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Bürger-Rezeption
 

Bürger-Rezeption Volltexte 1826-1828

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1826

A.v.S. Zeitung der Ereignisse und Ansichten.  In: Der Gesellschafter  47stes Blatt  24. März

“ [S. 236] Rathenow. In unserm Städtchen haben wir auch ein Carnaval gefeiert, wie die Berliner, d. h. ein langweiliges; und wenn in Berlin die Oper mit ihrem alten Repertoir noch das Beste war, so ist es auch hier das Theater gewesen, in welchem gar manches Alte wenigstens uns neu erschien. Hr. Krauseneck, der früher mit seiner Truppe in Spandau gute Geschäfte gemacht, findet hier die lebhafteste Theilnahme. Früher waren oft Schauspieler-Gesellschaften hier, aber welcher Art! Einmal lachte man über den Unsinn, bald aber ekelte dies Treiben an und das Haus blieb leer. Haus? Nein, der Saal, aufrichtig zu gestehen! Jetzt aber geht es anders, und unsern guten Rathenowern genügt die Truppe. Zwar giebt's auch hier gewisse Mäkler, die Alles tadeln, und so den Unbefangenen den Genuß rauben. Bitteres läuft überall mitunter; aber - Repertoir-Streitigkeiten behemmen wenigstens den Thespis-Karren nicht. Was das Aeußere anbelangt, so war der Saal recht artig dekorirt, ja ein Kronleuchter mit Wachslichtern schmückte ihn! Die Dekorationen waren, wie die Anzüge, zwar nicht prächtig, doch reinlich; die Herren spielten zum Theil gut, die Damen weniger, jedoch interessirt die erste Liebhaberin, eine Demois. Bürger, gar viele hiesige Herren. Das ist überall so und ohne auf die wirklich hübsche Demois. Bürger zu sticheln, so meine ich, daß, wo eine Truppe ist, auch den häßlichsten Schauspielerinnen die Cour gemacht wird. Geht's in Berlin nicht eben so - Exempla sunt odiosa! - aber es strebt ja jede Jungfrau nach einem Liebhaber, warum sollt´ es nicht die Schauspielerin thun? “

 

1826

Anonym. Kritik: Lilienblätter und Zypressenzweige [von Elise Bürger]. In: Didaskalia, Frankfurt a. M.  Digitalisiert von Google

“[Freitag, 25. August] Wer aus dieser Einleitung schlösse, auch unsere Verfasserin sey zu jenen kleingeisterischen Dichterlingen zu rechnen, würde sich bei Durchlesung der meisten ihrer Gedichte zu seinem Vergnügen getäuscht finden. Den Ref. haben vorzüglich die geistlichen Inhalte angezogen. “
 

Der vollständige Beitrag in der ONLINE-BIBLIOTHEK

 

1826

Fidelis. Die lyrische Poesie der Deutschen. In: Der Gesellschafter. 141stes Blatt 4. September

“[S. 706] Noch aber blieb die Gegenwart selbst unversorgt: denn der Dichter hatte sich, wie gesagt, in die Vergangenheit zurück gerettet und beschwor im heiligen Dunkel ihrer Eichen die Schatten ihrer Herrlichkeit, oder er flüchtete sich mit allen seinen Kräften nach oben und sang die Himmel und das große Werk der Erlösung, weil die Erde nicht Macht genug besaß, ihn fest zu halten. - Jetzt aber folgte Bürger mit seiner volltönenden Lebenslust und hinreißenden Begeisterung, die, was noch schlummerte, allmächtig empor rüttelte; Hölty, in dessen treuem Herzen das Herz seines Vaterlandes schlug, und der es wieder zum rechten Fühlen zurück führte; Herder, der den Dreiklang von Kunst, Philosophie und Religion zuerst aussendete, und so viele Andere, die wir hier nicht zu nennen brauchen, da sie im Gedächtnisse ihres Volkes fortleben. Mitten unter ihnen erhoben sich Goethe und Schiller, so eigenthümlich, so abgeschlossen, und dabei so gewaltig und reich ausgestattet, daß sie bald alle Andern überflügeln und das in sich vereinigen sollten, was Jeder bisher einzeln gewirkt. Sie sind so durch und durch nationell, daß sich ihnen die Nation auch ganz hingeben, sie ganz in sich aufnehmen mußte. Die beiden Hälften aller Kunst, Idee und Leben, reichen sich aus ihren Werken die Hände, und bringt der Eine die Idee in´s Leben, so führt der Andere das Leben der Idee entgegen. Sie erscheinen als die Gründer zweier Schulen, deren jede in ihrer ursprünglichen Reinheit eine Seite des deutschen Charakters umfaßt: Schiller die subjektive, Goethe die objektive; Ersterer die lyrische, und Letzterer die epische Poesie.“

 

1826

S. Zeitung der Ereignisse und Ansichten. In: Der Gesellschafter. 74stes Blatt 10. Mai

“[S. 375] Berlin. Eine für jeden Freund und Kenner unserer vaterländischen Literatur ungemein erfreuliche Erscheinung ist ´G. A. Bürger´s Lehrbuch des deutschen Styls, herausgegeben von Karl von Reinhard´ (Berlin, in der Schüppelschen Buchhandlung, 1826). Der um des verewigten Dichters schriftstellerischen Nachlaß schon so vielfach bemühte Herr Herausgeber hat sich dadurch ein neues Verdienst erworben, indem er hier die Vorlesungen mittheilt, welche Bürger über die Theorie der deutschen Sprache und Schreibart, seit dem Antritt seines Lehramtes auf der Universität Göttingen, bis zu seinem Tode, mit besonderer Vorliebe sie fortgesetzt berichtigend und erweiternd, hielt. Das Werk schließt sich an des unsterblichen Verfassers, ebenfalls vor Kurzem erst erschienenes ´Lehrbuch der Aesthetik´, und kommt gerade jetzt, wo die so entschieden merkantil gewordene Richtung unserer Literatur so viele unserer Tagesschriftsteller zu einer so unverantwortlichen Vernachlässigung der guten Schreibart in unserer herrlichen Muttersprache geführt hat, zur rechten Zeit! - Die Methode und Anordnung des Stoffes ist musterhaft, und schon deshalb ist dieses Werk allen Universitäts- und Schul-Lehrern zur künftigen Grundlage bei ihren Vorträgen über den deutschen Styl nicht genug zu empfehlen. Einen nicht minder vorzüglichen Werth behauptet es aber auch durch die darin niedergelegten Resultate der scharfsinnigst prüfenden Benutzung alles dessen, was Burger's Vorgänger, zu allen Zeiten und in allen gebildeten Sprachen, über die Grundsätze dieser Kunst geschrieben haben, in welcher er selbst als ein unübertroffener Meister anerkannt werden muß. Zugleich enthalt das Buch, eben deshalb, eine überaus reichen Schatz der treflichsten kritischen Notizen über die Theorie und den Styl der Classiker alter und neuer Zeit; besonders auch über Adelung, was uns vornehmlich bedauern läßt, daß es Bürger´s so innig geistes- und herzensverwandtem Freunde, unserm nun auch dahin geschiedenen Joh. Heinr. Voß, nicht mehr zu Gesicht gekommen ist.“

 

1826

Döring, Heinrich. G.A. Bürger´s Leben.

"[S. 309] In diese Zeit fiel auch die bekannte strenge Recension seiner Gedichte, worin Schiller die schwache Seite der Poesie des so allgemein gefeierten Sängers aufgedeckt, und von den Vorzügen, die Bürgers Gedichten die Unvergänglichkeit sichern, nur im Allgemeinen etwas gesagt hatte.[...] Man muß sich wundern, wie Bürger durch eine Recension, die doch eigentlich nur einige abgerissene Gedanken über Objectivität und Idealität der Poesie enthält, sich so tief verletzt fühlen konnte. Allein das metaphysische Gewand, worin sie gekleidet ist, imponirte ihm gar sehr, und er wußte seiner Antikritik kein gleiches Prunkkleid anzupassen. Schiller´s Absicht war es übrigens keineswegs, gegen Bürger´n ungerecht zu seyn; allein seine Theorieen über Schönheit, Anmuth und Würde, die er damahls immer vor Augen hatte und weiter ausbildete, hatten ihn verleitet, auch an einen andern Dichter den strengen Maßstab zu legen, dem er damahls seine eigenen Gedichte unterworfen hatte.

[S.382] Trotz dem großen Beifalle, den das Publikum der ´Lenore´ zollte, ist Manches darin von Kunstrichtern als nicht zulässig getadelt worden. Den meisten Anstoß fanden die häufigen Hopp hopp, hurre, hurre, husch, husch, husch u.s.w., die vorzüglich Schiller in seiner früher erwähnten Kritik nicht gelten lassen wollte. Aber Bürger hat dadurch, wie uns dünkt, die lebhafte Darstellung noch um einige Grade gesteigert. Diese Eigenheiten, von denen sich in der ´Lenore´ die ersten Spuren und Keime vorfinden, gehören, so wie die häufigen Alliterationen: durch Korn und Dorn, mit Sang und Klang u.s.w. zu Bürgers nachheriger Manier, die etwas eben so Auffallendes hat, als sie bei allem Wechsel der Gegenstände sich gleich bleibt. Aber bei aller Kraft und Keckheit im Ausdrucke, wird sie nicht selten roh und derb in Versinnlichung der Stoffe und Betrachtungen oder Empfindungen. In einer gewissen kräftigen Natürlichkeit sich gefallend, hielt es Bürger für Ziererei, daran Anstoß nehmen zu wollen. Auch schien er das zurück stoßend Leidenschaftliche nicht zu fühlen, das z.B. in der Elegie ´Als Molly sich los reissen wollte´, und in der Ballade ´Lenardo und Blandine´ liegt, während man in der ´Entführung´ eine nicht selten überflüssige Häßlichkeit der dargestellten Sitten findet.

[S. 383] Nur einige Mahle hat Bürger den ihm eigenthümlichen Volkston verlassen, um sich in andern Gattungen der Poesie zu versuchen. Dieß geschah in seiner ´Nachtfeier der Venus´, in seinem ´Hohen Liede´, und in seinem Gelegenheitsgedichte bei der Feier des Göttingischen Universitäts-Jubiläums im Jahre 1787. In künstlerischer Hinsicht, vorzüglich was Sprache und Versbau anlangt, zeigte er sich hier von einer sehr glänzenden Seite: aber sein eigentliches Fach war die Ballade. In dieser Gattung gebührt ihm unbestritten ein sehr hoher Rang, und hier muß seine lebhafte Darstellung, die Wahrheit und Natur seiner Gemählde, die Stärke und Eindringlichkeit jeder, auch der kleinsten Züge stets geltend gemacht werden, wenn ihn auch jemahls der schwankende Geschmack des Zeitalters verdunkeln sollte."

Dörings G. A. Bürger´s Leben in der ONLINE-Bibliothek

 

1826

C. F. Gottfried August Bürger. In: Deutscher Ehren-Tempel.

“[S.103] Ich müsste besorgen, dem Zweck dieser Blätter entgegen zu handeln, wollt´ich über Bürger´s wohlverdienten Dichterruhm mich hier weiter verbreiten, oder, zu dessen weiterem Beleg, mich einer ausführlichern Analyse seiner einzelnen poetischen Schöpfungen unterziehen. Auch ohne diess wird die Behauptung: dass Bürger (ungeachtet der bekannten Schillerschen Recension in der allgemeinen Literaturzeitung, welche den Dichter, ganz gegen die Absicht des Urhebers, so schmerzlich kränkte) für jede Zeit als einer der ausgezeichnetsten deutschen Original-Dichter dastehe, von keinem einsichtsvollen Kenner seiner Werke angefochten werden. Er ist es, sofern nicht der Stoff an und für sich, sondern die über alle Nachahmung erhabene Behandlung desselben Anspruch auf Originalität giebt; er ist es, wenn ächtes Gefühl, Kraft und Fülle der Darstellung, Feuer der Einbildungskraft, eigenthümliche Laune der Natur, verbunden mit dem entzückendsten Wohlklang der Verse, wahren Dichterberuf beurkunden. Die Fehler seiner Dichtung lassen sich grösstentheils auf Rechnung seines, nicht ganz geläuterten Begriffs von Volkspoesie schreiben, der er vor Allem nachstrebte.”

C. F. Gottfried August Bürger in der ONLINE-Bibliothek.

 

1826

Anonym. Von gelehrten Sachen. In: Staats und Gelehrte Zeitung, 20 December, Hamburg.  Digitalisiert von Google

“Bürgers Verdienste bedürfen keiner Empfehlung. Seine Gedichte leben im Munde des Volks. An Gewandheit, Zartheit, Volkstümlichkeit des Ausdrucks, an Innigkeit und Lebendigkeit des Gefühls und der Erfindung verdienen wenige neben ihn zu stehen; wenige hatten, wie er, unsre Sprache in ihrer Gewalt. Darum kann eine Sammlung, in der man das Beste und literärisch Interessanteste, das der Dichter schuf, vollständig beysammenfindet, nicht anders als willkommen seyn. Die ersten beyden Bände füllen die Gedichte; den dritten und vierten die Uebersetzung der Ilias, den fünften andre Uebersetzungen (unter andern Macbeth und Stücke ans Ossian), den sechsten und siebenten Vermischte Aufsätze über Literatur, Kritik etc. und die lehrreichen Vorreden zu den ersten, von Bürger selbst besorgten Ausgaben seiner Gedichte. Der Verleger hat diese verdienstvolle Sammlung neuerdings durch die so eben erschienene Lebensbeschreibung Bürgers von Döring (den 8ten Bd.) ergänzt, in welcher man Alles gesammelt findet, was zur Kenntniß der Lebens- und Leidensgeschichte des vielgeprüften Dichters und zur Geschichte und Kritik seiner Werke erforderlich ist.“

 

1826

Anonym. Zweiter Brief. In: Briefe über den Dichter Ernst Wagner (Hg. Friedrich Mosengeil), Erstes Bändchen, Schmalkalden. Digitalisiert von Google

“[S. 16] Wagner war es, der mir zuerst Bürgers Lenore vordeklamirte, so wie nachher zur Verstärkung des Effektes seine geliebte Philippine, (die jüngere unverheirathete Schwester; ein weniger hübsches, als kluges, feingebildetes Mädchen,) sie mir zum Klaviere, — irre ich nicht, nach einer Komposition von André, — vorsang. Der Zuhörer kam ganz außer sich über dieses Gedicht, so daß die Sängerin einmal mitten im Gesange laut zu lachen anfing; denn ihr Blick traf zufällig ein starr angaffendes Gesicht, dessen Besitzer Mund und Augen weil aufgethan, und überhaupt bei diesem unaussprechlichen Genuß des inneren Menschen, alle Aufmerksamkeit auf den äußeren gänzlich verloren hatte. — Tage- und wochenlang wurde ich das ´Graut Liebchen auch´ nicht wieder los.“

 

1826

Stöber, Ehrenfried. Kurze Geschichte und Charakteristik der schönen Literatur der Deutschen.

„[S. 175] Seine Gedichte sind, wie er selbst war, keck und derb, treuherzig, innig sich anschmiegend, voll Leben und Lebenslust, hinströmend aus frischer Quelle. Ein Volksdichter wollte er werden, im poetischen Sinne des Wortes, und er wurde es. Er war der erste unter den neuern deutschen Sängern der sich diesen Nahmen mit Recht erwarb. Freilich führt ihn sein Streben nach Popularität oft bis an die Grenzen der Trivialität; dennoch aber ist ihm sein Vorsatz, die Imagination und das Gemüth der Menge durch Romanzen, Balladen und Lieder poetisch zu bewegen, trefflich gelungen. Die Bürgerische Romanze kann als eine besondere Gattung angesehen werden. Sie fand viele  Nachahmer, die aber meistens das Fehlerhafte, Allzugroteske, so hoch steigerten, daß das Tragische geradezu lächerlich wurde. Bürgers grauenerregende Leonore, ein poetischer Geisterspuck, wurde von so vielen auswendig gelernt, daß sich dieses Gedicht durch die Tradition hätte erhalten können, wenn es auch aus der Literatur verschwunden wäre; auch viele seiner übrigen Poesien giengen von Munde zu Munde. Wir erinnern nun noch an das Lied vom braven Mann, die Weiber von Weinsberg, das Mädel das ich meine (zart und poetisch), Lenardo und Blandine, die Nachtfeyer der Venus. Seine Gedichte an Molly treten sehr oft durch ihre wilde Leidenschaftlichkeit aus den Schranken der poetischen Zartheit, die auch der erotische Dichter nie verletzen darf. Das Sonett hat Bürger unter den Neuern zuerst wieder in Aufnahme gebracht. Trotz seiner poetischen Mängel und Gebrechen, die Schiller in der bekannten Recension mit unerbittlicher Strenge rügte, bleibt Bürger ein origineller, anziehender Leyermann, den der Unbefangene noch lange gern und oft belauschen wird.“

 

1826

Schmitthenner, Friedrich. Ursprachlehre. Digitalisiert von Google.

“[S. 344] Die lyrische Dichtkunst der Neu-Teutschen hat zwar alle die künstlichen Formen der Spanier, Italiäner und Franzosen sich anzueignen versucht, eigentümlich und ihrem Wesen angemessen sind indessen nur die einfachen Formen, die im Munde des Volkes leben. Der Sinn des teutschen Volkes ist treuherzig und schlicht, daher gefallen ihm auch die schlichten Liedlein, wie sie Claudius, Bürger, Hölty, Matthisson, Salis ihm vorgesungen, Sonettengeklingel behagt ihm nicht. [...]

Diese Völker stimmen in ihrer Bildung mit den Teutschen überein; ihre nationalen Versformen sind daher dieselben als bei den letztern. Sie zusammen bilden den schroffesten Gegensatz gegen die Völker des südlichen Europa's. Ihre Romantik ist eine Nebel-graue Nacht voll gespenstiger Gestalten, das herrschende Gefühl Sehnsucht; Versformen, deren Rhythmus jambisch, anapästisch oder amphibrachisch fortstrebt, in denen hin und wieder der Stabreim, das Ohr an die Tiefen eines nicht ganz enthüllten Sinnes mahnend, wie ein Blitz in den nachtvollen Abgründen der Geisterwelt durchschlägt, sind die beliebtesten, während in der Ideenwelt der südlichen Völker ein ewiges Morgenroth glüht, der Ton ihrer Gedichte die Ruhe des Genusses ist, der in der süßen Gluth der Gefühle schwelgt, und ihre Versformen sich verschlingen, gleich als sträubten sie sich, weiter zu gehen. Bürger's Lenore lies't sich im Dänischen mit gleichem Genuß:

    Lenore foer, da Dagen bröd,
    Forskraekt af Sövnens Arme:
    Er Vilhelm troelös eller död,
    Hvad forestaaer mig Arme;
    Han dragen var med Fredriks haer.
    Mod Prag forlaengst i Ledingsfaerd;
        Og havde lovet Breve,
        Som altid udebleve. u s w. *)
im Italiänischen würde sie unausstehlich lauten.

*) ö steht für das durchstrichene dänische o." ”

 

1826

Platen, August Graf von. Schmuhl im erster Akt. In: Die verhängnisvolle Gabel. Lustspiel von Platen, August Graf von. Platens Werke. Zweiter Band. Digtalisiert von Google.

“Drauf las ich für mich Pfaffs Astrologie, und in Göttingen
                          trieb ich Punktiertunst;
Doch trieb ich es nur ingeheim, weil dort schon ein denkender
                          Mensch ein Phantast heißt.
Laut rühmen sie sich in derselbigen Stadt, daß nie die Na-
                          turphilosophen
Bei ihnen gediehn, ja, daß ein Poet wie Bürger vor Hunger
                           beinah starb.”

 

1826

Wieland, Christoph Martin. Ueber die Frage was ist hochdeutsch. In: C. M. Wielands sämmliche Werke. Vier und vierzigster Band. Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 247] Und wenn (um nur ein einziges Beispiel zu geben) der allgemeine Beifall der Nazion Bürgers Lenore gekrönt hat: mit welchem Grunde könnte man dieses Meisterstück einer schönen Volks-Romanze mit allen den elenden Nachahmungen der Kunstjüngerlein, quibus cacatum pictum est, in Einen Kessel werfen, und alles zusammen als geschmackwidrigen Unrath in den Ausguß schütten?“

 

1826

Weisflog, Carl. Das große Loos. In: Phantasiestücke und Historien. Siebenter Theil. Digitalisiert von Google.

“[S. 80] Freilich, Frau Martha, Heva's Töchterlein, wie alle ihres Geschlechtes, konnte dann und wann die liebe Urmutter nicht verläugnen, und
   das Mäulchen sammt dem Zünglein flink
   saß ihr am rechten Flecke,
   sie schimpfte wie ein Rohrsperling,
   kam man ihr mit Genecke,
aber auch nur dann. Sonst war sie still, freundlich und gutmüthig und keinesweges versunken ´im Lustpfuhl dieser Erde´ wie weiland Frau Schnips in dem Bürgerschen Gedichte.”

 

1826

Nägelie, Hans Georg. Theorie der Vokalmusik. In: Vorlesungen über Musik mit Berücksichtigung der Dilettanten. Stuttgart und Tübingen. Digitalisiert von Google

“[S. 62] Es ergab sich aus diesem Zustand der deutschen Gesangscultur ein Abirren von einem Extrem auf sein entgegengesetztes, das merkwürdig genug ist, um hier angeführt zu werden, zumal da es das Wesen der Lyrik von der negativen Seite, durch ihren Gegensatz, aufhellet. Unbefriedigt durch jene falsche Lyrik, und endlich ihr überdrüssig, haben sich viele deutsche Vokal-Componisten, und mit ihnen ein großer Theil des Publikums auf eine Dichtungsart geworfen, die nach gesundem Sinn und Geschmack sich für den Gesang am allerwenigsten eignet. Man.fing an, Erzählungen zu singen, und so auch singend zu erzählen. Da kamen die beliebte Balladen an die Tagesordnung. Wie man die ausschweifendsten, abgeschmacktesten und grausenhaftesten, mitunter die Sittlichkeit selbst beleidigenden Dinge, wie sie in ´Bürgers´ ´Lenore´ und ´Pfarrers Tochter von Taubenheim´ vorkommen, mit Behagen singend erzählen, erzählend singen konnte, läßt sich aus der Genialität der Compositionen von Johann André und Zumsteeg nicht hinreichend erklären, sondern nur daraus, daß man, von jener eintönigen Liedeley übersättigt, für Anschauung und Gefühl einen größern Umfang und Spielraum haben wollte. “

 

1826

Wismar. Gelehrte Sachen. In: Allgemeiner Anzeiger der Deutschen. 23. May. Gotha. Digitalisiert von Google

“ [Sp. 1496] Ei! Ei!
Es wurde neulich schon auf das etwas zweydeutige Verfahren aufmerksam gemacht, daß Jemand dem Publicum Bürger's sämmtliche
Werke verkauft, und unmittelbar darauf wieder mehrere Bände neuer Werke heraus zu geben anfängt, worauf denn vermuthlich bald
sämmtlichere Werke werden angekündigt werden. Die Käufer der jetzigen sämmtlichen Werke belieben dann wenigstens sieben Bände noch eimahl zu bezahlen, die jetzigen aber sonst wo zu verbrauchen, denn verkaufen können sie sie nicht, da nichts werthloser ist, als sämmtliche Werke, welche nicht sämmtlich sind.
   Es kommt aber schlimmer.
   Eben finde ich in der Abendztg. 1815 Wegweiser S. 254 einen Aufsatz über Bürger's Werke von gar wunderbarem Inhalte. Ich will ihn möglichst kurz zusammen stellen:
   1) Hr. Hofr. von Reinhard wird aufmerksam gemacht, daß handschriftliche Aufsätze von Bürger'n wol seinen Kindern gehören möchten.
   2) Hr. Hofr. v. Reinhard sagt darauf in einer gedruckten Erklärung vom 17. May 1823, er habe die bürgerischen Papiere in öffentlicher
     Versteigerung meistbietend erstanden; und
   3) dieses werde durch die gerichtlich aufgenommenen Auctionsprotocolle bewiesen.
   4) Ein Zeugniß des kön. großbrit. hannoverschen Universitätsgerichts vom 20. Jun. 1824 sagt aber, daß in den bürgerischen
     Versteigerungen keine Handschriften verkauft worden sind, außer Collegienhefte über Aesthelik und deutschen Styl, welche
      (nicht der Hr. Hofr. v. R., sondern) der Hr. Prof. Althoff erstanden hat.
   5) Und nun verkündigt Hr. Müllner von Bürger's Werken eine Ausgabe von unzweifelhafter Legitimität.
   Was ließe sich nicht dabey, zumahl bey den Puncten 2, 3 und 4, denken und fragen! — Auf alle Fälle kann das Publicum sämmtliche Werke Bürgers, dann sämmtlichere W., und wenn nicht sämmtlichste —doch legitimste W. erwarten.
      So geht man mit dem Publicum um!
                         Wismar. “

 

1826

Franz Eugen, Freiherr von Seida und Landensberg. Augsburgs Geschichte. Erste Hälfte. Augsburg. Digitalisiert von Google

“[S. 117] Dieser seltene Zug von Weiberlist und Weibertreue hat Dichter und Künstler zu Beschreibungen und Darstellungen begeistert, und unter andern dem verstorbenen Bürger Stoff und Veranlassung zu einem sehr artigen Gedichte gegeben, das gewiß jedem meiner Leser bekannt ist. “

 

1826

Eberhard, Johann August und Maß, Johann Gebhard Ehrenreich. Arglist. In: Versuch einer allgemeinen teutschen Synonymik in [...]. Erster Band. Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 201] Deshalb läßt sich auch von unschuldiger List reden, — dergleichen man z. B. zuweilen anwenden muß, um Kindern eine heilsame Arznei beizubringen, — ja, selbst rühmliche List kann es geben; dergleichen z.B., nach Bürgers Erzählung, die Weiber von Weinsberg zur Rettung ihrer Männer anwandten; wovon der Dichter sagt:
      Und wenn die Noth am größten ist,
      So rettet oft noch Weiberlist. Bürger. “

 

1826

Anonym. Kriegszeitung. In: Mitternachtsblatt für gebildete Stände. 1. September. Braunschweig. Digitalisiert von Google

“[S. 422] Was den Referenten anlangt, so kann er freilich auch dem Merkur nicht darum zürnen, wenn derselbe denkt, wie Bürger:
  Es ist ein Ding, das mich verdreußt,
  Wenn Schwindel- oder Schmeichel-Geist
  (Oft wohl noch gar ein ärg´rer Geist)
  Gemeines Maaß für großes preis´t. “

 

1826

Anonym. Neue Triebkraft aus Faraday´s Entdekung der Gasverdichtung. In: Polytechnisches Journal. Stuttgart. Digitalisiert von Google

“[S. 104] Der Bericht-Erstatter schließt mit einem hochverdienten Lobe der Anspruchlosigkeit, Gefälligkeit, Offenheit und Herzlichkeit des edlen Hrn. Farady, der jeden Fremden so empfängt, als sähe er einen alten Bekannten an demselben. Da auch der Uebersezer das Glük hatte, von diesem wahrhaft großen Manne so aufgenommen zu werden, so hält er es für seine Pflicht, die Wahrhaftigkeit des Ausspruches seines Originales zu bestätigen, um so mehr, als das Blümchen Wunderhold, man nennt's Bescheidenheit, nicht jedes Gelehrten Brust schmükt.“

 

1826

Waiblinger, Wilhelm. Wilhelm Waiblinger Tagebücher 1821-1826. Hg. Hans Königer, Band 1. Stuttgart 1993. Digitalisiert von Google

“[S. 20] Als Romanzendichter ist Bürger, besonders in Hinsicht der mimischen Lebendigkeit und der Fülle in der Klarheit, unübertroffen, er verdient als Wiederhersteller des Sonetts dicht neben Fleming gestellt zu werden.

[S. 760] Bürger ist gar kein großer Dichter, sondern größtenteils eine gemeine Seele. Dabei hat der rohe Schreier einen Eigendünkel und nimmt die Backen so voll, daß man drob lachen möchte.

[S. 611] Daß doch der Teufel dem Bürger den Buckel blau brenne! Was sich so ein Flegel für Änderungen erlaubt in einem Werke, das er übertreffen will! Da übersetzt er die Hexenszenen aus dem ´Macbeth´ wirklich bewundernswürdig - schön und rhythmisch. Aber er hat nicht genug, er will's auch probieren, und schreibt noch einige dazu! An sich sind sie schön, aber 's ist Pfuscherei. Macbeth ruft einmal dem hereintretenden Boten: ´Hansarsch´ zu!
   Auch Schiller zeigte seine Unmächtigkeit gegenüber vom großen Shakespeare.
 
[S. 609] Bürgers Leben ist für einen angehenden Dichter sehr merkwürdig, wenn er anders die Irrwege, worauf dieser verworrene Geist gelangt ist, nicht selbst betreten will.
     Die Beichte, die Bürger Elisen schickte, ist sehr interessant, aber seine Opposition gegen den Herren Gracchus (Schiller) gemeinbitter.

[S. 636] Bürgers Gedichte an Molly sind voll Empfindung, und dichterischen Gedanken. Sie sind schön versifiziert, aber im Augenblick wieder sinken sie herab, und eine niedrige, ganz unpoetische Gemeinheit tritt hervor.

[S. 638] Bürger wäre wenig ohne den Wohlklang seiner Verse. Er stürzt immer wieder herab, wenn er sich aufschwingt, und beleidigt augenblicklich wieder durch gemeine Wörter oder Phrasen. Auch treibt er zuviel Spaß mit Huhu, Halloh, ha, Horridoh und Hussasa! Das wirkt wenig. Die Liebe ist ihm immer etwas sinnlich. Das ´Hohe Lied´ ist seiner Anlage und der Ausführung nach mühsam zusammen gemacht, aber leicht und gut versifiziert.

[S. 684] ´Heloise an Abelard´ von Pope ist ein meisterhaftes, wahrhaft dichterisch-kräftiges Gedicht. Die Bürger'sche Bearbeitung ist von Seiten des Wohlklangs der Verse vortrefflich.“

 

1826

Raßmann, Friedrich. Literarisches Handwörterbuch der verstorbenen deutschen Dichter [...] Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 373] Brückner (Johann Jakob) [1762-1811] Junker von Falkenstein; Gegenst. zu des Pfarrers Tochter von Taubenheim. “

 

1826

Knirps. Aus den Verhandlungen des Krautwummelschen Kränzchens. In: Bemerker. No. 3. Beilage zum 14ten Blatte des Gesellschafters. Berlin. Digitalisiert von Google

“[S. 70] Rektor Haberm. So ist noch von Niemand angemerkt worden, daß Bürger's allbeliebte ´Muttertändelei´ mit einem Bruchstück der Sappho sehr auffallend überein stimmt. Derselbe Gang der Gedanken, beinahe gleiches Versmaaß. Bürger sagt:
   ´Seht mir doch mein schönes Kind
   Mit dem gold´nen Zottellöckchen u. s. w.
   Komm einmal ein Kaufmann her,
   Hunderttausend blanke Thaler,
   Alles Gold der Erde zahl´ er u. s. w.
Und die Verse der Sappho wußt' ich nicht getreuer zu übersetzen, als so:
  ´Hab' ich nicht ein schönes Kind? Goldighellen Blumenglöckchen
   Ist sie gleich an milder Schöne, meine liebste Kleis.
   Nicht für's ganze Lyderreich und nicht für's anmuthsreiche - ´
Das Bruchstück ist von dem wenig gelesenen griechischen Gramatiker Hephästion aufbewahrt worden, und es stände zu untersuchen, ob es schon zu der Zeit, als Bürger das Lied dichtete, in die gebräuchlichen Ausgaben der Sappho aufgenommen war, in welchem Fall es für nachgeahmt zu erachten wäre, oder ob das Zusammentreffen zufällig ist? “

 

1826

S. Zeitung der Ereignisse und Ansichten. In: Der Gesellschafter oder Blätter für Geist und Herz, 10. Mai, Berlin. Digitalisiert von Google

“[S. 375] Berlin. Eine für jeden Freund und Kenner unserer vaterländischen Literatur ungemein erfreuliche Erscheinung ist: ´G. A. Bürger's Lehrbuch des deutschen Styls; herausgegeben von Karl von Reinhard´ (Berlin, in der Schüppelschen Buchhandlung, 1826). Der um des verewigten Dichters schriftstellerischen Nachlaß schon so vielfach bemühte Herr Herausgeber hat sich dadurch ein neues Verdienst erworben, indem er hier die Vorlesungen mittheilt, welche Bürger über die Theorie der deutschen Sprache und Schreibart, seit dem Antritt seines Lehramtes auf der Universität Göttingen, bis zu seinem Tode, mit besonderer Vorliebe sie fortgesetzt berichtigend und erweiternd, hielt. Das Werk schließt sich an des unsterblichen Verfassers, ebenfalls vor Kurzem erst erschienenes ´Lehrbuch der Aesthetik´, und kommt gerade jetzt, wo die so entschieden merkantil gewordene Richtung unserer Literatur so viele unserer Tagesschriftsteller zu einer so unverantwortlichen Vernachlässigung der guten Schreibart in unserer herrlichen Muttersprache geführt hat, zur rechten Zeit! - Die Methode und Anordnung des Stoffes ist musterhaft, und schon deshalb ist dieses Werk allen Universitäts- und Schul-Lehrern zur künftigen Grundlage bei ihren Vorträgen über den deutschen Styl nicht genug zu empfehlen. Einen nicht minder vorzüglichen Werth behauptet es aber auch durch die darin niedergelegten Resultate der scharfsinnigst prüfenden Benutzung alles dessen, was Bürger's Vorgänger, zu allen Zeiten und in allen gebildeten Sprachen, über die Grundsätze dieser Kunst geschrieben haben, in welcher er selbst als ein unübertroffener Meister anerkannt werden muß. Zugleich enthält das Buch, eben deshalb, einen überaus reichen Schatz der treflichsten kritischen Notizen über die Theorie und den Styl der Classiker alter und neuer Zeit; besonders auch über Adelung, was uns vornehmlich bedauern läßt, daß es Bürger's so innig geistes- und herzensverwandten Freunde, unserm nun auch dahin geschiedenen Joh. Heinr. Voß, nicht mehr zu Gesicht gekommen ist. “

 

1826

Doctor Niederhuber. Schluß des in Nro. 154. verflossenen Jahres im bayer. Volksfreunde angefangenen Auszugs einer merkwürdigen Schlangengeschichte. In: Der Bayerische Volksfreund, 4. Februar. München. Digitalisiert von Google

“[S. 63] Möge übrigens die Vorsehung der Mutter dieses Kindes ihre ohne Verschulden höchst mißliche Lage ändern, wodurch sie allein wieder glücklichen Tagen entgegen sehen kann, um diesen medizinischen Rath auch befolgen zu können!
  Ich ende gegen die unsinnigen Spötter und niedrigen Verläumder, mit den Worten Bürgers.
    ´Wenn dich des Lästerers Zunge sticht,
    So lasse dir zum Troste sagen:
    Die schlechtesten Früchte sind es nicht,
    An welchen oft die Wespen nagen.´ “

 

1826

Gilardone. Mann gegen Mann. In: Frankenthaler Wochenblatt, 18. März. Frankenthal. Digitalisiert von Google

“[S. 43] [S. 43] Mann gegen Mann
        daher:
  Nicht an Spiras drey Grazien:
 Mina, Marie und die Vorstädterin,
 sondern an deren Sachwalter den tapfern
     Ritter Donqixote den 2ten.

     Wenn dich die Lästerzunge sticht,
     Dann laß dir dies zum Troste sagen:
     Die schlechtsten Früchte sind es nicht,
     Woran die Wespen nagen. -
                          Bürger.
Längst der Schwindsucht preißgegeb'ner Ritter,
Fader Anwald der belobten Drey,
Folg' doch meinem Rath - zerschlag die Zither,
Traurig klingt ja deine Sängerey. - 
          [...]“

 

1826

Frenzel. Gelehrte Sachen. In: Allgemeiner Anzeiger der Deutschen, 14. November. Gotha. Digitalisiert von Google

“[Sp. 3527] Es muß daher Einer, um die Schönheiten eines Gedichts einzusehen, nach Lichtenberg, sein eignes Licht mitbringen, und hier verhält sich unser Verstand zum Gedichte, wie die Augen der Fledermäuse zum Tageslichte. Daher sahe ein gelehrter Professor der Geschichte in Bürger's Balladen nur gereimte Legenden und wunderte sich darüber, daß man daraus so viel Wesens mache. “

 

1826

Houwald, Ernst von. Der Fürst und der Bürger. Drama in drei Aufzügen. Stuttgart. Digitalisiert von Google

“[S. 199] Silber.
Mein Sohn ist zwar nur eines Tischlers Erbe,
Und reich und vornehm nennt man Euer Haus.
      [...]
Und wem vielleicht die letzte Stunde schlägt,
Dem fügt er auch sechs Bretter und zwei Brettchen. “

 

1826

Schön, Johann. Ueber die Ballade. In: Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst, 24. und 26. May. Wien. Digitalisiert von Google

“[S. 330] Diesen rechten und ächten Geist traf Bürger erst wieder, wiewohl seine Pfarrers-Tochter schon über die Gränzen streift. Schiller verkannte das Wesen der Ballade so sehr, daß er in der Leonore (das Romantische übersehend) nichts als eine Spuckgeschichte erblickte, welche vor Gotteslästerungen warnen soll! Goethe stimmte die Ballade ganz rein an, aber er hat wenig Eigenes geliefert. Uhland aber hat in dieser deutschen Dichtungsart bis jetzt das Höchste geleistet, und er wird nie in Virtuosität, sondern vielleicht nur an Reichthum des Gefühls und Geistes Jemanden nachstehen. “

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1826

Anonym. Berichtigung. In: Der Bayerische Volksfreund, 11. Februar. München. Digitalisiert von Google

“[S. 75] Berichtigung einer Berichtigung.
 (S. No. 16. S. 68 des Volksfreundes.)
Es ist uns, so wie gewiß auch jedem Leser, der seinen Autor kennt, und im Felde deutscher Literatur kein Fremdling ist, nicht unbekannt, daß die von dem Hrn. Erzähler der Schlangengeschichte, am Ende derselben, allegirten Verse, nicht von Wieland, sonder von Bürger seyen*): allein wir konnten dem durchaus nicht abzuweisenden Andringen des ehrenwerthen Hrn. Verfassers, der nun einmal unser Blatt zum Organe seines Irrthums machen wollte, keine andern Damm setzen, als daß wir seine vermeintliche Berichtigung, mit stillschweigenden Vorbehalt jedoch unserer Rechtfertigung, welche hiemit erfolgt, im vorletzten Blatte, dem verehrlichen Publikum mittheilten.

*) S. Gottfried Augsut Bürger's Gedichte. 2. Thl. Wien bei Anton Richter. 1812. Seite 107. Die Verse heißen eigentlich so:
       Trost
  Wann dich die Lästerzunge sticht,
  So laß dir dieß zum Troste sagen,
  Die schlecht'sten Früchte sind es nicht,
  Woran die Wespen nagen. 
 “

 

1826

Gebhard, Friedrich Albert. Beitrag dramatischer Spiele. Erster Band. Quedlinburg und Leipzig. Digitalisiert von Google

“Die Schmarotzer. Lustspiel.
[S. 64] Mad. Gernau.
Solche Art Leute sind recht gut, wenn man sie in Geschäften braucht und besucht, oder zu sich kommen läßt, aber man nimmt sie nicht an den Tisch. Hinterher das Gerede der Stadt - Du weißt's, was die Leute von ihm sagen. - 
      Gernau.
Das sind die schlechtesten Früchte nicht, an denen die Wespen nagen; kurz mein Tisch ist für meine Freunde und für meines Gleichen.

Verrathener Liebe Sieg und Lohn. Schauspiel in drei Abtheilungen.
[S. 123] Adolph. (betroffen, glühend).
Wo ist Unmögliches? Sollte sich mein Titel, das Wörtchen von, als Popanz zwischen unser Glück stellen können?
       Cornelius.
Hast Du vergessen, wie der alte Vater Kronstein oft unserm Bürger beistimmte: ´Nur Gleiches mit Gleichem gesellt sich gut.`
       Adolph.
Bürger sang sein Lied. Ich sage: ´wer mit mir gleich denkt, gleich fühlt, meinen Geist und Herz rein erfaßt, ist meines Gleichen.` “

 

1826

Anonym. Chronik der Frankfurter National-Bühne, Sonntag, den 21. In: Iris, 28. Mai. Frankfurt am Main Digitalisiert von Google

“[S. 423] Das Ganze ist ein, trotz seiner Kürze langweiliges Genieren Sie sich nicht, und dieses ist denn ein Original-Lustspiel genannt; das Uebrige was vorfällt ist eines theils sehr rührend - anderntheils sehr plausibel, denn ein Paul und ein alter Onkel verwundern sich pantomimisch ganz außerordentlich über die Intrigue in - Ermangelung des Publikums. Wie Hr. v. Holbein, des stolzen Gefühls ungeachtet:
    Die schlechsten Früchte sind es nicht,
    Woran die Wespen nagen
doch Wespenstiche fürchtete, zeigt der ins Publikum geworfene Stachel des Schlusses, daß es zwar nichts Originelles sey, aber doch etwa Originales.“

 

1826

Anonym. Bemerkungen. In: Allgemeiner Anzeiger der Deutschen, 18. November. Gotha. Digitalisiert von Google

“[Sp. 3581] Bemerkungen zu dem Aufsatze: Bitte an die Griechen; in Nr. 266 d. Bl.
    Wenn Dich die Zunge der Verleumdung sticht,
    So laß Dir dieß zum Troste sagen:
    Die schlecht'sten Früchte sind es nicht,
    Woran die Wespen nagen.
Jede Sache, auch die heiligste und beßte, hat ihre Feinde, und muß einen Kampf bestehen; die Wahrheit mit der Lüge, die Vernunft mit der Dummheit, die Tugend mit dem Laster. “

 

1826

Contessa, Karl Wilhelm Salice. Der Instinkt. Eine Erzählung. In: C. W. Contessa's Schriften, Zweiter Band. Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 3] Erstes Kapitel.
Der Oheim trat in Eduards Zimmer, eine Tasse Kaffee und seine Pfeife in der Hand, wie es seine Gewohnheit war, wenn er diesem etwas vorzutragen dachte.
    Schon wieder fort? fragte er, als ihm Eduard mit Hut und Reitpeitsche entgegen kam. Schon wieder herumstreifen?
    Es wird mir hier zu eng im Schloß, lächelte Eduard; ich muß, ich muß ins Weite.
Ins Weite, nur immer ins Weite! sagte der Oheim, indem er seine Last in die angenehme Beschränkung des Sofakissens senkte — Als ob es dort anders wäre, so lange man nicht selbst anders wird! “

 

1826

de Valenti, Ernst Joseph Gustav. Eintritt in den Ehestand. Wahl eines Gatten, Ehelosigkeit. In: System der höhern Heilkunde, für Aerzte, Prediger, und Erzieher. Elberfeld. Digitalisiert von Google

“[S. 221] Man gehe nur hin auf den bunten Jahrmarkt der Welt, und sehe dem Getümmel zu. Allerdings paart sich hier Gleiches mit Gleichem, nämlich Thorheit und Lüge, mit Schwäche und Unreinigkeit. Bald brennt das Feuer eines Wahnsinns, den man Liebe nennt, und
   Lenore fuhr um's Morgenroth
   empor aus schweren Träumen.
Sie weiß von keinem Himmel mehr, schäumt wie eine rasende Bacchantin und ruft:
   Wo er ist, da ist Seeligkeit
   und ohne Wilhelm — Hölle.
Hier gilt das Wort des Herrn: ´Die Kinder dieser Welt sind klüger als die Kinder des Lichts in ihrem Geschlecht.´ Belege zu dieser Wahrheit finden wir genug im Leben, so wie in Romanen, Gedichten und Schauspielen. “

 

1826

Koch, C. W. Das Versprechen am Grabe (Novelle). In: Taschenbuch vom K:K:priv:Theater in der Leopoldstadt. Wien. Digitalisiert von Google

“[S. 43] Die Erinnerung rufte ihr unaufhörlich die seligen Tage der Kindheit zurück, die ihr einst frischer aufblühten, als Blumenkelchen die ersten duftenden Sammtblätter.
      Eben sang sie einst ihr Lieblingslied, - alles was den Nahmen Wilhelm trug, war ihr ja theuer - ´Leonore fuhr ins Morgenroth,´ das Bürger so schön gedichtet - da knarrte die Thüre, und der Jugendfreund, der Gegenstand schwerer Träume, lag in ihren Armen.“

 

1826

Mosengeil, Friedrich. Briefe über den Dichter Ernst Wagner. In: Zeitung für die elegante Welt, 9. Januar. Digitalisiert von Google

“[Sp. 45] Welche ganz neue entzückende Bekanntschaften verdankte ich bald meinem Ernst! Bücher, die ich kaum nennen gehört, waren ihm bereits liebe Bekannte und Vertraute! Einige der damals empfangenen Eindrücke waren so tief und unauslöschlich, daß sie sich auch jetzt dieser Schilderung aufdringen. - Wagner war es, der mit zuerst Bürgers Leonore vordeklamirte, so wie nachher zur Verstärkung des Effektes seine geliebte Philippine, (die jüngere unverheirathete Schwester; ein weniger hübsches, als kluges, feingebildetes Mädchen) sie mir zum Klavier vorsang; - irre ich nicht, nach einer Komposition von André. Der junge Zuhörer kam ganz außer sich über dieses Gedicht, und erinnert sich noch recht gut, daß die Sängerin einmal mitten im Vortrage laut zu lachen anfing; denn ihr Blick hatte zufällig ein starr angaffendes Gesicht gefunden, dessen Besitzer Mund und Augen weit aufgethan, und überhaupt, bei diesem unaussprechlichen Genuß des inneren Menschen, alle Aufmerksamkeit auf den äußeren gänzlich verloren hatte. - Tage- und wochenlang wurde ich das ´Graut Liebchen auch´ nicht wieder los.”

 

1826

Anonym. Korrespondenz und Notizen. In: Zeitung für die elegante Welt, 3. Februar. Digitalisiert von Google

“[Sp. 199] Aus Dresden.
Verehrte Redaction! was seufzet so vernehmlich? Ist es Bürgers Frau Schnips, die an der Himmelsthüre wartet? Nein! Der Seufzende ist ein Kritikus, der sich durch Schwulst und Unsinn eines höchst unvollkommenen Operntextes hinarbeiten muß zum Genuß der weit höher stehenden Musik. Diese ist von Spontini, der Text - Gott weiß, von wie Vielen, und daß Ganze die Oper Olympia, die zur Vermählung Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Maximilian hier als Festoper gegeben wurde.”

 

1827

Seume, Johann Gottfried. J.G. Seume´s sämmtliche Werke, Band 11-12. Digitalisiert von Google.

“[S. 40] Ohne je ein Wort Latein gelernt zu haben, übte niemand strenger als er [Seumes Vater] das sis reverentia pueris. Er wußte, ich weiß nicht wie, die meisten Stellen unserer damals neuesten Dichter, und Bürgers Weiber von Weinsberg erinnere ich mich zuerst von ihm gehört zu haben, mit Varianten bei mißlichen Stellen, deren sich vielleicht kein Kritiker hätte schämen dürfen. Woher er das alles hatte, weiß ich nicht, da er wenig las, und wenig Zeit dazu hatte.”

 

1827

Anonym. Ueber die musikalischen Leistungen in Prag während des vergangenen Winters. In: Monatschrift der Gesellschaft des vaterländischen Museums in Böhmen. Mai. Prag. Digitalisiert von Google

“[S. 90] Dieser folgte Zumsteegs Musik zu Bürgers Lenore für 4 Stimmen und Chor und für das ganze Orchester gesezt vom Concertgeber. Daß Einzelnes in dieser Composition trefflich sey, weiß wohl jeder, und mehr ist vielleicht von der ganzen Gattung nicht zu erwarten. Einiges wurde auch durch die Instrumentation bedeutend noch gehoben, besonders im zweiten schaurigen Theile, z. B.: ´Laßt uns den Leib begraben.´ Indessen ist die Ballade nach unserm Bedünken zu solchem episch - dramatischen Vortrage nicht recht geeignet, und weil. Rößlers Werk, der sie in diesem Geiste componirte, vielleicht schon darum nicht einmal bekannt geworden. Noch weniger kann es Referent gut heißen, daß drei weibliche Stimmen mit dem Basso die Partieen auszuführen haben. Warum nicht lieber den Erzähler dem Tenor, die Lenore dem Sopran, die Mutter dem Alt vertrauen? Die leztere besonders war nicht in den besten Händen; die zahllosen Rouladen, übel und ganz gegen allen Geschmak angebracht, und mit Unsicherheit durchgeführt, entstellten die schlichte Composition Zgs. ganz und gar.“

 

1827

Prätzel, Karl Gottlob. Die Taschenbücher. In: Spiegelbilder. Skizzen und Darstellungen nach dem Leben. Erster Theil. Hamburg. Digitalisiert von Google

“[S. 286] Die Schriften der von Ihnen angeführten berühmten Männer sind mir keinesweges so ganz unbekannt, als Sie vielleicht vermuthen; obwohl ich aufrichtig bekennen muß, daß sie mich nie in so vollem Maaße befriedigten, als dies mit manchen dichterischen Erzeugnissen aus der gegenwärtigen Zeit der Fall ist. Ich nenne hier nur, um ein Beispiel anzuführen, Bürgers Lenore, die damals für ein vollendetes und unübertreffliches Meisterstück gehalten wurde. Was beim Lesen dieses Gedichts mich ergriff, war keinesweges der bangahnende Schauer vor dem geheimnißvollen Walten des Geisterreiches; es war das eiskalte Grausen und Entsetzen, womit man eine gräßliche Gespenstergeschichte erzählen hört, welche das menschliche Gemüth, statt es in eine feierliche Stimmung zu versetzen, auf widerwärtige Weise beängstigt und erschüttert, indem sie, um durch Betäubung der äußern Sinne den beabsichtigten Zweck zu erreichen, Galgen und Rad, Modergeruch und Uhugeschrei, nackte Hirnschädel und klappernde Todtengerippe zu Hülfe nimmt. Oder kann mir etwa die körnige, kräftige Sprache, in welcher das Ganze abgefaßt ist, für das Abschreckende des Inhalts Ersatz leisten, wenn ich jeden Augenblick, durch ein Huhu! Hopphopp! Sasa! gestört, gewaltsam an die höchstprosaischen Mittel erinnert werde, welche der Dichter für nöthig erachtete, um dem Leser die Sache desto anschaulicher zu machen! “

 

1827

Weber, Wilhelm Ernst. Kleine Schwärmer über die neueste deutsche Literatur. Digitalisiert von Google

“ [S. 27]    Bürger.
 Schwer lag auf dir das Leben und hemmte
        den Flug der Begeistrung,
 Aber auch so bleibt dir manches unsterb-
       liche Lied.

 Denn von der deutschen Treue ward deine
         Muse gesäuget,
 Wahrheit, Wärm´ und Gefühl war von
        dem Volk´ ihr vererbt.

 Ueberladest du oft, und sparst du die tilgende
        Feile,
 Golden lacht die Orang´ aus dem um-
       wuchernden Grün.

 Und wenn sich selbst manchmal unwürdige
       Plattheit hindurchdrängt,
   Muss nicht der edelste Baum wurzeln im
       niedrigen Staub ?”

 

1827

Meyer. Leben des Dichters. In: Bürgers Gedichte. Erster Theil. Miniatur-Bibliothek der Deutschen Classiker. Gotha & Neu-York. 

“[S. 18] Erschöpft an Leib und an Seele, verlassen von fast allen seinen Freunden, verlassen selbst vom Vertrauen auf sich selbst, schloß sich der sieche Unglückliche Mondenlang auf sein kleines Studirzimmer ein, und vergeudete die letzten Kräfte seines großen Geistes zu kärglich bezahlten Uebersetzungen, um — sein müdes Daseyn zu fristen! So weit war es gekommen mit dem Lieblingsdichter der deutschen Nation!
    Doch auch das war noch nicht die unterste Hefe aus dem ihm beschiedenen Wermuthskelchc des Lebens. Die war ihm in einer Recension vorbehalten, in welcher ihm der - bei dieser Veranlassung schwer irrende, edle Schiller das letzte Gut zu entreißen suchte, das ihm auf Erden geblieben, — seinen so mühsam und so verdient errungenen Lorber. Sie erschien 1791 in der Jen. Lit. Zeitung, und Bürger´s würdelose, heftige Gegenkritik gab der Welt den Beweis, wie tief ihn dieser Streich verletzt hatte, wie sehr er durch ihn an seinem eigenen Ruhme irre geworden war.

[S. 20] Als Romanzen-Dichter, und in dieser Beziehung ist die Bemerkung wohl gemeint, ist Bürger selbst von Schiller unübertroffen. Seine ´Lenore´ allein hätte ihm die Unsterblichkeit gesichert. In den den altenglischen nachgebildeten überreicht er nicht selten selbst diese herrlichen Originale an Würde, Einfachheit und Zartheit; er übertrifft sie immer an Korrektheit und Rundung. In seinen eigenen vereinigt sich die größte Kunst der Darstellung, mit dem volksgemäßen, volksverständlichen Ausdruck. Nie ist eines seiner Bilder matt, oder unschicklich — ihre Frische, Fülle, Lebendigkeit und Klarheit, ist nur ihrer Kraft vergleichbar. Eben so trefflich sind seine Lieder im Volkstone. Sie sind keck und frei aus voller Brust gesungen. Verwerflich sind nur wenige, in denen der Volkston, zum Ausdruck roher Sinnlichkeit, entwürdigt ist. Als Sonettendichter ragt er, so wenig er ihrer auch schrieb, über Alle hinweg, Sie sind ewige Muster ihrer Gattung, — Die Pracht, Fülle und den goldnen Strom der Sprache, welche, wie Bürgern, den einzigen Schiller ausgenommen, keinem Dichter vor oder nach ihm eigen war, erkennen wir am besten aus den berühmtern Versen des Hohen Liedes, aus den liebeathmenden Gedichten an Molly. — Letztere, — besonders ´Als Molly sich losreißen wollte,´ sind furchtbare Gemälde einer tragischen Leidenschaft, welche die Seele des Unverdorbenen mit Schauder erfüllen. ´Hat der Leser solche Kämpfe nie zu überstehen gehabt, — vorausgesetzt, daß ihn nicht bloße Gemüthskälte schützte, — so erkenne er sein Glück in Demuth; hat er sie rein überstanden, so danke er für die höhere Gnade mit noch tieferer Demuth, aber zucke nicht pharisäisch die Achseln.[zitiert nach Horn 1824]´ “

Der vollständige Beitrag in der ONLINE-BIBLIOTHEK

 

1827

Wagner, Ernst. Ernst Wagner´s sämmtliche Schriften. Siebenter Band. Digitalisiert von Google.

“[S. 165] Neulich kamen wir auf Poesie zu reden, und es ging lange alles recht gut. Eh´ ich mich versah, behauptete er, das vortrefflichste Gedicht sey doch unstreitig des Pfarrers Tochter von Taubenhain, von Bürger. Der Dichter habe darinn nichts unterlassen, was zur Darstellung eines recht gemeinen, elenden Menschen gehöre, nämlich des Pfarrers; besonders aber habe er, mit unverkennbarer Absichtllchkeit, durch die Worte: "Bald als auf duftendem Bohnenbeet die röthlichen Blumen verblühten" der Schlechtigkeit und Abgesehmacktheit im Charakter des Pfarrers das Siegel der Vollendung aufdrücken wollen. Denn von einem solchen Menschen, der, statt Säbelbohnen zu bauen, die allerniederträchtigst Sorte, die rothblühende Feuerbohne ziehe, könne man schon erwarten, daß er die Erziehung seiner Tochter vernachlässigen, und zuletzt gar durch seine grausame Rohheit und Vierschröthigkeit einen Kindesmord veranlassen werde. Alles dieß war sein völliger Ernst; und doch versichre ich Sie, daß der Mann übrigens nichts weniger als gemein ist.”

 

1827

Noël, M. INTRODUCTION: Histoire abrégée de la Littérature.In: LEÇONS ALLEMANDES DE LITTÉRATURE ET DE MORALE, [...] PAR M. NOËL ET M.E. STŒBER.

"[S. 175] Seine Gedichte sind, wie er selbst war, keck und derb, treuherzig, innig sich anschmiegend, voll Leben und Lebenslust, hinströmend aus frischer Quelle. Ein Volksdichter wollte er werden, im poetischen Sinne des Wortes, und er wurde es. Er war der erste unter den neuern deutschen Sängern der sich diesen Nahmen mit Recht erwarb. Freilich führt ihn sein Streben nach Popularität oft bis an die Grenzen der Trivialität; dennoch aber ist ihm sein Vorsatz, die Imagination und das Gemüth der Menge durch Romanzen, Balladen und Lieder poetisch zu bewegen, trefflich gelungen. Die Bürgerische Romanze kann als eine besondere Gattung angesehen werden. Sie fand viele Nachahmer, die aber meistens das Fehlerhafte, Allzugroteske, so hoch steigerten, daß das Tragische geradezu lächerlich wurde. Bürgers grauenerregende Leonore, ein poetischer Geisterspuck, wurde von so vielen auswendig gelernt, daß sich dieses Gedicht durch die Tradition hätte erhalten können, wenn es auch aus der Literatur verschwunden wäre; auch viele seiner übrigen Poesien giengen von Munde zu Munde. Wir erinnern nun noch an das Lied vom braven Mann, die Weiber von Weinsberg, das Mädel das ich meine (zart und poetisch), Lenardo und Blandine, die Nachtfeyer der Venus. Seine Gedichte an Molly treten sehr oft durch ihre wilde Leidenschaftlichkeit aus den Schranken der poetischen Zartheit, die auch der erotische Dichter nie verletzen darf. Das Sonett hat Bürger unter den Neuern zuerst wieder in Aufnahme gebracht. Trotz seiner poetischen Mängel und Gebrechen, die Schiller in der bekannten Recension mit unerbittlicher Strenge rügte, bleibt Bürger ein origineller, anziehender Leyermann, den der Unbefangene noch lange gern und oft belauschen wird.”

 

1827

Anonym. Frankfurter Volksbühne. In: Didaskalia Frankfurt a.M.  Digitalisiert von Google

“[ 9. September] Im erste Stück spielte jüngst Herr Weidner von Hannover dreimal so gut, als Herr Ludewig heute. Herr Ludewig will auch alles spielen! Schon Bürger sagt: ´Biegt man das Rohr zu stark, so bricht's, Wer allzuviel will, der will Nichts!´ - Und Vater Voß singt dazu: ´Wer auf gemeiner Bahn gemeine Werke treibet, leicht macht er´s Allen recht; Gemacht in Kurzem hat er's schlecht.´ “

 

1827

F.H. Prosaische Epigramme, einige Uebersetzungen und Bearbeitungen Shakespear´s betreffend. In: Berliner Conversations-Blatt, Nro. 116, 14. Juni. Digitalisiert von Google

“[S. 461] In des — sonst gar trefflichen und unersetzlichen Gottfried Aug. Bürger's Macbeth scheint der Held bei Otto von Wittelsbach in die Schule gegangen zu sein; die Hexen aber haben von gar keiner Schule, selbst der schönen Shakspear'schen nichts wissen wollen; und gebehrden sich deshalb so ungenirt, daß man sich wundern muß, wie ein so vornehmer Herr, wie der Schottische Generalissimus sich mit ihnen abgeben mag. An sich sind ihre Verse rasch, lebendig, bunt und kräftig; nur, wie gesagt, für Macbeth, nicht gut genug.“

 

1827

Wagner, J. J. Ueber musikalischen Vortrag. In: Allgemeine Musikalische Zeitung. No. 1.  Digitalisiert von Google.

“[Sp. 9]
 Die Gräfin. Ich glaube, jeder Künstler ist Schauspieler, das heisst, er spielt und spielt zur Schau.
 Ich. Diese Bemerkung bezeichnet allerdings tief das Wesen der Kunst, welches spielende Darstellung ist, die jeden Ernst  
    ausschliesst, der sich selber nicht sieht und es nicht in seiner Gewalt hat, sich anderen zu zeigen. Darin scheint mir die
    Kunst mit der Wissenschaft völlig Eins, dass sie das Schauen des eigenen Lebens voraussetzt, und wenn es in einem
    Gedichte von Bürger heisst:
      Schreien, aus muss ich ihn schreien
      Den Schmerz, der mir den Busen sprengt.
    so hat schon Schiller in der bekannten Recension über dieses Gedicht den Stab gebrochen, und Lessing will auch in seinem
    Laokoon, dass dieser, obwohl er den Mund zum Schreien geöffnet hat, doch nicht schreien soll. Daher ist mir der Dichter eben 
    so gut ein Weiser als der Philosoph, und vielleicht macht nur der Bart den Unterschied zwischen beyden.”

 

1827

Hillebrand, Joseph. Lehrbuch der Literatur-Aesthetik, oder Theorie und Geschichte der schönen Literatur, mit besonderer Berücksichtigung der deutschen zum Selbststudium und Gebrauche bei Vorträgen.
Digitalisiert von Google.

“[S. 697] Am entschiedensten und wirksamsten erscheint in jenem Bunde [Hainbund] Bürger, den Genie und gewandtester Kunstgebrauch der deutschen Sprache als Einen der ersten deutschen Lyriker bezeichnen .

[S. 698] Die Romanze und Ballade erhielt besonders durch Bürger und Göthe treffliche Bereicherungen, denen sich Gr. Leopold v. Stollberg rühmlich anschloß.”

 

1827

Schmid, Karl Ernst. Hermes, oder Kritisches Jahrbuch der Literatur, Achtundzwanzigster Band. Digitalisiert von Google.

“[S. 96] Aechter, voller und reiner deutscher Liederklang überscholl gar bald den reimlosen Rhythmus der Barden und Anakreontiker. Der göttinger Dichterbund, und vor allen Bürger, der Goldmund beflügelte die lyrische Poesie, welche dort nur taktmäßig treten mußte, mit den alten Schwingen des Reimes und Gesanges zum neuen Volksliede. Während er den tiefen, starken und lautern Ton seiner Brust, als ein Echo, durch den Ruf des alten Volksgesanges, so des deutschen, wie des englischen und schottischen, weckte, lehrte Schiller, dessen Kritik der Bürger´schen Gedichte allein genügt, um zu beweisen, daß er kein Lyriker ist, die deutsche Lyra declamiren; zwar mit Pathos, Glanz und Fülle, aber der Lyriker, welcher declamirt, ist doch nicht anders zu entschuldige, als der Redner, welcher singt. Wie das Volkslied und dessen Wiederhall in Bürger's Gedichten, so verhörte Schiller dessen Wiederhall Bürger's Gedichten so verhörte Schiller auch den zarteren Klang des ältern deutschen Minneliedes gänzlich, und mit ihm wie viele, die der Glanz der Brillanten in den Ringen, mit denen seine Hand die Lyra spielte, so blendete, daß sie wenig auf den Klang derselben achteten. Die Nachahmer sind doch zu etwas gut, nämlich, um das Verfehlte in imponirenden Formen zu zeigen, die ein großes Talent lange durch den blendenden Reichthum der Behandlung aufrecht erhalten kann. Fallen sie aber den Nachahmern in die Hände, so ist es um sie geschehn. So erging es Schiller's lyrischer Form. Wir wollen nicht behaupten, daß alle lyrischen Gedichte von Schiller die natürlichen Formen und Klänge der lyrischen Poesie durch jene rhetorisch declamatorische Ueberfüllung zerstören.

[S. 98] Die sogenannte altdeutsche Schule hat in solchen Verirrungen besonders ihr Mögliches gethan.Es hätte nicht viel gefehlt, so wären neue Volkslieder in der Sprache des alten Ludwigsliedes gesungen worden. Und warum nicht? Jene Sprache hat doch einmal gelebt. Und welcher Mensch kann dem Todtgeborenen Leben einhauchen? Bürger und Göthe, obgleich in ihrem Geiste weit verschieden, stehen in der Behandlung des Volksliedes als erste Muster da. In beiden ist zwar der Einfluß des alten Volksgesanges nicht zu verkennen, aber er wiederholt sich in ihren Gesängen nicht anders, als etwa die Züge eines Großvaters in dem Gesicht eines blühenden Enkels.”

 

1827

Schmidt, Fr. Wilh. Val. Balladen und Romanzen der deutschen Dichter Bürger, Stollberg und Schiller. Erläutert und auf ihre Quellen zurückgeführt von Fr. Wilh. Val. Schmidt. Berlin.

“War sein Leben voll von Irrthümern und Unfällen, so hatte er dagegen seine edelsten und reinsten Stunden beim dichten. Hier fiel der Schmutz der Zeit und die Sünde von ihm ab, wenigstens meistentheils, und er wurde zuerst nach langer Zeit den Deutschen das, was sein höchster Stolz und sein ganzes Streben war: Volksdichter.”

 

1827

Anonym. Eine wahre Geistergeschichte. In: Neue Erzählungen für den Bürger und Landmann. Neustadt a.d. D, Digitalisiert von Google

“[S. 131] Der Heiltrank hat wirklich Wunder, denn sein Genuß erzeugte eine wohlthätige Krisis; des Obersten gute Natur benutzte diesen Fingerzeig, so daß nach einigen Tagen der gute Alte schon das Bette verlassen und ein Paar Wochen später im Mittagsstrahle der damals just sehr angenehmen Octobertage sonnen konnte. Welche Belohnung für den weder Geister noch Unwetter scheuenden guten Sohn!
   Allein dem Flämmchen am Unkenteiche hatte man noch nicht auf die Spur kommen können, denn während der Genesung des Vaters hatten beide Geschwister nicht Zeit gehabt, weder innere noch äußere Flammen zu beachten. “

 

1827

J. G. Th. Was sie bringen. In: Iris, 26. Mai. Frankfurt am Main. Digitalisiert von Google

“ [S. 416] Wenn Goethe wieder jung werden könne (wir werden morgen sehen, wie jung er noch ist!) so wäre hier der Werther zu überbieten, und das bürgerliche Trauerspiel, Romeo und Julie, (die Montagues und Capulets waren keine Bürgerfamilien!) ließe sich durch dieses bäuerliche verdunkeln, wenn sich ein Shakspeare dazu fände, diese Naturwesen bis in ihr Innerstes zu durchschauen. Freilich hat Bürger gereimt:
  Der Mann, der das Wenn und da Aber erdacht,
  Hat sicher au Häckerling Gold schon gemacht.
und die bäuerliche Tragödie wird mithin schwerlich ihren Shakspeare finden.“

 

1827

Enk, Michael. Vom tragischen Stoffe. In: Melpomene oder über das tragische Interesse. Wien. Digitalisiert von Google

“[S. 211] Bey der großen Vorliebe, welche der Verfasser dieser Schrift jederzeit für die Romanze und Ballade gehabt hatte, war es eine erfreuliche Erscheinung für ihn, in Kinds Schön Ella die dramatische Behandlung von Bürgers berühmter Leonore angekündigt zu lesen. Der Zusatz: Volkstrauerspiel konnte zwar von vorne herein einiges Mißtrauen erwecken: denn sollten wir, deren tragische Poesie mit so vielen Hausübeln behaftet ist, nun erst auch noch mit der Popularität heimgesucht werden, so möchte es zuletzt doch gar zu arg werden. Inzwischen - vielleicht war es damit nicht gar so schlimm gemeint, als der Titel besagte. Aber man kann in der That dem sonstigen poetischen Verdienste des Verfassers volle Gerechtigkeit widerfahren lassen, und seine Schön Ella dennoch ganz abscheulich verfehlt finden. Großes Lob verdient es, daß er die Handlung in die Zeit des dreyßigjährigen Krieges zurückgerückt; aber welcher böse Geist hieß ihn wohl aus Bürgers Leonore eine so eitle, coquette, und, ihr bischen Larve weggerechnet, so unbedeutende Kreatur machen, als diese Schön Ella ist. Die wilde Leidenschaftlichkeit Leonorens macht uns die tragische Katastrophe begreiflich und rechtfertiget sie; sie ist tragisch durch ihre Stärke selbst; und, wenn mir der Ausdruck erlaubt ist, durch ihre Unbedingtheit, die jede Lebenshoffnung verwirft, und jede Hoffnung auf eine künftige Welt mit frecher Verzweiflung lästert und von sich stößt. Der Mißgriff des Verfassers ist um so weniger zu entschuldigen, je bestimmter dieses alles in Bürgers Leonore vorlag. Eine dieser Dichtung entsprechendere dramatische Behandlungsart wäre selbst mit der Idee eines Volkstrauerspiels vereinbar gewesen, die übrigens wohl am meisten zu allem Verfehlten der ganzen Composition beygetragen. Es mag eine treffliche Sache um einen guten Volkskalender seyn; vor populären Tragödien aber möge der Himmel uns gütig jetzt und immerdar bewahren.“

 

1827

Gesterding, Franz C. Blasphemia. In: Ausbeute von Nachforschungen über verschiedene Rechtsmaterien. Zweiter Theil. Greifswald. Digitalisiert von Google

“[S. 398] Um endlich noch der Milderungsgründe zu gedenken, so pflegen die Rechtsgelehrten bei diesem Verbrechen als solche gelten zu lassen Trunkenheit - Reue nach der That - und minderjähriges Alter. Mehr noch, wie dies, wird dem Thäter der Zustand seines Gemüths zur Entschuldigung gereichen. Gewöhnlich ist es, daß Menschen, durch die Schläge des Schicksals erbittert, in einem Zustande von Verzweiflung gotteslästerliche Reden ausstoßen und, wie Bürgers Leonore, ´mit Gottes Vorsehung vermessen hadern.´ Zwar singt Euripides
         Das ist der weisen und gerechten Männer Art,
         Im Elend auch den Göttern nicht zu zürnen;
allein anders sieht die Sache der Dichter an im Zustande der Ruhe, anders der Geplagte, dessen Geduld erschöpft ist. Und gleichwie Injurien, im Zorn oder aus Uebereilung begangen, sehr verzeihlich sind, im Verhältnis gegen solche, die mit Vorbedacht und bei kaltem Blut ausgestoßen wurden, und jene viel minder strafbar sind, als diese; - also scheint dies auch auf Blasphemien, als eine Art von Injurien, anwendbar zu seyn. “

 

1827

Leibrock, August. Bligger von Steinach. Erster Theil. Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 70] ´Thorheit! Weibergeschwätz? He, Knapp! sattle mir mein Roß, ich muß fort in die freie Luft, dort nur kann der Mann groß seyn, bei den Weibern daheim taugt's nicht.´ 
   Bleibe noch bei mir, mein Herr und Gemahl; mir ist das Herz so voll, die Brust so beklommen. Wenn Du aber bei mir bist, dann fürchte ich nur Gott.
   ´Auch mir wird's zu eng in diesen finstern Gemächern; drum muß ich fort, in den Wald hinaus.´ “

 

1827

Anonym. Sachsen. In: Bayreuther Zeitung, 16. October. Bayreuth. Digitalisiert von Google

“Die erste Lieferung der Kabinetsbibliothek (Bürgers Gedichte) ist von der Leipziger Stadtbehörde bei Confiskation und 5 Thlr. Strafe untersagt worden. - Auch die Hallischen Buchhandlungen haben sich, wie die Berliner und Leipziger, vereinigt, sich mit dem Verkauf dieses Nachdrucks nicht zu befassen. So scheint denn jetzt Alles zusammenzukommen, um diesem schaamlosen Gewerbe ernstlich Trotz zu bieten. “

 

1827

Mnioch (Johann Jakob), geb. zu Elbing in Preußen 1765. In: Allgemeine deutsche Real-Encyklopädie für die gebildeten Stände, Siebenter Band, Leipzig. Digitalisiert von Google

“Sein Lied vom Grabe (´Wir werden Alle Platz und Raum usw.´), auf solche Art mit großsinnigen Sprüchen unterbrochen, ist in ganz Deutschland bekannt; ebenso vielleicht sein Maurerlied am Johannisfeste 1798. Als Declamator gelangen ihm am besten Bürger's ´Lenore´ und Schiller's ´Schlacht´. “

 

1827

Anonym. Ueber die musikalischen Leistungen in Prag während des vergangenen Winters. In: Monatsschrift der Gesellschaft des vaterländischen Museums in Böhmen. Januar Prag. Digitalisiert von Google

“[S. 90] Dieser folgte Zumsteegs Musik zu Bürgers Lenore für 4 Stimmen und Chor und für das ganze Orchester gesezt vom Concertgeber. Daß Einzelnes in dieser Composition trefflich sey, weiß wohl jeder, und mehr ist vielleicht von der ganzen Gattung nicht zu erwarten. Einiges wurde auch durch die Instrumentation bedeutend noch gehoben, besonders im zweiten schaurigen Theile, z. B.: „Laßt uns den Leib begraben." Indessen ist die Ballade nach unserm Bedünken zu solchem episch-dramatischen Vortrage nicht recht geeignet, und weil. Rößlers Werk, der sie in diesem Geiste componirte, vielleicht schon darum nicht einmal bekannt geworden. Noch weniger kann es Referent gut heißen, daß drei weibliche Stimmen mit dem Basso die Partieen auszuführen haben. Warum nicht lieber den Erzähler dem Tenor, die Lenore dem Sopran, die Mutter dem Alt vertrauen? Die leztere besonders war nicht in den besten Händen; die zahllosen Rouladen, übel und ganz gegen allen Geschmak angebracht, und mit Unsicherheit durchgeführt, entstellten die schlichte Composition Zgs. ganz und gar. “

 

1827

Rez. Ballades allemandes, tirées de Burger, Koerner et Kosegarten, p. Ferdinand Flocon. In: Literatur-Blatt, 14. August, Stuttgart und Tübingen. Digitalisiert von Google

“[S. 258] Nach einigen Bemerkungen über das, was Frau v. Stael über Bürger gesagt, geht Flocon zur Uebersetzung folgender Balladen über. Zuerst: des Pfarrers Tochter von Taubenhain, Bruder Graurock und die Pilgerin, Lenore, die wilde Jagd, Lenardo und Blandine von Bürger; [...] Im Allgemeinen müssen wir sagen, daß die Uebersetzung sehr gelungen ist, und daß Flocon geleistet hat, was aus diesen Dichtungen in französische Zunge übergetragen werden kann.“

 

1827

....r. Rez. Sechs Lieder von Fr. von Matthisson, Bürger und Grüneisen. [...] Componirt von L. Hecht. Op. 1. [...] In: Allgemeine Musikzeitung, 22. September. Offenbach. Digitalisiert von Google

“[Sp. 192] Zwar nicht eben etwas sehr Großes; nichts Neues und Überraschendes; sondern einfache Melodieen und einfache Begleitung, aber doch im Ganzen recht schöne Lieder. Sie lassen sich leicht ausführen und sind nicht ohne Gefühl und Innigkeit gesetzt. Die Begleitung ist zuweilen zu einförmig. [...] No. 2. Seufzer eines Ungeliebten, von Bürger, im 4/4 Tact Andante E mol. [...] No. 4. Gegenliebe, von Bürger, im 2/4 Tact Andante con moto aus B dur.“

 

1827

F. H. Prosaische Epigramme, einige Uebersetzungen und Bearbeitungen Shakspear's betreffend. In: Berliner Conversations-Blatt, 14. Juni. Berlin. Digitalisiert von Google

“In des - sonst gar trefflichen und unersetzlichen Gottfried Aug. Bürger's Macbeth scheint der Held bei Otto von Wittelsbach in die Schule gegangen zu sein; die Hexen aber haben von gar keiner Schule, selbst der schönen Shakespear'schen nichts wissen wollen; und gebehrden sich deshalb so ungenirt, daß man sich wundern muß, wie ein so vornehmer Herr, wie der Schottische Generalissimus sich mit ihnen abgeben mag. An sich sind ihre Verse rasch, lebendig, bunt und kräftig; nur, wie gesagt, für Macbeth, nicht gut genug. “

 

1827

Sartorius, Johann. Deutsches Volk? und römisches Recht? In: Sophronizon. Heidelberg. Digitalisiert von Google

“[S. 110] Der Buchstabe muß für sich klar und offen, keiner Verschraubung bedürftig noch fähig, dastehen. ´Ein Kaiserwort, sagt Bürger, soll man nicht drehen noch deuteln.´ Ungewißheit in den gesetzlichen Bestimmungen und Willkühr in der Auslegung, sind aber immer die notwendige Sünde gewesen, seit der römische Nachlaß über die Alpen gekommen ist. “

 

1827

Velde, Carl Franz van der. Erster Akt. In: Die böhmischen Amazonen. Dresden. Digitalisiert von Google

“[S. 139] Kascha (singt bei der Arbeit).
Auf, Heldin, es ruft dich mit Donnergestampf
der Schlachthengst, der Heerhörner Dröhnen!
Das Schwert in die Faust, hinein in den Kampf,
daß Lorbeern des Sieges dich krönen!
Fort Spindel und Nadel, ergreife die Lanze,
hinaus zu der Waffen rühmlichem Tanze!

Ein dummes Lied, ich mag nicht weiter singen.
Da lob' ich mir mein: Schnurre, Rädchen, schnurre!

Ach, dürft' ich meine liebe Spindel dreh'n,
statt hier den schweren Säbel blank zu scheuern. “

 

1827

Anonym. Der eitle Schauspieler. In: Journal für Literatur, Kunst und geselliges Leben, 17. November. Digitalisiert von Google

“[Sp. 1103] Alle Künstler haben, im Gefühl ihrer ungewöhnlichen Talente, einen kleinen Anstrich von Eitelkeit, den man ihnen um so lieber verzeiht weil diese Schwäche den Neid derjenigen versöhnt, denen die Natur das Künstlergenie versagt hat. Je bescheidener daher ein Künstler ist, um desto liebenswürdiger erscheint er, und ein Kranz von Bürger's Blümchen Wunderhold schmückt ihn mehr, als eine Lorbeerkrone. “

 

1827

R. Nöthiger Zusatz zu dem Aufsatz mit der Aufschrift: "Vorgesehen." In: Der Wanderer, 4. November. Digitalisiert von Google

“6) Die meisten Unglücksfälle des Schnellfahrens werden von betrunkenen Kutschern begangen. In der Trunkenheit vergessen sie auf alle Polizeyvorschriften, und rennen, als hätten sie schwarze Teufelsrappen aus Bürgers Ballade ´Lenore´ vorgespannt.”

 

1827

Friedrich, Karl. Allerley. In: Der Bayerische Landbote, 08.02.

“Ein Schullehrer im Hessen'schen hatte am Neujahrsmorgen einen schönen Schrecken. Er hatte nämlich im November die einzige Kuh verloren, und mußte daher mit seinen Kindern den Cichorien-Kaffee (denn einen andern Kaffee leidt's den Jugendbildnern selten) schwarz trinken. Als er am Neujahr das Morgengebet läuten will, hört er im Stall: ´Muh! Muh!´ Er sieht nach und findet die schönste Kuh an der Krippe. (Wem fällt nicht Bürger's rührendes: ´Frau Magdalis u. s. w.´ ein!) -
Man weiß noch nicht recht, wem Nachmittags der weiße Kaffee besser geschneckt hat, ob dem Schulmeister, oder der Vorstehern, die sich zum Kaffee bey ihm eingefunden hatten.”

 

1827

Der Bayerische Landbote, 27.10.

“[S. 840]  Der Mensch denkt, Gott lenkt.
  Laß nur den Menschen denken,
  Gott wird es dennoch lenken.
  Nein! mag auch Gott es lenken,
  Der Mensch soll dennoch denken.
             W. Müller
(Ja wohl! denn ohne denken gleicht der Mensch dem Ochs und Eselein im Stalle.)”


 

1827

Frankreich, Paris, vom 14. August. In: Münchener Politische Zeitung, 21. August

“[S. 1199] Ein Herr M. Flocon in Paris hat es unternommen, die schönsten deutschen Balladen, die vorzüglich in dem Munde des Volkes sind, in das Französische zu übersetzen, und es ist ihm gelungen, das Publikum außerordentlich dafür zu interessiren. Der Name der Sache, so wie die Sache selbst, sind der französischen Literatur fremd. Der Uebersetzer beurkundet, daß er den Geist der Sache zu erfassen verstand. ´Bürger's Lenore, sagt ein französisches Blatt, spricht und tausendmal mehr an, als alle Nymphen der Arethusischen Quelle.´”
 

1828

Haug, Friedrich. Bürger. In: Zeitung für die elegante Welt. Leipzig.  Digitalisiert von Google

“[Sp. 1398] Bürger
    Günstling Apoll´s! Ach, warum nicht auch Fortunens! -
                O Bürger !
    Viel beweinen den Freund, alle den Sänger in Dir.
                 Fr. Haug. “

 

1828

Anonym. Nachträgliche Nachrichten aus Bayern. In: Der Bayer´sche Landbote. 4. September, München. Digitalisiert von Googhle

“[S. 916] So stuzte z. B. ein H. Einem im Tumult die Finger, kämpfte mit großer Gewandtheit gegen Mehrere, tüchtige Hiebe austheilend; ein Fuhrmann stach einem Metzger den Arm durch und durch; ein Musensohn sprengte, seine Amanda auf dem Sattel im Arme haltend, in Karriére nach Trudering hinein—wie in Bürgers Lenore— und gab, als ihm die k. Gendarmerie seine vermeyntliche Ungebühr verwies, zur Antwort: er könne so viele Mädeln, als er wolle, auf's Roß zu sich nehmen; [...]“

 

1828

Anonym. Aesthetik [Rezension mehrerer ästhetischer Schriften]. In: Leipziger Literatur-Zeitung. August.  Digitalisiert von Google

“[Sp. 1641] Denn alles, was wir von der m odernen Aesthetik, seit Schiller, gesagt haben, fällt in einen Zeitraum, der mit Bürgers Tode eben erst begann. Doch hat er [Bürger] den Gang der Schönheitswissenschaft bis zu Kant mit academischer Gründlichkeit und Belesenheit, in den in- und ausländischen, antiken und modernen Theoretikern, die in seinen Vortrag lebendig, nicht etwa in Büchertiteln, eingewebt ist, kritisch-historisch auf eine Art angegeben, für welche man einem solchen Geiste um so mehr Dank wissen möchte, je mehr er sich hier gewissermaassen herablassen musste. Der originelle Volksdichter, dessen Einfluss auf das poetische Leben in Deutschland öfter in Erinnerung gebracht werden müsste, wenn das Weihrauchfass, das die moderne Aesthetik über wenige von ihr als einzig legitim gekrönte hohe Häupter schwingt, auch über bürgerliche Gräber geschwungen würde, er hätte wohl — so gut wie mancher andere, seine poetische originelle Manier, gewiss nicht blos in seinem Balladentone, in Hopp, Hopp und Kling, Kling bestehend, sondern mehr warmes deutsches Leben athmend, als die gräcisirende und proteische Anstandsmanier, (welcher zu Liebe Schiller Bürgers Verdienst in einer bekannten Rec. so herabsetzte) durch eine einseitige Theorie zur absoluten erheben, und aus allem Licht und Schatten derselben eine einseilige Theorie des Schönen entwickeln können. Allein er sahe ein, was unsere jüngern Originaldenker selten einsehen,dass die Wahrheit auch hier nur aus dem Zusammenhalten mehrerer einseitigen Principien und Schulen, wie sie die Literatur historisch aufbewahrt, gewonnen werden mag. Und bey dieser seiner Resignation auf ein ausschliessliches Selbstdenken, wie es unsere philosophische, immer nur an Einer Schule hängende Jugend liebt, zumal in diesem, seinem Talent doch fremden, theoretischen Gebiete, entging ihm keine ästhetische Definition, die zu einem, wenn gleich einseitigen Hauptmerkmale des Schönen verarbeitet werden kann, und wenn er sich gleich schon bemerktermaassen hauptsächlich an Kant anschloss, so forschte er doch oft tiefer, als dieser selbst, wenigstens eifriger in den Zusammenhang der Schönheitswissenschaft mit einer allgemeinen Theorie der menschlichen Empfindungen, die sich ausser der Lust an der schönen Vorstellungsform auf Wahrheit, Tugend, oder Vergnügen beziehen, wobey ihm freylich das hierher auch zu rechnende religiöse Ideal der Seligkeit u. überhaupt die oben auseinandergesetzte, gewöhnlich ganz verkannte Verbindung der Phantasie mit dem Gefühle weniger klar vorschwebte. Der Mangel an Rücksicht auf einige damals noch nicht zur Sprache gekommene ästhetische Hauptgesichtspuncte, und
die leicht in Weitschweifigkeit übergehende Ausführlichkeit des erläuternden academischen Vortrags entziehen freylich diesen stets interessanten, wiewohl selten durchgreifenden Untersuchungen mitunter das nöthige Licht. Dafür wird man aber durch einen Schatz von Nebenbemerkungen des geistreichen, obgleich von Selbsterfahrungen und Individualität fast zu bescheiden abstrahirenden Dichters belohnt, wozu auch ästhetische Originalanekdoten geboren (wie z. В. a. I. S. 85 die von Abt Vogler, welcher die Gemälde der Düsseldorfer Gallerie an einem hinaufgebrachten (vermutlich dabey zerschlagenen !) Claviere abgespielt haben soll. Hierzu kommen eine Menge von ausgewählten Muster-Beyspielen, um so lehrreicher, weil sie Bürger, und fast mehr aus vergessenen, als aus den allgemein beliebten Dichtern wählte. Hiermit ist das Lehrbuch des deutschen Styls in der engsten Verbindung. Denn es ist nicht nur ein systematisch-philosophisches Lehrbuch des Styls überhaupt, sondern auch der poetischen Sprache, und aller Figuren der Wohlredenheit und Beredtsamkeit, mit einer Fülle rhetorischer Bemerkungen und Beyspiele, besonders nach dem Princip der Seelenkräfte geordnet, wiewohl hierin nicht immer einfach genug. So steht die Bürgerische Aesthetik und Poetik gleichsam als Denk- und Meilensäule an dem grossen Heerwege, den die Schönheitswissenschaft in Deutschland zu durchwandern hatte, just auf der Gränze des Kantiachen Gebietes, also in ihrem Uebergange von der mehr empirischen Geschmackskritik zu ihrer höchsten oft hyperboreisch oder mystisch genannten Höhe.

[Sp. 1708] Bürgers Poetik im zweyten Theile d. Aesthetik verdient gewiss als Lehrbuch die grösste Auszeichnung, weil sie, durchaus keiner einseitigen Schule, keinem herrschenden Zeitgeschmacke huldigend, mit literarischer universeller Kenntniss der Theoretiker, mit sorgfältiger Auswahl solcher Beyspiele, die von je her die deutsche Kritik und die Nation überhaupt, nicht schielende Theorie oder Parteysucht, als die würdigsten anerkannte, abgefasst ist, wobey allerdings nur die schon erwähnte Bürgerische Selbstverleugnung zu bedauern ist, mit der er gerade das, was Engel in ihm selbst so hervorhob und theoretisch zergliederte, so wenig, fast nur S. 261 einmal, berücksichtigt.“

Der vollständige Beitrag in der ONLINE-BIBLIOTHEK

 

1828

Aus Berlin. In: Zeitung für die elegante Welt. Leipzig.  Digitalisiert von Google

“[Sp. 1247] Aus Berlin.
 Der hiesige Gartenverein, der am 22. d. M. sein sechstes Jahresfest in der gewöhnlichen Art begangen hatte, könnte sich noch ein neues bleibendes Verdienst, neben dem, was er sich schon durch die Beförderung des Gartenbaues in den preuß. Staaten erworben, erringen, wenn er zu seinen Preisaufgaben noch eine für die Cultur des Bürger´schen Blümchens Wunderhold aussetzte, das fast ganz durch das um sich wachsende Unkraut der Arroganz, des Dünkels, der Ueberschätzung, der Geringschätzung Anderer u. dgl. erstickt worden ist. “

 

1828

Alexis, Willibald. Herbstreise durch Scandinavien, Band 2. Berlin.  Digitalisiert von Google

“[S. 293] Wir hörten wohl zuweilen klagen, daß die schöne Literatur nicht in die Höhe kommen könne, weil ihr Unterstützung von oben fehle. Als ob dann jemals Deutsche Poesie hätte blühen können! Was geschah außer dem kleinen Weimar dafür! Bürger mußte zu einer Zeit, wo es viel leichter war, unter der geringern Anzahl wirklich Schaffender sich hervorzuthun, Bürger, der gefeiertste Lieblingsdichter der Nation, mußte verhungern, während es so leicht, so ehrenvoll für den Geber gewesen wäre, ihm ein kleines Auskommen zuzuwerfen. Eine mäßige Pension würde gepriesen worden sein, wie die Thaten der Este und Medici. “

 

1828

Weber, Karl Julius. Achtzehnter Brief. In: Deutschland, oder Briefe eines in Deutschland reisenden Deutschen. Stuttgart. Digitalisiert von Google

“[S. 373] Zu Berlin vermißt man gar oft Mutter-Natur, desto überraschender ist mitten in der Stadt Monbijou, jetzt dem Herzog von Meklenburg gehörig, mit seinem schönen Sommer- und Winter-Garten; den Pallast der Gräfin Lindenau besitzt die Königin der Niederlande. Interessant ist die Thier-Arzney-Schule mitten in einem weiten Garten mit ihren Anstalten und Sammlungen. Ich glaube es war hier, (wenn nicht zu Wien) daß ich das Scelet eines arabischen Pferdes sahe neben dem eines frissischen Gauls — so verhalten sich die Nerven einer zarten Berlinerin zu denen eines Hamburger Lastträgers! Zu Lyon aber sahe ich ein Pferd-Gerippe im Galop mit einem darauf sitzenden Menschengerippe — lächlend dachte ich an Bürgers Lenore. Sheldon zu London ging noch weiter, und scelletirte seine Geliebte, um sie stets um sich zu haben. War dies Geistesstärke, Stumpfsinn, oder Virtuosität eines ächten Anatomen.“

 

1828

Koch,A. Die Ritterburgen und Bergschlösser im Königreiche Württemberg. Fünftes Bändchen. Digitalisiert von Google.

“[S. 24] Euphemie läßt sich durch diesen Ausspruch nicht abschrecken, sondern ergreift die Gelegenheit, wie bei der Entführung Ritter Carls von Eichenhorst, das Fräulein von Hochburg.
    Euphemia that das nemliche, und wendete sich in der nemlichen bittenden Stellung mit folgenden Worten an ihren Vater:
 O Vater habt Barmherzigkeit
 Mit Eurem armen Kinde!
 Verzeih Euch wie Ihr uns verzeiht,
 Der Himmel auch die Sünde.
     [...]
 Da nimm sie meinetwegen,
 Und meinen ganzen Segen!
    Euphemie wurde Conrads Gattin, und der edle Kaiser verzieh beiden; belehnte ihn aus besonderer Gnade mit der Burg Hohengerhausen und Ruk, und mehreren in der Gegend liegenden Ortschaften.”

 

1828

K. A.W. v. Schlegel, Bürger und Schiller. In: Zeitung für die elegante Welt. Leipzig. Digitalisiert von Google

“[Sp. 965] Eine höchst interessante Erscheinung im Gebiete deutscher Literatur sind die bereits im Ostermeßkataloge angekündigten ´Kritischen Schriften, von A.W. v. Schlegel´ (Berlin, 1828, 2 Bände, denen noch ein dritter folgen soll), wenn gleich sie fast nur eine Sammlung früher erschienener Aufsätze sind. Im zweiten Bande findet sich auch die Kritik über Bürger, aus den ´Charakteristiken und Kritiken´ abgedruckt und im Jahre 1800 geschrieben, in welcher denn natürlich die bekannte Recension Schiller's über Bürger´s Gedichte nicht unerwähnt blieb. In einer Anmerkung zu dem neuen Abdruck der seinigen, in den ´Kritischen Schriften,´ läßt sich Schlegel ausführlicher über Schiller's Kritik aus. ´Die Recension,´ sagt er, ´war mit der kalten, abgezirkelten Eleganz abgefaßt, welche Schiller's damaligen prosaischen Schriften eigen war und in seinen Briefen über ästhetische Erziehung in die äußerste Erstorbenheit überging; aber sie imponirte dem Publicum und Bürgern selbst durch eine gewisse Würde, durch den Schein der philosophischen Tiefe und durch den noch mehr trügerischen Schein der Mäßigung.´ Und bald darauf, nach der Bemerkung, daß nun, da Schiller und Bürger seit so vielen Jahren aus dem Leben geschieden seyen, der Freimüthigkeit kein Bedenken im Wege stehe, sagt er: ´Schiller's Recension war, meines Erachtens, eine nach den Gesetzen der literarischen Moral nicht wohl zu rechtfertigende Handlung. Wie kam gerade Schiller dazu, über einige in Bürger's Gedichten stehen gebliebene gesunde Derbheiten wie ein Rhadamantus zu Gericht zu sitzen? (Wie? Hatte er Gründe dazu, so gaben sie ihm auch ein Recht dazu, und er behielt dieses, auch wenn das gegründet wäre, was Schlegel gleich nachher über die wenige Berechtigung gerade Schiller's zu einem solchen Urtheile sagt!) - Ueberdies hat Schiller durch diese Beurtheilung nur eine schwache Probe seiner Kennerschaft gegeben. Er hätte Bürgern nicht tadeln sollen, weil er ihn nicht gehörig zu loben verstand u.s.w.´- Nun! freimüthig ist das; doch ist es auch unbefangen und unparteiisch? - - Der Leser urtheile! Ref. aber will nur noch bemerken, daß Schiller im Allgemeinen Bürgern nicht wenig lobt (aber das verstand er ja nicht) und eben deshalb im Einzelnen einen so strengen Maßstab anlegen zu müssen meinte. “

 

1828

Müller, Georg. Kurze Theorie der Dichtungsarten.  Digitalisiert von Google.

“[S. 93] Die frühesten deutschen - doch sehr schwülstigen - Heroiden besitzen wir von Hoffmanuswaldau, dem Haupt der zweiten Schlesischen Dichterschule, und von Lohenstein. Neuere Heroidendichter sind: Wieland, Bürger, A. W. v Schlegel .

[S. 384] Die Romanzen im modernen Sinne sind wahrscheinlich mit der komischen Oper entstanden, und verdanken ihre Ausbildung den Franzosen, bei denen die Zärtlichkeit leichter einen heitern, spielenden, als einen ernsten, empfindsamen Ton annimmt. Sie sind außerordentlich reich an Romanzen, und wählen ihren Stoff gewöhnlich aus dem wirklichen Leben. Die Deutschen nehmen in ihren Romanzen zuweilen einen komischen, travestirenden Ton an, wie Bürger in seiner ´Europa´ und ´Frau Schnipps.´ ”

 

1828

Fouqué,L.M.. Eine Anmeldung. In: Zeitung für die elegante Welt. Leipzig.  Digitalisiert von Google

“[Sp. 1411] Nicht nur zum Lobe, sondern auch zum Tadel, welcher ihn vorzüglich gedeihlich da treffen möge, wo er sich einer gewissen Ueberderbheit hingibt, wie sie früher allerdings die Deutschen an ihrem wackern Dichter Gottfried August Bürger ertrugen, ja, sich wohl gar absonderlich daran ergetzten, als gehöre so etwas eigentlich zum Volksgesange. Das erscheint nun dem Unterzeichneten gerade umgekehrt.“

 

1828

Weber, Carl Maria von. Compositions-Routine. In: Hinterlassene Schriften, Band 1-3  Digitalisiert von Google.

“[S. 118] Das Genie ist universell, wer es hat, kann Alles leisten, Umstände, Zufälle formen es. Es ist nicht möglich, in allen Stylen und Gattungen zu gleicher Zeit groß zu seyn, man ist es aus eben diesen Gründen nur periodisch in einem Fache, alle guten Opern kommen einander nahe.
 Musik-Catalog der beliebtesten Arbeiten:
[S. 119] Die Leonore von Bürger und die
      Kindes-Mörderin von Schiller, nach bekannten Volksmelodien arrangirt.”

 

1828

Bülau, F.; Weiske, J.; Leutsch, K. von. Die Dichtkunst der Deutschen. In: Die Germania des Tacitus. Leipzig. Digitalisiert von Google.

“[S. 47] Ich glaube, dass unter den neuern Dichtern in Bezug auf Balladen Bürger den deutschenTon am richtigsten getroffen hat. Es ist etwas Nüchternes noch in seinen schauerlichsten Parthien. Das Wunderbare hat bei ihm nicht den geheimen Reiz, den es in höherer dichterischer Behandlung erhält.”

 

1828

Anonym. Zur Naturgeschichte der Eulen. In: Der Sammler, 23. Februar.  Digitalisiert von Google

“[S. 95] Kein Thier hat vielleicht so vielen Stoff zu Mährchen und besonders zu der bekannten Sage vom wilden Jäger gegeben, als die große Ohreule, der Uhu oder Buhu. Jene von Bürger besungene Sage lebt noch weit umher fort; in Dörfern in deren Nähe große Waldungen liegen, hört man die wilde Jagd zuweilen, und wer die Ursache dieser Erscheinung nicht kennt, mag dadurch wohl in Furcht gesetzt werden.“

 

1828

Ostermann, F. Die Stallfütterung. In: Oekonomische Neuigkeiten und Verhandlungen. No. 79. Prag.  Digitalisiert von Google

“[S. 628] Die allgemeine Infection des landwirthschaftlichen Publikums von der scheinbaren Meinung, als bestehe die wahre Philosophie der Landwirthschaft nur allein in Anwendung der Stallfütterung, scheint ursprünglich ihren Grund in Mißverständnissen zu haben, indem in manchen, sonst gediegenen Lehrbüchern und Flugschriften die Bedingungen, unter welchen sie vortheilhaft anzuwenden ist, nicht stringent genug markirt sind. Auch ist aus der Tendenz dieser Schriften eine Vorzugsweise Hinneigung zur Stallfütterung nicht zu verkennen. Die unendlichen Compilationen und Excerpte, deren Verfasser selten von dem eigentlichen Wesen der Landwirthschaft eigene, richtige Begriffe hatten, verbreiteten diese Ansteckung noch mehr, indem sie der beiden winzigen Wörter: Wenn und Aber — entbehrten, womit die Originale eben so sorgsam verwahrt waren, wie des Schäfers Räthsellösung, die er — von dem Kaiser seinem Herrn, dem Abt von St. Gallen zugemuthet — für denselben übernahm. Hätten die Autoren an Bürgers Gedicht gedacht oder die Millionen Fälle erwogen, wo diese beiden kleinen Wörter einer Sache so verschiedenen Sinn unterlegen, so würden sie behutsamer damit gewesen seyn.“

 

1828

Ernesti, Johann Heinrich Martin. Die Weiber von Weinsberg. In: Neues Theoretisch-praktisches Handbuch der schönen Redekünste für die obern Klassen der Gelehrten-Schulen. Erster Theil. München. Digitalisiert von Google

“[S. 481] Diesen alten Stoff — ob Wahrheit oder Fabel, — hat der Dichter unsrer Romanze mit seiner gewöhnlichen Klarheit des Vortrags dargestellt und in einem gefälligen, angemessenen Tone erzählt. Man glaubt einen alten, überaus muntern und jovialischen Volkssänger zu hören, der einem rohen Haufen ein wunderbares Abenteuer singt; aber einen solchen, der auch zugleich die Aufmerksamkeit des Mannes von feinerm Geschmack und gebildetem Verstande erwecken kann. Er giebt seiner Sprache einen feinen Anstrich jenes Antiken, das man in den alten Mordgeschichten findet — durch den Gebrauch alter Worte, Wortfügungen und Formen, durch volksmäßige Sprichwörter und sprichwörtliche Redensarten — allein es ist nur ein feiner Anstrich; denn die ungeschlachte Sprache der alten Bänkelsänger ganz reden, hieß Geschmack und Sitten beleidigen: der Dichter tunkt seinen Pinsel nur leise in diese Farben, um das Gemählde sprechender zu machen; das Altfränkische wird durch die Mischung mit dem Neuen zum Komischen, und dieses zum Ausdruck der scherzhaften Laune, die durch das Ganze hindurch schimmert, und uns verräth, daß wir nur einen verkappten, keinen wirklichen Bänkelsänger hören. Denn der humoristisch - naive Ton, die unbefangene Miene der Ironie, ist das vornehmste Merkmahl, wodurch sich die Romanze, die ein Werk der Kunst seyn soll, von der Mordgeschichte unterscheidet, die ein unwissender, ungebildeter Reimer in herzbrechende Verse gebracht hat.
  2) liegt. Der alte Ballabensänger ist über die That der Weinsberger Weiber, die er einmahl gehört hat, noch entzückt; und mit dieser Hauptempfindung fängt er, als ein lyrischer Dichter, seinen Gesang an. Er thut dieß in Anwendung auf sich selbst; indem er sich erkundigt, wo Weinsberg liege? gleichsam als wolle er sich da eine Frau hohlen, und als wenn er voraussetzte, daß die eheliche Treue der alten Weinsbergerinnen auf ihre späten Enkelinnen fortgeerbt seyn müßte. Schon diese angebliche Unkunde ist eine Schönheit und dem angenommenen Charakter eines ununterrichteten Volkssängers sehr angemessen. “

 

1828

Anonym. Nachrichten aus dem In und Auslande. In: Tags-Blatt für München. 20. Juli.  Digitalisiert von Google

“[S. 806] In den Berliner Theatern wird Webers ´Oberon´ und die alte Wranitzky´sche Oper ´Oberon´ mit gleichem Beifall gegeben. Ein neues Melodram von Holtey, ´Leonore´ (nach Bürgers Ballade), hat dortselbst viel Beifall gefunden Man erwartet Hrn. Eßlair in Berlin. “

 

1828

Klingemann, August. Erinnerungsblätter. Braunschweig. Digitalisiert von Google

“[S. 283] Henriette Sonntag ist, wenn man das ästhetische Prinzip hier anziehen will, keinesweges eigentlich schön zu nennen, dagegen aber, im höchsten Grade anmuthsvoll; was vielleicht, insofern man, vom todten Bilde abstrahirend, auf die lebendige Erscheinung übergeht, noch vortheilhafter für dieselbe ausfällt, als jenes allein, und bei Ermangelung des Aphroditen-Gürtels. Vor allen Dingen hat die junge Künstlerinn sich das zarte Blümchen Wunderhold — Bescheidenheit — unverwelkt erhalten, und es blüht noch ganz frisch an ihrer Brust, wie sehr sich auch die Schmeichelei es angelegen sein ließ seine Blatter verdorrend anzuhauchen. Ueber ihren Gesang haben Anbeter sowohl wie Neider sich bis zur Athemlosigkeit herüber und hinüber ausgesprochen und besonders ihr zartes mezza voce bald in die Wolken erhoben, bald als eine Kunstgaukelei um beschränkte Mittel dahinter zu verbergen, ausgeschrieen.“

 

1828

Kleine Notizen. In: Flora. Ein Unterhaltungsblatt. Nro. 123 vom 22. Juni München. Digitalisiert von Google

“[S. 500] Hr. v. Holtei in Berlin hat Bürgers berühmte Ballade: ´Lenore´ zu einem Melodram mit Gesängen benützt, das am 15. zum erstenmal im Königsstädter-Theater aufgeführt und mit ganz außerordentlichen Beifall aufgenommen wurde. Die Berliner Blätter meinen, es werde die Runde an alle deutschen Bühnen machen.“

 

1828

P. L. Rez. Braga. Vollständige Sammlung klassischer und volksthümlicher deutscher Gedichte aus dem 18ten u. 19ten Jahrhundert. Erstes und Zweites Bändchen, Dresden 1827. In: Allgemeine Schulzeitung, Darmstadt. Digitalisiert von Google

“[Sp. 440] Auf den ersten Blick könnte man glauben, die vorliegende Sammlung sei geeignet, bei Declamationsiibungen in Schulen eine reiche Auswahl darzubieten, oder Schülern zur Bekanntschaft mit der neueren poetischen Literatur in die Hände gegeben zu werden. Dazu aber kann sie nicht dienen, weil zu Vieles darin vorkommt, was die Phantasie der Jugend mit unreinen Bildern erfüllen würde. Balladen, wie ´der wohlgesinnte Liebhaber´ von Bürger, ´des Pfarrers Tochter von Taubenhain´ von demselben, ´das entweihte Nonnenkloster´ von Löwen u. ähnl. passen nicht für die Jugend und können nicht einmal im Kreise gebildeter Frauen gelesen werden.“

 

1828

Beitrag zu einem Verzeichniss deutscher, in fremde Sprachen übersetzter Schriften. In: Literarischer Almanach für 1828, Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 77] Bürger, G. A., Die bekannte Ballade ´Lenore´ a) ins Italienische unter dem Titel: Eleonora, Novella morale, scritta sulle traccia d'un Poemetto anglese, trad. dal Tedesco d. Ms. Taylor, London 1798. Eine andere Uebersetzung findet man in der Biblioteca italiana, T. XV. — b) Ins Lateinische: „G. A. Bürgeri Eleonora latina reddita metro archetypi a D. P. Heine. Edit. 2da. Hannov. 1824. in 16. — Am häufigsten, c) ins Englische: 1) Leonora, a tale, translated and altered from the German of G.A. Bürger, by J. .F. Stanly. Lond. 1796. 8. — 2) Eleonora, a tale, translated from German of G. A. Bürger by H. J. Pye. Lond. 1796. 4. 3) Leonora, from German of G.A. Bürger, by W. B. Spencer. Lond. 1796. Fol. mit 4 Kupf. Eschenburg liess diese drei Uebersetzungen zusammen drucken unter dem Titel: ´Leonore, Ballade von Bürger, in drei englischen Uebersetzungen´ Göttingen 1797. gr. 8. — 4) Ellenor, a Ballad originally written in German, by G. A. Bürger. — 5) The Chase and William and Helen, two Ballads from the German of Bürger. Edinburg and London 1796 in 4. — 6) In den Tales of Wander, written and collecled by M. G. Lewis Esq. London 1801 von einem Ungenannten, und endlich 7) gab Beresford von einer andern Uebersetzung eine Probe im ´German Museum, by P. Will, No. 1. “

 

1828

Anonym. Berichtigungen. In: Leipziger Literatur-Zeitung. Intelligenz-Blatt. 18. October, Leipzig.

“[Sp. 2075] In ´Bürger's Leben von Döring´ S. 16 ist statt 1785 das Jahr 178? als das J. des Anfanges der ´Berlin. Monatsschrift´ zu setzen, die Biester zuerst mit Gedike, später allein herausgab.
   Nicht ganz richtig ist es, wenn es S. 217 heisst, B.'s Abhandlung (oder Rede) ´über die Zufriedenheit´ sey - ´zum ersten Male aus des Dichters Handschrift´ in B.'s sämmtl. Werken B. 6. mitgetheilt. Sie steht schon in den ´Ratzeburgischen Literarischen Blättern´ 1810. St 30. 31.
   Dass der unvollendete Brief, dessen S. 332 fg. erwähnt wird, wirklich unter B.'s Papieren von seiner Hand gefunden worden, darf, ungeachtet dessen, was dagegen gesagt worden ist, nicht bezweifelt werden. Der Widerspruch gegen seine Aechtheit gründete sich wohl nur darauf, dass die darin berichteten Umstände sich nicht so verhielten, und sich zu solcher Erzählung keine Veranlassung finden liess. Ob nun Etwas von dem, was Hr. D. selbst angibt, oder was sonst Bürger bey jenem Briefe im Sinne haben mochte, lässt sich nicht ausmachen.
   Nach Anderer Angaben und eigenen Aeusserungen B.'s hatte er auch einigen Antheil an kritischen Zeitschriften (der Allgemeinen Literaturzeitung und der Allgem. deutschen Bibliothek), wovon hier bey der Angabe seiner Schriften Nichts gesagt ist. “

 

1828

Fabricius, E. F. Zurechtweisung. In: Sundine, 28. Februar. Stralsund. Digitalisiert von Google

“[S. 71] Möge er dieses reine schöne Gemüth auch ferner, und durch alle die bittern Erfahrungen und Täuschungen hindurch, denen zu entgehen auch er nicht hoffen darf, ungetrübt bewahren, und möge er bei ähnlichen Verunglimpfungen sich mit dem Ausspruche unsers großen Dichters trösten: .
  ´Es sind die schlechtesten Früchte nicht,
   Woran die Wespen nagen!´ “

 

1828

Seidel, Carl. Charinomos. Beiträge zur allgemeinen Theorie und Geschichte der schönen Künste. Zweiter Band. Magdeburg. Digitalisiert von Google

“[S. 362] Eine gewisse Art der Wortwiederholung bildet in genauerer musikalischer Ansicht nicht sowohl den eigentlich reichen Reim, als vielmehr eine besondere Art von Verbindung der Alliteration mit dem vollen Gleichklang; zum Beispiele dienen einige Bürgersche Verse*) und ganz besonders noch die folgenden Strophen: [...].

*) O Mutter, Mutter! Hin ist hin!
  Verloren ist verloren!
  Der Tod, der Tod ist mein Gewinn!
  O wär' ich nie geboren!
               In der Ballade: Leonore. “

 

1828

Buek, Friedrich Georg. Armencollegium. In: Handbuch der hamburgischen Verfassung und Verwaltung. Hamburg. Digitalisiert von Google

“[S. 357] 7. Freie Beerdigung wird den eingezeichneten Armen unbedingt gewährt, Anderen nur als besondere Ausnahme *).

*) Anmerk. Die Beerdigung wird sehr wohlfeil besorgt. Auch hat der Sarg nicht die gewöhnlichen sechs Bretter und zwei Brettchen, sondern nur vier Bretter und zwei kleine. Die meisten Bewohner Hamburgs haben einen gewaltigen Abscheu vor dem Begraben in diesen Armensärgen, welche der Volkswitz ´Nasendrücker´ nennt. “

 

1828

Anonym. Mancherlei. In: Tags-Blatt für München, 14. April. München. Digitalisiert von Google

“[S. 415] Die Bretter.
Thaliens Jünger kommen doch ewig nicht aus der Bretter-Welt. - Erst streben sie nach den Brettern, - dann ist ihr ganzes Leben und Weben auf den Brettern, - und treten sie einst von den Brettern, - so kommen sie wieder zwischen die Bretter, - nämlich zwischen die schauerlichen sechs Bretter und zwei Brettchen. - “

 

1828

Rariskus, Johannes. Schwacher Beitrag zur neuesten Geschichte der Musik. In: Aurora, Zeitschrift aus Bayern, 25. Juli. Digitalisiert von Google

“[S. 41] Damit war aber der winterliche Enthusiasmus noch keineswegs befriedigt, denn alle Frauenzimmer wurden ländlich und altdeutsch, setzten sich zu Hause mit Spinnrädern an den Ofen, und in allen Gassen hörte man Haydns ´schnurre Rädchen, schnurre!´- dazu akkompagnirte ein Rädergeschnurre, als ob Milliarden Hornisse flögen. “

 

1828

Wagenseil, Christian Jakob. Prälat von Schmid zu Ulm, nach seinem Leben, Wirken und Charakter. Augsburg. Digitalisiert von Google

“[S. 13] Es erzeugte Eckel und Widerwillen an Süßlichkeiten und kindischen Faseleien, auch war es gerade in dieser Periode, daß eines Tages Schmid die ´Briefe von Gleim und Jacobi´, in welchen so viel mit dem ´kleinen Amor´ getändelt ward, hinter den Ofen warf. Dagegen glühte sein ganzes Gesicht, als einst an einem Sonnabend Nachmittags Göthes ´Götter, Helden und Wieland´ vorgelesen wurde, worinn ihn der Plan von Euripides ´Alceste´ bis zum Entzücken erhob. — Gotters ´Epistel über die Starkgeisterei´ — sein Gedicht: ´Die Freundschaft´ — Bürgers ´Lied an die Hoffnung´, einige Lieder von Voß und Hölty aus den Musenalmanachen von 1774 und 1775, waren in diesem Zirkel hochverehrt. “

 

1828

Anonym. Frankreich. In: Beilage zur Allgemeinen Zeitung 1828. Nro. 300. Tübingen. Digitalisiert von Google

“[S. 1198] Im Moniteur las man kürzlich folgende Anzeige eines Buchs: Poésies Européennes, ou Etudes sur Shakspeare, Alfieri, Schiller etc., par Léon Halevy; I Vol. in 8. Paris, Ladvocat. "Schon hatte Hr. Leon Halevy, als Gewinn seines ersten Ausflugs in die Gärten des poetischen Europa's, einen sehr schönen Strauß zurük gebracht, und den französischen Musen überreicht, zusammengesezt aus dem Würdigsten, was je fremde Blumenbeete in der einfachen und graziösen Gattung seiner Auswahl darboten. Es waren Lieder und Balladen von Bürger [La Fille du Pasteur], Schiller, Walter Scott usw.; und diese exotischen Blumen schienen, durch den Wechsel des Klima'a nichts, weder von ihrer Frische noch von ihrem Wohlgeruch, verloren zu haben. “

 

1828

W. B. M. [Rez.] Kritische Schriften von August Wilhelm von Schlegel, Berlin. In: Literatur-Blatt, 18. Juli. Digitalisiert von Google

“[S. 232] Gern hätten wir eine bittere Anmerkung über Schiller vermißt, welche der Verf. bey Gelegenheit der hier wieder abgedruckten Charakteristik Bürgers nicht hat unterdrücken können. Schiller wird in seinem Tadel der mit mechanischen Kunstgriffen oft herbeygezerrten Natürlichkeit Bürgers immer Recht behalten, und Schlegel wird bey der Nachwelt selbst durch eine gewisse Pietät
gegen Bürger nicht entschuldigt werden, daß er diesem zu Liebe Schillers Urtheil so bezeichnet hat, als sey dasselbe aus einer andern, als aus der reinen Quelle der vollesten Ueberzeugung, und wäre diese auch nur eine momentane gewesen, hergeflossen.“

 

1828

Schilling, Gustav. Die Flitterwoche. In: Sämmtliche Schriften. Dresden und Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 107] Sie sah empor, sie nickte freudig, ich aber dankte kaum und so fielen denn ihre Augen zu Boden und hafteten auf dem muthmaßlichen Gänserich, der ihr augenscheinlich den Hof machte und dafür belobt und gestreichelt ward.
    Ich befahl dem Bedienten zu satteln, denn ´es wird mir hier zu eng' im Schloß´ dachte ich, zwischen Ingrimm' und Ironie: ´ich muß mir Ruh' erreiten´ und als ich dem Stalle zu über den Hof schlich, watschelten die Wolen und die Pilen wie feindselige Hexen auf mich los, zischten und schnatterten und mein unverschämter Nebenbuhler streckte tolldreist den Hals aus, um den Verdrängten in die Wade zu beißen; ich aber versetzte ihm mittels der Reitgerte den nöthigen Denkzettel und schwang mich auf's Roß. “

 

1828

Anonym. Berliner Conversation. In: Berliner Conversations-Blatt. 16. Juni. Digitalisiert von Google

“[S. 458] Lenore von C. von Holtei
Als Bürger im Winter nach wenigen Klängen, die ihm ein geheimnißvoller Zufall zugeweht, das Lied niederschrieb:
   Lenore fuhr ums Morgenroth
   Empor aus schweren Träumen:
   Bist untreu Wilhelm oder todt?
   Wie lange willst Du säumen?
und als die Poesie den Dichter übermannte und die herzzerreißende Liebesklage, wie sie kaum in deutschen Ländern vernommen worden, auf dem Papiere stand:
   O Mutter! was ist Seeligkeit!
   O Mutter! was ist Hölle?
   Bei ihm, bei ihm ist Seeligkeit,
   Und ohne Wilhelm Hölle!
da glaubte er nicht, daß die Ballade einst das Gemeingut der Nation werden würde. Alt und Jung haben sie auswendig gelernt. Die Kritik hat mit Recht gerügt, daß ihr die schlichte Einfalt der Schottischen Schwesterballade abgehe, doch ihre eigenthümlich ergreifende Schönheit hat sich durch Generationen bewährt. Aber wo jedes Kind, das aus der Ammenstube erwächst, das alte Lied auswendig herplappert, erwartete man nicht, daß es noch einmal als Drama eine Zierde des Deutschen Theaters werden und ein kritisches Publikum zu lautem Enthusiasmus entflammen solle. C. v. Holtei hat diese Aufgabe gelöst. Sein Melodrama (eigentlich Trauerspiel) L enore, am 12. Juni zum erstenmal auf dem Königstädter Theater aufgeführt, hat ihn als einen dramatischen Dichter bewährt, der die Kraft besitzt, alles was er bisher geleistet, vergessen zu machen. Es ist nächst Kleists Prinzen von Homburg das erste Stück, welches die patriotischen Gefühle des Preußischen Volkes auf eine würdige Weise, ohne Uebertreibung, ohne Schmeichelei, anregt, daß wir nicht wissen, wie sie je stärker, erhabener, wahrer, ausgesprochen werden könnten. Die Kritik wird ihrer Zeit über dieses ganz eigenthümliche, vaterländische Produkt Rede stehen. “

 

1828

Barrie's, Carl. Der Abend einer Förster-Familie. In: Bibliothek auserlesener Romane und Erzählungen Deutschlands, Zehnter Theil, München, Paßau und Regensburg. Digitalisiert von Google

“[S. 58] Der Graf erzählte ihr denn auch Alles; aber unsere Leser werden das Hauptsächlichste gewiß schon errathen haben. Karl hatte sich ausgezeichnet im Felde, war im Gefecht verwundet, aber auch Hauptmann geworden, weil er den Feldherrn, des Grafen Vater, aus der Gefahr der Gefangenschaft gerettet hatte. Daß dieß nicht in Deutschland geschehen seyn kann, wissen unsere Leser; denn da ist, seit der Freischütz furore gemacht, Gott sei Dank, die Kriegsfurie nirgends los gewesen. Aber sechs Monate vergingen, ehe der Verwundete im Stande war, die Heimreise in Gesellschaft des dankbaren Grafen zu unternehmen. Er hatte nicht geschrieben, ob er gesund geblieben, weil er nicht schreiben konnte, daß er es geblieben, und wollte seine Lieben im Baumfelde lieber überraschen, als bekümmern.”

 

1828

D. Literatur. Amor capnophilus [...]. In: Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst. Montag, 27. October. Digitalisiert von Google

“[S. 688] Das Büchelchen kann viel Gutes stiften, vorzüglich ist es anwendbar, um von Frauen, Mädchen, Ältern und Freunden statt eines schalen Almanachs oder Taschenbuches als Neujahrs- oder Gelegenheitsgeschenk an junge, übermäßige Tabackschnupfer oder Raucher verehrt zu werden, wenn sie anders nicht zu jener Classe gehören, von welcher unser alte, ehrliche Bürger sagt:
   Ich hab' ein altes Buch,
   Das kann uns wohl berichten,
   Viel schnurrige Geschichten.
   Worin manch Stutzer g'nug
   Für seinen Schnabel fände.
   Wenn er latein verstände.”

 

1828

Anonym. Die Zigeuner der neuen Liedersammlung von Béranger. In: Morgenblatt für gebildete Stände, 30. Oktober. Digitalisiert von Google

"[...] wir wählten daher zur Probe die folgende Ballade, weil sich in ihr, unserer Meynung nach, sowohl der Geist Bérangers als der Geist der neuern französischen Schule am deutlichsten ausspricht. Das Lied wird Jedem aus irgend einer Rücksicht gefallen, er mag übrigens bey folgenden Bemerkungen eines französischen Kritikers denken was er will: ´Die Tiefe mancher Dichtungen Goethe's und Schillers ist in Frankreich vielseitig gepriesen worden; Bürgers Balladen wurden mit Entzücken aufgenommen. Bérangers Flug in seinen Bohémiens ist eben so hoch, vielleicht noch höher: es herrscht darin ein besonnener Blick in die Wirklichkeit neben dem vollen Zauber des Geheimnißvollen, Unbekannten.´"
 

1828

Anonym. Die Dilettanten *). In: Der Wanderer, 4. May. Digitalisiert von Google

“Aber noch waren meine Leiden nicht zu Ende. Die Frau Steuer-Commissions-Räthinn selbst spielte die Pedalharfe und sang dazu Bürgers Lenore von Zumsteeg! Bey diesem Anblick bemächtigte sich eine nahmenlose Verzweiflung meines Wesens; ich machte Anstalt, aus dem nächsten Fenster zu springen, allein die reitzende Cousine winkte und ich sank auf den Sessel nieder, ein Opfer der Liebe! Die Frau Steuer-Commissions-Räthinn mit der Pedalharfe gewährte einen Anblick wie ein gestürzter Centaur. Immer bey der Stelle: ´die Todten reiten schnell!´ ahmte die Frau Steuer-Commissions-Räthinn die Bewegung nach und ich hoffte alle Augenblick, die Frau Steuer-Commissions-Räthinn auf der Pedalharfe zum Fenster hinausreiten zu sehen; eine Stunde lang dauerte die Qual, endlich verendete sie mit einem langen Accord und die Frau Steuer-Commissions-Räthinn schien in einer Art Verschwebung zu seyn. ´Göttlich! außerordentlich!´ scholl es nun überall; ich küßte ihr die Hand und sagte: ´Himmlisches Wesen!´ Sie lächelte selig. Die Sollicitatorsfrau aber zischelte mir in's Ohr: ´Bürger ist mein Mann nicht, denn die Lenore ist doch eigentlich als ein Sinngedicht zu schauderhaft!´

*) Ohne das Gute zu verkennen, welches der Dilettantismus für Kunst und gesellige Unterhaltung bewirkt, ist doch dessen Schattenseite auch nicht wegzuläugnen, und da der nachstehende Aufsatz, größtentheils einem Berliner Blatte entlehnt, das Ridiküle desselben mit den Waffen des Witzes und der Laune bekämpft, so dürfte dessen Aufnahme in unsere Blätter, den Freunden des Jokus und Komus nicht unwillkommen seyn.
    Die Red.”

 

1828

Schilling, Gustav. Die Saat des Bösen. In: Sämmtliche Schriften, Funfzehnter Band, Fresden und Leipzig. Digitalisiert von Google

“[S. 82] Ich äußerte, bestürzt wie sie, mein Beileid zu des Gatten Tode. - Der, meinte sie, möge sanft ruhen, oder unsanft vielmehr, da er das Glück ihres Lebens zerstört habe, aber der Prinz! - Damit warf sie sich, während dieser Klagen, laut schluchzend auf das Bett, zerschlug den Busen und zerrang wie Lenore die Hand, ward dann still, schlief ein und bald so fest, als in der Regel die Frau Pathe und es gelang mir, sie nach dem späten Erwachen zum Mitgenusse des Frühstücks zu bewegen.”

 

1828

Anzeige. In: Bayreuther Zeitung, 10.03.

“[S. 232] Miscellen
An meinen Freund Pf..g in C...b.ch.
   Wenn Dich die Lästerzunge sticht,
       So laß dir dieß zum Troste sagen:
    Die schlechten Früchte sind es nicht,
      Woran die Wespen nagen.
B.....th.                          ..ß.t.”

 

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30122017-107