die elegante Welt. Leipzig. Digitalisiert von Google

“[Sp. 796] Ueber die J. Sekondasche Gesellschaft sind Ihnen vielleicht hier und da Urtheile aufgestoßen. Mir scheint sie besser als manche berühmtere, weil sie natürlicher und anspruchloser spielt. Der Direkteur ist auch für ihre Ergänzung und Verbesserung durch neue Mitglieder nicht unbesorgt. Wohl glückt ihm diese nicht immer. An Herrn Zeibig und Mamsell Bürger hat er indessen erst vor kurzem keine üble Akquisizion gemacht. Darin stimme ich übrigens mit mehrern zusammen, daß die Gesellschaft die Operette und das Komische überhaupt für ihre Sphäre halten, und sich - das setze ich vielleicht allein hinzu - durch keinen Tadel der sogenannten Geschmacksrichter aus ihr sollte heraus drängen lassen. “

 

1801

F. Theater in Altona. In: Zeitung für die elegante Welt. Leipzig. Digitalisiert von Google

“[Sp. 638] In Altona fand ich eine - alte Bekannte, Madame Elise Bürger, mit der ich, wie Sie wissen, in Göttingen studirte, wenn Sie so wollen. Sie war vom Hannövrischen Theater nach Altona hinüber, verschrieben glaub´ ich, um hier einige Gastrollen zu spielen. Ihre Damen von Stande, z. B. die Milford in ´Kabale und Liebe,´ zeichnen sich noch immer nicht unvortheilhaft aus. Aber sie warf sich in das Fach der muntern Mädchen, sie spielte die lustige Schwester in Kotzebue's Frau im Walde. Etwas Mittelmäßigeres, (um nicht schlecht zu sagen) als dies Stück, ist mir kürzlich nicht vorgekommen “

 

1801

Kl. Rezension Althofs "Einige Nachrichten [...]". In: Neue allgemeine deutsche Bibliothek. Des LVIII. Bandes Erstes Stück.  Digitalisiert von Google.

“[S. 460] So viel indeß auch von seiner üblen Stimmung, gekränktem Stolze und getäuschten Hoffnungen in seine Gedichte übergegangen seyn und an ihnen haften mag, - sie werden ihrer mannichfaltigen Flecken und der scharfen Rügen, die über sie ergangen sind, ungeachtet, sich noch lange unter uns erhalten, und der Name ihres Verf. wird nicht untergehen. Die Natur gab ihm ein reges Gefühl für das Schöne, eine leicht sich entzündende Phantasie und eine Sprache, die das Empfundene kunstlos und Allen verständlich darstellte. Wenn er sich zuweilen zu wenig über die bloß sinnliche Nachahmung erhebt, und zuweilen aus den Gränzen des Natürlichen und Wahren in die des Platten und Gemeinen verirrt; wenn öfters, wo er dle Sprache der Einfalt reden will, ins Tändelnde und Spielende fällt, und, wenn er auf kühnern Fittigen höhern Regionen zueilt, sich versteigt; wenn er endlich, von Unmuth fortgerissen, sogar Gegenstände ergreift, die unter der Würde der Musen sind: so wollen wir auf der andern Seite nicht vergessen, daß uns derselbe Dichter auch kräftige, edle, wahrhaft rührende und fleckenlose Stücke geliefert hat; daß die dem vierten Theile seiner Schriften angehängten Verbesserungen unwidersprechlich beweisen, wie sehr er nach dem Vollendeten rang, und daß vielleicht nur eine günstigere Lage und die Aufforderung und Anregung einiger kritischen Freunde erforderlich waren, um seine Talenten eine glücklichere Richtung und seinen Versuchen eine höhere Vollkommenheit zu ertheilen.”

 

1801

Baggesen, Jens. Baggesens humoristische Reisen durch Dänemark, Deutschland und die Schweiz. Fünfter Band . Übersetzt von Carl Friedrich Cramer.

“[S. 131] Friedberg ist von allen den Orten, die ich gesehen, der, der am Mächtigsten den Geist und alle Sinne zurück in die alte romantische deutsche Ritterzeit versetzt. Man sieht hier nichts als Berge, Haine, Ruinen, hört nicht als Betglocken, denkt nichts als Andacht, und träumet nichts als Balladen. Im Mondscheine ist alle Dieß doppelt alt, schauderregend, feyerlich und abentheuerlich. Man gebe mir zwölf der kühnsten, gefühllosesten, freydenkendsten Amazonen aus dem ganzen schönen Geschlecht - erlaube mir, sie lm Mondschein hier herauf zu führen - ich verlange nicht einmal, daß es um Mitternacht seyn soll - nur blos Abends um Neun, Zehn oder höchstens Elf Uhr, - hieher, auf den Platz, den wir kürzlich verliessen, und - verstatte mir sie im Kreise um mich zu lagern, Bürgers Lenore vorlesen zu hören - ich wette Alles, wa ich besitze, und Alles, zu dessen Besitz ich jemals gelangen kann, gegen einen einzigen Kuß von jeder, daß sie, ehe wir zu der Stanze kommen:
     "Ach! wolltest hundert Meilen noch
     Mich heut ins Brautbett tragen ?
     Und horch ! es brummt die Glocke noch,
     Die elf schon angeschlagen." -
     "Sieh hi, sieh her ! der Mond scheint hell,
     Wir und die Todten reiten schnell.
     Ich bringe Dich zur Wette,
     Noch heut ins Hochzeitsbette."
alle zwölf in Ohnmacht gesunken sind. Thun sies nicht, so sind es sicherlich keine Frauenzimmer, und ich verliere alsdann meine Küsse mit Vergnügen; denn - "Nur Männer zu küssen, ist wässricht:
                       und überdem von Tode verboten."
Jedes einigermaßen kußliche Liebchen fiele gewiß in Ohnmacht, und würde die Ballade von meines Freundes Kunzen ächter Mondscheinsmusik begleitet, wachte es vielleicht niemals wieder daraus auf.”

 

1801

Schlegel, Friedrich Wilhelm von. Charakteristiken und Kritiken. Zweiter Band. Digitalisiert von Google.

“[S. 40] Frau Schnips ist nach The wanton wife of Bath, der Kaiser und der Abt nach King John and the Abbot of Canterbury. Beide Originale sind nicht alt, wie Sprache und Sylbenmaaß ausweisen, das letzte nach Percy's Zeugniß schon Umarbeitung eines älteren. Sie sind das, was man im Altdeutschen einen Schwank nannte: ein Stoff, der bei der gehörigen Behandlung wohl nicht vom Gebiet der Romanze auszuschließen ist, so wie jeder, der es versteht, zugeben wird, Lazarillo de Tormes sei ein romantisches Buch, wiewohl es lauter lustige Bettlergeschichten enthält. In dem Weibe von Bath ist jedoch eine zwar genialisch eingekleidete Belehrung zu sichtbar das Ziel, wodurch es mehr eine religiöse Fabel wird, in den Geist wie Petet mit der Geis, der betrügerische Schneider im Himmelreich, und andre bei unserm Hans Sachs. Der Gedanke ist äußerst keck, und schonende Behandlung war daher anzurathen: eine Weisheit, die der englische Dichter unstreitig bewiesen hat. Bürger, dem der Gedanke nicht gehörte, hat von dem seinigen bloß eine verwegene Ausführung hinzugethan.
   Daß es auf einen gewissen Grad drollig herauskommen muß, wenn einer die Patriarchen und Apostel niedrige Redensarten führen und wie Kärner fluchen läßt, begreift sich: aber dem Zwecke ist es hier ganz fremd, und wäre Bürger diesem treuer geblieben, so hätte er nicht nöthig gehabt, das zuvor schlimm gemachte durch eine angehängte Apologie wieder gut machen zu wollen. Es könnte jemand der komischen Begeisterung das äußerste für erlaubt halten, und doch manche von den Verstärkungen und Erweiterungen, womit das Original hier ausgestattet ist, platt und ekelhaft finden. Der burleske Gebrauch lateinischer Wörter, moderne Titulaturen, Anreden der Personen mit Er und Sie, und andre Züge erinnern an den Ton der Prinzessin Europa, die weder eine Romanze noch volksmäßig, sondern bloß gemein ist, und wo die fingirte Bänkelsängerei in allzuwahre übergeht.”

 

1801

Wagner, Johann Jakob. Lorenzo Chiaramonti. Nürnberg. Digitalisiert von Google

“[S. 104] Ich fühl´ es, und noch mehr, ich weiß es, dies Fluthen und Wanken hin und her, wie die Wogen des Oceans, oder die Aehren eines Kornfeldes, wenn der Wind darüber hinfährt, ist nicht mein Ziel und mein Element. Aber
      es hungert den Hunger, es dürstet den Durst
      sie sterben von Nahrung entfernt;
und mein Herz will lieber leiden, als leer seyn. “

 

1801

Anzeige. In: Neue allgemeine deutsche Bibliothek Des LXVIII. Bandes Erstes Stück. Berlin und Stettin

“[Intelligenzblatt S. 198] Briefe von Gottfried August Bürger an Mariane Ehrman. Ein merkwürdiger Beytrag zur Geschichte der letzten Lebensjahre des Dichters. Mit einer historischen Einleitung herausgegeben von Theophil. Friedrich Ehrmann. Weimar, im Verlage des Industrie-Comtoirs. 1802 [...] Dieß kleine in unserm Verlage so eben erschienene Werkchen, wird hoffentlich dem deutschen Publikum, das seinen Lieblingsdichter Bürger noch immer scbätzr und liebt, eine anziehende Lektüre gewähren. Wir können die Aechtheit dieser Briefe vollkommen verbürgen, da die Originale davon in unsern Händen sind. Mehr ist nicht nöthig davon zu sagen, da Jedermann, der Bürgers Namen kennt, sie gewiß selbst lesen wird. Weimar, mi Februar 1802
           F. S. privil. Industrie-Comtoir. “

 

1801

Anonym. Unaufgefodertes Bittschreiben an das vermögende deutsche Publikum, in Sachen eines unglücklichen jungen Arztes. In: Neues Deutsches Magazin, Zweiter Band. Hamburg. Digitalisiert von Google

“[S. 263] Auch unter wahrhaften Gelehrten giebt es so viele, die mit theoretischen Kenntnissen versehen, fähig zur praktischen Ausübung vor dem Verhungern nicht sicher waren; die von Grossen verachtet, von Freunde verlassen, vom alles verschlingenden merkantilischen Geiste verdrängt, kein Erwerbmittel fanden und in geschäftloser Dürftigkeit sich (wie Bürger sagte) aus der Welt heraushungern musten. Freilich, sie hätten graben sollen! Doch vielleicht war ihnen auch dazu der Weg abgeschnitten.“

 

1801

Glatz, Jakob. Ein Spiel. In: Das rote Buch oder Unterhaltungen für Knaben und Mädchen. Erstes Bändchen, Reutlingen. Digitalisiert von Google

“[S. 139] Adolph soll ein Koch seyn, da kann er sich genug Reißbrey kochen, den er so gerne ißt. Wenn ich den Koch nenne, so nimmt Adolph einen Löffel, und thut als wolle er eine Speise kosten.
 Er spricht die Worte: Marie! Pfeffer, Salz und Zimmet! -
Eduard, der in den Lehrstunden gerne mit den Beinen herumblaumelt, soll ein Drechsler seyn. Wann ich den Drechsler nenne, so thut Eduard, als wolle er das Rad an der Drechselbank mit dem Fuße in Bewegung setzen und singt: hurre! hurre! hurre! schnurre, Rädlein, schnurre! -

[S. 143] Unter den Zöglingen sah ich acht Männerchen, die waren noch ganz klein. Sie hießen: Wilhelm, Ernst, Franz, Eduard, Peter, Thuiskon, Tido und Eckard. Wer aber unter ihnen sich am besten aufführe, weiß ich nicht. Ich fand auch ein paar kleine Drechsler und Papparbeiter hier. (Eduard bewegte seinen Fuß und sang: hurre! hurre! hurre! schnurre, Rädlein, schnurre! - )”

 

1801

Anonym. Abenteuer und wunderbare Lebensjahre Arminius Wanderbecks, Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 14] Und fürwahr, Emilie war weder so eine schöne einnehmende Grazie, welche mit Einfachheit und hohem Sinne die schönste Philosophie verband als Musarion; noch war sie so eine hinreissende Schwärmerinn als Schüllers Leonore in seinem Fiesko; noch eine so beherzte und kühne Schönheit als Göthes Dorothea. Auf sie war Bürgers nicht gar zu hohes Lied auf die Einzige, nicht anwendbar, und von den drey und dreyßig Stücken, die nach der gemeinen Meinung zu einer vollkommnen Schönheit erforderlich sind, mochten ihr wohl die Hälfte fehlen.”

 

1801

Jenisch, Daniel. Epoche des schlichten Moralsinnes. In: Universalhistorischer Ueberblick der Entwicklung des Menschengeschlechts, Zweyter Band, Berlin. Digitalisiert von Google

“[S. 203] Bietet einem rechtschaffenen Mann von unverdorbenem Gefühl für eine Edelthat, die er gethan, ein Belohnung an; und er wird euch, in seiner kurzen, aber vielsagenden Ausdrucksart erwiedern: ´So etwas belohnt man nicht.´ Fraget ihn darauf weiter: Warum er dann die Edelthat gethan? und er wird euch, wie einem in Dingen des menschlichen Lebens unerfahrnen Gecken, ins Gesicht lächeln. Nunmehr erhebet ihr seine That wenigstens mit Lobsprüchen; aber er unterbricht euch durch ein kurzes: ´So was muß man thun!´ Wahrlich! Bürgers hoch-poetisches Lied vom braven Mann ist - kein Gedicht.”

 

1801

Daub, Carl. Regeln zu Folge der dritten Hauptregel. In: Lehrbuch der Katechetik, Frankfurt am Mayn. Digitalisiert von Google

“[S. 234] So ist in Bürgers Lied: vom braven Manne, die That des braven Mannes allerdings lobenswerth, aber der Wille sie zu verrichten, ohne alle Hinsicht auf Gewinn, selbst mit Ausschlagen des dargebotenen Lohns, ist doch eigentlich das Achtungswürdige derselben, und dasjenige, dessen lebendige Vorstellung in dem, der sie hat, das Gefühl der Achtung erregt.”
 

1801

Anonym. Warmbrunn in Schlesien. In: Zeitung für die elegante Welt, 10.10.

“[S. 978] Wir wollen gerecht seyn und bekennen, daß die Ursache davon in dem Benehmen des dritten Standes selbst, und zum Theil auch in dem von dieser Seite wenigstens nicht löblichen, unselbstständigen Nazionalcharakter, vielleicht eben so sehr als in dem Radikalübel des Adels zu suchen ist. Nichts ist wohl wahrer, als das bekannte Epigramm:
  Viel Klagen hör' ich oft erheben
  vom Hochmuth, den der Große übt;
  der Stolz des Großen wird sich geben,
  wenn unsre Kriecherei sich giebt.”

 

1802

Anonym. Mitteilungen aus dem Theater. In: Zeitung für die elegante Welt. Leipzig. Digitalisiert von Google

“[Sp. 619] Aus Weimar.
 Auf unserm Theater trat die Schauspielerin Elise Bürger in einer Gastrolle als Ariadne auf. Der Ruf, der vor ihr hergieng, schien das Publicum zu großen Erwartungen zu berechtigen, und - täuschte. Es herrscht nur Eine Stimme und diese ist: daß man so etwas kümmerlich Mittelmäßiges hier noch nicht gesehen habe, als diese Ariadne. Es blieb bei der ersten Probe, und Mad. B. reiste weiter. 

[Sp. 764] Theatersachen.
 Leipziger Theater. Am 1 August debütirte hier die bekannte Madame Elise Bürger als Lady Milfort in Kabale und Liebe. Sie gefiel, nach dem höchst enthusiastischen Beifall zn schließen, ganz außerordentlich und ward darauf engagirt. Am 6ten übernahm es das Parterre Kabale und Liebe noch ein Mal für sich aufzuführen, während Rolla's Tod auf der Bühne gegeben wurde, in welchem Stück Madame B. die ihr sehr günstige Rolle der Elmire spielte. Das Militair, von diesen doppelten Rollen, die sich einander zerstören, unterrichtet, versetzte einige der Hauptakteure vom Parterre, ohne sich sonderlich bei Komplimenten aufzuhalten, aus dem Dunkel ins Klare, und das rechtmäßige Stück gieng nun ruhig seinen Gang fort.“

 

1802

Anonym. Theater. In: Neue allgemeine deutsche Bibliothek. Des LXIX. Bandes Erstes Stück. Berlin und Stettin. Digitalisiert von Google

“ [S. 374] 4. Macbeth, ein Trauerspiel von Shakespear, zur Vorstellung auf dem Hoftheater in Weimar eingerichtet von Schiller. Tübingen, bey Cotta. 1801. 10 Bogen. 8. [...]Nr. 4. ´Meine Auslassungen,´ sagt Bürger in dem Vorberichte zu seiner Übersetzung des Macbeth, ´werden hoffentlich kein Kirchenraub seyn. Dieser Tempel ist so voll, daß Vieles fehlen kann, ohne daß man es vermißt. Zudem habe ich ja nichts vernichtet; sondern nur Einiges im Schatzkasten zurückgelassen, woraus Jeder, welchem an diesem nicht genügt, nach Belieben nachholen kann.´ Von der vor uns liegenden neuen Bearbeitung des eben genannten Trauerspiels gilt dasselbe. Die, welche Shakespear unbedingt bewundern, und jeden, einem großen Dichter entwendeten Vers, für einen unverzeihlichen Raub erklären, mögen sich an das Original halten. Das Publikum kann H. Schiller nicht anders als danken, daß er durch zweckmäßige Abkürzungen und Veränderungen mancher Art, dem Stücke das genommen hat, was bey der Darstellung theils aufhält, theils stört, theils beleidigt, ohne ihm im Geringsten etwas von dem zu entwenden, wodurch es rührt und erschüttert. . ' “

 

1802

Frhr. v. S-a. Etwas über Adelstolz und Adelsfeinde. In: Zeitung für die elegante Welt. Leipzig.  Digitalisiert von Google.

“[Sp. 275] Ohne eigene Wegwerfung giebt es keine Verachtung, ohne Schmeichelei keinen stolzen Uebermuth und ohne Schwäche keinen Mißbrauch der Kraft. Wenn den Edelleuten Huldigungen gezollt werden, die nur Wesen höherer Art gebühren, so ist es kein Wunder, daß sie sich viel zu hoch anschlagen und manche darunter sich am Ende wirklich für Halbgötter halten. Was Bürger sagt, ist daher ganz wahr und richtig:
  ´Gleich wird des Adels Stolz sich geben,
  Wenn eure Kriecherei sich giebt.´ “

 

1802

Morzfeld, Johann Christoph. Fragmente aus Kants Leben: ein biographischer Versuch. Digitalisiert von Google.

”[S. 103] Sein [Kants] unermüdeter Fleiss, sein ehemaliger raisonnabler Verleger Hartknoch (damals in Riga), seine genügsame Lebensweise, häuften unmerklich sein Vermögen an, so dass er im späteren Alter die Früchte seines Fleisses geniessen konnte, und jener so oft bestätigt gefundenen Undankbarkeit eines Zeitalters entzogen wurde, welches bei Lebzeiten so manchen verhungern liess, während man nach ihrem Tode bemüht war ihr Andenken durch kostbare Monumente zu ehren. Die Engländer ihren Buttler, die Deutschen unsern Volksdichter Bürger.

 

1802

Schelle, Karl Gottlob. Karl Heinrich Heydenreichs [...] Charakteristik als Menschen und Schriftstellers. Leipzig.  Digitalisiert von Google

“[S. 120] Ueberhaupt war es eine Eigenheit Heydenreichs, daß er in seiner ästhetischen Bildung, worin er bey seinem für das Schöne jeder Art so sehr empfänglichen Geiste schnelle Fortschritte machen zu müssen hatte scheinen sollen, nur erst spät zu einer gewissen Reife gedieh. Sein Geschmack blieb während seiner Universitätsjahre meist roh. Schillers erste Gedichte waren ihm unübertrefflich. Wieland wollte ihm nicht behagen; aber er fand auch in gereiftern Jahren an ihm wenig Geschmack. Bürger gefiel ihm desto mehr. “

 

1802

Anonym. Rezension im Dramatischen Journal für Deutschland (Nürnberg 1802, 21. März) [sowohl Bürger als auch Schiller haben Shakespeares Macbeth übersetzt, hier ein Vergleich. Ein weiterer Vergleich s.u. Zitiert nach E. Ebstein: Schiller und Bürger in Zeitschrift für Bücherfreunde, 1905/1906 S.94-102]

“Schillers Verdienst in der Bearbeitung an Macbeth ist sehr unbedeutend, denn außer der Weglassung einiger Episoden - verdient die Bürgerische Übersetzung, der Sprachstärke sowohl als der theatralischen Wirkung wegen, bei weitem den Vorzug. Die Charakteristik der Hexen-Szenen hat durch die Versifikation und die gänzliche Veränderung der Ausdrücke bei Schiller so viel verloren, da´sie sich mit denen in der Bürgerischen Übersetzung gar nicht vergleichen läßt.”

 

1802

Salzmann, Christian Gotthilf. Gottfried August Bürger. In: Denkwürdigkeiten aus dem Leben ausgezeichneter Teutschen des achtzehnten Jahrhunderts.

“[S. 585] Bekanntlich hielt Bürger, nicht ohne Einseitigkeit, nur Volkspoesie für ächte Dichtkunst und er strebte darnach, seinen Gedichten Klarheit, leichte Verständlichkeit und Interesse für jedermann zu geben; daher sie auch von jedem Stande und Geschlechte gelesen, auswendig gelernt und gesungen werden, und er wahrscheinlich noch lange der Liebling jeder Volksklasse bleiben wird. Sein Verdienst um die Wiederherstellung der ächten Romanze ist unermäßlich groß; sehr viel verdankte er zwar den Englischen Balladensängern, die er häufig nachahmt; aber weit größer und reiner erscheint der Gehalt und die Kraft seines Geistes in denjenigen Romanzen, die ihm ganz gehören. Ihre Reihe eröffnet auf das glänzendste Lenore, die ihm, wenn er sonst nichts gedichtet hätte, allein die Unsterblichkeit zusicherte; nach ihr folgte der wilde Jäger, der Raubgraf, die Weiber von Weinsberg und andre. Ihnen sind eine Anzahl kleinere Stücke beyzuzählen, die zum Theil romanzenartig, zum Theil Lieder im Volkstone sind, und die eigenthümlich, ohne Bizarrerie, und frey und leicht, wie aus voller Brust gesungen sind. Mehrere seiner zarten und süßen Lieder auf Molly spielen Lust und Schmerz in das Herz, aber beydes oft zu stürmisch und zu laut; eben dieser wilde Sturm, dieses Uebermaß von Leidenschaft und diese Ueberladung von Bildern machen sein hohes Lied auf Molly, welches er eine Zeitlang partheyisch genug allen seinen Gesängen, selbst der Lenore, vorzog, zu einem bloßen rhetorischen Prachtstück. Die Gattung des ernsten und religiösen Liedes verdankt ihm einige sehr schätzbare Beyträge in der Männerkeuschheit, an Agathe, und beym Grabe seines Großvaters. Sein frühestes lyrisches Erzeugnis war die freye Bearbeitung der Nachtfeyer der Venus, an dem er, wie an allen seinen Gedichten, nie aufhörte zu bessern, wiewohl seine spätern Verbesserungen oft der ursprünglichen Lesart nachstehen.”

Der vollständige Beitrag in der ONLINE-BIBLIOTHEK

 

1802

Jünger, Johann Friedrich. Was seyn soll, schickt sich wohl. Ein Originallustspiel in drey Aufzügen. Regensburg. Digitalisiert von Google

“[S. 17] Meinh. V. Guten Merzen, meine Tochter (indem er sich sezt). Fritz ist ausgeritten, wie ich höre?

      Rosalie. Ja! (komisch deklamirend) ´Knapp, sattle mir mein Dännenroß, daß ich mir Ruh' erreite, es wird mir hier zu eng im Schloß, ich muß, ich muß ins Weite. ´Ha, ha, ha! wer weiß, wo der arme Narr in Sümpfen und Wäldern herumreitet, und die verlorne Ruhe seines Herzens— ach!— vergebens sucht!
      Meinh. V. Die verlorne Ruhe seines Herzens? “

 

1802

Anonym. Ehstland und die Ehsten, oder historisch-geographisch-statistisches Gemählde von Ehstland von Johann Christoph Petri. In: Oberdeutsche allgemeine Litteraturzeitung, 7. December. Digitalisiert von Google

“[Sp. 1098] Wir stimmen dem Verfasser ganz bey, wenn er S. 335 sagt: Man klagt so häufig über den Stolz des Adels und apostrophirt bey jeder Gelegenheit an ihn. Man sollte aber nicht sowohl die Adelichen, als vielmehr die Bürgerlichen apostrophiren, dass sie ihre Kriecherey, Speichelleckerey und krummen Tücken gegen jenen Stand doch endlich einmahl ablegten und der Komplimente und Schmeicheleyen über den Reichthum, Rang und Glanz desselben, die ihre Eigenliebe so sehr kitzeln, ein Ende machten; so würde der alberne Stolz sich von selbst geben müssen. Werdet Männer, ruft ihnen der Zeitgeist zu und habt Ehrfurcht für eure Würde, Verdienste und für euer Jahrhundert! Beherziget den Spruch des weisen Dichters:
   Viel Klagen hör ich oft erheben
   Vom Hochmuth, den der Adel übt:
   Des Adels Hochmuth wird sich geben
   Wenn eure Kriecherey sich gibt. “

 

1802

Zenker, Johann Christoph. Auf die Schmid- und Zenkerische Eheverbindung. In: Zerstreute Gedichte. Zweite Lieferung. Weissenburg. Digitalisiert von Google

“[S. 72] 
   Ein kleiner Bänkelgesang.

   Die Hochzeit ist post Christum natum,
   Doch ist sehr ungewiß das Datum.

   [...]

   Herbey, wer gerne mit mir trinkt,
   Und nach dem Tanz sich sehnet!
   Die Cremoneser Geige klingt,
   Das krumme Hörn ertönet.

   Und darum schließ´ ich mein Gedicht,
   Sprech´, - festgelehn´t an's Ruder, - 
   Wie dort Neptun im Bürger spricht:
   Prosit mein lieber Bruder. “

 

1802

Schlez, Johann Ferdinand. 12. Kap. welches von Richards musterhafter Schulzucht Nachricht giebt. In: Gregorius Schlaghart und Lorenz Richard oder die Dorfschulen zu Langenhausen. Nürnberg. Digitalisiert von Google

“[S. 145] Das frohe Gesicht, mit dem er fast allemahl unter sie trat; die väterliche Zärtlichkeit, mit der er sie behandelte; die mitleidsvolle Mine, mit der er sie strafte; die feine Schonung, mit der er bey jugendlichen Schwachheiten und in ungewissen Fällen gegen sie verfuhr; sein unermüdetes Bestreben, ihnen durch den Unterricht Freude zu machen, und das eigne Seelenvergnügen, das aus seinen Augen blickte, wenn seine Schüler ihre Pflicht thaten, waren ihnen allen die untrüglichsten Beweise seiner Liebe, seiner väterlichsten Zuneigung - und
     Gegengunst, erhöhet Gunst,
     Liebe nähret Gegenliebe
     Und entflammt zur Feuersbrunst,
     Was ein Aschenfünkchen bliebe. “

 

1802

Richter, Joseph. Erster Auftritt. In: Das Urteil des Paris travestiert. Wien. Digitalisiert von Google

“[S. 5] Juno und Pallas. (indem sie spinnen.)
   Gurre, gurre!
   Rädchen, schnurre!
   Liebes Rädchen
   Spinn die Fädchen
   Dünn und fein!
Venus (an einer Unterhose flickend.)
Ey, so hört doch auf zu schreyn!
       Pallas.
Ich brauch Hemder für den Winter.
       Venus.
Ha! und hat noch keine Kinder.
       Juno.
Gurre, gurre!
Rädchen, schnurre!
       Juno und Pallas.
Rädchen, dreh dich, wie der Wind!
         Venus.
Ihr erweckt mir noch mein Kind.
        Pallas.
 Ey, wer wird auf sie auflosen!
        Juno (zur Venus,)
Flick für deinen Mann die Hosen.
        Pallas.
O geliebtes Rädchen mein,
Spinn die Fäden dünn und fein. “

 

1802

Schütze, Johann Friedrich. Holsteinisches Idiotikon, ein Beitrag zur Volkssittengeschichte. Dritter Theil. Hamburg. Digitalisiert von Google

“[S. 58] Lungern: faullenzen, lungern gaan: schlentern gehn, müßig.

2) Auf etwas begierlich lauern, erbetteln, so von Kindern: se lungern een ümmer an: sie haben immer etwas zu betteln. Bürger hat dies Wort im Hochd. gebraucht. Man solle festen Sinn genug haben, statt sklavisch zu lungern, sich aus der Welt hinaus zu hungern. “

 

1802

Wagnitz, Heinrich Balthasar. Briefe über Mniochs Ideen über Gebetsformeln. In: Liturgisches Journal, Band 2, Halle. Digitalisiert von Google

“[S. 261] So entsteht also unerkünstelt und unvermeidlich ein moralisches Drama: Gebet. Aber freylich: Duo cum faciunt idem, non est idem. Der Herr Vetter X. und die Frau Base Y. reden mit einander drey und drey Viertel Stunden vom vormjährigen Schnee: ein Drama. ´Lenardo sah her, Blandine sah hin´ - : auch ein Drama.”

 

1802

Vogt, Nicolaus. Von der Hauswirthschaft. In: System des Gleichgewichts und der Gerechtigkeit, Erster Theil, Frankfurt am Main. Digitalisiert von Google

"[S. 224] Der Mensch ist in diesem Leben an die Erde gebunden; er muß also mit seinem niedrigsten Theile seine Haushaltung beginnen. Auf den Bauch gründet sich das Hauswesen. Es ist ein altes, aber wahres Sprichwort: In einem gesunden Leibe wohnt auch ein gesundes Gemüth. Nur in einem gesunden Menschen trifft man Richtigkeit des Verstandes und Fülle des Herzens. Bürgers Lied ist daher wahr gesungen:
     Wer nie in eiteln Wollustschooß
     Die Fülle der Gesundheit goß.
     Dem steht ein stolzes Wert wohl an;
     Ihm ziemt das Wort: Ich bin ein Mann.”

 

1802

Bitte eines Kranken im Namen aller Kranken an die Postknechte und Fuhrleute. In: Münchener Tagblatt, 26.05.

“[S. 906] Ich war vor Kurzem recht krank, und langsam nur sehe ich jetzt meiner Besserung entgegen, und bin daher so froh, wenn ein wohlthätiger Schlaf mir ein paar Stündchen in der Nacht die Augen zudrückt, um mich zu stärken; aber da kamet und kommet ihr noch, nicht blos geritten und auch gefahren,
   Daß Roß und Reiter schnoben
   Und Kies und Funken stoben;
sondern auch, weil ihr meinet, daß das Klatschen zum Handwerke gehört.”

 

1803

Anonym. Mein Taschenbuch [...] von Elisa Bürger. In: Zeitung für die elegante Welt. Leipzig.  Digitalisiert von Google

“[Sp. 894] Mein Taschenbuch, den Freundlichen meines Geschlechts geweiht von Elisa Bürger, geb. Hahn.
 Was mit freundlichem Sinne und dem Bestreben zu unterhalten freundlichen Schönen gewidmet ist (die es nehmlich von Herzem, und nicht der Grübchen wegen sind, die sich dadurch um den süßen Mund her bilden und wobei man immer inwendig ein wenig beissig, zumal auf Vorzüge des Geistes seyn kann), das darf ja wohl auch ein Mann nicht anders als freundlich aufnehmen und beurtheilen, wenn er dazu Gelegenheit erhält. Also legt man hier das Zeugnis nieder, daß sich in diesen zwei recht elegant sich präsentirenden Bändchen, für die Lektüre der Damen manches Unterhaltende und Herz und Geist beschäftigende findet, und daß Mad. Bürger, von welcher das Mehreste darin ist, in einem recht angenehmen, natürlichen und meist reinen Styl zu erzählen versteht und unter die leichten, niedlichen Sachen manches Ernste und Lehrreiche aus dem weiblichen Leben zu mischen gewußt hat. Mit einer Dame übrigens wegen der Wahl ihrer Blätter und Blüthen zum Potpourri zu rechten, deren Duft obendrein nicht einmal für männliche Nasen berechnet ist, würde die größte Impolitesse verrathen.“


 

1803

Bürger, Elise. Impromtú. In: Zeitung für die elegante Welt. Leipzig.  Digitalisiert von Google

“[Sp. 542] Impromtú.
Die Schauspielerin, Mad. Elise Bürger, hat auf Mad. Pár in Dresden, die vor einiger Zeit in der Schöpfung von Haydn unvergleichlich gesungen hatte, folgendes Impromtú gemacht, das wohl einer Mittheilung nicht unwerth ist:
 C´est la voix des anges sortant de ta bouche,
 Qui enchante nos coeurs, les enchaine et les touche;
 Chanteuse divine! si tu chantes les Dieux,
 Montre moi l´ínhumain qui refuse d´étre pieux!

 

1803

Bredetzky, Samuel. Beyträge zur Topographie des Königreichs Ungarn. Digitalisiert von Google.

“[S. 81] So wie der Hügel von beyden Seiten die Aussicht beschränkt, und das üppige Laub der Bäume ein heiliges Dunkel verbreitet, entfaltet sich von Begeisterung ergriffen, die Seele des Denkers. Hier hörte ich oft den hohen Gesang der geheiligten Muse, die den Meßias sang, und weinte die Thräne der Rührung; hier umschwebten mich oft deine schönen Traumgestalten, schwärmender Hölty; dein wildes Harfengetön, unsterblicher Bürger, rauschte mir oft schreckend durch die Wipfel der Bäume, deiner Lenore Klagen zerrissen mein Herz, und zitternde Ahndung durchglühte dasselbe, hörte ich den Hufenschlag deiner schnaubenden Rosse!”

 

1803

Arnold, Theodor Ferdinand Kajetan. Elisas Schicksaale. Die schöne Pachterin, Band 1.

“[S. 297] Die Magd hatte das Paquet mit den Noten das heute gekommen war, herauf in meine Stube getragen. Ich öffnete. Bürgers Ballade: des Pfarrers Tochter von Taubenheim nach Zumsteegs Meisterkomposition war das erste, was mir entgegen fiel. Ich kannte damals dieses Produkt der tragischen Muse Bürgers noch nicht. Der Titel fiel mir auf. Ich las den Text - er ergriff mich allmächtig. Ich spielte die Musik, versuchte zu singen, aber die Erschütterung meiner Seele versagte mir jeden Ton. Ich warf mich aufs Bette, weinte der armen Rosette, deren schauderhaftes Beispiel mich mächtig ergriffen hatte. Ach ich wußte nicht, daß ich meine eigne Zukunft beweinte. “
 

1803

Anonym. Rezension Sechs Lieder mit Klavierbegleitung von Joh. Theob. Held. In: Allgemeine Musikalische Zeitung. vom 1. Oct. 1802 bis 21. Sept. Digitalisiert von Google.

“[S. 319] No. 3. ist dem Text angemessen, aber No. 4. weit bedeutender. Bürgers Liebeszauber (das bekannte: Mädel schau mir ins Gesicht!) ist von vielen Komponisten in Musik gesezt: aber keiner von denen, die mir bekannt worden, hat den Sinn des Liedes im Ganzen so gut als Hr. Held aufgefasst. Alle haben es nur als ein rasches, flinkes Liebeslied genommen, aber das tiefere Leidenschaftliche, das gewaltsam Drängende, das unter dem Scheine kecker Lustigkeit desto heftiger glüht, nicht gefühlt oder nicht wiederzugeben gewusst. Der Verf. hat seiner Musik diesen Charakter gegeben, und besonders sind die scharfen Modulationen Takt 2 und 3., 23 und 24., 27 und 28., sehr gut zu diesem Zweck, wenn sie nur weniger grell gestellt wären. Im Nachspiel, wo sie natürlicher verlegt sind, thun sie ganz die beabsichtigte Würkung.”

 

1803

Anonym. Gedanken und Wünsche. In: Allgemeine Musikalische Zeitung. No. 44  Digitalisiert von Google.

.“[Sp. 725] Von Mozarts grössern Werken hat wohl nur die Zauberflöte, wegen ihrer durch die meisten Parthieen verstreuten Anmuth, die die höchste Kraft gleichsam schonend verschweigt, allgemein gefallen; den Don Juan ganz zu geniessen, ist schon mehr vonnöthen, aber man geniesst ihn, wie man den Hamlet, Makbeth und Romeo genossen, man ahndet dunkel die lebendige Grösse, die göttliche Kraft, mit der hier die Geisterwelt in die irrdische tritt, um sie zu zerstören. Eben dies Schicksal hat auch Bürgers Lenore gehabt, ein Gedicht, das freilich mehr werth ist, als die schreyende Bewunderung, die man - einigen kleinen unbedeutenden Auswüchsen hat zu Theil werden lassen.”

 

1803

K. Postscripte. In: Eunomia. Zweiter Band. Julius bis December. Digitalisiert von Google.

[S. 250] Die Andern.
 In einem Verzeichnisse von ein und neunzig deutschen Schriftstellern heißt es eben daselbst unter andern von dem seel. Bürger: Seine vorzüglichsten Gedichte sind: a) des Pfarrers Tochter von Taubenheim, b) das hohe Lied, c) Leonore und Andere. Ja, ja! das will ich glauben! - Warum hat der Verfasser sichs nicht auch so commode gemacht, und, statt ein und neunzig Autoren aufzuführen, nicht so gesprochen: Die geistreichsten Schriftsteller der Deutschen sind: Weikard, Brandes, Claudius, Nikolai, Jenisch, ( welche er wirklich anführt) und andre.”

 

1803

Anonym. Recensionen. Fünfzehn deutsche Lieder mit Begleitung des Fortepiano, in Musik gesezt von J.J. Hurka. In: Allgemeine Musikalische Zeitung.

“[S. 538] Bürgers "Bauer, an seinen durchlauchtigen Tyrannen" macht von S. 26. an den Beschluss der Sammlung. Die Musik zu diesem Stück stehet offenbar höher, als die Musik zu den andern in dieser Sammlung; höher auch, als fast alle Kompositionen H.s, die mir bekannt worden sind. Soll dies Gedicht nun einmal komponirt werden, so kann die Musik kaum zweckmässiger angelegt und kräftiger ausgeführt werden, als hier geschehen ist.”

 

1803

Baur, Samuel. Gottfried August Bürger. In: Interessante Lebensgemälde der denkwürdigsten Personen des achtzehnten Jahrhunderts.

“[S. 323] Da das Publikum, wie Rousseau sagt, auch ohne gehörig unterrichtet zu seyn, dennoch gerne urtheilt: so hat ein großer Theil desselben auch über Bürgers sittlichen Werth sehr einseitig geurtheilt. Er war kein Heiliger, besaß aber dennoch mehrere vortreffliche Eigenschaften. Ein hoher Grad von Herzensgüte und Wohlwollen zeichnete ihn ganz vorzüglich aus; obgleich selbst in schlechten Umständen, war er doch immer wohlthätig, selbst gegen Beleidiger und Feinde; gute und edle Handlungen, von welchen er hörte oder las, rissen ihn zu lebhafter Freude und lauter Bewunderung hin; aber schlechte und unedle Thaten empörten und reizten ihn, seinen Unwillen oft in gar kräftigen Worten zu äußern. [...] An den Angelegenheiten seiner Freunde nahm er herzlichen Antheil, und zum besten seiner Familie war er unabläßig beschäftigt; dei dem allen aber trieb er eigentlich nur die Arbeiten mit Lust, die sich auf seine Kunst bezogen; ihr war er mit ganzer Seele zugethan; in ihr fand er Vergnügen; von ihr erwartete er Ehre; und in ihr zu einer hohen Stufe der Vollkommenheit zu gelangen, war sein heißester Wunsch und sein eifrigstes Bestreben.”

Baurs G. A. Bürger in der ONLINE-BIBLIOTHEK

 

1803

Bornschein, Ernst. Conrad belag. u. erob. Weinsberg. In: Geschichte unsers Teutschen Vaterlandes. Zweyter Theil. Lobenstein. Digitalisiert von Google

“[S. 100] Pastor: [...] Conrad hatte den Einwohnern unversöhnliche Rache und den Tod geschworen, nur ein glücklicher Einfall rettete der Besatzung das Leben. Der verstorbene Dichter Bürger hat diesen seltenen Zug teutscher Frauenliebe in einem Gedichte besungen.... ,

Säuberlich: Ach! so eben besinn' ich mich. Es ist ja wohl die Romanze: Wer sagt mir an, wo Weinsberg liegt?

Pastor: Ganz Recht. “

 

1803

Scheffner, Johann George. An die Generalin von F. In: Spaetlinge. Königsberg. Digitalisiert von Google

“[S. 3] 
   Zur Tugend und zum Reitz der Römerinnen,
   Zur attischen Gesprächigkeit,
   Wodurch die Damen aller Zeit
   Die Augen auf sich ziehn, oft auch das Herz gewinnen,
   Zu allen weiblichen Verdiensten, klein und gross,
   Erhieltest du den Keim schon in der Mutter Schooss:
   Durch Geisteskraft und eignen Fleiss gewartet
   Blüht er, und seine Frucht ist nicht vom Stamm entartet,
   Denn jeder sieht an Dir, was einst der alten Welt
   Gefiel, und auch der neuen wohlgefällt.
   Empfang drum heut zur Opfergabe,
   Bis für Dein Jahresfest ich reichre Opfer habe
   Im deutschen Bürger und im römischen Virgil
   Was Deutschen wohlgefällt und Römern einst gefiel,
   Und was, so lang als sich des Guten zu erfreuen
   Man nicht im Labyrinth verschmizter Künsteleyen
   Nach Schönheit sucht und sich verirrt,
   Der Welt stets, so wie Du, gefallen wird. “

 

1803

Falk, Johann Daniel.Ueber das Characteristische in der Poesie und Kunst. In: Kleine Abhandlungen die Poesie und Kunst betreffend. Weimar. Digitalisiert von Google

“[S. 24] Kann die fromme Bedachtsamkeit des Alters mit dem sich seiner Verzweiflung ganz dahin gebenden Ungestüm der Jugend, naiver ausgedrückt, feuriger contrastirt werden, als in der Leonore von Bürger? Fürwahr erhübe der Schluß dieses Gedicht's, das mit einer echt Homerischen Lebendigkeit in der Darstellung, ein brennendes Shakspearsches Colorit vereint, uns, statt in die trüb hinziehenden Nebel einer gothischen Fabelwelt, lieber, wie etwa die Braut von Korinth, in die heitern Regionen der Dichtkunst: was ständ´ entgegen, ihm, ungeachtet seines kleineren Umfangs, einen Platz neben den besten charakteristischen Meisterwerken anzuweisen? Doch wie es ist, fehlt auch ihm, was den meisten übrigen Stücken dieses Dichters abgeht, die Reinigung der Leidenschaft.“

 

1803

Musäus, Johann Carl. In: Nachgelassene Schriften. Mannheim. Digitalisiert von Google

Nach einer schweren Krankheit.
[S. 182] Nachdem ich nun seit der Zeit meinen Grimm an den Consorten aus der Romanisten-Gilde ausgelassen, und 30 solcher Philister in der allgemeinen Bibliothek mit dem kritischen Eselskinnbacken in die Pfanne gehauen, so bin ich nun aus eine neue Idee gekommen. Die Feereyen scheinen wieder recht in Schwung zu kommen; Rektor Voß und Amtmann Bürger vermodernisiren die tausend und eine Nacht um die Wette, selbst die Feenmährchen sind in Jena das Jahr wieder im Nürnbergischen Verlag von neuem gedruckt worden. Ich will mich an die Rotte anhängen, und lasse von meiner Drehscheibe jetzt ein Machwerk dieser Art ablaufen, das Titel führen wird: Volksmährchen, ein Lesebuch für große und kleine Kinder

Lästige Polizeyanstalten für Spatziergänger
[S. 72] Ich dachte in fünf Minuten vor dem Stadtthore zu seyn, und nach langem Zeitverlaufe dünkte mich die Entfernung noch die nehmliche, wie vor einer Stunde, obgleich der Postkutscher so wenig säumte, daß, mit Freund Bürger zu reden, Kieß und Funken stoben. “

 

1803

Weber, F. A. Ueber Volkslieder und ihre Veredlung. In: Schwäbisch-rheinisch-helvetisches Journal.
Drittes Heft. Heilbronn. Digitalisiert von Google

“[S. 11] Ein Volksliederdichter, welcher meint, Volkssprache und Pöbelssprache sey einerlei, irrt sich aber so sehr, als ein Erziehungsschriftsteller, der da glaubt, Kinderschriften müßten kindisch geschrieben seyn. Daß Bürger nicht selten die Pöbelsprache redete, wo er die Volkssprache reden wollte, kann Dichterlingen zu keiner Entschuldigung gereichen.
    Einen Dichter wie Bürger, kann man nemlich zur Noth mit dem Horazischen ubi plura nitent In carmine absolviren, wenn er über die Schnur haut, aber keinen Reimschmiedt. 

[S. 21] Der Pursche den ich meyne.
    Gegenstück von: Das Mädel daß ich meyne.
                von Bürger.
    In gleicher Melodie mit Bürgers Volksliede.
      1.
   Schau her! in was für Liebespracht
   Der Pursche, den ich meyne, lacht.
   Beginn, o Sang, und sage an:
   Wer hats Mirakel aufgethan,
   Daß so in tausend Liebespracht,
   Der Pursche Aug und Herzen lacht?
      2.
   Wer traf ohn Zirkel und Compaß
   Der Pursche Nase rechtes Maas?
   Mama Natur - die hats gethan,
   Die Höh und Tiefe formen kann:
   Die traf ohn Zirkel und Compaß
   Der Purschen Nase rechtes Maas.
      [...]
      12.
   Doch ach! für wen auf Erden lacht
   Der Pursche so in Liebespracht?
   Mir tönts in meines Herzens Schrein!
   Kein Mädel möcht ich warhlich seyn,
   Wenn nicht in seiner Liebespracht
   So einer mir auf Erden lacht.“

Der vollständige Beitrag in der ONLINE-BIBLIOTHEK

 

1803

Gruner, Justus. Meine Wallfahrt zur Ruhe und Hoffnung [...] . Zweiter Theil. Frankfurt am Main. Digitalisiert von Google

“[S. 8] Und weil ich denn nun einmal im Austheilen des theatralischen Stoffes bin, so will ich auch Herrn Iffland, der bekanntlich so gern den immer höher sich versteigenden Stolz herunter macht, ein vortreffliches Sujet dazu liefern, dessen Gegenstand ich obendrein selbst bin. Als ich nämlich Mittags um 2 Uhr, hungrig, durstig, ermüdet und an den Füssen durchnässt, in dem goldenen Stern zu Bentheim ankam, und mit gieriger Freude einen Plaz in diesem Erdplaneten verlangte, ward ich - nicht von einem Petrus, sondern von einer Frau Schnips recht beleidigend abgeführt. ´Wo kommt Er denn her, und wo will Er hin?´ sagte die Wirthin in einem gedehnten zweideutigen Tone, die Arme in die Seiten gestemmt, kurz! ganz in der Attitüde eines Landstreicher inquirirenden Thorschreibers.“

 

1803

Wachter, Ulrich Benedikt. Vorrede. In: Gedichte Reutlingen und Fürth. Digitalisiert von Google

“[S. IX] Von einem Chor guter Sänger ein Lied gesungen, würkt gewiß auch troz der besten Rede auf Herz. - durch Musik erhält Poesie erst ihren Werth. Hätte Bürger seine Lenore selbst componirt, so würde sie einen Ruhm erlangt haben, den sie jezt noch lange nicht in dem Grade erlangte, wie er ihr gehörte. Grubers Melodie dazu ist zu ernsthaft. Der Gesang sollte der einer Ballade seyn, aber doch dabei an Schauer, an Ernst nichts verlieren. Wollte man eigentlich eine meisterhafte Musik der Lenore geben, so müßte beynahe jede Strophe ihre eigene, angemessene Composition erlangen.“

 

1803

Becker, Gottfried Wilhelm.Witz. Scharfsinn. Erwartungsvermögen. Ahnung u. s. f. In: Populäre Menschenkunde in jeder Hinsicht. Erster Theil. Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 2639 Der Witz ist ferner entweder natürlich und leicht, wenn ihn nämlich jedermann bemerkt oder gesucht und künstlich. Beides ist denn aber doch nicht immer in einzelnen Fällen genau zu bestimmen: denn mancher witziger Einfall ist sehr natürlich für den gebildeten Kopf, aber sehr gesucht für den unwissendern, der die Aehnlichkeiten nicht auszumitteln vermag. Dies zu beweisen, führe ich hier zwei Beispiele an, die für den, der die nöthigen Erfahrungen und Kenntnisse hat, so natürlich und leicht, als sie für den gemeinen und ungebildeten Verstand unverständlich und gesucht, gekünstelt seyn müssen. Das eine ist ein Sinngedicht von Alxinger, dem berühmte Sohne des Apolls in Wien, das zweite von Bürger in Göttingen.
   ´Was? sieben Sacramente zählen
   Die Herren Theologen? Ei!
   Das heißt für Herrn, die niemals fehlen,
   Doch gar gewaltig sich verzählen!
   Sind Buß' und Eh' nicht einerlei?´
Das zweite ist betitelt:
   Gänsekiele und Gänsegeschrei.
   ´ Ihr dummen Kikak rettet´t einst
    Roms Capitolium.
    Doch ihre Kiele stürzen nun
    Die sieben Hügel um.´
Wer bei dem erstern nicht die Kenntniß der Sacramente in der katholischen Kirche hineintragen kann, und beim zweiten nichts von der Rettung Roms durch das Schnattern der Gänse weiß, als die Gallier es unter dem Brennus belagerten, und sich an lutherische Reformation und ihre Folgen erinnert, wird unmöglich den Witz aufzufinden im Stande seyn, der so plan und deutlich darin liegt. “

 

1803

Anonym. Ueber Volkslieder und ihr Veredlung von F. A. Weber (Im December 1802.) In: Schwäbisch-rheinisch-helvetisches Journal. Drittes Heft. Heilbronn. Digitalisiert von Google

“[S. 10] 4) Ein Zötlein und Pößlein mag wol hingehen, sagte unser frommer, biederer und gutlaunigter Martin Luther, und ich bin nicht minder als er, davon ferne, Lieder der Liebe, der Freude, des Scherzes, des Weines und Biers und der guten Laune, Sängern und Sängerinnen aus der niedern Volksklasse wegsprechen zu wollen. Also ein Zötlein und Pößlein, wie Luther spricht! aber solche grobe Zoten, dergleichen sich auch sogar in einem Göttinger Musenalmanach einschlichen *) und plumpe Possen, wie in dem leider allbekannten Volksgesang:
   Es war einmal ein Bauersmann,
   der hat ein schönes Weib u.s.w.

*) Hurre hurre hurre.
  Schnurre Rädchen, schnurre!
  In und aussen blank und rein
  Muß ein braves Mädchen seyn u.s.w.

Und was mich befremdete, war dis alberne und zugleich unflätige Spinnerinnenlied in der vorerwähnten Sammlung von Kempten durch einen zweiten Druck noch mehr verbreitet zu sehen. “

 

1803

Anonym. Siebenter Brief: Cäcilie an Lilla. In: Cäciliens Briefe an Lilla: ein Handbuch für Bräute, Gattinnen und Mütter [...], Erster Band. Tübingen. Digitalisiert von Google

“[S. 143] Sie sank erschöpft auf's Kissen zurük, alle ihre Sinne schwanden dahin, und kaum hörte sie noch, wie Münter im Galopp,
   Daß Kies und Funken stoben.
   Und Roß und Reuter schnoben,
vom Hause hinweg ritt, da war sie auch weg und lag in einer Todesähnlichen Ohnmacht. “

 

1803

Walder, Carl Adolph  Der Tabuletkrämer, Sechzehnter Auftritt. In: Kleinere Theaterstücke für gesellschaftliche Bühnen, Zweites Bändchen, Freyberg. Digitalisiert von Google

“[S. 165] Arie.
  Wie seelig, wer sein Liebchen hat,
  Wie seelig lebt der Mann!
  Er lebt, wie in der Kaiserstadt
  Kein Graf und Fürst es kann.
  Doch ach! was sing' ich in den Wind
  Und habe selber keins?
  O Linchen, Linchen, komm geschwind,
  O komm und werde meins!”

 

1803

Rochlitz, Friedrich. Louis. In: Familienleben, Zweyter Theil, Frankfurt am Main. Digitalisiert von Google

“[S. 217] Da rann die dicke Thräne Hannchens blühende Wange herab, und sank auf den unruhig ich bebenden Busen. Jetzt versuchte Louis bei der Armen das mit leisester Annäherung zu erschleichen, was er ehedem mit Sturm zu erobern gedachte. Er beschlich sie in ihrer Einsamkeit; schwatzte ihr erst vor von baldiger Erfüllung der Hoffnungen seiner Landsleute, von der Herrlichkeit eines nachmaligen Lebens im lieben schönen Vaterlande; dann sprach er von seiner treuen, ewigen Liebe, – sprach so feurig, sprach schmeichelnd; ließ sie von fernher ahnden, sie – nur sie solle sein Glück theilen –
   Er wußte sein Wörtchen so traulich so süß,
   In Ohr und Herz ihr zu girren. –
Hannchen wollte erst ihn nicht anhören, schwankte dann, und hörte endlich unter süßen Thränen –
   Ach Liebender Glauben ist willig und zahm. –
Sie verstattete dem gefährlichen Schmeichler nun mehrere einsame Zusammenkünfte; unter dem unschuldigten Geschwätz, unter hohen Schwüren von ewiger Liebe, ewiger Treue, reizte er in leisen Schlangenwendungen ihre Sinnlichkeit: bewußt - und willenlos, in wilden Träumereien, in den Berauschungen dunkler süßer Gefühle gab sie seinem sanften Zwange mehr nach, widerstand sie seinen Freiheiten matter –
  Er sparte kein Locken, die schüchterne Scham
  Zu seinen Gelüste zu kirren. –
Nun war Louis glücklich, selig.”

 

1804

[zu Elise Bürger]. In: Zeitung für die elegante Welt.  Digitalisiert von Google

“Intelligenzblatt 6. März 1804 
  Bei C.A. Friese in Pirna ist von dem in mehreren kritischen Blättern mit vielen Beifall aufgenommenen Taschenbuche: den Freundlichen meines Geschlechts geweiht von Elisa Bürger, so eben das zweite Bändchen erschienen; und auch in diesem Bändchen wehet der Geist des unvergeßlichen Bürgers, dessen Gattin sie war.

[Sp. 323] Einige Worte über die Gemähldeausstellung im Brühlschen Garten in Dresden. [...]
  Dies Meisterwerk der poetischen Mahlerei veranlaßte folgendes Sonnett an Grassi, für dessen Verfasserin man Mad, Elise Bürger hält:
  Ja, himmelwärts hat sich dei Bild erhoben
    In solchem Lichte leben Fantasien,
    Sie glücken Glücklichen ohn´ ängstlich Mühen,
    Denn die verklärte Sendung kommt von oben.
  Nicht Sterblichen geziemt dies Werk zu loben,
    Für Göttliche nur durft´ es kühn erblühen,
    Vollendet deiner Schöpferhand entfliehen,
    Des Meisters höh´re Weihe laut erproben.
  Nur zwischen Sternen muß sie ewig prangen,
    Entrückt dem ird´schen Raum, dem ängstlich Bangen
    Die Geistgeflügelt singend aufwärts schwebt;
  In hoher Einfalt Anmuth Kraft und Streben,
    Der Kinderheimath sich entgegen heben,
    Wo Grassi´s Name unter Musen lebt!

[Sp. 528] Neuigkeiten des Wiener Hoftheaters.
  Mitgefühl, ein Liederspiel von Treitschke, gefiel nicht. Der Plan und die Ausführung sind ohne Verdienst, und die Wranitzkysche Musik ohne Wirkung. Es fehlt ihr an Melodie und dem wahren einfachen Ausdruck, der bei Liedern von Bürger u.s.w. karakteristisch gewesen wäre.

[Sp. 436] **m.  Bemerkungen über die Darstellung des ´Spielers´auf dem Leipziger Theater. [...] Es ward ´der Spieler´ von Iffland gegeben. Ein Stück, das seine langweiligen Stellen hat, die nur große Kunst der Schauspieler auszufüllen vermag, welches ich überdem unter der Direkzion des Verfassers und durch sein unnachahmliches Spiel belebt gesehen hatte.Dies lies mich um so weniger erwarten.
     Bei der ersten Unterredung der Frau von Waldenfeld (Mad. Bürger) nit ihrem Vetter, sah sie anfänglich, wie mich dünkte, ins Leere hinein, aber ihr Spiel belebte sich und sie führte ihre Rolle in der Folge in der That vortreflich aus; besonders war sie unnachahmlich beim Empfang ihres unverhoft ankommenden Vaters (Hrn. Haase), der ihr durch sein braves Spiel einen neuen Schwung gab. Wahrhaft habe ich sie bewundert in den immer neuen Gruppirungen der in diesem Stück etwas gehäuften Umarmungen. - “

 

1804

Anonym. [Rez] Die geheime Brieftasche. Erstes und zweites Bändchen. Berlin und Leipzig, 1805. In: Der Freimüthige und Ernst und Scherz. Berlin.  Digitalisiert von Google

“[S. 345] Elisa Bürger, die so traurige Erinnerung an Bürgers theuerm Leben, liefert mit dieser so genannten geheimen Brieftasche ein neues sehr ungeheimes Produkt ihrer sein-sollenden Poesie, das seine Mattheit und Gehaltlosigkeit nur, in der duft- und kraftlosen Reihe pariernen Meßgutes mit fortschwemmen kann. Die geheime Brieftasche, in der mancher Wunder was! zu finden wähnen mag, enthält nichts anders, als einige flache Frauenzimmer-Brieflein, einige Declamationen und Reise-Ansichten und Gedichte von und an Elisa, und die letzten (an Elisa) sind so panegyrisch und dabei so gehaltlos, daß nur weibliche Eitelkeit vermochte, sie nicht - geheim zu halten. Besser wär´ es immer gewesen, das Ganze wär´ ein ewiges Geheimniß geblieben! - “

 

1804

Voss, Johann Heinrich. Vorwort. In: Gedichte von Ludewig Heinrich Christoph Hölty. Digitalisiert von Google.

“[S. XXIX] Im Sommer 1773 ward Cramer durch die Stolberge eingeführt, und im Frühling 1774 Leisewiz durch Hölty. Bürger war Freund, nicht Bundesgenoss; er besuchte zuweilen die Gesellschaft, und sandte seine Gedichte, die Lenore strofenweise, zur Beurtheilung. In seiner komischen Laune erliess er einmal ein stolzes Schreiben, als Adler des Gesanges an das kleinere Gevögel; worauf ein Beschluss des Hainbundes erkannte, dass der Hühneraar, der Adler zu sein sich anmasste, an einen Wipfel geschnürt, flattern sollte, bis der Mond aufginge. Zuweilen besuchten ihn auch die Freunde, mehrere zugleich und einzelne; am häufigsten Cramer, den damals der Klang des Bürgerschen Verses anzog. Gegen die jambische Umdeutschung erklärte sich der Bund; und Voss, der Bürgern bei einem Besuch an der Beschreibung des Priamischen Palastes half, machte ihn auf die Unfügsamkeit der Jamben, und wie leicht sie im Hexameter zu besiegen sein, umsonst aufmerksam.”

 

1804

Richter, Gottfried Lebrecht. Allgemeines Biographisches Lexikon alter und neuer geistlicher Liederdichter.  Digitalisiert von Google.

“[S. 31] Sein Lied: Wer nie in schnöder Wollust Schooß usw. ist mit einigen Veränderungen in das Glauchaische, Oldenburgische, und Niemeyersche Gesangb. aufgenommen worden.”

 

1804

Ideler, Ludwig. Handbuch der französichen Sprache und Literatur, oder Auswahl interessanter, chronologisch geordneter Stücke aus den klassischen französischen Prosaisten u: Dichtern: nebst Nachrichten von den Verfassern und ihren Werken.  Digitalisiert von Google.

“[S. 573] BOUFLERS: [...] Auch ist die vortreffliche Erzählung Aline, Reine de Golconde, welche Bürger (s. den 2ten Theil seiner Werke S. 273) so meisterhaft nachgebildet hat, zwar in Prosa geschrieben, oder, richtiger gesagt, es fehlt derselben an äusserer Poesie; aber in jedem andern Betracht ist sie ein eigentllches poetisches Produkt, voll Anmuth und lebendiger Phantasie. “

 

1804

Anonym. Ueber Barometerstand des Tons in kleinern und mittlern Städten. Erste Szene. In: Zeitung für die elegante Welt. 22. Mai. Digitalisiert von Google

“[Sp. 484] K. Räthin. Junge! schweig mir von deinen verfluchten Fledermäusen! Du sollst mir dergleichen Unholde nicht angreifen! Steck dafür die Nase in die Bibel oder in die Grammatik! Geh hin zum Kornschreiber und frag: ob er den Regenschirm geleimt hat. Man kann nicht wissen, wenn man Morgen aus dem Wagen steigt, wie die Witterung ist, und vom Ried bis ins Theater ist doch noch eine garstige Strecke.
  Heinrich. Gut, ich eile! Heissa! da tret ich Morgen hinten auf. (singt.) Knapp, sattle mir mein Dänen-Roß usw. (ab.) “

 

1804

Anonym. Randglossen. In: Der Freimüthige, 2. April. Berlin. Digitalisiert von Google

“[S. 264]
   Laß ruhn, laß ruhn die Todten! -
Dieser Vers aus Bürgers Leonore wäre kein übles Motto für manche Compilation poetischer Sterilität, die, nach Art des Jakals, modernde Leichname längst in Gott ruhender Dichter, gierig aus der Erde herauswühlt, um sich - damit zu nähren.“

 

1804

Etwas über die Unterhaltung in gebildeten Zirkeln. In: Der Freimüthige, 12. Juni. Berlin. Digitalisiert von Google

“[S. 468] Das beste Gesellschaftsspiel ist immer - Musik. Ein Klavier, eine Guitarre - ist leicht herbei zu schaffen, und es findet sich leicht in jedem Zirkel einer oder der andere, der ein solches Instrument spielt. Die übrigen begleiten ihn mit Gesang oder - hören zu. Wir Deutsche, haben zwar wenig Volkslieder, (ich rede von den Volksliedern in dem Sinne wie Bürger sie nahm) aber wir besitzen doch einige, und wie viel kleine treffliche herzerhebende Gesänge gaben uns Reichardt, Himmel, Mozart, Zumsteeg und andere? “

 

1804

hn. Musik. In: Der Freimüthige, 28. Februar. Berlin. Digitalisiert von Google

“[S. 165] Lied von der Treue, von Bürger und Zumsteeg.
Der talentvolle Komponist starb, als er ungefähr die Hälfte dieses Bürgerschen Gedichts in Musik gesetzt hatte; das Uebrige ist aber von einem andern Tonsetzer - ich rathe auf Herrn Christmann, - so vortrefflich und so in Zumsteegs Geist ergänzt worden, daß man fast glauben könnte, die zweite Hälfte rühre ebenfalls vom Verfasser der ersten her. Der Schluß ist vorzüglich gut gerathen.“

 

1804

Anzeige. In: Intelligenzblatt der Zeitung für die elegante Welt vom 18. Februar. Leipzig. Digitalisiert von Google

“Junker Rudolf von Falkenstein. Gegenstück zu des Pfarrers Tochter von Taubenhain. Eine wahre Geschichte. Neu bearbeitet. Unter diesem Titel ist eine äußerst unterhaltende Schrift erschienen; der Preis ist 1 thlr.
     Reichs-Commissions- und Industrie- Büreau “

 

1804

Anonym. An das Publikum von Ifland und Kotzebue. In: Literarischer und artistischer Anzeiger. Als Beilage zum Freymüthigen oder Ernst und Scherz. Digitalisiert von Google

“[S. XXI] Zur Bewerbung um den auf das beste Lustspiel ausgesetzten Preis von hundert Friedrichsd'or sind folgende Stücke eingelaufen: [...]

[S. XXIII] 9) Lessings Schädel, Lustspiel in 4 Acten. [...] Uebrigens enthält das Stück auch noch viele Anstößigkeiten. Z. E. der Vater spricht von dem Organ des Geschlechtstriebes bei seiner Tochter, in deren Gegenwart. Ueberhaupt wird von diesem Organ sehr oft gesprochen. Auch der Nahme eines Wirthshauses wird durch das ganze Stück zu sehr handgreiflichen Zweideutigkeiten gebraucht. Eben so oft und handgreiflich wird Röschens Schwangerschaft erwähnt und durch die lebhaftesten Stellen aus Bürgers Ballade, die Pfarrerstochter von Taubenhayn, commentirt u. s. w. “

 

1804

B. J. D-n. Heinrich Frauenlob. In: Aurora, 1. August. München. Digitalisiert von Google

“[S. ] ´Im Jahre 1317 ist Heinrich, mit dem Zunahmen Frauenlob, zu Mainz in der großen Kirche begraben worden. Die Weiber trugen ihn aus seinem Hause bis an den Ort der Begräbniß, und es ward von ihnen ein großes Wehklagen gehört, weil er allwegen in seinen Gedichten zu Ehr und Lob des weiblichen Geschlechts gesprochen hatte. Auf sein Grabmaal ward eine so große Menge Weins verschüttet, daß er über den ganzen Platz weit umhergeflossen ist.´ - Aus dieser Sage entstand - wenn ich nicht irre - eine Ballade von einem Zeitgenossen Bürgers, dieses edlen Sängers, der durch seine herzerfreuenden Gesänge mehr den Dank des schönen Geschlechts sich verdient hat, als die Verfasser so mancher Romane, deren Haupt-Thema, zur Ergötzung der jungen Personen beiderlei Geschlechts, gewöhnlich - die Schwachheiten der Weiber sind.“

 

1804

L. Einige Bemerkungen über Volksgesang [...]. In: Allgemeine Musikalische Zeitung, 17. October. Leipzig. Digitalisiert von Google

“[Sp. 38] Als Vater, Geistlicher, Schullehrer würde ich es nicht wagen, denen, auf welche ich in allen diesen Beziehungen wirken könnte, jenes Buch [Mildheim. Liederbuch] zu empfehlen; denn, Gott! mit welcher Miene könnte ich es anhören, wenn z. B. meine Tochter in dem Kostüm eines
unschuldigen Landmädchens aus No. 409 von ihrem Liebhaber mir vorsänge:
  Dieser heisst, das Ohr gespitzt!
  Wilhelm, und so ferner,
  - - - -
  Aber wenigstens bis itzt,
  Trägt er keine Hörner!
Oder:
  Traut Mädchen, leichten Rittern nicht!
  Sie löffeln wohl und wandern
  Von einer zu der andern u. s. w. “

 

1804

Richter, Gottfried Lebrecht. Zusätze und Berichtigungen. In: Allgemeines biographisches Lexikon alter und neuer geistlicher Liederdichter. Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 482] S. 31. Von Bürger ist auch das Lied: Allgütiger, mein Hochgesang usw. in neuern Gesangbüchern zu finden, z. B. in dem von Reisig und van Alpen Nr. 694. “

 

1804

Raßmann, Friedrich. Einige Anekdoten und Charakterzüge Gleims. In: Preußisch-Brandenburgische Miszellen. Zweiter Band. Berlin. Digitalisiert von Google

“[S. 342] 8.
Gleim war nicht wenig darüber aufgebracht, daß Karl Reinhard in die Ausgabe der Bürgerschen Schriften von der letzten Hand Gedichte aufgenommen hatte, welche die Dezenz und Delikatesse beleidigen. ´Es ist mir gewaltig gereun, - waren seine Worte, - daß ich auf das Prachtexemplar in Golde pränumerirt habe; denn Stücke, wie: ´der wohlgesinnte Liebhaber´ mag ich nicht einmal auf Löschpapier, geschweige auf splendides Velinpapier, gedruckt sehn, weil sie schlüpfrig sind. Wer die Poesie dazu mißbraucht, die Wollust in unserm schon genug entarteten luxuriösen Zeitalter noch anzufachen, der erniedrigt sie zu einer gemeinen Buhlschwester, zu einer wahren Schanddirne.´  “

 

1804

Perinat, Joachim. Zweyter Aufzug. In: Das Neusonntagskind. Als Singspiel in zwey Aufzügen. Wien. Digitalisiert von Google

“[S. 49] Lisette.
Kommt herein! Die Alten sitzen
Noch beym Essen, sollen schwitzen
Wenn das Geisterpaar rückt an,
Das sie zittern machen kann.
      Alle.
Hurre, hurre! Hopp, hopp, hopp!
Gehts im sausendenden Gallopp!
Ein jeder hält sein Liebchen fein.
Da heißt's: Herr Schwager haue drein! “

 

1804

Anonym. Rez. Neues Museum der Philosophie und Literatur, Hg. Friedrich Bouterweck. In: Neue Leipziger Literaturzeitung, 10. August. Digitalisiert von Google

“[Sp. 1641] IX. Literarische Scherze. Poetischprophetische Construction der Geschichte der Kantischen Philosophie, nebst einem geschwänzten Sonnette, und einer neuesten Epoche in der deutschen Poesie. Eingesandt aus Jena. Bürger hatte doch zuweilen poetische Augenblicke. Nun ist aber der Poet ein in sich gekehrter Geschichtschreiber der Ewigkeit, und als ein augenblicklich solcher, construirte Bürger zehn Jahre vor der wirklichen Erscheinung poetisch die Geschichte der kantischen Philosophie, in seiner Dichtung Lenore. Lenore bedeutet nämlich die Philosophie. Sie fuhr ums Morgenroth, d. h. um die Zeit des Anfangs der Aufklärung in Deutschland, empor aus schweren Träumen. Sie seufzt nach ihrem Messias, der hier mit einem romantischen Namen Wilhelm genannt wird. Wie dieser Gedanke weiter, oft glücklich, durchgeführt ist, wird jeder gern in dem Museum selbst lesen. “

 

1805

Bouterwek, Friedrich. Ueber Schiller´s Genie und Schriften. Neue Leipziger Literaturzeitung. 19. Julius

“Am wenigsten war Schiller als Aesthetiker zum Recensenten fremder Kunstwerke berufen. Nicht einmal über sich selbst konnte er, wie seine Briefe über seinen eigenen Don Carlos beweisen, ohne täuschende Spitzfiudigkeit räsonniren. Denn seine kritische Argumentation ging fast immer nur von einem interessanten Einfalle aus, den er an einem Gegenstande erprobte, indem er den Gegenstand zwang, sich nach dem Einfalle zu bequemen. Fremde Kunstwerke mass er noch dazu mit dem Maasstabe seiner eigenen Poesie. In der auffallenden Einseitigkeit, mit der er Bürgers Gedichte recensirt hat, erkennt man, bey aller Würde und philosophischer Vorbereitung, mit der diese Recension auftritt, nicht den liberalen Geist, der alles Verdienst, sey es auch dem seinigen noch so unähnlich, mit Wärme umfasst, und der vollends nie ungerecht wird zu Gunsten eines Einfalls. Schiller w ollte Bürger's poetisches Verdienst ganz unbefangen würdigen. Aber es misslang ihm, weil er seine Idealpoesie der Bürgerischen Naturpoesie zum stätigen Muster vorhielt. Er entdeckte auf diese Art die Schattenseite der Bürgerischen Poesie sehr bestimmt. Alle Fehler und Mängel derselben können nicht stärker und richtiger bezeichnet werden, als in Schiller's Recension, die den armen Bürger so tief verwundete, wie kaum einer der harten Schläge des Schicksals, die um dieselbe Zeit ihn trafen. Die schreyende Ungerechtigkeit dieser Recension beruht auch nicht so wohl auf dem Tadel, in welchem sie wenigstens immer zur Hälfte Recht hat, als auf der Kälte des einseitigen Lobes im Gegensatze mit der Wärme des Tadels. Das war es, was Bürger nicht verschmerzen konnte. Und wie würde Schiller selbst vor einer solchen Kritik bestanden seyn, wenn ein Recensent von seiner Beredsamkeit das Blatt umgekehrt hätte? Wie es auch gekommen seyn mag, dass Schiller den neueren Aufforderungen als Recensent in Literaturzeitungen zu glänzen, nicht Gehör gab; er konnte auf alle Fälle seine Zeit besser anwenden, als zum Recensiren.“

 

1805

Anonym. [zu Elise Bürger] In: Zeitung für die elegante Welt. Leipzig. Digitalisiert von Google.

“Vermischte Nachrichten.
[Sp. 272] Am 6ten März gab Madame Elise Bürger in Dresden ein Deklamatorium, welches, wie uns zwei darüber eingelaufene Berichte melden, sehr gefallen haben soll.

[Sp. 352] Aus Berlin. Madame Elise Bürger ist den 3sten April in Lessings Emilie Galotti als Gräfin Orsina mit großem Beifall aufgetreten, das Haus war sehr voll. Morgen gibt sie Ariadne und Emilie Falk, nachher die Königin Elisabeth, Johanna von Montfaucon usw. Herr Spohr, der im Verein mit Demoiselle Alberghi hier ein Konzert gab, kam nicht auf seine Kosten, der Saal war sehr leer.

[Sp. 391] Leipzig, den 20ten April 1805.
Madame Elisa Bürger ist bekannt, sie spielt besonders Anstands-Rollen, z.B. Milfort und Elisabeth und dergl. mehr.

[Sp. 403] Elise Bürger in Berlin. (19te April 1805) Madame Elise Bürger gab hier am Mittwoch, den 17ten dieses Monats Abends um 6 Uhr, im Saale des Nazionaltheaters, ein großes Deklamatorium. Ihr Anstand war ungemein edel, ihre Akzentuazion vollkommen rein, ihr mimischer Ausdruck richtig, ihre Sprache klar, voll und verständlich. Sie schien, als sie auftrat, etwas ängstlich, doch legte sich dieß bald. Den Anfang machte eine Ouvertüre von d'Alaprac. Dann deklamirte Mad. Bürger zwei Monologe aus dem vierten Akt der Iphigenie von Göthe, welche jedoch die Zuhörer kalt ließen, eben so wie die Ossiansche Klage Colma's um Salgar mit der Ritterschen Musik. Hingegen das Lied vom braven Manne, von Bürger, die Kraniche des Ibicus von Schiller, und vorzüglich der Taucher von Schiller, erhielten und verdienten allgemeinen Beifall. Von den selbst gedichteten Erinnerungen an Klopstock, Bürger und Gleim, war nur die an Gleim vortrefiich. In der an Klopstock, erregten der unpoetisch-herbe Name des Schöpfers der Messiade und der Beisatz: daß er jetzt an der Brust des Heilandes erwarme, eine widerliche Empfindung. Zum Beschlusse folgte das Blümchen Wunderhold von Bürger. Alles dieses wurde durch Zwischenmusiken von einander getrennt. Was in dergleichen einzelnen, im Grunde freilich nie sehr anziehenden Darstellungen geleistet werden kann, das leistete Madame Bürger.
   Wahrhaft ärgerlich waren die mannichfachen äußerlichen Störungen, die bei diesem Deklamatorium sich ereigneten, und es wäre kein Wunder gewesen, wenn Madame B. die Kontenance verloren hätte. Ihr Unmuth wurde wenigstens einige Male sehr sichtbar. Alle Augenblicke fiel im Orchester etwas, Pulte, Fidelbogen, Noten etc. Ab- und Zugehende knarrten mit den Thüren; ja, ein ungeschlachter H - - , begleitet von einigen, wahrscheinlich gleich ihm betrunkenen Leuten, drängte sich von hinten durch das einige Fuß erhabene Orchester, trat, von oben bis unten aller Welt sichtbar, mit der empörendsten Unverschämtheit, geradezu nur zwei Schritte neben Mad. B., da sie eben die Stelle von den Eumeniden in den Kranichen deklamirte, pflanzte sich endlich vorn an das Geländer und machte Männerchen hinab nach einer in der vordersten Reihe sitzenden Weibsperson, die, beiläufig gesagt, besser gethan hätte, ihren Platz weiter hinten zu nehmen. — Die Nachsicht des hiesigen Publikums bei solchen tollen Beleidigungen ist fürwahr unbegreiflich. — In London dürfte keiner sich das unterstehen.

[Sp. 919] Aus Leipzig, vom 23ten Septbr. 
 Hr. Blumauer, der als Rhapsode Schillers Macht des Gesanges mit Instrumentalbegleitung deklamirte, Opitz, der als Priester, und Mad. Bürger, die als Göttin einige Verse vortrefflich sprachen, Demois. Christ, die das himmlische Lied Schillers: Thekla eine Geisterstimme, mit hinreißendem Zauber deklamirte, und Mad. Hartwig, welche den Monolog aus der Jungfrau von Orleans ´Lebt wohl ihr Berge, ihr geliebten Triften´, treflich exekutirte, verdienen die ehrenvollste Erwähnung.“

 

1805

Michaelis. Christian Friedrich. Geist aus Friedrich Schillers Werken. Leipzig

“[S. 218] Bürger, als Dichter.

 Diese Fülle poetischer Malerei, diese glühende energische Herzenssprache, dieser bald prächtig wogende, bald lieblich flötende Poesiestrom, der Hrn. B.s Produkte so hervorragend unterscheidet, endlich dieses biedre Herz, das, man möchte sagen, aus jeder Zeile spricht, wäre es werth, sich mit immer gleicher ästhetischer und sittlicher Grazie, mit männlicher Würde, mit Gedankengehalt, mit hoher und stiller Größe zu gatten, und so die höchste Krone der Klassizität zu erringen. “

 

1805

F.-M. Musikalische Vergnügungen auf dem Lande. In: Allgemeine Musikalische Zeitung. No. 46  Digitalisiert von Google.

“[Sp. 739] Der Vorhang liess sich sanft herab. - Es herrschte einige Minuten lang eine Stille in unsrer kleinen Versammlung, die endlich das liebende Paar selbst unterbrach, mit Aeusserungen der Freude, dass jene traurige Zeit vorüber, und wenigstens diese Feyer durch keine Kriegesschrecken getrübt sey. - Da erinnerte uns auch bald die Musik, dass wir nun freudigere Scenen würden zu erwarten haben.
     Es ertönte, anfänglich in der Ferne, dann immer näher Zumsteegs Friedensmarsch aus der Lenore:
          Der König und die Kaiserin ...
 Er ging aber nicht, wie in der Ballade selbst, in die Molltonart über, sondern schloss in Dur. ”

 

1805

Musäus, Johann August. Der Schatzgräber.  In: Die deutschen Volksmährchen von Johann August Musäus. Herausgegeben von C.M. Wieland. Fünfter Theil. Digitalisiert von Google.

“[S. 208] Wer ihr in Wurf kam, Freund oder Feind, das kümmerte sie nicht, dem wußte sie in einem Athem neunerlei Schande nachzusagen. Sie verschonte selbst die Heiligen im Himmel nicht, und war mit ihrer Lästerchronik so gut bekannt, als Frau Schnips kurzweiligen Andenkens; nur glückte es ihr nicht wie dieser, von Freund Bürgers fruchtbarer Laune beschwängert, die Lacher auf ihrer Seite zu haben.”

 

1805

Haug, Johann Christoph Friedrich. Epigramme und vermischte Gedichte. Zweiter Band. Digitalisiert von Google.

“[S. 466]   
     An Louisen.
Amarant und Bürger priesen
Ihre Liebchen im Gesang.
Meine Leier tönt Louisen,
Ihr, nur Ihr mein Lebenlang.
Dichterischer sind erhoben
Nantchens Reize, Mollys Werth;
Aber - dich gerecht zu loben,
Ward mir Glücklichen bescheert.
Deines Herzens Engelgüte
Müssten Feindinnen gestehn,
Hättest du. - Wohl nirgends blühte
Blümchen Wunderhold so schön.
Weibchen! sang ich Schmeicheleien?
Log getäuschte Phantasie? -
Tugenden der Tugend leihen,
Kann's die Muse? - Sympathie,
Gegenhuld erschöpfend mahlen.
Mahlen. wie den Himmel wir
Liebend uns herunterstahlen,
Mahlen unsre Glutbegier.”

 

1805

Baur, Samuel. Der achte Junius. Gest. Gottfried August Bürger. Professor der Philosophie in Göttingen. In: Gallerie historischer Gemählde aus dem achtzehnten Jahrhundert. Zweiter Theil. April bis Junius.

"[S. 416] Giebt es irgend eine Dichtart, die noch jetzt ähnliche Wirkungen auf das Gefühl und die Gesinnungen der Menschen hervorbringen kann, wie sie die ursprüngliche Poesie, als sie noch keine Schriftstellerei, sondern lauter lebendiger Vortrag war, so mächtig und sichtbar hervorbrachte; so ist es die populäre Liedergattung. Und besaß irgend einer von unsern Dichtern das Talent, so zu wirken, in seinem ganzen Umfange, so war es Bürger, der Sohn des Pfarrers zu Wolmerswende [...].

[S. 421] Bekanntlich hielt Bürger, nicht ohne Einseitigkeit, nur Volkspoesie für ächte Dichtkunst, und er strebte darnach, seinen Gedichten Klarheit, leichte Verständlichkeit und Interesse für jedermann zu geben; daher sie auch von jedem Stande und Geschlechte gelesen, auswendig gelernt und gesungen werden. Ihr Inhalt ist immer wahr, lehrreich und originell, die Darstellung warm, oft anschaulich und mahlerisch, der Ausdruck, wo nicht stets erlesen, doch stark, klar und populär; und die Verse harmonisch, lieblich, fließend und gefeilt. So viel auch von seiner üblen Stimmung, gekränkten Stolze und getäuschten Hoffnungen in seine Gedichte übergegangen seyn und an ihnen haften mag, -- sie werden ihrer mannigfaltigen Flecken und der scharfen Rügen, die über sie ergangen sind, ungeachtet, sich noch lange unter uns erhalten, und der Name ihres Verfassers wird nicht untergehen. Die Natur gab ihm ein reges Gefühl für das Schöne, eine leicht sich entzündende Phantasie und eine Sprache, die das Empfundene kunstlos und Allen verständlich darstellte. Wenn er sich zuweilen zu wenig über die blos sinnliche Nachahmung erhebt, und zuweilen aus den Grenzen des Natürlichen und Wahren in die des Platten und Gemeinen verirrt; wenn er öfters, wo er die Sprache der Einfalt reden will, ins Tändelnde und Spielende fällt, und, wenn er auf kühnern Fittigen höhern Regionen zueilt, sich versteigt; wenn er endlich, von Unmuth hingerisse, sogar Gegenstände ergreift, die unter der Würde der Musen sind: so wollen wir auf der andern Seite nicht vergessen, daß uns derselbe Dichter auch kräftige, edle, wahrhaft rührende und fleckenlose Stücke geliefert hat."

Baurs Gedenkartikel in der ONLINE-BIBLIOTHEK

 

1805

Anonym. Über Friedrich von Schiller. In: Allgemeine Literatur-Zeitung 1805. Intelligenzblatt Nr. 98 vom 19. Juni Sp. 785-806. Hier nach Norbert Oellers: Schiller - Zeitgenosse aller Epochen, Frankfurt/Main 1970

“[S. 189] Wenige haben über Kant so geschrieben, wie er. Das macht, weil er mit eignem Reichtum über die Schriften dieses tiefen Denkers kam. Überhaupt schreibt der immer am besten, der mit Fülle der Kenntnisse leichte Beweglichkeit der Phantasie und Geschmack im Ausdruck verbindet, durch welche Eigenschaften Schiller nicht wenig zur Verbreitung der Kantischen Ideen über Asthetik beitrug. Seine eignen Ansichten veränderten sich dadurch so gänzlich, daß es Bürgern freilich fast unmöglich fallen mußte, auf ihn als den Rezensenten seiner Gedichte in der A. L. Z. zu raten. Zwar in seinem Gedicht ´Die Künstler´, diesem, in der didaktischen Gattung, nächst der ´Musarion´, vielleicht einzigem Werke, worin er seinen Gegenstand nicht nach historischen Tatsachen oder philosophischem Räsonnement darstellte, sondern nach dem Einflusse, den derselbe auf sein Leben geäußert hatte, und analog notwendig auf die Bildung jedes Menschenlebens äußern mußte, hatte er schon höhere Kunstansicht gezeigt; allein zur reinen Idealität der Kunst erhob er sich erst durch Kant. Mit diesen Ansichten, die seinen eignen früheren Gedichten den Stab brachen, ging er auch an die Beurteilung Bürgers. ´Die Leidenschaft der Parteien´ - sagt er - ´hat sich in diesen Streit gemischt, aber wenn alles persönliche Interesse schweigt, wird man der Intention des Rezensenten Gerechtigkeit widerfahren lassen.´ Wohl! hätte nur der Beurteiler den Dichter von dem Menschen getrennt! Wenn er aber sagte, der Geist, der sich in jenen Gedichten darstelle, sei nur darum kein gereifter, kein vollendeter Geist, seinen Produkten fehle nur darum die letzte Hand, weil sie ihm selbst fehle; so überschritt er damit weit die Grenzen seines Urteils, und mußte notwendig den hintangesetzten, vernachlässigten, an Gesundheit, Hoffnung und Glück verarmten Mann empfindlich kränken. Dies zu tun, war aber freilich auch seine Absicht nicht gewesen, sondem unbedacht übte er eine Strenge gegen den Fremden aus, zu einer Zeit, da er unerbittlich streng gegen sich selbst zu werden, und auch an seine Werke den höchsten Maßstab der Kunst zu legen anfing.“

 

1805

Hahn, Elise. Andenken an Teutsche Dichter. In: Der neue Teutsche Merkur.


             Bürger

Lieblich und hold hast Du, o Bürger ! im Liede
Die Höhen all´, und tiefe Rührung ersungen
Und wie Du griffst in die Saiten, sie klungen
Und lispelten, und nimmer wird man es müde!

Deiner Töne Leidenschaft und Lust und Friede
Sind tief ins Inn´re des Herzens gedrungen,
Faßlich für Alle, nichts ist da erzwungen,
Alles, es wehet, wie Feuergeist im Gemüthe !

Und der Liebe Thaten und Thränen und Freuden,
Minnig hast Du sie belobt und beschrieben,
Sinnig und kosend Märchen erdacht und erzählt;
Nambar bist Du, der Volkssänger , geblieben,
Unvergessen lebst Du im Buche der Zeiten,
Freundlich ist er, der Nachruhm, den Du dir erwählt!

     Elise Bürger   “

Andenken an Teutsche Dichter in der ONLINE-BIBLIOTHEK

 

1805

Anonym. Annalen der Hamburgischen Litteratur. In: Hamburg und Altona. Hamburg. Digitalisiert von Google

“[S. 166] ´Am Wege nahe dem Eingang in das Wäldchen steht in Gukkastenmann und lokt durch die heischeren Töne seiner Stimme, und durch die noch ungenießbarern seiner Drehorgel die Neugierde an, und dort hat ein Mimiker sein luftiges Marionetten-Theater am Wege aufgeschlagen und unterhält hinter seinem schmalen löcherigen Vorhang die Zuschauer mit Schwänken und Zoten, vor welchen Sittlichkeit erröthend entflieht. Dort hat ein Bänkelsänger seinen Tisch erhöht und preiset entstellte Lieder von Claudius, Gleim und Bürger an, welchen der Kenner nur mit Mühe ihre eigenthümliche bessere Gestalt ablauert. Neben Bürgers Leonore liegt der Pinneberger Correspondent (Bothe), liederliche Blätter eines erbärmlichen Sudlers, nach welchen das gemeine Volk eifrig greift und die viel zu spät ein Gegenstand obrigkeitlicher Ahndung werden.´ Der Pinneberger Bothe existirt freilich lange nicht mehr; aber nie sind schamlose, irreligiöse, zotenvolle und schmutzige Blätter in der Menge erschienen, als man sie jetzt allenthalben ausgestekt und zu verkaufen hat. Dieser in der That höchst wichtige Gegenstand sollte von der Polizei mehr beachtet werden.“

 

1805

Kindervater, Christian Victor. Bemerkungen. In: Der neue Teutsche Merkur, Dritter Band. Weimar

“[S. 295] Diejenigen Schriftsteller, welche mit Lebhaftigkeit und Einbildungskraft schreiben, und dem Jünglinge zuerst in die Hände fallen, haben auf seine ganze nachherige Geschmacksbildung einen unvertilgbaren Einfluß. Erkennt auch in den folgenden Jahren der Mann die ganz auffallenden Fehler solcher Schriftsteller; er bleibt ihnen dennoch in einem gewissen Grade gewogen, so wie seinen alten Schul- und Universitätsfreunden, wenn er gleich von diesem und jenem bekennen muß, daß nicht viel an ihm war. Ich habe in Betreff Bürgers - der mir auch als Jüngling nie recht behagen wollte, entweder, weil ich schon bessere Dichter gelesen hatte, oder weil ich einen einseitigen Geschmack habe - diese Bemerkung an mehreren gemacht. Bürger war ihnen, als Jünglingen, der Großfürst auf dem Teutschen Parnaß. In der Folge fiengen sie an, sich zu überzeugen, daß er der anax apollon wohl nicht seyn möchte, wofür ihn die liebe Studentenjugend gehalten hatte; aber ihre Vorliebe blieb dennoch. Was in den Jünglingsjahren mit dem Gehirne einmal, so zu reden, verwachsen ist; das wird nicht eher ausgetilgt, als dies die Natur das Gehirn selbst zerstört.“

 

1805

[Rez.] Lyrische Anthologie. Herausgegeben von Friedrich Matthisson. 1805-1806. In: Bibliothek der redenden und bildenden Künste. Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 351] Daß Herr Matthisson von dem Poeten im Superlativ, Herrn Ludwig Theobul Kosegarten, nicht weiter als zwey Gedichte aufgenommen hat, mag er bey den zahlreichen Verehrern des Schwulsts und des Bombasts verantworten. Durch die Aufnahme des berühmten, aber höchst incorrecten Liedes an die Freude, von Schiller, hätte Herr Matthisson dem Geschmack der rohen und ungebildeten Menge kein Kompliment machen sollen. Wir wissen von guter Hand, daß Schiller selbst diesem Gedicht, welches dem verstorbenen Bürger in seiner Parabel: der Vogel Urselbst, zu den Versen Anlaß gab:
   ´Freund, als in einer guten Laun
   Du über deinen Gartenzaun
   Der Göttinn Freude nach dich schwangst,
   Da ward mir doch ein wenig angst.´
in spätern Zeiten nur einen geringen Werth beylegte, ob er es gleich, wie manches ähnliche Product, nicht von seiner Sammlung ausschloß. “

 

1805

Funke, Carl Philip. Drittes Kapitel. Natur der geistigen Kräfte des Menschen. In: Naturgeschichte und Technologie [...]. Dritter Band, Wien und Prag. Digitalisiert von Google

“[S. 116]
     Der Geist muß denken. Ohne Denken gleicht
     Der Mensch dem Ochs und Eselein im Stalle

Bisher betrachteten wir die bloße Maschinerie des Körpers, seine einzelnen Theile und ihre Zuammensetzung, die Bewegungen und Veränderungen, welche dadurch hervorgebracht werden, und die nächsten sichtbaren Ursachen derselben. Indeß ist auch einigemahl des Nervengeistes und der Seele, als den eigentlichen unsichtbaren Triebfedern dieser Bewegungen, Erwähnung geschehen, deren Natur wir nun jetzt noch zu untersuchen haben. “

 

1805

Anonym. Oesterreichs letzter Kreuzzug nach Baiern, Ulm. Digitalisiert von Google

“[S. 5] Der Purpur schützet nicht für Tadel solcher Werke, wo ihr Gepräge nur das Fürstenherz entehrt.
  [...]
Wie Jesus ehedem die jüdischen Verkäufer aus ihrem Heiligthum, dem Tempel Gottes trieb; so trieb nun Bernadotte Oest'reichs geübte Läufer aus München, wo ihr Chef Gesetze stolz vorschrieb. Jetzt giengs, wie Bürger sagt, recht heisa! hopp! hopp! hopp! mit ihnen über Stock und Stein fort im Galopp.”

 

1806

Pilger, Georg. Ueber Assekuranzen überhaupt und Rindviehassekuranzen insbesondere. In: Ueber Rindviehassekuranzen ein leicht ausführbarer Vorschlag. Frankfurt am Main. Digitalisiert von Google

“[S. 10] Und - wie, wenn ein ehrlicher, aber in sehr dürftigen Umständen lebender Hausvater, für die Summe, um welche jezt ein Stück Rindvieh verkauft wird, keinen Kredit findet, wenn er gar kein Mittel in Händen hat, sich an die Stelle der Gefallenen wieder einen Ochsen oder Kuh anzukauffen? Er hat mitdenselben für sich und seine Familie Nahrung und Unterhalt verlohren. Wie tief empfindet den Verlust einer Kuh eine Wittwe — die von derselben sich — oft noch ihre Waisen - ernährte ? Wie wahr drückt ihre Empfindung das: ´Frau Magdalis weint' auf ihr leztes Stück Brod: usw. — im Mildheimischen Liederbuch aus?´
   ´Wie tief ich auf immer geschlagen nun bin!
    Was hab' ich, bist du erst verzehret!´
    Denn, Jammer! ihr Eins und ihr Alles war hin,
    Die Kuh, die bisher sie ernähret.

    — — sie klagte Abend und Nacht den Verlust,
    Und löschte ihr Lämpchen mit Thränen.

   Sie sank auf ihr ärmliches Lager dahin,
   In hofnungslosem verzagen,
   Verwirrt und zerrütter an jeglichem Sinn,
   An jeglichem Gliede zerschlagen.

   Früh that ihr des Hirtenhornes Getön
   Ihr Elend von neuem zu wissen.
   O wehe! nun hab ich nichts aufzustehn!
   So schluchzte sie nieder ins Kissen.

   Sonst weckte des Hornes Geschmetter ihr Herz,
   Den Vater der Güte zu preisen.
   Izt zürnet und hadert entgegen ihr Schmerz
   Dem Pfleger der Wittwen und Waisen - .´
Betrachtungen dieser Art machen bei jedem Menschenfreund den Wunsch rege, daß für diese Klasse von Menschen, die nicht selten unverschuldet ein so empfindlicher Verlust trift Hülfsanstalten vorhanden seyn möchten. Sie sind bis jezt selten — und doch sehr leicht zu errichten, wenn nur Beamte und Ortsvorsteher dazu guten Willen genug haben.“

 

1806

Anonym. Aus Leipzig. In: Zeitung für die elegante Welt, Leipzig. Digitalisiert von Google

“[Sp. 984] Bürgers Lenore, dieses vortrefliche Gedicht, das uns Andre' und Zumsteeg blos als Ballade beim Klavier zu singen in Musik gesetzt haben, ist vom Hrn. Kapellmeister Ant. Reicha aus Wien, welcher sich gegenwärtig in Leipzig befindet, als ein großes musikalisches Gemälde mir Arien, Rezitativen und Chören, mithin in dramatischer Form eines Oratoriums bearbeitet worden.
  Welcher wahre Freund der Künste würde nicht so neugierig seyn, dieses berühmte Gedicht auf diese Art mit der Musik verschwistert hören zu wollen. “

 

1806

Jördens, Karl Heinrich. Lexikon deutscher Dichter und Prosaisten.

“[S.258] Wenn Bürger auch das Ideal des Dichters, welches Schiller, der Recensent seiner Gedichte in der Allgemeinen Literaturzeitung, vielleicht selbst idealisch entwarf, nicht erreicht hat, so ist er demohngeachtet durch Wärme, Imagination, Laune, Feinheit, Deutschheit, Versifikation einer der schätzenswerthesten neueren Dichter. Die Natur in seinen Balladen, in denen er unstreitig den ersten Rang unter Deutschlands Dichtern behauptet, die Wahrheit in seinen Gedichten der Liebe, das Neue in seinen scherzhaften Gesängen, die Vereinigung des Dichterischen und Volksmäßigen haben ihn bei allen Ständen beliebt gemacht. Ein Fehler manches Gedichtes und mancher einzelnen Stellen ist das Derbe, Ueberstarke und Uebermäßige im Ausdruck der Empfindungen und in der bildlichen Darstellung der Gedanken; ein anderer, der noch häufiger vorkommt, war eine Folge seines, sonst löblichen, Bestrebens nach Popularität, das aber zuweilen ins Gemeine, Platte, oder wohl gar Ekelhafte ausartete. Nicht ohne Einseitigkeit hielt er nur Volkspoesie für wahre, ächte Dichtkunst, und sein einziges Bestreben gieng dahin, sich den Nahmen eines Volksdichters zu erwerben. Dieß Bestreben ist ihm auch, im Ganzen genommen, nicht mislungen. Verdient irgend jemand unter unsern Dichtern so zu heißen, so verdient es Bürger.”

Der vollständige Beitrag in der ONLINE-BIBLIOTHEK

 

1806

Anonym. Nachrichten. In: Allgemeine Musikalische Zeitung. No. 52. Digitalisiert von Google

“[Sp. 829] Das Wiedererscheinen der Mad. Meyer auf unsrer Bühne giebt uns manches alte, lang vermisste Stück zurück. So spielte sie am 5ten [Sept.] dieses die Lady Macbeth mit grauenvoller Wahrheit, und ward von Hrn. Mattausch, als Macbeth, trefflich unterstützt. Die wilde Ouvertüre und die ganz originellen Hexenchöre von Reichardt (Bürgers Text wurde hier beibehalten) interessirten ungemein. Hr. Weizmann gab die Hexenaltfrau, und wusste diese wunderliche, schwierige Aufgabe sehr gut zu lösen.“

 

1806

Fuhrmann, Wilhelm David. Bürger (Gottfr. Aug.). In: Die denkwürdigsten und verdienstvollsten Personen der alten und neuen Zeit. Zweiter Band. Als Anhang und Nachtrag zu J.G. Grohmanns historisch biographischem Handwörterbuch. Digitalisiert von Google.

“[S. 88] Dieser gepriesene Dichter Deutschlands und Volkssänger ward 1748 den 1 sten Jan. zu Wolmerswende im Fürstenthum Halberstadt geboren.

[S. 89] Schon als Dichter wurde er Deutschlands Stolz.

[S. 90] Als Dichter betrachtet, hat er unter den deutschen Balladendichtern den ersten Rang; denn an lebendiger Darstellungsgabe, an Wahrheit und Natur der Gemälde, an Stärke und Eindringlichkeit aller, auch noch so kleiner Züge, und an Schicklichkeit und Popularität des Ausdrucks übertrift er alle andere Dichter. Seine poetische Mahlerey hat Fülle, und sein Herzenssprache ist glühend - energisch. In seinen Gedichten trift man einen bald prächtig wogenden, bald lieblich flötenden Poesiestrom an, der sie so hervorragend unterscheidet; und aus jeder jeder Zeile fast spricht das biedere Herz. Er ist ein Dichter von mehr eigenthümlicher, als umfassender Phantasie; von mehr biederer und treuherziger, als zarter Empfindungsweise; von mehr Gründlichkeit im Ausführen, besonders in der grammatischen Technik, als tiefen Verstand im Entwerfen; mehr in der Romanze und im leichten Liede, als in der höheren lyrischen Gattung einheimisch; in einem Theile seiner Hervorbringung ächter Volkslieder, deren Kunststyl, wo ihn nicht Maximen und Gewöhnungen hindern, um sich ganz zu denselben zu erheben, Klarheit, rege Kraft, und zuweilen Zierlichkeit und eine seltene Größe hat. Volkspoesie hielt er (wie einseitig!) nur für ächte Dichtkunst; daher suchte er seinen Gedichten Klarheit, leichte Verständlichkeit und Interesse für einen Jeden zu geben. Er ward und ist der Liebling des Volks. Groß ist sein Verdienst um die Wiederherstellung der ächten Romanze; zwar ahmte er häufig die englischen Balladensänger nach, aber aus den ihm ganz angehörenden Romanzen sieht man die hohe Kraft seines Geistes.Die glänzendste, die Lenore sicherte ihm, wenn er auch sonst nichts gedichtet hätte, allein schon die Unsterblichkeit zu; der wilde Jäger, der Raubgraf, die Weiber von Weinsberg usw. sind auch vortrefflich. Die Fabel von der Europa in den neuen welt. hochdeutschen Reimen usw. ist von ihm ächt komisch u. musterhaft travestirt. Einige kleinere Stücke, die zum Theil romanzenartig, zum Theil Lieder im Volkstone sind, hat er frei und leicht, wie aus voller Brust gesungen. Mehrere seiner zarten und süßen Lieder auf Molly spielen Lust und Schmerz ins Herz, aber oft stürmisch. Dieses Uebermaaß von Leidenschaft und von Bildern machen sein hohes - von ihm selbst zu partheiisch allen übrigen - selbst der Lenore vorgezogenes Lied auf Molly, blos zu einem rhetorischen Prachtstück.

[S. 91] Das vernachlässigte und verachtete Sonnet brachte er wieder zu Ehren, und stimmte A. W. Schlegeln zur weitern Ausbildung desselben. - An Herrschaft über die Sprache, an kräftiger, durchaus lichtvollen Darstellung, an einem dem Sinn und der Empfindung angemeßnen Ausdruck, an Wohlklang, und an einer im hohen Grade vortrefflichen Versification übertrifft er Schillern. Nur war sein Geschmack nicht ganz gereinigt; einzelne Gedichte und einzelne Stellen verdienen auch Tadel. In seinen späteren Poesien herrschte eine ärgerliche Laune und in bitterer übermüthiger Ton. Zuweilen verirrt er sich aus den Gränzen des Natürlichen und Wahren in die des Platten und Gemeinen. Hie und da fällt er, statt die Sprache der Einfalt zu reden, in Tändelnde und Spielende. Dann versteigt er sich, wenn er auf kühnern Fittigen in höhere Regionen sich hebt. Von Unmuth fortgerissen, ergreift er oft Gegenstände, die unter der Würde der Musen sind. Dagegen hat B. auch kräftige, edle, wahrhaft rührende und fleckenlose Stücke geliefert.”

Der vollständige Beitrag in der ONLINE-BIBLIOTHEK

 

1806

Anonym. Uebersicht der Geschichte der deutschen Poesie seit Bodmers und Breitingers kritischen Bemühungen. Dritter Abschnitt. In: Nachträge zu Sulzers allgemeiner Theorie der schönen Künste. Achten Bandes erstes Stück.  Digitalisiert von Google.

“[S. 205] Am meisten von sich reden machten jedoch unter allen Lyrikern dieser Periode die Volksdichter. Wohl war bereits hie und da ein Wörtchen von Natur- und Volks-Dichtung gefallen und die Aufmerksamkeit der Deutschen auf sie gelenkt worden. Die Sammlung alt-englischer Balladen, die Percy besorgte, hatten auch in Deutschland Freunde gefunden; die fliegenden Blätter von deutscher Art und Kunst redeten ausdrücklich zu Gunsten der Volks-Poesie; und ein und das andere Lied im Volkston war in der That schon erklungen. Mit Ernst jedoch und bald mit unmäßiger oft lächerlicher Hitze fing diese Dichtungsart erst dann an, aufgenommen und bearbeitet zu werden, als Bürger im Winter 1778 [1773] mit seiner Lenore hervortrat. Diese so lebendige und doch so allgemein faßliche, so poetische und doch Jedermann ansprechende Ballade begeisterte, man darf es ohne Uebertreibung sagen, halb Deutschland und ergriff Alt und Jung, Gebildete und Ungebildete, Vornehme und Gemeine mit gleicher Gewalt. Der Ruhm des Dichters war auf einmahl gegründet und das Glück der Gattung durch Lenoren gemacht. Er, fortfahrend seine Leyer in den Volkston zu stimmen, und theils im May des deutschen Museums von 1776, theils in der Vorrede zur ersten Ausgabe seiner Gedichte Gemeinfaßlichkeit für das Siegel aller poetischen Vollkommenheit erklärend, fand mit jedem Tag neue Anhänger und sah Wirkungen, die ihn, wie er in der Folge bekannte, selbst überraschten.”

 

1806

Conz, Carl Philipp. Nachruf an Bürger. In: Gedichte. Digitalisiert von Google.

“[S. 170] Nachruf an Bürger.
   Lieblicher Sänger! Du schläfst so früh den heiligen Schlummer;
   Ach! Es weinen dich viel´ , unter den Vielen auch ich.
   Und ich weine nicht nur den Dichter, ich weine den bidern,
   Vielen verkannten, den Freund wein´ ich, o Guter! in dir.
   Wenn oft über dir schwer das Schicksal lastete, decke
   Leicht der kühlende Schoos heiliger Erde dich nun!
   Sänger! Dich liebten die Götter; sie gaben dir Böses und Gutes,
   Gaben zu mancherley Noth süßen Gesang dir ins Herz.
   Du bist nicht gestorben: Dein Lied lebt ewig, im Liede
   Lebst du, und nimmer verwelkt unter den Enkeln dein Preis.

[S. 324] Antwort uf des Schäfers Liebeswerbung
 (S. Bürgers Gedichte I.Thl. S. 235. Ausg. v. K. Reinhard.)
Nach dem Engländischen

Laß Lenz und Liebe nicht vergehn,
Und jeden Schäferschwur bestehn;
Dann locket mich dein Zeitvertreib,
Dann zieh´ich mit, und bin dein Weib.

Doch ach! mit Schneegestöber braust
Der Winter bald heran, es saust
Der kalte Strom, im Birkenhain
Verklingt das Lied der Vögelein.

Es haucht auf der beeisten Flur
Kein Balsam üppiger Natur;
Die Wollenheerde scherzt nicht mehr
Jetzt um die nackten Berge her.

Wohl Manches Lippe Honig trägt,
Der Galle doch im Herzen hegt;
Was froh begann mit Süßigkeit,
Zerrinnt am End´ in bittres Leid.

Dein Myrtenhut, dein Festgewand,
Dein Epheukranz, dein Blumenband
Sind herrlich in der Täuschung heut
Und morgen - nichts in Wirklichkeit.

Dein Wamms, verbrämt mit Schwanenfell
Mit Knöpfen von Krystallen hell,
Dein Bett auf Ros´ und Thymian
Lockt neu und nimmermehr mich an.

Wann Mai und Liebe nicht verblühn,
Und Lust und Jugend ewig glühn,
Dann locket mich dein Zeitvertreib,
Dann sag´ ich Ja, und bin dein Weib.”

 

1806

-b-u. Eulen nach Athen. In: Zeitung für die elegante Welt. Leipzig. Digitalisiert von Google

“[Sp. 281] Wie der berüchtigte Nachtvogel, mit dem dicken Katzenkopf und dem kurzen Hakenschnabel, der durch seine kreischende Stimme, durch sein schauderhaftes Blasen und Schnauben den Kindermuhmen schon zu tausend und aber tausend abenteuerlichen Gespenstermärchen Stoff gegeben hat, unter dem Prädikat eines Weisheitsvogels, als Liebling der Heroen Jungfrau Pallas Athene in die Menagerie der Götter gekommen sei, dürfte manchem mit Recht etwas sonderbar vorkommen. Der Kautz hat doch so gar nichts empfehlendes; denn was Bürger an ihm lobt,
  Minerva kommt durch ihre Gunst
  Noch dem Olymp zu Statten;
  Denn ihre Eule fängt mir Kunst
  Die Himmelsmäus und Ratten.
 ist doch in der That sehr unbedeutend, und erklärt nicht im geringsten, wie der Vogel, der das Licht scheuet und der Albernheit die Zunge löset, der Göttin der Weisheit, deren Licht leuchten soll vor den Leuten, zum Begleiter gegeben werden konnte. “

 

1806

Anonym. Ueber Gegensätze in poetischen Naturen. In: Zeitung für die elegante Welt. Leipzig. Digitalisiert von Google

“[Sp. 429] Interessant ist es nun, zu sehen, welche Dichtungsarten sich am liebsten bei einem Dichter vereinigen, und dadurch zugleich seine Gemüthsbeschaffenheit zu erkennen geben. — So wie sich oft von einer Dichtungsart auf das Daseyn einer andern schließen läßt, so kann man auch oft bei der einen voraussagen, daß die andere nicht vorhanden seyn werde. Wenn der Romanzendichter gern das Zufällige belebt, das Natürliche beseelt, und aus der Dunkelheit hervor eine geheimnißvolle Handlung webt, so läßt sich voraussehn, daß er auch in der Betrachtung der Liebe als des größten Geheimnisses sich gern verlieren, und ihre Macht, ihr Glück und ihre Launen gern besingen werde. Bürger kann hier zum Beispiele dienen. — Ein Anderer, dessen überströmende Geisteskraft sich gern über die Dinge erhebt, und das Einzelne beständig auf das Ganze, auf das Höchste, ja auf die Gottheit selbst bezieht, der Odendichter, der gleichsam auf einem Felsengebirge steht und mit seinen Blicken auf die Gegend hinschweift, wird nicht leicht ein Komiker werden, d. h. ein solcher, der ruhig und heiter in sich selbst das Spiel der Erscheinungen, die im leichten Kampfe mit einander immer Triumphe feiern ohne Sieg, vor seinem harmonisch geschlossenen Gemüthe vorübergeben läßt. Man denke an Klopstock oder an Schiller.“

 

1806

Anonym. [zu Elise Bürger]. In: Zeitung für die elegante Welt. Leipzig. Digitalisiert von Google

“Aus Leipzig
[Sp. 535] Mad. Bürger gab mir Gelegenheit, sie als Gräfin Terzky zu bewundern. Sie weiß zu sprechen und dringt in den Geist des Dichters ein.

Aus Leipzig vom 16ten Juny.
[Sp. 592] Mad. Bürger schien gar nicht gelaunt zu seyn; der 4ten, 5ten und 6ten Scene des 2ten Aktes fehlte Geist und Leben.

Aus Halle.
[Sp. 599] Am 7ten Juny gab Madame Bürger auf dem hiesigen Rathskellersaale ein Deklamatorium, welches sich von ähnlichen Versuchen, die wir hier von Zeit zu Zeit erlebten, sehr ehrenvoll unterschied. Von einem angenehmen, geschmeidigen Organ unterstützt, sprach sie mit so angemeßnem Ausdruck, mit so edlem Anstande, hier und da mit so vieler Empfindung und Lebhaftigkeit, und dabei doch überall mit einer so weisen Mäßigung, daß durchgehends ein sehr verständiges, künstlerisches Studium zwar nicht sichtbar, aber doch zu ahnen war, wodurch sie auch den, für einen Deklamator gewiß nicht leichten, Triumph erreichte, die Aufmerksamkeit und das Interesse gebildeter Zuhörer, auch bei den bekanntesten Stücken von Schiller und Bürger, fortdauernd zu fesseln. Wenn die Kritelei, als nachkommender, hinkender Bote, auch hier durchaus ihr Recht zum Mitsprechen behaupten wollte, so könnte sie vielleicht die talentvolle Künstlerin auf die, für ein Deklamatorium etwas zu stark markirte Mimik beim Sprechen tragischer Stellen aufmerksam machen. Ein mehreres dieser Art hinzuzufügen, wäre aber wohl ungerecht und undankbar.

Aus Leipzig vom 25sten Juny 1806
[Sp. 615]  Auch Mad. Bürger als Jolanda verdiente einen ausgezeichneten Beifall, und doch ward er ihr nicht. Warum? weil man sagt: sie deklamire zu viel. Wenn das auch oft der Fall ist, so muß man doch zu unterscheiden wissen, denn in dieser Rolle gibt es so viele Reden, welche sich nicht konversiren lassen, wo der Affekt steigen muß und Deklamazion nothwendig wird. Ihre schönste Szene ward durch Unruhe im Parterre gestört.

Aus Leipzig.
[Sp. 679]  Das trefliche Spiel der Mad. Hartwig und die richtige Deklamazion der Mad. Bürger verdiente in diesem Stücke eine dankbare Anerkennung.“

 

1806

Lüders. Kunst. In: Georgia, 14. May, Leipzig.  Digitalisiert von Google

[Sp. 457] Nach noch einigen Stücken, unter denen auch die Klage am Sarge Don Manuels aus der Braut von Messina war, vollendete unser Künstler [Karl Blumauers Deklamation in Altenburg am 14. April 1806] mit dem Blümchen Wunderhold von Bürger. Unschuldig, zart und doch bedeutungsvoll flossen von seinem Munde die lieblichen Bilder, und endlich sprach seine eigene Bescheidenheit - dieser höchste Schmuck bei solcher Kunst - in den letzten drei Worten sich aus. “

 

1806

S. Aus Prag. In: Abend-Zeitung. Dresden, Leipzig.  Digitalisiert von Google

“[S. 45] Eine liebliche Frucht aus dem Hesperidengärten der Kunst, ist bei uns eine zu seltene Erscheinung, als daß ich länger mit einer Nachricht von Tomascheks Musik zu Bürgers Lenore zögern könnte.
   Die Wahl des Künstlers ist nicht ganz glücklich, denn das Gedicht hat eine zu vorherrschende epische Tendenz, als daß eine so einzig auf Subjektivität beschränkte Kunst, als die Musik ist, dem Dichter nachzubilden vermöchte. Doch darf man dieses Musikstück nur von der himmlischen Stimme unsrer Duschek hören, um diesen Fehler größtentheils zu vergessen, und einzugestehen, er habe alles gethan, was der Tonkünstler hier zu leisten vermochte. Hätte der Inhalt des Textes ihm erlaubt, durchaus, wie er es Anfangs that, das Epische der Ballade ins Recitativ zu werfen, so würde dadurch das Lyrische mehr vorgehoben, und das Ganze sich kräftiger ausgenommen haben.
   Ich glaube behaupten zu können, daß noch keiner der zahllosen Compositeurs dieses Gedichts eine so glänzende Musik dazu geliefert hat; sie ist voll Großheit und nähert sich dem Charakter des Cimarosa. Mit Bedauern erkennt man, daß, wenn der Künstler diesen Aufwand von Kunst und musikalischer Kenntniß an ein mehr belohnendes poetisches Werk gewandt hätte, es hinreichend wäre, seinen Ruhm zu gründen.“

 

1806

Anonym. Bürgers Leonore. (Nach Jördens.) In: Elysium und Tartarus, 17. August. Weimar. Digitalisiert von Google

“[S. 250] Dieß Stück hat und wird immerfort für den Hörer und Leser viel Anziehendes behalten. Welcher furchtbare, rauhe Hexen- und Mitternachtston, den man nicht stärker empfinden kann, als wenn man unmittelbar vorher die Nachtfeier gelesen hat. Kaum sollte man es glauben, daß eine Leier so verschieden tönen könne.
   Nur findet sich vielleicht der Kritizismus eines und des andern Lesers durch einige entlehnte Züge beleidigt. ´Den Hagedorn durchsaust der Wind´ sind Worte Edgars in König Lear. ´Hat's Raum für mich?´ ist aus Hannchens Geist entlehnt. ´Der Ruf des Hahns und das Wittern der Morgenluft´ versetzt, man wolle der nicht, in den Hamlet, die Lilienhande sind ebenfalls Hannchens. ´Ausstreckt sie ihre Lilienhand.´ - Solche entlehnte Züge können immerhin sehr schicklich ins Kanze gepaßt seyn, können vielleicht von Hunderten nicht bemerkt werden, aber für den Einen (Auserwählten) der sie bemerkt, sind sie ein wahre Plage, u.s.w. - Welch eine kleingeistige, süffisante Krittelei, welche Kritik unter aller Kritik! Zugleich ist dieses ein Pröbchen von Rezensentenstil, wie er noch heutiges Tages in vielen unserer öffentlichen Blätter üblich ist. Mit dem gänzlichen Mangel an Sinn für Auffassung von Charakter, Idee, Genie, Originalität, als den höhern und poetischen Gesichtspunkt eines Werks, verbinden diese Herrn eine ängstlich grammatische Federnleserei, oder kramen so wie hier, die profunde Weisheit ihrer Lektüre aus. Uns ekelt noch ein Wort weiter über diese Abgeschmacktheiten, die man bei den Deutschen Geschmack und Kritik heißt, weiter zu verlieren, sonst wäre es uns ein leichtes, selbst diese Reminiszenzenjagd auf einen so hohen Grad zu treiben, daß Raphael am Ende ein Nachahmer des Perugino, Göthe ein Nachahmer von Voß, und Schiller, wegen einiger leicht aufgefundener Stellen, aus der Iphigenia, ein Nachahmer von Göthen genannt würde. Denn daß allem echten Stil, wie man bei den Griechen sieht, in allgemein ein Verwandtes zum Grunde liegen soll, da scheint den Augen dieser Herren, die selbst Maniristen sind, bis jetzt völlig verborgen zu seyn, und sie würden das griechische Profit des Phidias, wenn sie es beim
Praxiteles wieder fänden, ohne weitere Umstände, für ein entsetzliches Plagiat erklären. So originell sind jetzt unsere Kritiker! “

 

1806

Anonym. Uebersicht der poetischen Litteratur. Sechzehnter Brief. In: Bibliothek der redenden und bildenden Künste. Ersten Bandes Erstes Stück. Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 120] Sie kennen nun das Größte und Kleinste, das Sinnvollste und Sinnärmste, das Gehaltreichsts und Gehaltleerste, das Höchste und Gemeinste, das Ernsteste und Spielendste, wodurch wahres und vermeintes Genie, Verstand und Unverstand, Geschmack und Ungeschmack die lyrische Poesie der Deutschen erhoben und erniedrigt, geadelt und entadelt, geehrt und beschimpft hat. Aber zwischen diese beyden äußersten Endpunkte drängen sich noch eine Menge lyrischer Versuche, die zum Theil gerechte Ansprüche machen, zum Theil sie machen zu dürfen glauben. Ich werde auch hier bescheiden im Mittheilen seyn.
     Die Dichter, deren Ansprüche jeder unbefangene Deutsche willfährig unterschreiben wird, sind, wenn ich nicht irre, für Sie lauter alte bekannte Namen. Des poetischen oder vielmehr des gesammten litterarischen Nachlasses des trefflichen Bürgers hat sich sein Freund Karl Reinhard angenommen und ihn in vier Bänden (Göttingen 1796) herausgegeben. Sie wissen, was Schiller alles im Jahr 1791 an dem guten Bürger zu kritteln und zu meistern fand, und wie viele der Meinung waren, es sey um den Angegriffenen geschehen. Dieß ist glücklicher Weise nicht der Fall gewesen. Der Schlag hat mehr gestreift, als getroffen, mehr betäubt, als niedergeworfen, und der Poet sich wieder erhohlt. Es ist Bürgern gegangen, wie mehrern Naturkindern. Sie sehen sich zuweilen durch die Finger, in der Hoffnung, daß man ihnen den kleinen Verstoß gegen das Herkömmliche, ihrer übrigen guten Eigenschaften wegen, verzeihen werde, oder ahnden woht gar im Gefühl ihrer Gutmütigkeit nicht, daß sie einen
Verstoß begehen. Da ärgert sich dann der abgerundete vollendete Weltmann, daß die Leutchen so wenig auf sich Acht haben, legt seinen Maaßstab an ihr Benehmen und ruft: Nun seht mir einmal den Abstand von der Linie des Feinen und Schicklichen! So verfuhr Schiller mit Bürgern. Schillers reinem Geschmack und unablässigem Streben nach dem Höchsten konnte freylich Bürgers nicht vollkommen ausgebildete dichterische Individualität unmöglich durchgängig gefallen. Aber es war Ungerechtigkeit, den ganzen Dichter auf das schnödeste zu behandeln, weil er nicht genau das war, was er hätte seyn können und, (warum sollte man es nicht einräumen?) seyn sollen, und arge Sophisterey, die harte Rüge hinter drein mit dem Vorwande zu entschuldigen, ´man dürfe und müsse ein solches Individuum unter den höchsten Maaßstab der Kunst stellen, weil es Kraft in sich habe, demselben, sobald es ernstlich wolle, genug zu thun.´
   So wenig es Schillern gelungen ist, Bürgern tiefer zu stellen, als dieser sich selbst gestellt hatte, so wenig hat er vermocht, seinen Freund Matthisson durch das mehr kunstreiche als künstlerische Urtheit in der A. L. Z. von 1794 höher zu heben, als dieser verdiente.“

 

1806

Anonym. Rez. Reisen durch einen Theil Deutschlands, vorzüglich durch Sachsen, Thüringen, Franken u.s.w. In: Allgemeine Literaturzeitung, Halle und Leipzig. Digitalisiert von Google

“[Sp. 534] Seit dieser Zeit heisst der Felsen die Keuschheitsprobe; der Vf., voll Enthusiasmus ob dieser That, besingt das Mädchen von Pirna oder die Keuschheitsprobe in einer Romanze von 16 Strophen (nach Bürgers Lenore), die aber ganz misslungen ist.“

 

1806

Anonym. Literarische Musterung für eine Dame. In: Journal des Luxus und der Moden, Weimar, August

“[S. 481] Besonders aber waren es zwei, welche, indem sie muthiger diesen Pfad betraten, zugleich am mächtigsten auf die Nation wirkten, und als eigentliche Volkssänger vor andern zu betrachten sind, Bürger und Göthe. Der letzte von diesen mag es wohl eigentlich gewesen seyn, dessen freundschaftlicher Umgang mit Herdern diesen auf jene Betrachtung der Volkspoesie lenkte, so wie er selbst ganz in jenem Geiste dichtete. Gleichwohl hat man ihn in diesem Sinne minder beachtet, und Bürger war es, den man vorzugsweise mit dem Beinamen des Volksdichters bezeichnete. Bei Untersuchung des Grundes dieser auffallenden Erscheinung dürfte sich wohl ergeben, daß man Bürgern einen Volksdichter genannt hat in Hinsicht auf den Character der Masse des teutschen Volks, welchen Character Bürger selbst an sich trug und kräftig in seinen Werken ausprägte. Dieser Character besteht in Derbheit, Tüchtigkeit, Geradheit, Biederherzigkeit, welche, auch wo sie etwas plump auftritt, immer noch das Wohlwollen fesselt, in einer verständigen Ansicht der Dinge und moralischen Tendenz. Alles dieses findet man ächt und kernhaft bei Bürger, und da er nun überdies Stoffe wählte, wie sie in den Sagen des Volks leben, in der Behandlung die Eigenthümlichkeiten des Volkscharacters vorwalten ließ, ja bis auf Tändeleien herab sich ihnen anschmiegte, so war jener ihm vorzugsweise ertheilte Beiname nicht zu verwundern, obschon bisweilen von dem, was Herder forderte, wenig sichtbar ist. Bürger selbst aber hielt sich nicht in diesem Sinne für einen Volksdichter, und - hier folgt mein zweites Actenstück.“

 

1806

Anonym. Romans. In: JOURNAL GENERAL DE LA LITTÉRATURE ÉTRANGÈRE [...]comprenant les mois de Janvier à Juin. Paris, Strasbourg. Digitalisiert von Google

“[S. 316] Des Pfarrers Tochter, etc.; La Fille du Curé de Taubenhayn, histoire. Nouv. édition. in 8°. Même adresse. 1 rxd. “

 

1806

Langbein, August Friedrich Ernst. Macht der Schmeicheley. In: Thomas Kellerwurm. Berlin. Digitalisiert von Google

“[S. 75] Sie hielten auch mit dieser Ueberzeugung nicht hinter dem Berge, sondern kamen in Schaaren, dem schönen Trudchen zu huldigen, und Minnesold zu empfangen. Aber sie theilte keinen aus; denn die jungen Flattergeister standen bey ihr in dem Verdacht, sie hätten meistens den Wahlspruch: ´Ein andres Städtchen, ein andres Mädchen!´ Drum ließ sie sich gar nicht mit ihnen ein, sondern befolgte Bürgers Warnung:
    ´Traut, Mädchen, leichten Rittern nicht!
    Manch Ritter ist in Bösewicht.
    Sie löffeln wohl und wandern
    Von einer zu der andern,
    Und freien keine nicht.´ .-
Mit dem einzigen Herrn von Pampel machte das vorsichtige Trudchen eine Ausnahme. Er schien ihr zu schwer und zu gediegen, als daß er flatterhaft seyn könnte “

 

1806

Anonym. Von deutscher Landmiliz oder über Eins, was Uns jetzt Noth thut. In: Elysium und Tartarus. 14. September. Weimar. Digitalisiert von Google

“[S. 280] Denn was ihr auch dawider sagen möcht: so ist und bleibt es doch ein höchst unnatürlicher Zustand, daß eine große und kräftig gebildete Nazion, sich ihre Vertheidiger vom Don und den Uralischen Gebirgen kommen läßt, während die eignen Männer aus ihrer Mitte ruhig dasitzen, die Hände in den Schoß legen, oder höchstens Anstalt machen, die Thaten aufzuzeichnen, die andere Bürger für sie ausüben sollen.
      ´Wer nicht für Freiheit sterben kann,
      Er ist der Peitsche werth;
      Ihn peitsche Pfaff und Edelmann,
      An seinem eignen Heerd"!´   Bürger “

 

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